Bestand

Ältere städtische Urkunden und Akten (Bestand)

Inhalt und Bewertung

Der Bestand enthält die älteren Urkunden und Akten des Stadtarchivs Wertheim. Den Schwerpunkt der Überlieferung bildet das 16. bis 18. Jahrhundert.

Geschichte des Bestandes: Der Bestand StAWt-S I enthält die älteren Urkunden und Akten des Stadtarchivs Wertheim und geht in seinem Kern auf das Ratsarchiv zurück. Er enthält zahlreiche Urkunden, verschiedene Zunftordnungen, Kaufbriefe, Testamente, Eheverträge, Bürgerbriefe, Schuldverschreibungen, Unterlagen zu Straf- und Zivilrechtssachen sowie Schriftverkehr. Den Schwerpunkt der Überlieferung bildet das 16. bis 18. Jahrhundert. Das Ratsarchiv befand sich im 15. und 16. Jahrhundert im sogenannten Brückenturm und seit Anfang des 17. Jahrhunderts im Rathaus. Im Laufe der Jahrhunderte fanden verschiedene Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten statt. So wurden im Jahr 1783 die Unterlagen des Ratsarchivs zum ersten Mal in einem Findbuch erfasst. Einhundert Jahre später ordnete der Archivpfleger Dr. Karl Wagner die Bestände neu. Dabei erweiterte er die Rubrikenordnung von 20 auf zunächst 26, später 28 Rubriken und gliederte die Amtsbücher in verschiedene Serien auf. Das von ihm erarbeitete weitgehend summarische Inventar wurde 1884 von der Badischen Historischen Kommission als erstes seiner Art in der Reihe der Gemeindearchivverzeichnisse veröffentlicht. Einer seiner Nachfolger, Dr. Karl Hofmann, nahm 1910 nochmals eine Umorganisation der älteren Bände und Urkunden vor. Er regte in seinem Abschlussbericht zudem an, dass die bisher unverzeichneten 400 bis 500 Aktenbündel der Rubriken Acta civilia und Acta militaria verzeichnet werden sollten. Mit dieser Aufgabe wurde Dr. Flamin Haug, Archivar der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, beauftragt. Haug nahm dabei weitere umfassende Änderungen des Bestandes vor. Er gestaltete u.a. die seit 1783 bestehenden Urkundenrubriken um und versuchte die Akten nach dem Pertinenzprinzip in die Betreffe "Stadt" und "Grafschaft" aufzuteilen. Haug trieb die Erschließung des Bestandes weiter voran, indem er zahlreiche Regesten zu Einzelschriftstücken anfertigte. Sein nachlassendes Interesse und seine durch den Ausbruch des I. Weltkrieges bedingte Kriegsabwesenheit verhinderten jedoch die Vollendung seiner Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten. Sein Findbuch ist verschollen. Von 1942-44 überarbeitete Otto Langguth, ehrenamtlicher Stadtarchivar seit 1942, die von Haug bei seiner Einzelblattverzeichnung gefertigten Regesten und fertigte einen Personen-, Orts- und Sachindex an. Auch nach Anlegung der Zettelkartei und der Indices fanden innerhalb der einzelblattverzeichneten Unterlagen weitere Umsortierungsarbeiten statt, die jedoch nicht in der Zettelkartei dokumentiert wurden. Die verschiedenen Ordnungsversuche, von denen keiner konsequent bis zum Ende durchgeführt wurde, hatten u.a. zur Folge, dass der ursprüngliche Überlieferungszusammenhang im Laufe der Zeit verloren ging und der Bestand nicht für eine Nutzung zugänglich war. Trotzdem bezeichnete der seinerzeit führende Wirtschaftshistoriker Hektor Ammann in einem Bericht aus dem Jahr 1959 das Wertheimer Stadtarchiv in Bezug auf die historischen Bestände als dasjenige, das innerhalb Nordbadens den mit Abstand bedeutendsten Rang einnimmt. (Vgl. E. Langguth, Wertheimer Jahrbuch 1977/78, S. 41.) Die Amtsbücher, Protokolle und Rechnungsserien wurden 1988/89 aus dem Bestand S-I herausgelöst und auf Karteikarten neu verzeichnet. Sie sind jeweils als eigener Selektbestand (S-B, S-Pr, S-R) über Online-Findmittel zugänglich. Mit dem Umzug des Archivs nach Bronnbach 1992 wurden sowohl die zu S-I gehörigen als auch die vermeintlich zu S-I gehörigen Archivalien in Archivkartons verpackt und mit handschriftlichen Hinweisen auf die darin enthaltenen Unterlagen versehen. Diese Hinweise erlaubten jedoch keine sinnvolle Nutzung und waren zudem teils fehlerhaft und/oder unvollständig. Im Rahmen eines von der Stadt Wertheim und der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg finanzierten Projektes wurde der Bestand in den Jahren 2017-2019 strukturiert und verzeichnet.

