Akten | Bestand

Familienarchiv Heinke (Bestand)

Vorwort: Familienarchiv Heinke Bestandsgeschichte Im Sommer 2022 überließ Herr Hubert Lüttich aus Wolfratshausen (Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen) dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Abteilung IV Kriegsarchiv, durch Schenkungsvertrag das Familienarchiv Heinke als Konvolut. Auf welche Weise das Schriftgut in seinen Besitz gelangt ist, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Ordnung und Ver-zeichnung erfolgte im Rahmen des Vorbereitungsdienstes für den Einstieg in die 3. Qualifika-tionsebene unter Anleitung von Heinz-Jürgen Weber. Dabei wurde eine von Hubert Lüttich verfasste Inhaltsübersicht des Konvoluts, ein Familienstammbaum sowie eine Biografie von Wolfgang Heinke in den Bestand mitaufgenommen. Sämtliche Archivalien sind in einem vor-legbaren Zustand. Viten der wichtigsten Personen Zu einem überwiegenden Teil umfasst der Bestand Schriftstücke und Fotografien von Mit-gliedern der fünfköpfigen Familie Heinke: Vater Curt Heinke, Mutter Elsa sowie die fünf Kinder Eva, Wolfgang, Leonhard, Lisa und Elsbeth. Als Teil des Münchner Bildungsbürger-tums hatte die gutsituierte Familie ihren Wohnsitz an der Münchner Wilhelmstraße 20 im Stadtteil Schwabing. Außerdem gehörten zum Besitz noch ein oder mehrere Landgüter. An-dere Zweige der Familie treten in den Dokumenten des Familienarchivs kaum in Erscheinung. Wolfgang Heinke (25.03.1898-27.09.1918) Wolfgang Heinke war Curt und Elsa Heinkes zweitältestes Kind sowie deren ältester Sohn. Aus einem von seinem Vater verfassten Nachruf geht hervor, dass sich dieser im August 1914 freiwillig zum Kriegseinsatz meldete. Es folgte eine Ausbildung bei der Luftschiffer-Ersatzabteilung in München. Als Mitglied einer Fesselballonabteilung kam er in die Gegend von Buxières-sous-les-Côtes (Dep. Meuse, Frankreich). Nach den Angaben Hubert Lüttichs war er 1916 als Angehöriger eines Schneeschuhbataillons in Kowary (Schmiedeberg im Riesengebirge, Polen). Nach einer Offiziersausbildung im Jägerregiment 3 kam er dann in den Waldkarpaten sowie anschließend etwa im Herbst 1917 an die italienische Front. Laut seines Offizierspersonalakts (BayHStA, OP 16522) erhielt er wegen des Überfalls auf eine Batterie und der Gefangennahme von Gegnern das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Seit Anfang 1918 befand er sich wieder an der Westfront und kämpfte dort unter anderem bei der Frühjahrsoffensive und im Juli 1918 – ebenso wie sein Bruder Leonhard – bei der Zweiten Schlacht an der Marne. Mittlerweile war Wolfgang zum Leutnant befördert worden. Laut Briefen seines Kompanieführers starb der Freireligiöse am 27. September 1918 in der Gegend von Sainte-Marie-à-Py (Dep. Marne, Frankreich) durch einen Kopfschuss. Leonhard Heinke (geb. 1898 oder 1899) Wolfgangs jüngerer Bruder Leonhard kam 1918 kurze Zeit als Schütze an die Westfront. Er war zuvor in Blaichach (Lkr. Oberallgäu) und Lagerlechfeld (Graben, Lkr. Augsburg) statio-niert. Nach einer Beinverletzung im Juli 1918 kam er Ende des Jahres über mehrere Stationen in ein Lazarett in Haar (Lkr. München). Curt Heinke (18.10.1864–24.04.1942) Das Familienoberhaupt Dr. Curt (alternativ „Kurt“) Heinke promovierte über die Messung von Induktivität und war während des Ersten Weltkriegs als ordentlicher Professor für Elektro-technik an der damaligen Technischen Hochschule in München tätig. Außerhalb des Familien-archivs gibt ein Akt in der Personensammlung des Hauptstaatsarchivs (BayHStA, Slg Perso-nen 10119) sowie sein Personalakt (BayHStA, MK 17442) Aufschluss über Curt Heinke und seinen Lebensweg. Aus Letztgenanntem geht hervor, dass ihm neben anderen Auszeichnun-gen im Jahr 1909 der Verdienstorden vom Heiligen Michael IV. Klasse verliehen wurde. Curt Heinke starb am 24.04.1942 in München. Wolfgang Hailmann Nach Angaben Hubert Lüttichs