Bestand
Staatliches Nebenarchiv Stuttgart bzw. Heilbronn (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Das Staatliche Nebenarchiv Stuttgart wurde 1840 als Sammelstelle für Schriftgut aus zahlreichen, meist oberschwäbischen Archiven gegründet, für die seit 1806 sogenannte Aktendepots eingerichtet worden waren. 1858 wurde es nach Heilbronn verlegt, 1869 aufgelöst. Die Bestände wurden in das Staatsfilialarchiv Ludwigsburg überführt.
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält v.a. Diarien (ab 1858) und Kanzleiakten sowie Archivbeschreibungen und Aktenverzeichnisse. Die Vorakten ab 1837 entstanden aus der Tätigkeit Valentin Schloßsteins als Archivkommissär in Weingarten, die früheren Vorakten betreffen Personalangelegenheiten Schloßsteins.
Vorbemerkung: Die im Folgenden verzeichneten Akten waren bislang im Bestand E 62, Staatsarchiv Ludwigsburg, enthalten und mit diesen provisorisch von K. O. Müller verzeichnet. Bei den Vorarbeiten für die Ordnung und Verzeichnung dieses Bestandes zeigte es sich, dass die Vorakten der 1869 in das Staatsfilialarchiv Ludwigsburg überführen Staatlichen Nebenarchive leicht aus dem Hauptbestand herauszulösen waren. In Analogie zu dem schon 1954 gebildeten Bestand E 62 a, Staatliches Nebenarchiv Ellwangen, wurden daher die Bestände E 62 b, Staatliches Nebenarchiv Mergentheim, und E 62 c, Staatliches Nebenarchiv Stuttgart bzw. Heilbronn, gebildet. Wollte man übertrieben genau formulieren, müsste der Bestand eigentlich "Staatliches Nebenarchiv Weingarten, Stuttgart, Heilbronn" heißen, denn die Bestands-, wenn auch nicht die Registraturbildung des Nebenarchivs beginnt 1837 mit der Entsendung des ehemaligen Verwaltungsaktuars Friedrich Valentin Schlossstein durch die Direktion des Haus- und Staatsarchivs in Stuttgart als Archivkommissär nach Weingarten mit dem Auftrag, die in dem dortigen Archivdepot lagernden Bestände der vormaligen Klöster (Weingarten, Baindt, Hofen und Löwental) sowie der Landvogtei Schwaben und des Landgerichts Ravensburg zu sichten, Ausscheidungsverzeichnisse anzulegen und die aufbewahrungswürdigen Akten für die Verbringung in das zu schaffende zentrale Nebenarchiv nach Stuttgart vorzubereiten [1]. Mit den Erlassen der Archivdirektion an Schlossstein (bei denen gelegentlich auch sonstige Schreiben abgelegt wurden) und den Konzepten von dessen Arbeitsberichten setzt 1837 das hier verzeichnete Schriftgut ein. Die älteren Schriftstücke in Schloßsteins Personalunterlagen (Bü 40) ab 1808 stammen aus dessen Privatbesitz und sind auch als solcher gekennzeichnet. 1840 erhielt Schloßstein die Leitung des Nebenarchivs in der - heute nicht mehr vorhandenen - Stuttgarter Legions- bzw. Tübingertorkaserne [2], in dem Schriftgut aus zahlreichen, insbesondere oberschwäbischen Archiven zusammenkam: neben den aus Weingarten verbrachten Archivalien die Archive der vorderösterreichischen Regierung aus Wiblingen, der vorderösterreichischen Landstände aus Ehingen, die Archive der Ritterkantone Donau, Neckar-Schwarzwald und Kocher, das Archiv des Schwäbischen Grafenkollegiums und andere. In Stuttgart legte Schloßstein eine "Kanzleiregistratur" an, die er in I. Allgemeiner Teil II. Familien III. Topographie einteilte (siehe "Hauptübersicht der sämtlichen Archive und Registraturen ...", 1854 - Bü 52, S. 47). Die Masse der - allerdings in bescheidenem Umfang entstandenen - Kanzleiakten befand sich dabei offenbar im Teil I, der neben der fast geschlossenen Reihe der Erlasse der Archivdirektion Ansätze von Sachakten und einer Schlagwortrepositur zeigt. Wie weit die Ordnungsarbeiten von K.O. Müller diese ursprünglichen Ordnungsansätze ge- und zerstört haben, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Nach der Verlegung des Nebenarchivs Stuttgart in den - 1877 abgerissenen - Clarabau des ehemaligen Claraklosters in Heilbronn im Herbst 1858 [3] änderte Schloßstein nichts an seiner Registraturführung, er scheint jedoch erstmals ein Geschäftstagebuch begonnen zu haben (Bü 1), das er bis zu seinem Tod im Mai 1860 führte. Schloßsteins zwei Amtsnachfolger als (nebenamtlich tätige) Archivamtsverwester, die Oberjustizassessoren Ludwig Klunzinger (1860-61) und Karl Köstlin (1861-69) [4], setzten Schloßsteins Registraturordnung nicht fort. Klunzinger legte die Erlasse und sonstigen Eingänge chronologisch ab und führte für seine Berichte u.a. ein Konzeptbuch (Bü 38) ohne Geschäftstagebuch, Köstlin legte die Einläufe in Serie chronologisch ab und führte für seine Berichte u.ä. ein Konzeptberichtsheft (Bü 3a), daneben ein Geschäftstagebuch (Bü 2). Mit der Verlegung der Archivalien aus Heilbronn im Juni 1869 in das neugegründete Staatsfilialarchiv Ludwigsburg wurde das Nebenarchiv Heilbronn aufgelöst. Der Aktenbestand wurde im Januar 1977 vom Unterzeichneten geordnet und nun verzeichnet. Er umfasst 62 Büschel = 0,5 lfd. m Ludwigsburg, Februar 1977 Dr. W. Schmierer
Anmerkungen: [1] s. dazu neuerdings Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs, Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803 bzw. 1806 bis 1810 (B-Bestände), Reichs- und Kreisinstitutionen vor 1806 (C-Bestände). Bearbeitet von Margareta Bull-Reichenmiller. Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Band 34, Stuttgart 1976, Einleitung S. 19f. [2] Dazu K.O. Müller, Gesamtübersicht über die Bestände der Staatlichen Archive Württemberg in planmäßiger Einteilung. Veröffentlichungen der württembergischen Archivverwaltung Heft 2, Stuttgart 1937, Einleitung S. 13f. [3] Das ebd. S. 14 genannte Datum 1859 ist falsch. [4] Ebd. S. 34 f.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, E 62 c
- Umfang
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62 Büschel (1,4 lfd. m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Ober- und Mittelbehörden 1806-um 1945 >> Geschäftsbereich Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und Staatsministerium
- Bestandslaufzeit
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1840-1869 (Vorakten ab 1808)
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
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18.04.2024, 10:40 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1840-1869 (Vorakten ab 1808)