Bestand
Staatliche Waisenhäuser (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Dem 1710 gegründeten Waisenhaus Stuttgart waren zeitweise ein Zucht- und Arbeitshaus, ein Schullehrerseminar bzw. eine Präparandenanstalt und ein Musikinstitut angeschlossen. Mit Aufhebung der konfessionellen Parität wurden ab 1873 nur noch evangelische Zöglinge aufgenommen. Für evangelische Mädchen bestand ab 1873 das Waisenhaus Markgröningen, das 1917 zur Erweiterung des mit ihm verbundenen Lehrerinnenseminars wieder aufgehoben wurde. 1923 erfolgte die Verlegung des Waisenhauses von Stuttgart nach Ellwangen und 1934 von dort nach Schwäbisch Gmünd. Mit der Auflösung des zweiten Landeswaisenhauses in Ochsenhausen 1940 (siehe unten) wurden in Schwäbisch Gmünd auch von dort kommende katholische Kinder aufgenommen. Zwischen 1953 und 1957 zog das Waisenhaus erneut um, und zwar in das Gebäude des ehemaligen jüdischen Waisenhauses Wilhelmspflege in Esslingen. 1983 erhielt es in Erinnerung an dessen letzten Direktor den Namen Theodor-Rothschild-Haus. 1991 ging die Trägerschaft vom Staat auf das Evangelische Kinder- und Schulheim Wilhelmspflege Stuttgart-Plieningen über.
Das Waisenhaus Ludwigsburg wurde 1736 zugleich mit einem Zucht- und Arbeitshaus gegründet. 1746 kam ein Tollhaus zur Unterbringung von Geisteskranken hinzu. 1810 wurde die Verkoppelung mit den artfremden Einrichtungen aufgehoben und das Waisenhaus verselbstständigt. 1825 wurde es nach Weingarten verlegt. 1826 wurde ihm eine Rettungsanstalt (Vagantenkinder-Erziehungsanstalt) zur Aufnahme verwahrloster Kinder angegliedert, die 1911 in der Hauptanstalt aufging. Zeitweise war dem Waisenhaus auch eine Lehrerbildungsanstalt bzw. Präparandenanstalt angeschlossen. 1868 erfolgte die Verlegung nach Ochsenhausen. Ab 1873 wurden nur noch katholische Kinder aufgenommen. 1940 wurde das Landeswaisenhaus Ochsenhausen aufgehoben und mit dem Landeswaisenhaus in Schwäbisch Gmünd vereinigt.
Die Teilbestände enthalten jeweils Bände, Jahresberichte, sachthematisch gegliederte Akten sowie Bilder und Fotos. Den inhaltlichen Schwerpunkt bilden die Personalakten der Kinder (bis Aufnahmejahrgang 1959). In Teilbestand II ist nur noch ein Rest der ursprünglichen Überlieferung erhalten. Als Anhang ist dem Bestand eine Sammlung mit Unterlagen zur Geschichte des Israelitischen Waisenhauses Wilhelmspflege in Esslingen beigefügt.
Inhalt und Bewertung
Der 1934 und 1993/94 eingekommene Bestand besteht aus zwei Teilen:
Teil I enthält die Unterlagen folgender Institutionen (in Klammern der Zeitraum ihres Bestehens): Waisenhaus Stuttgart (1710-1923), Mädchenwaisenhaus Markgröningen (1873-1917), Landeswaisenhaus Ellwangen (1923-1934), Landeswaisenhaus Schwäbisch Gmünd (1934-1953/57), Staatliches Waisenheim (seit 1983 Theodor-Rothschild-Haus) Esslingen (1953/57-1991).
Teil II enthält die Unterlagen folgender Institutionen (im Klammern der Zeitraum ihres Bestehens): Waisenhaus Ludwigsburg (1736-1825), Waisenhaus Weingarten (1825-1868), Waisenhaus Ochenhausen (1868-1940).
