Bestand

Elten, Stift, Rep. u. Hs. AA 0232 (Bestand)

Diverse Handschriften, u.a. betr. Personalia, Urkundenabschriften

Form und Inhalt: Vorbemerkung

Die Einordnung der durch Austausch im Jahre 1926 aus dem Rijksarchief ARNHEIM ins Staatsarchiv gelangten Bestandteile des Stiftsarchivs, sowie die Verzeichnung der ehemals unter einer Nummer vereinigt gewesenen Urkunden desselben Betreffs, die später nach der Zeitfolge auseinander gelegt, aber nicht regestiert worden waren, führten zu einer Neuordnung und Neuverzeichnung des ganzen Bestandes. Gleichzeitig wurde ein Orts- und Personenregister angelegt. Von einer Regestierung der in den Lehnsprotokollen enthaltenen Lehnsurkunden, die sich vorwiegend auf heute niederländisches Gebiet beziehen, wurde vorläufig Abstand genommen. (Vgl. jedoch REP.& HS. No. 1).
Das Stiftsarchiv hat im Spanisch-Niederländischen Krieg im Jahre 1585, durch Erbgang der Stiftsdamen und während der Säkularisation stark gelitten.
Im Staatsarchiv MUENSTER beruht unter Depositum Grafschaft RIETBERG ein (s. Rep. I 14 fol. 15)
”Inventarium der Eltenscher Archival-Briefschaften allermassen dieselbe zu COLLEN im Jahre 1674 per speciales deputatos registriert.“ 1 Heft 50 fol.
Das Archiv war wegen des Französisch-Niederländischen Krieges nach KOELN geflüchtet worden und wurde hier neu verzeichnet, wobei eine Scheidung der die Äbtissinnen und das Kapitel betreffenden Schriftstücke vorgenommen wurde. Die Nummern, welche die Originalurkunden zum Teil auf der Rückseite tragen, beziehen sich auf die Nummern dieses Inventars. Für das Kapitulararchiv ist ein alphabetisches Register angelegt, das ebenfalls im RIETBERGISCHEN Archiv enthalten ist.
In MUENSTER sind ferner vorhanden:
”Akten über die Aebtissinnenwahl 1674 mit Beilagen, Facti species, Abschriften älterer Wahlinstrumente - auch in DUESSELDORF vorhanden - Testament der Aebtissin MARIA SOPHIA, Beschluss wegen der Flüchtung der Kleinodien 1676, Abschriften der Kapitelsbeschlüsse und Protokolle, die Steuerpflicht der Abtei für den Niederrheinisch-Westfälischen Kreis.“
Diese Akten rühren von der Dechantin von ELTEN, einer geborenen Gräfin von OSTFRIESLAND und RIETBERG her (1674-1692).
Mancherlei Archivalien sind in private Hände gelangt. Ein Nekrologium und ein Zinsbuch wurden im Jahre 1842 von N. C. KIST (vgl. Bibliothek VI.K.10, S. 7 f.) aus dem Nachlass der Stiftsdame Gräfin (CHRISTINA) von SALM-REIFERSCHEID, der bei HERM.WESSER in EMMERICH zum Verkauf gelangte, erworben. Das Nekrologium befindet sich heute im Archiv des Ministeriums des Auswärtigen in MOSKAU.
Ein zweiter, vom 15.-17. (ab 1460 U.) geführter Nekrolog, ist im Besitz des Herrn van HEEK zu s’HEERENBERG. Laut Angabe von Dr. KOERHOLZ (WERDEN) wurden ca. im Jahre 1910 in ELTEN alte Register zur Ausbesserung der Straße verwendet. Akten über die Säkularisation befinden sich im Besitz des Architekten G.SCHUETT in EMMERICH, Wollenweberstr. 33 (vgl. meinen Bericht vom Jahre 1921 in den Benutzerakten Dr. L.HENRICHS).
[...]
Die im Stiftsarchiv enthaltenen Bestandteile des Archivs des URSULINENKONVENTS zu NIEDERELTEN wurden als selbständiger Fonds ausgeschieden. (Rep.C.52b).
Von dem im Jahre 1679 vom KALVARIENBERG bei EMMERICH nach ELTEN übergesiedelte MINORITENKONVENT (vgl. Urk.No 411 und 426), fand sich kein schriftlicher Nachlass. Vgl. auch A.J. van de VEN, De observantenkloosters in den BRIEMER by EMMERIK ente ELTEN (VI.V.47).
Gez. Vollmer 14.3.1928.