heiratete Eva, die Älteste der Schwestern, den Lehrer Otto Hailmann. Aus der Ehe gingen wiederum fünf Kinder hervor. Der Drittälteste, Wolfgang Hailmann, war seit Juni 1941 als Soldat an der Ostfront. Ernst Hailmann Bei Ernst Hailmann, von dem lediglich eine Fotografie als Adolf-Hitler-Schüler im Familien-archiv vorliegt, könnte es sich um einen Sohn von Eva und Otto Hailmann handeln. Bestandsgehalt Der Bestand mit seinen 38 Verzeichnungseinheiten besteht in seinem Gros aus Ego-Dokumenten des Ersten Weltkriegs. Zu den wenigen diesbezüglichen Ausnahmen zählt ein von Elsa Heinke geführtes Notizbuch, in welchem sich ein Verzeichnis von Feldpostadressen sowie von empfangenen und erhaltenen Postsendungen findet. Eigens zu nennen sind weiter-hin Fotografien wie Familienportraits, Aufnahmen einzelner Personen sowie Bilddokumente des Soldatenalltags in Frankreich und in den Karpaten von Wolfgang Heinke. Die von Wolfgang Heinke verschickte oder an ihn gesandte Feldpost bildet zweifellos die Hauptüberlieferung des Familienarchivs. Von seinem Bruder Leonhard liegen ebenfalls Briefe und Karten vor, wenn auch in geringerer Anzahl. In beiden Fällen waren die Korrespondenz-partner meistens Eltern, Geschwister oder andere Verwandte. Von Wolfgang existieren dar-über hinaus noch Tagebuchnotizen aus seiner Kriegszeit. Aus der Feder Leonhards liegt dage-gen ein wenige Wochen nach dem Waffenstillstand verfasster 46-seitiger Erlebnisbericht vor. Dieser setzt ein mit Leonhards Beinverwundung während der Zweiten Schlacht an der Marne und endet mit dessen Entlassung aus dem Lazarett in Haar (Lkr. München) Ende 1918. Er-wähnenswert sind ebenfalls Curt Heinkes überlieferte gesellschaftsphilosophische Veröffentli-chungen sowie eine Trauerrede anlässlich des Tods seines Sohns Wolfgang an der Westfront. All die genannten Schriftstücke enthalten teils ausführliche Schilderungen über das Erleben der Jahre 1914 bis 1918 aus der Perspektive ihrer jeweiligen Verfasser. Das Spektrum reicht vom noch jugendlichen Schützen Leonhard Heinke über den fronterfahrenen Offizier Wolf-gang Heinke bis hin zur Generation der Eltern. In den Dokumenten kommen Ereignisse wie Schlachten und Grabenkämpfe zur Sprache, ebenso wie der Soldatenalltag abseits der Front, das Leben als Verwundeter oder aber der Umgang mit Entbehrung und Verlust an der „Hei-matfront“. Unter Berücksichtigung der gebotenen Quellenkritik geben die Archivalien bei-spielhaft Einblicke in Handeln, Denken und teils gar in Gefühlswelten. Damit können sie zu einer erfahrungsgeschichtlichen Erforschung des Ersten Weltkriegs beitragen. Ähnliches trifft auf die wenigen Dokumente im Familienarchiv zu, die aus der Zeit des „Drit-ten Reiches“ stammen. Wolfgang Hailmann schildert in Feldpostbriefen oft unverblümt seine Tätigkeit als Soldat an der Ostfront. Einige seiner Texte sind geprägt von großer Kriegsbegeis-terung sowie von einer gewissen Identifikation mit der nationalsozialistischen Ideologie („Sieg und Heil“) und stellenweise gar von unverblümtem Antisemitismus („Die Judenschweine ver-schwinden langsam alle aus dem Stadtbild Lembergs“). Bestellweise Verzeichnungseinheiten des Bestands sind auf folgende Weise zu bestellen: BayHStA, FA Heinke + Bestellnummer München, 15.03.2023 Andreas Rau Archivinspektoranwärter

Bestandssignatur
FA Heinke
Umfang
38
Sprache der Unterlagen
Sprache der Unterlagen

Kontext
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 4 Abteilung IV: Kriegsarchiv >> 4.5 Sammlungen >> 4.5.6 Nachlässe >> 4.5.6.1 Familienarchive
Verwandte Bestände und Literatur
Zugang 2022

Provenienz
Familienarchiv Heinke
Bestandslaufzeit
1914-1919

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:05 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand
  • Akten

Beteiligte

  • Familienarchiv Heinke

Entstanden

  • 1914-1919

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