Zur Geschichte der Staatlichen Waisenhäuser: Herzog Eberhard Ludwig verfügte mit Reskript vom 8. Febr. 1710 die Errichtung des Arbeits-, Zucht- und Waisenhauses Stuttgart und stiftete hierzu den bereits mit den Grundmauern zu einer Gardekaserne bebauten Platz (am heutigen Charlottenplatz). Die Anregung zur Gründung ging vom Synodus der württembergischen Oberkirchenbehörde aus, deren führendes Mitglied der Prälat und Konsistorialdirektor Johann Osiander war. Als Vorbild dienten die unter dem Einfluß des Pietismus in Nord- und Mitteldeutschland entstandenen Waisenhäuser, insbesondere die berühmte Stiftung von August Hermann Franke in Halle (1698), der selbst 1717 in Stuttgart weilte. Die Errichtung der Stuttgarter Anstalt erfolgte aus Beiträgen der Landschaft, des Kirchenguts, der Amtskörperschaften und durch Sammlungen. Zum Unterhalt wurden bestimmte Gefälle und Abgaben und die Büß- und Bettags-, Hochzeits- und Taufopfer aus den Oberämtern angewiesen. Im Vordergrund stand von Anfang an die Funktion eines Waisenhauses für "arme vater- und mutterlose Waisen". Die Fürsorge erstreckte sich nicht nur auf Verpflegung, Erziehung und Schulunterricht im Hause, sondern auch auf das weitere Fortkommen nach ihrer Entlassung (Konfirmation) durch Unterbringung bei Handwerkern oder als Dienstboten. Das mit dem Waisenhaus verbundene Zucht- und Arbeitshaus, wobei das Zuchthaus noch nicht Straf-Vollstreckungsanstalt war, hatte unverschuldet in Not geratene Arme sowie Vaganten, Trinker, Dirnen u.a. aufzunehmen. Die Zahl der eingewiesenen Züchtlinge war stets gering, um 1750 betrug sie etwa 6-8 Personen. Sie wurden in der Hausindustrie und mit Hausarbeiten beschäftigt. Ende des Jahres 1829 wurde das "Zuchthaus" am Waisenhaus aufgehoben. Die Leitung des Hauses und Dienstaufsicht über die Insassen oblag bis 1810 (gemeinsam mit dem Waisenhauspfarrer) dem Waisenpfleger, danach dem Oberaufseher und ab 1824 dem Oberinspektor (zugleich Hausgeistlicher), zweiter Beamter war der Ökonomieverwalter. Zum weiteren Personal zählten (1837): 1 Schulmeister (Oberlehrer), 3 Unterlehrer, 1 Industrielehrer, 2 Aufseher aus dem Lehrerstand, 1 Hausarzt, 1 Wundarzt, 1 Krankenwärter, 1 Hausknecht, 1 Lehrfrau, 1 Krankenwärterin und 2 Mägde. Das Ende des 18. Jahrhunderts in die Krise geratene und von der Auflösung bedrohte Waisenhaus verdankte seinen Erhalt dem Waisenhausgeistlichen Viktor Heinrich Riecke (1803-1811). In Verbindung mit Pestalozzi führte er dessen Pädagogik an der Waisenhausschule ein und erneuerte den Anstaltsbetrieb grundlegend. Mit der Palm'schen Stiftung sicherte er sich die Geldmittel für diese Reformen. Das 1803 am Waisenhaus mit in- und externen Schülern begonnene Schullehrerseminar war das erste in Württemberg; 1810 eingestellt, wurde es 1812 wiedererrichtet und von 1840-1857 in erweiterter Form fortgeführt. Begabten Zöglingen war aber weiterhin an der bis 1879 am Waisenhaus bestehenden kleinen Präparandenanstalt (5. Klasse mit 8 Zöglingen) die Möglichkeit zur Vorbereitung auf den Lehrerberuf gegeben. Riecke war es auch, der nach unerwarteten Neuzugängen - 37 Separatistenkinder, 60 Waisen vom aufgehobenen Waisenhaus Ulm und 10 Kinder von Brandgeschädigten in Tuttlingen - erstmals Waisenkinder in größerem Umfang in Landpflege (Kostkinder) unterbrachte. Nur 7 Jahre existierte das von König Friedrich auf Kosten seiner Privatschatulle und der Theaterkasse am Waisenhaus eingerichtete und der Oberaufsicht des Generaloberintendanten