Einleitung

Unter Kaiser Otto I. stiftete ein Graf WICHMANN in der Grafschaft HAMELANT am Ufer des Rheins auf einem Berge die Kirche zu ELTEN (HOCH-ELTEN oder ELTENBERG) für eine Gesellschaft geistlicher Jungfrauen, und setzte derselben seine älteste Tochter LUITGARD als Aebtissin vor. Nach seinem Tode erhob dessen jüngere Tochter ADELA Einspruch gegen die Rechtmäßigkeit der Stiftung, behauptend, dass ihr Vater nach dem Sachsenrecht nicht ohne ihre Zustimmung seine Erbgüter jener Stiftung habe einverleiben dürfen. Dieser schwierige Streit zog sich während der Regierung Ottos III. durch eine gütliche Teilung beseitigt. Die Urkunden der drei OTTONEN von 968, 970, 973, 996 und LOTHARS des Sachsen von 1129 (1134), abgedruckt in dem Urkundenbuche des Unterzeichneten I No 110, 112, 115, 127 und 306, sowie alle älteren Urkunden der Abtei wurden in der Sakristei in einem Schrank aufbewahrt. Im Spanisch-Niederländischen Kriege 1585 bemerkten Soldaten denselben und verschleuderten die Urkunden, nachdem sie sich in der Erwartung, Pretiosen zu finden, getäuscht sahen. In einem Breve CLEMENS IX. wird erwähnt, dass das Archiv in jenem Kriege von den Flammen ergriffen worden sei.
Ein Prozess vom Jahre 1479 in Betreff mehrerer Stiftungsgüter, namentlich zu URK und ERMELORT, hatte Veranlassung gegeben, jene Urkunden mehrfach zu transsummieren (vgl. Akten No 15), und diese Transsumpte gewährten durch sorgfältige Vergleichung einen möglichst richtigen Text, worüber in den Noten zu jenen Abdrücken das Nähere berichtet worden ist.
Die noch erhaltenen Urkunden, welche mit dem Jahre 1322 anheben, betreffen daher nur Güterverwaltung und innere Angelegenheiten, da alle Privilegien mit diesem Schranke untergegangen. Die Stiftskirche, die Abtei und alle Häuser auf dem ELTENBERGE wurden 1585 gänzlich verheert, aller Gottesdienst hörte auf, und Aebtissin AGNES von STYRUM sah sich genötigt, durch Ergreifung der Steine der zerstörten Kirche von dem Stift Besitz zu nehmen. Sie begann zwar im Jahre 1614 die Abtei und im Jahre 1634 eine Kapelle wieder zu erbauen; allein der weitere Bau ward durch die von den Generalstaaten im Jahre 1639 auf dem ELTENBERGE angelegte Redoute so lange gehemmt, bis die weiter folgende Aebtissin MARIA SOPHIA von SALM-REIFFERSCHEID jene Festungswerke kaufte und zum Teil mit deren Steinen Abtei und Kirche wieder errichtete (vgl. Urk. No 394). Im Jahre 1677 ward nach einer fast neunzigjährigen Unterbrechung der Gottesdienst in der neugeweihten Kirche wieder begonnen. Die erwähnte Äbtissin bestritt nicht nur die bedeutenden Kosten aus eigenen Mitteln, sondern setzte auch unter vielen Vermächtnissen einen besonderen Fabrikfonds in ihrem Testamente aus. (Vgl. Akten 1i).
Die Verfassung des Stifts war folgende. Neben der Äbtissin und den übrigen Stiftsdamen bestanden vier männliche Kanonikate und vier Vikarien. De erste Kanonich war zugleich zu HOCH-ELTEN, der vierte zugleich zu NIEDER-ELTEN Pfarrer. Die Kanonichen und Vikare hatten, jeder besondere mit ihrem Beneficium verbundene Einkünfte, die jeder selbst verwaltete und die man das Corpus der Einkünfte der betreffenden Stelle nannte. Außerdem hatten diese acht Stellen gemeinsame Einkünfte, welche unter dem Namen "GROSSE PRÄSENZ" von dem Rentmeister verwaltet wurden. Die Präsenzgefälle wurden durch Gegenwart in der Stiftskirche an den bestimmten Tagen gewonnen; sie wurden daher in tägliche Renten, Pfunde genannt, abgeteilt, und jedes Pfund wurden den anwesenden Beneficiaten zugewiesen.
Im Jahre 1811 wurde das Stift aufgehoben, und der Ort HOCH-ELTEN unter den Pfarrer zu NIEDER-ELTEN gestellt. Unter der Preussischen Verwaltung wurde die Selbständigkeit der Pfarre zu HOCH-ELTEN wieder anerkannt.
(Lacomblet).

