Bestand

Arnegg, Deutschordensamt (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Burg und Herrschaft Arnegg wurden 1470 von Württemberg an die von Stadion verkauft. 1700 kamen sie in den Besitz der Landkommende Altshausen.
Die im Staatsarchiv Ludwigsburg zum vorliegenden Bestand vereinigten Archivalien umfassen:
Amtsprotokolle für 1700-1809 sowie Verhör- und Gerichtsprotokolle für 1781-1807; Akten in Verwaltungs-, Lehen-, Güter-, Kirchen-, Forst-, Weide-, Mühlen- und Fischereisachen für 1576-1603, 1681-1807; Geld- und Fruchtrechnungen des Amtes Arnegg für 1622-1700 (mit größeren Lücken, vor allem ohne 1640-1671), 1701-1722, 1724-1806.
Ein Nachtrag aus dem aufgelösten Selektbestand des Oberamts Blaubeuren (H 23) kam 1970 hinzu; er reicht bis 1449 zurück.
Ein Urbar des Amtes Arnegg befindet sich im Staatsarchiv Ludwigsburg Bestand H 217

I. Zur Geschichte des Deutschordensamts Arnegg: Die Herrschaft Arnegg umfasste zunächst Burg und Dorf Arnegg, den größten Teil von Ermingen sowie den Kirchensatz und Fronhof in Dietingen. 1338 kaufte Graf Ulrich II. von Württemberg von dem Ulmer Patrizier Konrad Seveler die Hälfte von Burg und Herr schaft, der andere Teil kam über die Herren von Stein später ebenfalls an Württemberg. Die Burg wurde 1378 von Truppen der Reichsstadt Ulm zerstört und erst im 15. Jh. wieder aufgebaut. Ulrich V. von Württemberg verkaufte die Herrschaft 1470 an Wilhelm von Stadion, der sie schon vorher als Pfand besessen hatte. 1539 kamen - größtenteils von den Schenken zu Winterstetten - Güter in Wippingen und Markbronn hinzu. In Wippingen teilte man sich die Herrschaft mit der Deutschordenskommende Ulm und dem Spital Ulm, in Markbronn waren daneben noch die Besserer aus Ulm und das Spital Blaubeuren begütert. Letzterem standen nach einem Vertrag von 1584 Landeshoheit und Hochgericht für diesen Ort allein zu. Dietingen, wo der Orden die Hälfte des Ortes besaß, war ebenfalls ein Kondominat mit dem Spital Blaubeuren. Im Jahr 1700 verkaufte Johann Philipp von Stadion die Herrschaft für 110.000 fl. an den Landkomtur des Deutschen Ordens in Altshausen. Dem Orden gelangen weitere Neuerwerbungen. 1702 konnten von dem Benediktinerinnenkloster Urspring 2/3 von Eggingen samt der Hochgerichtsbarkeit, ein Teil von Ermingen sowie Zehntrechte in Dietingen und Markbronn erworben werden, 1778 kamen von dem Kloster Söflingen der Rest von Ermingen, der Zehnt zu Arnegg und weitere Zehntrechte in Markbronn hinzu. Die Ortsherrschaft in Eggingen teilte sich Arnegg mit dem Kloster Söflingen, das aber lediglich ein Drittel des Dorfes und die Niedergerichtsbarkeit für diesen Teil besaß. Die Herrschaft Arnegg besaß im 18. Jh. in allen Besitzungen mit Ausnahme von Wippingen die hohe und niedere Gerichtsbarkeit und den Blutbann, daneben u.a. das Patronatsrecht in Arnegg und Dietingen und das Fischrecht in der Blau. Die Herrschaftsgüter wurden in der Regel als Falllehen an die Einwohner vergeben. Obwohl ein Teil der Deutschordenskommende Altshausen, blieb Arnegg eine reichsritterschaftliche Herrschaft und steuerte zum Ritterkanton Donau. An der Spitze der Verwaltung stand ein Obervogt, der bis 1784 auf der Burg, danach im Ort Arnegg residierte. Durch die Beschlagnahmung der Deutschordensbesitzungen und die Aufhebung des Ordens in den Rheinbundstaaten kam mit der Kommende Altshausen 1806 auch die Herrschaft Arnegg an Württemberg und wurde ein Teil des Oberamts Blaubeuren.