unterstellte Musikinstitut (1811-1818). Das Waisenhaus Markgröningen, im Frühjahr 1873 ins Leben gerufen und mit einem Lehrerinnenseminar verbunden, war nach der Aufhebung der konfessionellen Parität an den Waisenhäusern Stuttgart und Ochsenhausen zur Aufnahme der evangelischen Mädchen des Landes bestimmt. Die Eröffnung der Doppelanstalt mit 60-80 Waisenmädchen und 60 Seminaristinnen fand am 20. Mai 1873 statt. Von da an hatte das Waisenhaus in Stuttgart nur evangelische Knaben und das Waisenhaus in Ochsenhausen ausschließlich katholische Knaben und Mädchen aufzunehmen. Die beiden Waisenhäuser Stuttgart und Markgröningen standen immer in enger Verbindung, unter anderem durch die gemeinsame Herausgabe des Jahresberichts. Das Waisenhaus Markgröningen wurde zur Erweiterung des Lehrerinnenseminars 1917 aufgehoben, die Zöglinge an das Waisenhaus Stuttgart zurückverlegt, teilweise in Landpflege untergebracht. Nach den seit den 1850er Jahren andauernden Verlegungs- und Neubauplänen und infolgedessen unhaltbar gewordenen baulichen Verhältnissen des Stuttgarter Waisenhauses erfolgte schließlich im November 1923 die Umsiedlung nach Ellwangen/Jagst in das Gebäude der früheren Unteroffiziersschule (umbenannt in Evang. Landeswaisenhaus). Anstelle des Stuttgarter Massenbetriebs konnte hier die Betreuung der Kinder in familienartigen Gruppen (Gruppensystem nach Wichern) eingeführt werden. Kaum war die Neuorganisation der Gruppen und Neueinrichtung des Hauses abgeschlossen, mußte 1933 in kürzester Frist einer SS-Kaserne Platz gemacht werden. Das Waisenhaus fand neue Unterkunft im bisherigen Lehrerseminar in Schwäbisch Gmünd. Nach Erlaß vom 20. Oktober 1937 erfolgte die Umwandlung des Waisenhauses entsprechend den seit 1936 bekenntnismäßig gegliederten Volksschulen in eine Simultananstalt. Der Vorstand und Hausgeistliche Schulrat Albert Leube (1929-1939) legte dagegen Rechtsverwahrung ein und trat auf eigenen Antrag auf 1. Okt. 1938 in den Ruhestand. Infolge der rückläufigen Tendenz in der Belegung der beiden Landeswaisenhäuser wurde im Jahr 1940 das Waisenhaus Ochsenhausen aufgelöst und die noch vorhandenen 45 katholischen Kinder von Schwäbisch Gmünd übernommen. Als nach dem 2. Weltkrieg das Lehrerseminar in Schwäbisch Gmünd wieder auflebte, stellte der Staat dem Waisenhaus auf Betreiben des tatkräftigen Vorstands Direktor Wilhelm Schmid (1948-1964) das käuflich erworbene Gebäude des ehemaligen jüdischen Waisenhauses Wilhelmspflege in Esslingen zur Verfügung, das nach Um- und Neubauten zwischen 1953-1957 bezogen wurde. Aus dem Landeswaisenhaus wurde das Heim für familienlose Kinder mit der neuen Hausbezeichnung Staatliches Waisenheim, 1983 in Erinnerung an den 1944 im KZ umgekommenen letzten Direktor des israelitischen Waisenheims Theodor-Rothschild, erweitert in Staatliches Waisenheim - Theodor-Rothschild-Haus. Mit Vertrag vom 10. Juli 1991 zwischen dem Land Baden-Württemberg (Ministerium für Kultus und Sport) und dem Evang. Kinder- und Schulheim Wilhelmspflege Stuttgart-Plieningen ging die Trägerschaft am bisherigen Staatlichen Waisenheim Esslingen - Theodor-Rothschild-Haus ab 1. August 1991 auf die Wilhelmspflege über, die damit in verändertem Rahmen die Aufgaben einer fast 300 Jahre alten Institution übernahm. Die Gründung eines Waisenhauses in Ludwigsburg war bereits von Herzog Eberhard Ludwig, dem Gründer des Stuttgarter Waisenhauses (1710), nach der Verlegung der Stuttgarter Residenz nach Ludwigsburg geplant. Am 29. Mai 1736 wurde es von Herzog Carl Alexander wegen Überfüllung der Stuttgarter Anstalt zugleich mit dem Zucht- und Arbeitshaus ins Leben gerufen und am 9. März 1737 mit Privilegien ausgestattet. 