Thronsessel mit Stufe
Ngwuo "Mandu Yenu"
Das Königreich Bamum im Grasland von Kamerun ist bekannt für seine opulente höfische Kunst aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Dieser Thron, genant "Mandu Yenu", gilt als prächtiger Höhepunkt dieser Kunst. Er besteht aus zwei Teilen, einem Sitz und einer Fußbank, beide aus massivem Holz geschnitzt. Die Schnitzerei spiegelt Symbole der Könige von Bamum wider, wie die zweiköpfige Schlange und die Erdspinne, ein Symbol der Weisheit. Die beiden großen menschlichen Figuren des Sitzes stellen Zwillinge dar, die den König schützen sollen, während die beiden kleineren Figuren auf der Fußbank Gewehre tragen, die die Militärmacht des Königreichs andeuten. Der ganze Thron ist mit wertvollen Glasperlen aus Europa und Kaurischnecken aus dem indischen Ozean bestickt. Das Königliche Museum für Völkerkunde versuchte seit 1905 den Thron zu erwerben. König Njoya von Bamum (Regierungszeit ca. 1887 - 1933) war erst nach einem gemeinsamen Feldzug mit deutschen Truppen gegen das Nachbarreich Nso' bereit, sich von dem Thron zu trennen. 1908 gab König Njoya dem deutschen Kaiser Wilhelm II. zu seinem Geburtstag den Thron. Zu dieser Zeit ließ König Njoya sich einen neuen ähnlichen Thron anfertigen, der sich bis heute in der königlichen Sammlung von Bamum befindet.
- Location
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Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin
- Inventory number
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III C 33341 a,b
- Measurements
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Höhe x Breite x Tiefe: 174 x 126 x 155 cm (Ensemble, wie auf Foto)
Durchmesser: 95 cm (Sitzfläche)
Gewicht: 110,5 kg (Thronsessel)
Höhe x Breite x Tiefe: 174 x 110 x 115 cm (Thron)
Gewicht: 42 kg (Thronstufe)
Höhe x Breite x Tiefe: 72 x 126 x 38 cm (Stufe)
- Material/Technique
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Holz, Glas, Textil, Kalk (Kaurischnecke)
- Inscription/Labeling
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Bemerkung: Datum: 03.06.2016
Das Verschenken von königlichen Hockern oder Thronen war in Kamerun ein Gestus, der mit der Aufnahme oder Sicherung diplomatischer Beziehungen vergleichbar ist. Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, warum König Njoya von Bamum dem deutschen Kaiser 1908 diesen Thron schenkte. Njoya wollte seine Beziehungen zur deutschen Kolonialmacht unterstreichen und seine eigene Position als – gleichwertiger – Bündnispartner verdeutlichen. Ob es sich hier um den eigenen Thron Njoyas oder um eine Kopie oder Zweitfassung handelt, ist nicht abschließend geklärt. Der Originalthron geht zurück auf den Vater Njoyas, Nsa’ngu, der 1885 – 1887 regierte. Der Name des Throns mandu yenu bedeutet soviel wie “reich an Perlen”. Die hohe und breite Sitzfläche wird von den verschlungenen Leibern doppelköpfiger Schlangen getragen. Hinter ihr ragen zwei Zwillingsfiguren hervor. Zwillingen sprach man eine besondere Kraft zu. In Bamum wurden sie dem Palast übergeben, wo sie bei der Inthronisation und der Beerdigung des Königs eine wichtige Rolle übernahmen. Der weibliche Zwilling trägt eine Kolanussschale, der männliche ein Trinkhorn. Kolanüsse und Palmwein werden als höfliche Geste beim Empfang von Besuchern gereicht. Die Fußbank vor dem Thronhocker zeigt eine Reihe von Beratern oder Dienern des Königs und zwei mit Gewehren bewaffnete Soldaten. Die verschwenderische Verzierung des gesamten Throns mit Kaurischnecken und Glasperlen repräsentiert die Macht und den Reichtum des Königs. Sie ist aber auch ein Bild des Wohlstands, den seine Herrschaft den Menschen von Bamum bringen soll. / P.J.
- Related object and literature
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Foto: Foto: VIII A 1736, Positiv, SW, "Sultan Joja von Bamum", Robert Lohmeyer (1951)
Aufnahme Objekt: Aufnahme Objekt: VIII A 1814, Positiv, SW, Sultan Njoya von Bamum auf seinem Thron., 1908, Robert Lohmeyer (1951)
Objektbezug: Objektbezug: VIII A 14557, Positiv, Thronsessel, Steinmetz
Vorgang: Vorgang: E 1114/1908, Staatssekretär des Reichs-Kolonialamt [A.IV.713/33834, vom 20.5.1908] ersucht um Abholung eines Thrones und anderer ethn. Gegenst. d. Häuptl. Joja - 4seitiger Bericht gez. v. Luschan vom 10.6.1908 nebst Photografien betr. Thron., 1908 (20.5./10.6.1908), Reichs-Kolonialamt (17.5.1907 - 20.2.1919)
Foto: Foto: VIII A 4696, Negativ, SW, Thron von Njoya (Mfon Njoya und Na Njapndunke), vor 1908, Dora Meyer (1955)
Objektbezug: Objektbezug: VIII A 14291, Positiv, SW, Thronsessel des Sultans Njoja von Bamum, Landesbildstelle Bonn
Objekt: Vorgang: E 1244/1926, Erwerbung: III/5/1927: III C 33341-33344 [ehem. IX B 331 bis IX B 334], Geschenk des König Njoya von Bamum an den Deutschen Kaiser Wilhelm II. Thronsessel, Schwert, Haube und Pfeife - Inhalt: Preußisches Gesetz betr. Sammlungen Nr. 42 v. 30.10.1926, über die Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Preuß. Staate u. den Mitgliedern des ehem. Könighauses - hierzu Beilage Finanz-Ministerial-Blatt, Sondernummer 317, hrsg. im preuß. Finanzministerium, Berlin 28.12.1926, 1926, Wilhelm II. (27.1.1859 - 4.6.1941)
Objekt: Vorgang: E 58/1905, Erwerbung: I/11/1905: III C 19141, Stuhl (Bamum), Eigentum Sr, Majestät d. Kaisers -- Inhalt/Enthält: Ober Hofmarschall-Amt mit Benachrichtigung, daß der Stuhl König Joias von Bamum vom Kaiser an das MV übersendet wird, aber nach wie vor Eigentum des Kaisers bleibt. Bitte um Empfangsbestätigung. Briefe: 1, 1905 (01.10.1905), Jesko von Puttkamer (2.7.1855 - 24.1.1917)
- Event
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Eigentumswechsel
- (description)
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Schenkung
- Event
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Herstellung
- (who)
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Bamun (Bamum, Mamum, Bamoun, Mamoun, Mamoum) (Herstellende Ethnie)
Bamun (Bamum, Mamum, Bamoun, Mamoun, Mamoum) (Herstellende Ethnie)
- (where)
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Kamerun
Kamerun
- (when)
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19. Jahrhundert
- Event
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Sammeltätigkeit
- Other object pages
- Rights
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Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin
- Last update
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02.07.2024, 8:57 AM CEST
Data provider
Ethnologisches Museum. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Thronsessel mit Stufe
Associated
- Bamun (Bamum, Mamum, Bamoun, Mamoun, Mamoum) (Herstellende Ethnie)
- Wilhelm II. (27.1.1859 - 4.6.1941), Veräußerung
Time of origin
- 19. Jahrhundert