II. Zur Bestandsgeschichte: Der größte Teil der arneggischen Überlieferung kam zunächst in das Staatl. Nebenarchiv im Deutschordensschloss zu Mergentheim und wurde 1869 von dort in das neugebildete Staatsfilialarchiv Ludwigsburg überführt. Um 1930 wurde der Bestand von Karl Otto Müller geordnet, verzeichnet und durch ein handschriftliches Repertorium erschlossen. In der Beständeübersicht von 1937 erhielt er die Signatur B 349. Im Jahr 1950 wurden die Akten aus Platzgründen in das Hauptstaatsarchiv Stuttgart verbracht und erhielten dort neue Bestellnummern, während die Rechnungsbände zunächst noch in Ludwigsburg belassen wurden. Dort wurden die 139 Hefte bzw. Bände mit 2,70 lfd. m. durch ein ausführliches Repertorium von W. Böhm (1953) erschlossen. Im Rahmen der Beständebereinigung zwischen dem Hauptstaatsarchiv und dem Staatsarchiv Ludwigsburg von 1969 wurden auch die Rechungsbände nach Stuttgart abgegeben. Das Repertorium ist weiterhin gültig. Ein Urbar des Amts wurde in den Bestand H 217 (Lagerbücher des Deutschen Ordens) eingegliedert und befindet sich mit diesem im Staatsarchiv Ludwigsburg. Ein kleinerer Teil der Unterlagen des Deutschordensamts kam, wahrscheinlich über das Oberamt Blaubeuren, direkt in das damalige Haus- u. Staatsarchiv Stuttgart. Dort wurden sie in den Bestand "Oberamt Blaubeuren" (H 23) eingegliedert, einen der rund 25 zwischen 1826 und 1845 gebildeten Pertinenzbestände für die Oberämter der neuwürttembergischen Gebiete, in denen die Archivalien der ehemaligen Herrschaften ohne Rücksicht auf ihre Provenienz vermischt wurden. Da man aber bereits ab 1845 dazu überging, provenienzgerechte Bestände zu bilden, blieben diese Pertinenzbestände Fragmente. Nachdem man sie zunächst beibehalten hatte, wurde der Bestand H 23 nach 1970 als erster dieser Gruppe aufgelöst und sein Inhalt wieder den entsprechenden Provenienzen zugeordnet. Hierbei fielen auch 19 Aktenbüschel des Deutschordensamts Arnegg an, die von Nov.-Dez. 1992 durch den Unterzeichneten verzeichnet wurden. Aufgrund der Anzahl der neu hinzukommenden Titelaufnahmen wären Nachträge in das vorhandene Findbuch wenig sinnvoll gewesen. Stattdessen wurde die Gelegenheit benutzt, unter Verwendung der alten Titelaufnahmen von K. O. Müller für den gesamten Bestand ein modernes Repertorium zu erstellen. Hierfür wurde das alte Findbuch im Rahmen einer Transkriptionsübung von Archivinspektorenanwärterinnen und -anwärtern des 30. Lehrgangs unter Anleitung von Roland Müller auf EDV-Erfassungsformulare übertragen. Zur besseren Übersichtlichkeit wurde die Einteilung von K. O. Müller in 5 bzw. (nach Entnahme der Rechnungsbände und des Urbars) 3 Rubriken nicht übernommen, sondern ein neues Ordnungsschema nach Sachbetreffen entwickelt, das, wo es zweckmäßig schien, noch nach Ortsbetreffen untergliedert wurde. Dadurch ergab sich die Notwendigkeit, ab Bü 38 neue Bestellnummern zu vergeben. Das Repertorium wurde mit Hilfe des MIDOSA-Pakets der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg erstellt. Einige Archivalien haben teilweise schwere Wasserschäden. Der Bestand umfasst 101 Bü und 139 Bände mit ca. 7,30 lfd. m. Stuttgart, im April 1993 D. Stihler

Nach der Retrokonversion des Repertoriums für die Bände durch Barbara Mayer unter Anleitung von Diplom-Archivar (FH) Johannes Renz wurden die beiden bisherigen Teilfindbücher B 349 I und B 349 II im März 2017 zusammengeführt, das vorliegende neue Repertorium angefertigt und online gestellt.

Abkürzungen:
allg. allgemeine(s)
AS Archivsignatur
Bd. Band
Bü Büschel
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CW Landkr. Calw
Desgl. Desgleichen
Expl. Exemplare
fl. Gulden
fol. folio
Frhr. Freiherr
Gde. Gemeinde
Gem. Gemarkung
herrschaftl. herschaftlicher
Jh. Jahrhundert
Kl. Kloster
Landkr. Landkreis
lfd. m. laufende Meter
m. Meter
Nr. Nummer
RV Landkr. Ravensburg
S. Seite
s. siehe
Staatl. Staatliches
u. und
u. a. unter anderem
UL Stadtkreis Ulm bzw. Alb-Donau-Kreis
v. von
v. a. vor allem
württ. württembergisch(er)

Konkordanz: Bemerkung: Bis einschließlich Bü 37 stimmen die alten und neuen Bestellnummern überein

alte Bestellnr. neue Bestellnr.
B 349 Bü 39 62
B 349 Bü 40 63
B 349 Bü 41 64
B 349 Bü 42 65
B 349 Bü 43 72
B 349 Bü 44 66
B 349 Bü 45 67
B 349 Bü 46 68
B 349 Bü 47 69
B 349 Bü 48 70
B 349 Bü 49 71
B 349 Bü 50 75
B 349 Bü 51 76
B 349 Bü 52 77
B 349 Bü 53 78
B 349 Bü 53a 79
B 349 Bü 54-58 81
B 349 Bü 58a 82
B 349 Bü 58b 86
B 349 Bü 59 51
B 349 Bü 59a 53
B 349 Bü 60 92
B 349 Bü 61 38
B 349 Bü 62 42
B 349 Bü 63 52
B 349 Bü 64 74
B 349 Bü 65 59
B 349 Bü 65a 89
B 349 Bü 66 61
B 349 Bü 67 73
B 349 Bü 68 39
B 349 Bü 69 40
B 349 Bü 70 41
B 349 Bü 71 43
B 349 Bü 72 90
B 349 Bü 73 84
B 349 Bü 74 49
B 349 Bü 75 47
H 23 Bü 01 60
H 23 Bü 06 91
H 23 Bü 07 94
H 23 Bü 08 50
H 23 Bü 09 48
H 23 Bü 11 85
H 23 Bü 12 56
H 23 Bü 13 54
H 23 Bü 14 88
H 23 Bü 15 55
H 23 Bü 16 57
H 23 Bü 17 87
H 23 Bü 18 44
H 23 Bü 19 45
H 23 Bü 20 46
H 23 Bü 21 80
H 23 Bü 25 83
H 23 Bü 28 58
H 23 Bü 39 93

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 349
Umfang
95 Büschel, 139 Bände (7,30 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Deutscher Orden und Johanniterorden >> Deutscher Orden: Ballei Elsaß-Burgund

Bestandslaufzeit
1449-1809

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Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1449-1809

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