1746 kam als weitere Einrichtung das Tollhaus zur Unterbringung von Geisteskranken hinzu. Waren es im Jahr 1736 noch 69 Arme - überwiegend Waisenkinder - und 38 Zucht- und Sträflinge, so betrug die Zahl der Aufgenommenen im Jahr 1790 im Zuchthaus 148 Sträflinge (61 Männer und 87 Frauen), 25 Arme und Alte des Arbeitshauses, 40 Geisteskranke und etwa 120 Kinder (2/3 Knaben und 1/3 Mädchen) im Waisenhaus. Begabte Zöglinge der Waisenhäuser Stuttgart und Ludwigsburg wurden seit 1811 am Künstlerinstitut der Porzellanfabrik als Maler und Modelleure geschult. Bedeutendste Persönlichkeit des Ludwigsburger Waisenhauses war der Waisenhauslehrer und Pietist Israel Hartmann (1755-1806), dessen Nachlaß im Staatsarchiv Ludwigsburg verwahrt wird (PL 701). Die Generalverordnung vom 21. Febr. 1810 betreffend die neue Einrichtung der Waisen-, Zucht- und Irrenhaus-Anstalten im Königreich und die Ordnung für die beiden Waisenhäuser zu Stuttgart und Ludwigsburg vom 1. Juli 1811 hob die Verkoppelung der Waisenhäuser mit den artfremden Einrichtungen (Zucht-, Arbeits- und Irrenhaus) auf und organisierte sie grundlegend neu. Das Waisenhaus Ludwigsburg war von da an selbständige Anstalt (für 1810 erster Jahresbericht). Das Waisenhaus Ludwigsburg wurde zur Erweiterung des Zuchthauses 1825 nach Weingarten in die Gebäude des vormaligen Benediktinerklosters verlegt. Da der Ordnung von 1811 zufolge die beiden Waisenhäuser auch die katholischen Kinder aus den neuen Landesteilen aufzunehmen hatten, lag es nahe, nunmehr in Weingarten vorwiegend katholische Kinder und in Stuttgart wie bisher evangelische Kinder unterzubringen. Seit Herbst 1826 war dem Waisenhaus Weingarten, auch Waisenerziehungsanstalt oder Hauptinstitut genannt, eine Rettungsanstalt, auch Vagantenkinder-Erziehungsanstalt genannt, angegliedert, die der Aufnahme verwahrloster Kinder diente und deren Normalzahl auf 60 festgesetzt war. Sie ging 1911 in der Hauptanstalt auf. Wie in Stuttgart war dem Waisenhaus Weingarten eine Lehrerbildungsanstalt, nach deren Auflösung 1856 eine Präparandenanstalt mit vier talentierten kath. Zöglingen zur Vorbereitung auf die Lehrerseminare in Schwäbisch Gmünd und Saulgau angeschlossen. Im Oktober 1868 wurde das Waisenhaus mit dem Vaganteninstitut und der Präparandenanstalt von Weingarten nach Ochsenhausen in die von der Ackerbauschule teilbelegten Klostergebäude umgesiedelt. Die noch bestehende konfessionelle Parität wurde 1873 beseitigt: in Ochsenhausen verblieben die katholischen Zöglinge, die evangelischen Zöglinge kamen zunächst in Landpflege, später nach Stuttgart. Damit im Zusammenhang wurde die Normalzahl für die Staatswaisenhäuser, die sich in der Folgezeit jedoch ständig erhöhte, neu festgelegt: bei einer Gesamtzahl von 556 Waisen entfielen auf Stuttgart 287 evangelische Knaben, auf Markgröningen 121 evangelische Mädchen und auf Ochsenhausen 148 katholische Knaben und Mädchen, dazu 42 in der Rettungsanstalt. Der erste in der Reihe der katholischen Vorstände war der über 40 Jahre am Waisenhaus Weingarten-Ochsenhausen tätige Oberinspektor Oberschulrat Dr. Anton v. Weber (1844-1888). Die zuletzt in Landeswaisenhaus Ochsenhausen umbenannte Anstalt wurde 1940 aufgehoben und mit dem Landeswaisenhaus in Schwäbisch Gmünd vereinigt (s. oben).