Zur Reichsunmittelbarkeit vgl. die Urk. 2187 des Stadtarchivs Köln N 1392 21/1 (Mitt. Stadtarchiv 7, 19)

Stift Elten, Lehen

Das folgende Findbuch geht zurück auf ein Zettelrepertorium, das von Harleß angelegt worden, später verloren gegangen und erst nach 1945 wieder aufgefunden worden ist.
Die Grundlage der Harleß'schen Verzeichnung bilden: Elten, Rep. und Hs. 1 (Kartular des Stiftes 963-1699) und Elten, Akten 15 (Aktenstücke eines Prozesses über Erbpachtgüter zu Urk und Emelort von 1479 mit transsumierten Urkunden). Das Kartular (= Rep. und Hs. 1) muss als Vorläufer von "Elten, Akten 23 vol. I (1544-70)" angesehen werden (vgl. dort), das die große Masse der darin verzeichneten Urkunden bis 1545 geht, worauf nur noch - als Nachträge - die Urkunden (von 1550 Nov. 10), 1568 März 15 und 1690 folgen.
Der Bestand Elten, Akten 15 hatte in dem alten, durch den 2. Weltkrieg verloren gegangenen "Repertorium des Stiftsarchivs von Theod. Jos. Lacomblet aus der 1. Hälfte des 19. Jh. (vgl. Elten, Rep. u. Hs. 5) die Bezeichnung "R. 20".
Vor 1928 hat B. Vollmer ohne Kenntnis der Harleß'schen Verzeichnung die Blätter 1-54 (1363-1538) neu verzeichnet. Diese Verzeichnung wurde, soweit es erforderlich schien, in die Harleß'sche mit eingearbeitet.
Infolge des Kriegsverlustes der Bestände "Elten, Rep. u. Hs." und "Elten, Akten" kommt diesem Findbuch ganz besondere Bedeutung zu.
Düsseldorf, den 8. August 1955. v. Roden

Bei der Retrokonversion des alten Findbuches 120.68.02 im Jahre 2011 stellte sich heraus, daß die Blattangaben zu "Rep. u. Hs. 1 A" (= Rep. u. Hs. 1) falsch sind. Sie wurden deshalb weggelassen.

Reference number of holding
AA 0232 120.68.02
Extent
6 Einheiten (+ 305 Vorgänge); 1 Karton; 5 Einheiten
Language of the material
German

Context
Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland (Archivtektonik) >> 1. Behörden und Bestände vor 1816 >> 1.2. Geistliche Institute >> 1.2.2. E - H >> 1.2.2.2. Elten >> 1.2.2.2.1. Elten, Stift
Related materials
Literatur
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Th. Ilgen, Herzogtum Kleve I. Ämter und Gerichte II, 2 1925 S. 436ff. VI.J.7. (betr. Erbvogtei)
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(a. a. O. Bd. 120, S. 49 ff.)
O. Schmithals, Drei freiherrliche Stifter am Niederrhein.
(a. a. O. Bd. 84, S. 141 ff.) 1907 VI.A.9.
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(968-) -1790

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  • (968-) -1790

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