Bearbeiterbericht: Die bereits in der handschriftlichen Zettelkartei nachgewiesenen Archivalien wurden nach den gängigen Verzeichnungsstandards durchgehend neu erschlossen, um eine gleichmäßige Erschließungstiefe zu erreichen und Fehler zu beseitigen. Die übrigen, unerschlossenen Unterlagen wurden blattweise erfasst, um eine inhaltliche Zuordnung und damit auch gemeinsame Formierung zusammengehöriger Unterlagen zu ermöglichen. Als überaus hilfreich erwies sich dabei auch die Vergabe von sogenannten Deskriptoren: Bereits während der Verzeichnung wurden für alle im Findmittel genannten Personen sowie für Orte und Sachbetreffe Deskriptoren vergeben. Diese erleichterten die Wahrnehmung für zusammengehörige Unterlagen ungemein. Hinweise auf andere Archivalien im Stadt-, Staats- und Kreisarchiv wurden über die Verweismöglichkeit im Programm ScopeArchiv vorgenommen. Im Internet sind diese Einheiten über einen Link miteinander verknüpft. Während der Bearbeitung aufgefundene Rechnungen und Protokolle wurden in die bereits 1988/89 gebildeten Selekte (S-R, S-Pr) eingereiht. Dadurch reduzierte sich der Umfang des Bestandes um ca. 9 lfd.m. Da eine Verwaltungsstruktur in den Unterlagen nicht erkennbar ist, erfolgte die Ordnung nach rein Sachthematischem Prinzip. Als Service für die Nutzer bei der Bestellung von Kopien wurde bei der Umfangsangabe einer Titelaufnahme zwischen Blatt und Schreiben unterschieden. Für die Berechnung der Anzahl an Kopien gilt daher in der Regel: 1 Blatt = 2 Seiten, 1 Schreiben = 4 Seiten. Die in S-I bei früheren Verzeichnungsarbeiten vergebenen Vorsignaturen sind über das Findbuch recherchierbar. Unterschieden werden konnte dabei lediglich zwischen 4 Vorgänger Signaturen. Soweit es erkennbar war, sind sie chronologisch geordnet. Die erste Vorsignatur gibt damit den jüngsten Bearbeitungsstand an und wurde aus der Zettelkartei übernommen. Alle älteren Vorsignaturen, die sich insbesondere bei Urkunden auch auf den Archivalien befinden, wurden immer nach dem gleichen Schema in die Felder Vorsignatur 2, Vorsignatur 3 und Vorsignatur 4 eingetragen. Der Bestand umfasst jetzt 4429 Titelaufnahmen in 16,2 lfd.m. Nach Abschluss der Korrekturarbeiten sind u.a. durch Zusammenführung von Akten folgende Nummern nicht belegt: 2743, 2893 und 3462. Bronnbach, im November 2019. Dr. Maria Rösler

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, S-I

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Wertheim >> Akten der Stadtverwaltung Wertheim (einschl. Einrichtungen und Betriebe) >> Städtische Akten I-III

Indexentry place
Wertheim TBB; Stadtverwaltung

Date of creation of holding
(1244) 1306-1937

Other object pages
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Rights
Last update
25.03.2024, 1:33 PM CET

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • (1244) 1306-1937

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