Die Aufsichtsbehörden: nur Waisenhaus Stuttgart: 1710 Herzoglicher Kommerzienrat 1716 Konsistorium (betr. Seelsorge) und Kirchenrat (betr. Ökonomie) nur Waisenhaus Ludwigsburg: 1734-1806 Zucht- und Arbeits-, auch Tollhausdeputation für das Zucht-, Arbeits-, Waisen- und Tollhaus ab 1810 für beide Staatswaisenhäuser gemeinsame Aufsichtsbehörden: 1810 Oberregierung (betr. innere Ordnung und Polizei), Oberlandesökonomiekollegium (betr. Finanzen) und Oberkonsistorium (betr. kirchl. und schulische Angelegenheiten) 1811 Waisenhausvisitationskommission (unter dem Ministerium des Innern) 1818 Stadtdirektion Stuttgart 1822 Kreisregierung Ludwigsburg 1826 Kommission für die Erziehungshäuser (Fachaufsicht in konfessionell-paritätischer Besetzung unter dem Ministerium des Kirchen- und Schulwesens) 1911 Staatliche Schulbehörden: Evang. und Kath. Oberschulrat, ab 1934: Ministerialabteilung für die Volksschulen, ab 1945 Kult- bzw. Kultusministerium
Die Waisenhausvorstände: Vorstände der Waisenhäuser Stuttgart (1710-1923), Ellwangen (1923-1934), Schwäbisch Gmünd (1934-1953/57), Esslingen (1953/57-1991): Waisenpfleger 1710 - 1729 Johann Georg Haupt, Kammerrat 1730 - 1737 Jak. Friedr. Hallwachs, Konsistorialrat 1737 - 1753 Georg Daniel Fischer, Kammerrat 1753 - 1761 Elias Benjamin Tritschler, Kammerrat 1761 - 1782 Christian Jakob Ehrhardt, Kirchenexp.-Rat 1782 - 1807 Ehrhardt Friedrich Vellnagel, Hofrat 1806 - 1826 Johann Ludwig Schultheiß, Hofrat Waisenpfarrer (gemeinsam mit den Waisenpflegern): 1716 - 1726 Andreas Hartmann, Waisenpfarrer 1730 - 1735 Jakob Friedrich Varenbühler, Waisenpfarrer 1735 - 1744 Johann Karl Holder, Waisenpfarrer 1744 - 1758 Jakob Georg Thill, Waisenpfarrer 1758 - 1762 Georg Leonhardt Seitz, Waisenpfarrer 1762 - 1767 Jakob Friedrich Groß, Waisenpfarrer 1767 - 1778 Jakob Friedrich Dettinger, Waisenpfarrer 1779 - 1799 Karl August Göritz, Waisenpfarrer 1803 - 1811 Viktor Heinrich Riecke, Waisenpfarrer 1811 - 1826 Christoph Zoller, Waisenpfarrer 1811 - 1825 Hauptmann v. Bär, Oberinspektor Oberinspektoren (zugleich Hausgeistliche) und Direktoren 1826 - 1847 Christoph Zoller, Oberinspektor 1847 - 1859 Wilhelm Christoph Schott, Oberinspektor 1859 - 1864 Wilhelm Ferdinand Leube, Oberinspektor 1864 - 1882 Gustav Ad. Ludw. Hoffmann, Oberinspektor 1882 - 1904 Heinr. Aug. Friedr. Pfäfflin, Oberinspektor 1904 - 1921 Christ. Eduard Lempp, Schulrat, Oberinspektor 1922 - 1928 Paul Remppis, Schulrat, Oberinspektor 1929 - 1938 Albert Leube, Schulrat, Oberinspektor 1939 - 1945 August Schweikert, Schulrat, Direktor 1945 - 1948 Eugen Walter, Direktor, 1948 - 1964 Wilhelm Schmid, Direktor 1964 - 1980 Walter Scheuber, Direktor 1980 - 1991 Hans-Dieter Güntner, Direktor Vorstände des Waisenhauses Markgröningen (1873-1917): 1873 - 1899 Christian Zeller, Rektor 1899 - 1904 Schüz, Rektor 1904 - 1911 Dr. Paret, Rektor 1911 - 1917 Reinhold Schmid, Direktor Vorstände der Waisenhäuser Ludwigsburg (1736-1825), Weingarten (1825-1868) und Ochsenhausen (1868-1940): 1736 - 1810 Pfleger des Zucht-, Arbeits-, Waisen- und Tollhauses: