Glasmalerei

Pietà

Die Darstellung der trauernden Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoß gehört zu einer Gruppe von vier Scheiben, deren stilistischer Befund für eine mittelrheinische Herkunft um 1500 spricht. Dazu zählen außerdem zwei Heiligenfiguren sowie eine Kreuzigungsdarstellung. Gemeinsam ist allen vier Scheiben der starke Kontrast zwischen den in der Grisailletechnik ausgeführten Figuren, deren weißes Glas mit durch Schwarzlot erzeugter Konturenbemalung an Skulpturen erinnert, dem strahlenden Silbergelb und dem kräftigen, mit Ornamenten verzierten, blauen Hintergrund. Das um 1300 entstandene Motiv der Pietà – auch Vesperbild genannt – ist Teil der Passionsgeschichte und wird zwischen der Kreuzabnahme und der Grablegung Christi eingeordnet. Maria trägt ein Obergewand mit Brokatmuster und hält ihren leblosen Sohn mit nach vorn gedrehtem Körper und Dornenkrone auf dem Kopf in ihren Armen. Das Andachtsbild zeigt im Hintergrund der Figuren Teile der Arma Christi, darunter das Kreuz mit Inschriftentafel „I·N·R·Y“ sowie die Lanze und den Stab mit Essigschwamm. Auf der anderen Seite lehnt eine Leiter am Kreuz. Aufgrund der Beschneidung der Scheibe unterhalb der Kniepartie der Marienfigur ist der Ort des Geschehens, der Hügel Golgatha, nur noch am unteren linken Bildrand zu erahnen. Die Zwickel in den oberen Ecken wurden mit Flickstücken aus architektonischen Ornamenten ergänzt. Den blauen Hintergrund schmückt ein Fiederrankenmuster. Im Juni 1820 war diese Scheibe bereits im Besitz von Hermann von Pückler-Muskau.

Durchlicht, Vorderseite | Digitalisierung: Holger Kupfer

Namensnennung - Nicht kommerziell 4.0 International

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Standort
Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz, Cottbus
Sammlung
Glasgemäldesammlung des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau
Inventarnummer
EFPiB-1656
Maße
H x B, 34,5 x 25,2 cm
Material/Technik
Mundgeblasene durchgefärbte Hüttengläser, Überfangglas (blau) / Grisaille, Schwarzlotzeichnung, brauner Überzug, braune Lavierung, Silbergelb, ausradiertes Fiederrankenornament

Verwandtes Objekt und Literatur
Bednarz, Ute/Fitz, Eva/Martin, Frank/Mock, Markus Leo/Pfeiffer, Götz J./Voigt, Martina, 2010: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Berlin und Brandenburg. Mit einer kunstgeschichtlichen Einleitung von Peter Knüvener, Bd. 1, Katalog (Corpus Vitrearum Medii Aevi, Deutschland Bd. XXII: Berlin und Brandenburg), Berlin, Katalog Nr. 269 (Ute Bednarz)
Bednarz, Ute, 2012: Die Glasmalereisammlung des Grafen Hermann von Pückler-Muskau in Cottbus-Branitz, In: Collections of stained glass and their histories = Glasmalerei-Sammlungen und ihre Geschichte, hg. v. Tim Ayers, S. 163-174, Bern, Seite 173f.
Drachenberg, Erhard/Maercker, Karl-Joachim/Richter, Christa, 1979: Mittelalterliche Glasmalerei in der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, Seite 196 (Erhard Drachenberg)
Marina Flügge, 1998: Glasmalerei in Brandenburg vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert (Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg 1), Worms, Seite 86-91

Bezug (was)
Tod
Pietà
Vesperbild
Fürst Pückler
Bezug (wer)
Bezug (wo)
Schloss Branitz

Ereignis
Herstellung
(wo)
Mittelrhein (Region)
(wann)
1500 (?)
(Beschreibung)
Hergestellt

Ereignis
Gebrauch
(wer)
(wo)
Schloss Branitz
(wann)
1856
(Beschreibung)
Besessen

Ereignis
Eigentumswechsel
(wer)
(wann)
Vor 1820
(Beschreibung)
Gekauft

Rechteinformation
Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz
Letzte Aktualisierung
07.03.2024, 15:13 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Glasmalerei

Beteiligte

Entstanden

  • 1500 (?)
  • 1856
  • Vor 1820

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