Bestand
Nachlass Gräfin Sophie Eleonore von Erbach, geb. Schenk von Limburg-Sontheim (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält Teile des Nachlasses der Sophie Eleonore von Erbach, geb. Schenkin von Limpurg (1695-1738), die vermutlich über ihre beiden Töchter, die mit Wertheimer Grafen verheiratet waren, in das löwenstein-wertheimische Archiv gelangt sind. Das Schriftgut umfaßt in erster Linie die Verwaltung der limpurgischen Besitzungen; daneben finden sich Unterlagen über die weiteren Besitzungen und das Wittum der Sophie Eleonore sowie in geringem Umfang privates und amtliches Schriftgut aus der Grafschaft Erbach, oft mit Bezug in die Niederlande, insbesondere die Grafschaft Culemborg.
1. Einleitung: Sophie Eleonore (1695-1738) war die jüngste der fünf Erbtöchter des im Jahr 1713 verstorbenen Schenken Vollrath von Limpurg-Sontheim. 1711 heiratete sie den Grafen Friedrich Karl von Erbach-Erbach, mit dem sie einen früh verstorbenen Sohn und zwei Töchter hatte. Nach dem kinderlosen Tode des älteren Bruders des Grafen, Philipp Ludwig, im Jahre 1720 wurde Friedrich Karl regierender Graf der Linie Erbach-Erbach, bei dessen Tod 1731 die Herrschaft an seine Vettern, Philipp Carl von Erbach-Fürstenau, Georg Wilhelm von Erbach-Erbach und Georg August von Erbach-Schönberg, fiel. Das mütterliche Erbe der Sophie Eleonore, ein Fünftel der Herrschaft Limpurg-Sontheim, verblieb hingegen den beiden Töchtern des Grafen, Sophie Christine Albertine (1716-1741) und Friederike Charlotte Wilhelmine Augusta (1722-1786). Nach dem Tod ihrer Mutter Sophie Eleonore im Jahr 1738 heirateten die Schwestern die Grafen Friedrich Ludwig und Johann Ludwig Vollrath von Löwenstein-Wertheim. Damit kam das erbachische Fünftel am limpurg-sontheimischen Erbe an die Grafen von Löwenstein-Wertheim. Da aus der Ehe der älteren Schwester Sophie Christine, die bereits 1741 verstarb, mit Friedrich Ludwig keine Kinder überlebten, gelangte Sophies Anteil an die Erben der Schwester. Der erbachische Anteil an dem Limpurger Erbe umfaßte bei der Realteilung von 1774 das Amt Michelbach. Teile des Nachlasses der Sophie Eleonore sind vermutlich über ihre beiden Töchter in das löwenstein-wertheimische Archiv gelangt. Es handelt sich um ca. 2 lfm Schriftgut, vor allem aus den Jahren 1722 bis 1738, das hauptsächlich die Verwaltung des Limpurger Erbes betrifft. 1722 ist das Todesjahr der Mutter von Sophie Eleonore von Erbach. Seit diesem Zeitpunkt oblag ihr die Verwaltung der limpurgischen Erbgüter gemeinsam mit ihren Schwestern Wilhelmine Sophie Eva Gräfin von Prösing, Christiane Magdalena Juliane Landgräfin von Hessen-Homburg, Friederike Auguste Gräfin von Schönburg-Waldenburg und Amöna Sophie Friederike Gräfin von Löwenstein-Wertheim. Die Regierung und Kammer von Limpurg-Sontheim hatte ihren Sitz in Obersontheim. Die Sontheimer Räte formulierten sog. "Kanzlei- und Kammerpunkte", die sie zusammen mit einem "unmaßgeblichen Gutachten" an die Limpurger Erbinnen schickten, die anscheinend nach Anciennität ihre Beschlüsse (Resolutiones) an die jeweils jüngeren Schwestern weiterreichten, bis alle Resolutiones wiederum an die Kanzlei in Obersontheim gelangten. Offensichtlich gab es dabei ein enges Zusammenspiel zwischen Sophie Eleonore von Erbach und ihrer älteren Schwester Ämone Sophie von Löwenstein-Wertheim, da häufig Schreiben aus Obersontheim an beide Schwestern adressiert sind, die zuerst nach Wertheim gelangten und dann nach Erbach weitergereicht wurden. Mag dies noch seinen Grund in den räumlichen Gegebenheiten gehabt haben, so gab es wohl auch sachliche Übereinstimmungen zwischen diesen beiden Schwestern, wie die Auseinandersetzungen um die Aufteilung des elterlichen Erbes zeigen (Nr. 25). Auf der Ebene der Ämter - Obersontheim, Gröningen, Schmiedelfeld, Gaildorf-Welzheim und Michelbach an der Bilz - wurde ähnlich verfahren. Die Amtleute reichten ihre Fragepunkte an die Kanzlei in Obersontheim, die diese wiederum mit einem Gutachten an die Erbinnen verschickte. Darüber hinaus gab es noch Angelegenheiten, die gemeinsam mit den Erbinnen der Linie Limpurg-Speckfeld zu behandeln waren, da es erst 1772 zu einer Realteilung zwischen beiden Linien kam. In diesen Fällen berieten sich die Kanzleien in Obersontheim und Markt Einersheim