Christ, Gottlieb Roth, Kammerrat, Jakob Heinrich Wider, Kammerrat, Eberhard Heinrich Georgii, Kammerrat, Johann Christ. Rümelin und J. C. Reinhardt, Waisenhaus-Pflegamtsverweser 1810 - 1813 Joh. Gottlieb Roller, Pfleger 1813 - 1825 Hauptmann v. Ziegesar, Kammerherr, Oberinspektor 1825 - 1832 Christian Heinrich Fritz, Oberinspektor 1832 - 1839 Gustav Adolf Riecke, Oberinspektor 1839 - 1847 Wilhelm Schott, Oberinspektor 1847 - 1888 Dr. Anton v. Weber, Oberinspektor 1888 - 1912 Adolf Pfister, Oberschulrat/ Oberinspektor 1912 - 1924 Anton Schips, Oberinspektor 1924 - 1934 Adolf Fischer, Schulrat, Oberinspektor 1934 - 1936 Anton Schips (kommissarisch) 1936 - 1940 Sieber, Schulrat
Zur Ordnung und Verzeichnung des Bestands: Der Bestand F 420 Staatliche Waisenhäuser kam in zwei großen Ablieferungen im Februar 1934 vom Landeswaisenhaus Ellwangen und von Dezember 1993 bis April 1994 vom Staatlichen Waisenheim Esslingen beim Staatsfilialarchiv bzw. Staatsarchiv Ludwigsburg ein. Die erste umzugsbedingte Ablieferung von 1934 bestand aus der im "Archiv" des Ellwanger Waisenhauses untergebrachten Altregistratur mit Akten und Kanzleibüchern des Stuttgarter Waisenhauses im Umfang von 18 lfd. m., die im Jahr zuvor durch einen Aushilfsangestellten grob nach Sachgebieten geordnet, gebündelt und verzeichnet worden waren. Die mitübergebene 7seitige summarische Bestandsliste diente dem Staatsarchiv bislang als vorläufiges Findmittel. Bei der vom Unterzeichneten in den Jahren 1991 bis 1993 durchgeführten Neuordnung und Verzeichnung dieser Ablieferung wurden die bis zu 40 cm dicken Bunde aufgelöst, die meist durcheinander geratenen Akten zum Teil blattweise neu sortiert und noch vorgefundene intakte Einheiten herausgelöst. Diese entstammten zum einen aus einer in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegten und bis etwa 1826 fortgeführten wenig umfangreichen Registraturschicht ohne überlieferten Aktenplan, zum anderen aus der von Oberinspektor Zoller im Jahre 1847 neu angelegten Registratur unter Einschluß der Altakten. Zoller fertigte dazu ein in Haupt- und Unterabteilungen gegliedertes Registraturverzeichnis mit Fachangaben (s. F 420 I Büschel 652). Diese Ordnung blieb indessen nicht lange bestehen. Oberinspektor Lempp berichtet in seiner 1910 verfaßten Geschichte des Waisenhauses Stuttgart über "...viel verstaubte Aktenfaszikel in unserem Archiv, das freilich in einem traurigen Zustand sich befindet". Der Umzug nach Ellwangen 1923 mit teilweise unverschnürten Akten brachte schließlich weitere Unordnung in den Bestand. Unter den übergebenen Verwaltungsakten des Waisenhauses Stuttgart befanden sich auch die Aktengruppen über die vom Waisenhaus mitverwaltete Lehrerbildungsanstalt, das Musikinstitut und die Ackerbauschule Bühlhof sowie das 1917 an das Waisenhaus Stuttgart übergegangene und als Mädchenabteilung weitergeführte Mädchenwaisenhaus Markgröningen. Bei der Neuverzeichnung des vorgenannten Bestands angestellte Nachforschungen nach dem Verbleib des Schriftguts der Nachfolgeinstitute des Stuttgarter Waisenhauses führten im