Gebäude

Heidelberg-Weststadt Landhausstraße 9

Das Gebäude steht im Osten an der Landhausstraße. Schon ein erster Anblick zeigt ein abwechslungsreiches "Spiel" mit Farbe und Architektur. Das Gebäude zählt fünf Fensterachsen sowie zwei Obergeschosse. Die mittlere Achse, breiter als die Übrigen ist als Risalit hervorgehoben. Ein martialischer Eindruck entsteht durch die "Bossierung" der Ecken mit fahlroten Sandsteinquadern. Generell ist das Erdgeschoß in rotem Sandstein gehalten und bis über die Kellerfenster mit unregelmäßigen Bossen verkleidet. Der Hauseingang mit schönem Oberlicht liegt im Norden. Er ist mit einer Säulen-Profilierung im Gebände plastisch ornamentiert, ein Sturz leitet zum Oberlicht über, welches in gleicher Weise gefasst ist. Eine ornamentierte Agraffe schließt dekorierend ab. Südlich an den Hauseingang schließt sich ein im segmentbogigen Schluss gefasstes Fenster an, dessen Gewände ebenfalls mit einer plastischen Säulen-Ornamentik die auch von plastischen Kugeln unterlegten Kapitelle beinhaltet. Eine ideenreich und sauber ausgeführte Arbeit. Unter dem Fensterbrett ist ein dekorierender Lambrequin angesetzt. Die mittlere Ache, wie bereits beschrieben als Risalit hervortretend, trägt ein breites, im rundbogigen Schluss gefasstes Fenster gleicher Fassung. Beiderseits des Fensters setzen geschwungene und mit eigener Ornamentik versehene Konsolen an, die den Balkon vor dem Fenster im ersten Obergeschoss tragen. Die beiden Achsen im Süden folgenden Achsen schließen sich mit je einem Fenster in bereits beschriebener Fassung an. In Höhe der Agraffen verläuft ein schmales Gesims mit halbrundem Profil und im Abstand einer Handspanne leitet ein vorkragendes, kräftiges Gurtgesims zum ersten Obergeschoß über. Ab diesem ist das Gebäude weis verputzt, was einen guten Kontrast zu den weiterhin in rotem Sandstein ausgeführten Gewänden und Ornamentierungen ergibt. Die beiden nördlichen und südlichen Achsen tragen hier je ein rechteckiges Fenster, dessen Gewände im Innenrand profiliert ist und im horizontalen Schluss mit dekorierendem offenem Dreieck endet. In Höhe der Fensterbretter verläuft ein abgestuftes Gurtgesims und unter den Fensterbrettern ist eine rechteckige Steinplatte in Rustica eingelassen. Über jedem Fenster schließt ein abgestufter Dreiecksgiebel mit zentraler Ornamentik ab. Die Mittelachse trägt ein dreifaches Rechteckfenster mit profilierter Fassung im horizontalen Schluss, wobei das mittlere als Fenstertür ausgebildet ist und den Zugang zum Balkon ermöglicht. Dessen Balustrade ist plastisch ornamentiert. Die Ecken des Risalits sind hier mit glatten roten Sandsteinbossen optisch hervorgehoben. Zum zweiten Obergeschoß leitet ein in Höhe der Fensterbretter verlaufendes, vorkragendes Gurtgesims über. Unter den Fensterbrettern ist ebenfalls eine Sandsteinplatte in Rustica eingelassen. Wiederum ist in den beiden nördlichen- bzw. südlichen Achsen je ein rechteckiges Fenster mit abgetrepptem Gewände eingesetzt, dessen horizontaler Schluss nach oben mit einem doppelt geschwungenem Profil endet. Ein weiteres profiliertes Gurtgesims verläuft in Höhe der horizontalen Gewändeschlüsse und ist über diesen rechteckig hochgezogen, was den Eindruck größerer Fenster hervorruft. Die mittlere Achse, an den Ecken weiterhin mit glatten roten Sandsteinen hervorgehoben, trägt ein durch einen profilierten Pfeiler getrenntes Doppelfenster mit gleicher Fassung wie in den anderen Achsen. Eines davon ist als Fenstertür ausgebildet und ermöglicht den Zugang zum Balkon. Dieser ruht auf zwei geschwungenen, schmalen Konsolen mit dekorativer Ornamentik. Ein einfaches Eisengeländer umgibt den Balkon. In den südlichen und nördlichen Achsen leitet ein Blendbogenfries, das eine Handspanne über den horizontalen Fensterschlüssen verlauft, zum Kranzgesims über. Das Kranzgesims selbst ist zweifach abgestuft und dachseitig schließt je eine große, doppelfensterige Gaube im Süden und Norden ab. Der Risalit geht über dem zweiten Obergeschoß in ein Zwerchhaus über, das von einem doppelten rechteckigen Fenster mit jeweils einem Oberlicht gekennzeichnet ist. Das im horizontalen Schluss fassende Gewände ist abgestuft. Unter den Fenstern sind zwei Kartuschen mit einer an einen Dreipass erinnernden Ornamentik in Hochrelieftechnik eingelassen. Die Ecken des Zwerchhauses ins ebenfalls in rotem, flachen Sandstein ausgeführt, wobei sich dieser noch oben und innen stufenartig weiterentwickelt. Außen verlaufen Wandpfeiler, die von mit Wappenschilden dekorierten Konsolen aufsteigen. Auch beiderseits der Fenster steigen, beginnend in halber Höhe, solche Wandpfeiler auf. Alle münden in einen Blendbogenfries, welches zu einem doppelt abgestuften Gurtgesims überleitet. Von diesem steigt ein sich nach oben hin zum Dreieck verjüngender Giebel auf, der wiederum mit Wandpfeilern besetzt ist und nach einem weiteren Gurtgesims schließlich in einer Spitze endet. Der Architekt hat hier im "Freien Historismus" mit starker Anlehnung an die Formensprache der Renaissance ein bemerkenswertes, ideenreich dekoriertes Gebäude erstellt, das in seinem Habitus einem gehobenen Bürgerhaus entspricht. (Baujahr: 1902-03; Bauplanung/Ausführung: Philipp Thomas/Valentin Schaaf. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.) .
Erhaltungszustand: Gut

Urheber*in: Thomas, Philipp; Schaaf, Valentin / Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank | Digitalisierung: Pietschmann, Dieter-Robert

Attribution - ShareAlike 4.0 International

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Location
Heidelberg
Collection
Städte und Dörfer
Material/Technique
Sandstein; Werkstein; Mauern; Steinmetz

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Classification
Haus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
Subject (what)
Architektur
Bossenwerk
Haustür
Dreiecksgiebel
Konsole
Rollwerk
Kartusche
Ornament
Agraffe
Rundbogenfries
Balkon
Geländer
Balustrade
Zwerchhaus
Pfeiler
Dachgaupe
Gurtgesims
Kranzgesims

Event
Herstellung
(when)
1902 - 1903

Sponsorship
Pietschmann, Dieter-Robert
Last update
05.03.2025, 4:25 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Gebäude

Time of origin

  • 1902 - 1903

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