schriftlich oder bei Konferenzen der Speckfelder und Sontheimer Räte. Neben dem Limpurger Verwaltungsschriftgut finden sich einige Akten, die die sonstigen Besitzungen der Sophie Eleonore von Erbach, insbesondere das von ihr beanspruchte Wittum, betreffen. Dieses stand auch im Zentrum der Streitigkeiten zwischen ihr und den Erben der Grafschaft Erbach, die in einen Prozeß vor dem Reichshofrat mündeten (Nrn. 91-93). Letztendlich ist auch noch in geringem Umfang privates und amtliches Schriftgut aus der Grafschaft Erbach erhalten. Auffällig daran ist der Bezug in die Niederlande, insbesondere in die Grafschaft Culemborg. Dies läßt sich aus den verwandtschaftlichen Verbindungen der Häuser Erbach, Waldeck und Sachsen-Hildburghausen erklären. Die Grafen von Waldeck hatten 1598 die Grafschaft Culemborg nach dem Aussterben des Grafenhauses geerbt. Fürst Georg Friedrich von Waldeck-Wildungen (¿ 1692) hatte zwei Erbtöchter, Henriette, die dem Herzog Ernst von Sachsen-Hildburghausen Culemborg mit in die Ehe brachte, und Albertine Elisabeth, die den Grafen Philipp Ludwig von Erbach (¿ 1720) heiratete. Aus der Ehe zwischen Henriette und Ernst von Sachsen-Hildburghausen ging der Sohn Ernst Friedrich I. (1681-1724) hervor, der 1720 Culemborg an Geldern verkaufte. Er heiratete Sophie Albertine von Erbach (1683-1742), die Schwester von Philipp Ludwig und Friedrich Carl, die zugleich seine angeheiratete Tante war. Sophie Albertine von Sachsen-Hildburghausen war somit Schwägerin der Sophie Eleonore von Erbach, deren ältere Tochter Sophie Christine 1731 bei der mittlerweile verwitweten Tante in Hildburghausen lebte. Weitere Beziehungen der Erbacher Grafen in die Niederlande bestanden über ihre militärischen Funktionen. Graf Philipp Ludwig trat 1688 in niederländische Dienste, sein späterer Regimentschef war der Herzog von Sachsen-Hildburghausen. Sein jüngerer Bruder Friedrich Carl von Erbach trat ebenfalls in niederländische Dienste und wurde Major im Erbachschen Regiment. Nach dem Tod des Grafen Friedrich Carl von Erbach im Jahre 1731 verließ Sophie Eleonore das Schloß in Erbach und nahm ihren Witwensitz in der Kellerei in Michelstadt, wo sie 1738 verstarb. Dieser Bestand bildet somit auch einen geringen Beitrag zur Überlieferung des Hauses Erbach, die durch die Vernichtung des Erbacher Samtarchivs, das im Staatsarchiv Darmstadt deponiert war, im Jahr 1944 stark beeinträchtigt ist. Die Linienarchive befinden sich heute im Gräflich Erbach-Erbach und Wartenberg-Rothischen Archiv in Erbach, im Gräflich Erbach-Fürstenauischen Haus- und Familienarchiv in Michelstadt sowie im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt als Depositum (Erbach-Schönberg). Renate Schindler, Bronnbach im Juni 2002
2. Literatur: MEIER, Marga: Die Herrschaft Limpurg-Speckfeld im 18. Jahrhundert. Diss. Würzburg 1944. PRESCHER, Heinrich: Geschichte und Beschreibung der Reichsgrafschaft Limpurg, 2 Bde., 1789/1790 (ND Kirchberg 1978). SCHAAB, Meinrad: Teilungen in fränkischen Hochadelshäusern. II. Limpurg und Löwenstein, in: Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Erläuterungen. Beiwort zu Karte VI, 6 (1985), S. 8-23. SIMON, G[ustav]: Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach und ihres Landes, Frankfurt am Main 1858 (ND Frankfurt am Main 1983). TADDEY, Gerhard: Limpurg, in: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2: Die Territorien im Alten Reich, hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, hrsg. v. Meinrad Schaab u. Hansmartin Schwarzmaier, Stuttgart 1995, S. 407-411. WUNDER, Gerd/SCHEFOLD, Max/ BEUTTER, Herta: Die Schenken von Limpurg und ihr Land. Mit Abbildungen alter Ansichten (Forschungen aus Württembergisch Franken 20), Sigmaringen 1982.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, F-Rep. 227
- Umfang
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1,9 lfd. m in 94 Einheiten
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Freudenbergisches Archiv >> Hausarchiv
- Indexbegriff Person
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Erbach, Sophie Eleonore von, geb. Schenk von Limburg-Sontheim
- Bestandslaufzeit
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[1518-] 1722-1738
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- [1518-] 1722-1738