Waisenheim Esslingen als dem letzten Glied in der Reihe der staatlichen Waisenhäuser zum Erfolg. Dort fand sich in Büroschränken und noch in Umzugskartons gelagertes umfangreiches Schriftgut sowie eine aus einem älteren Buchbestand zusammengestellte Bücher- und Druckschriftensammlung, deren Übergabe von Dezember 1993 bis April 1994 an das Staatsarchiv Ludwigsburg erfolgte. Bei der provenienzmäßigen Aufteilung kamen Unterlagen zu sämtlichen württembergischen Waisenhäusern, wenn auch teilweise nur noch in Resten zutage. Zur ersten Hauptgruppe der Waisenhäuser Stuttgart, Ellwangen, Schwäbisch Gmünd und Esslingen (Teilbestand I in F 420 I) fanden sich im wesentlichen bis in die 1930er Jahre fortgeführte Akten des Waisenhauses Stuttgart, meist der Waisenhausökonomieverwaltung, sodann eine nach einem Aktenplan von 1937 bis in die 1950er Jahre in Hängetaschenablage geführte Registraturschicht und bis zum Dienstaustritt des Direktors W. Schmid i.J. 1964, vereinzelt auch bis zum Wechsel in der Trägerschaft i.J. 1991 abgelegte Akten. Breiten Raum nahmen die nach Personalnummern sortierten Kinderpersonalakten mit etwa zwei Drittel des Bestands ein. Während der Erschließung wurden die meist über eine oder mehrere Provenienzstellen hinweg geführten Akten mit der bereits geordneten Ablieferung des Jahres 1934 zusammengeführt und eine den Verwaltungsaufgaben angepaßte Gliederung unter Berücksichtigung älterer Aktenpläne erstellt. Für die Gruppe der Waisenhäuser Ludwigsburg, Weingarten und Ochsenhausen (Teilbestand II in F 420) waren jeweils nur Restbestände der ursprünglichen Überlieferung erhalten. Die beim Staatlichen Waisenheim Esslingen bis zum Übergang in die Trägerschaft der Wilhelmspflege Stuttgart-Plieningen am 1. August 1991 in der laufenden Registratur noch benötigten Verwaltungs- und Kinderpersonalakten sollen zu einem späteren Zeitpunkt vom Staatsarchiv Ludwigsburg übernommen werden. Ein vom Waisenheim Esslingen angelegter Sammlungsbestand über das ehemalige Israelitische Waisenhaus Wilhelmspflege, in dessen Gebäude das Waisenheim 1953/57 einzog, ist als Anhang dieses Findbuchs verzeichnet. Als Fremdprovenienz wurden 0,1 lfd. m Schulakten über die israelitische Wilhelmspflege ausgehoben und in Bestand F 354 Evang. Bezirksschulamt Esslingen eingeordnet. Der vom Waisenheim Esslingen mitübernommene Buchbestand im Umfang von rund 6 Regalmetern wurde in die Dienstbibliothek des Staatsarchivs eingestellt. Der größere Teil der Bücher stammt aus dem Stuttgarter Waisenhaus aus der Zeit des 19. Jahrhunderts, darunter grundlegende Werke zur Landes- und Stuttgarter Stadtgeschichte, zur Kirchen- und Reformationsgeschichte, zur Pädagogik und zum Schulunterricht. Ein um 1922 mit Stempel und Signatur "Waisenhaus Stuttgart - Bibliothek (Nr.)1797" versehener Band macht den einst bedeutenden Umfang der Bibliothek deutlich. Die außerwürttembergischen Waisenhäuser sind unter anderem mit Schriften über das Hallische Waisenhaus und dessen Gründer August Hermann Francke, das Potsdamsche Große Waisenhaus in Berlin, das Bunzlauer Waisenhaus und das Stadtwaisenhaus zu Dresden dokumentiert. Aus den Buchbeständen der Waisenhäuser Ludwigsburg, Weingarten und Ochsenhausen ist nur ein einziges Exemplar, die Heilige Schrift in der Übersetzung von Allioli aus dem Jahr 1851 mit dem Eigentumsvermerk "K. Waisenhaus Weingarten - Bibliothek (Nr.)681" überliefert, wohl seiner kunstvollen Ausstattung wegen. Der Buchbestand des letzten Ludwigsburger Waisenpfarrers ist durch ein Inventarverzeichnis belegt (s. F 420 I Büschel 1698). Die Ordnung und Erschließung des Gesamtbestands wurde vom Unterzeichneten von 1991-1996 vorgenommen, die Redaktion des Findbuchs 1997 abgeschlossen. Die Reinschrift des Findbuchs fertigte Frau Hildegard Aufderklamm. Ludwigsburg, im Oktober 1997 Hofer
Literatur: Belschner, C: Ludwigsburg im Wechsel der Zeiten, Ludwigsburg 1936 (Zucht- und Arbeitshaus S. 113-117). Lempp, Eduard: Geschichte des Stuttgarter Waisenhauses 1710-1910, Stuttgart 1910. Nachrichten (Jahresberichte) der Waisenhäuser Stuttgart, Markgröningen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd von 1714-1936/37, mit Lücken (F 420 I Büschel 87-131) sowie der Waisenhäuser Ludwigsburg, Weingarten und Ochsenhausen von 1810-1922/26 (F 420 I Büschel 1478-1501). Sauer, Paul: Geschichte der Stadt Stuttgart, Band 3, Stuttgart 1994 (Waisenhaus Stuttgart S. 317-324) Schmid, Wilhelm: Festschrift zum Jubiläum des 250jährigen Bestehens der württembergischen Waisenpflege 1710-1960, Esslingen a.N. 1960. Weller, Arnold: Sozialgeschichte Südwestdeutschlands unter besonderer Berücksichtigung der sozialen und karitativen Arbeit vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart 1979 (Waisenhäuser S. 81-85).
Zugänge nach Fertigstellung des Findbuchs: Bü 1897-1899: Schenkung von Martin Haussmann, Besigheim (Zugang 2015/029) Bü 1900: (wiedereingefügte Postkarten usw.) Bü 1900-1901: 2 Druckschriften, übergeben im Rahmen weiterer Überlieferungsbildungs-Verhandlungen 2015
Abkürzungen: Bd.= Band
Beil. = Beilage
Bern. = Bemerkung
betr. = betreffend
Bl. = Blatt
Bü= Büschel
D. = Datum
dat. = datiert
ehem. = ehemalig
Ex. = Exemplar
geb. = gebunden
gedr. = gedruckt
gef. = gefertigt
geh. = geheftet
gez. = gezeichnet
hg. = herausgegeben
Hptb. = Hauptbuch
hs. = handschriftlich
Jg. = Jahrgang
kol. = koloriert
masch. = maschinenschriftlich
Nr. = Nummer
o. = ohne
Qu. = Quadrangel
S. = Seite
s. = siehe
Schr. = Schriftstück
U. = Urkunde
u.a. = unter anderem
v.a. = vor allem
Verf. = Verfasser
vervielf. = vervielfältigt
vgl. = vergleiche
Z. = Zählung
z.T. = zum Teil
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, F 420 I
- Extent
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1 Urkunde, 1882 Büschel und Bände (48,8 lfd. m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Untere Verwaltungsbehörden 1806-um 1945 >> Geschäftsbereich Ministerium des Kirchen- und Schulwesens/Kultministerium >> Erziehungshäuser
- Date of creation of holding
-
1707-2013
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
18.04.2024, 10:40 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1707-2013