Bestand

Nachlass Israel Hartmann, Waisenhausschulmeister in Ludwigsburg (1725-1806) (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Der 1937 und 1955 eingekommene Bestand stellt eine wichtige Quelle zur Geschichte des altwürttembergischen Pietismus während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dar. Er enthält u.a. Tagebücher, autobiographische Aufzeichnungen, Briefe von Israel Hartmanns Sohn Gottlob David Hartmann (Professor der Philosophie in Mitau), von Johann Caspar Lavater, Heinrich Jung-Stilling und anderen, Gedichte, Predigten, Erbauungsschriften.



Vorwort: Der schriftliche Nachlass des Ludwigsburger Waisenhausschulmeisters Israel Hartmann (1725-1806) wurde im Jahr 1937 von seinen Nachkommen, Professor Dr. Paul Hartmann, Ordinarius für Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule Darmstadt, und seinen Brüdern der staatlichen Archivverwaltung Württembergs geschenkt und am 9. März 1937 von mir bei der Schwester der Schenker, Fräulein Johanna Hartmann in Ludwigsburg, für das Staatsarchiv Ludwigsburg übernommen (vgl. Kanzleiakten Qu. 353-55a/1937, 411/1937). Die Papiere befanden sich in 22 beschrifteten und verschnürten Umschlägen in einer verschließbaren Kiste. Ein Verzeichnis lag nicht bei. Unmittelbar nach der Übernahme wurde daher auf Grund der alten Aufschriften eine vorläufige Übersicht des Nachlasses gefertigt (s. Bü 132). Die eingehende Verzeichnung des Nachlasses, der in die Abteilung J 4 (Nachlässe und Familienpapiere württembergischer Beamter) eingereiht wurde, war damals sogleich in Aussicht genommen; infolge drängender Tagesarbeiten, Krieg und Nachkrieg konnte sie jedoch erst 1951/52 durchgeführt werden. Da die vorgefundenen 22 Päckchen den Nachlass nur ganz im Groben in einzelne Abteilungen gruppierten, war es das Ziel der Neuverzeichnung, durch detaillierte Aufgliederung die Papiere für die Forschung möglichst weitgehend zu erschließen. Auf Vollständigkeit in der namentlichen Aufführung der Korrespondenten musste aus Zeitgründen zwar verzichtet werden, doch wurde die Nennung wenigstens aller namhaften Korrespondenten angestrebt. Inhaltlich stellt der Nachlass Israel Hartmanns eine wichtige und unter den Beständen des Staatsarchivs in gewisser Hinsicht bisher einzigartige Quelle zur Geschichte des altwürttembergischen Pietismus während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dar. Im einzelnen sind besonders hervorzuheben die dem Nachlass einverleibten Papiere von Israel Hartmanns berühmterem Sohn Gottlob David Hartmann, die Briefe Lavaters und seiner Schweizer Freunde, sowie die Briefe Heinrich Jung-Stillings. Leider umfassen, wie sich aus der gedruckten Literatur ergibt, die dem Staatsarchiv übergebenen Papiere nicht mehr den vollständigen Nachlass des Waisenschulmeisters. Es nimmt nicht wunder, dass Israel Hartmanns Persönlichkeit und Wirken immer wieder zur Darstellung gereizt haben. Hierfür konnte infolge des Entgegenkommens der Familie Hartmann auch der Nachlass bereits verschiedentlich benützt werden. Als erster hat, ein Menschenalter nach Hartmanns Tod, sein Enkel Friedrich Karl Werner, Pfarrer zu Fellbach und Führer der altpietistischen Gemeinschaften, den Nachlass für seine Veröffentlichung in den "Sammlungen für Liebhaber christlicher Wahrheit und Gottseligkeit", Basel 1842-43 (sog. "Basler Sammlungen") ausgiebig verwertet (vgl. unten Büschel 127-130 und passim). Auf dieser vornehmlich für erbauliche Zwecke bestimmten Publikation bauen andere auf, die daneben im Nachlass selbst Nachlese zu einzelnen Fragen gehalten haben: J. Volkening: Israel Hartmann, der Waisenschullehrer in Ludwigsburg. Versuch einer Lebensskizze meist nach Tagebüchern und Briefen (= Sonntagsbibliothek, hrsg. von Rische, V 2), Bielefeld 1851; W. Clauss: Württembergische Väter, Bd. 2, Calw 1888; Julius Hartmann: Aus den Lehr- und Wanderjahren unserer Väter, Stuttgart 1896; Albert Bertsch: Israel Hartmann. Ein Schulmeisterleben aus dem 18. Jahrhundert, Stuttgart 1910; Derselbe: Stilling und Hartmann (Kirchlicher Anzeiger 1910); Derselbe: Aus der Chronik eines Schulmeisters 1775-1805 (Lit. Beil. Z. Staatsanzeiger 1910) Außerdem hat auch Wilhelm Lang für seinen Essay über Gottlob David Hartmann (Von und aus Schwaben Heft 7, Stuttgart 1890) den Nachlass Israel Hartmanns herangezogen. Ludwigsburg, Februar 1952 Dr. W. Grube

Nachtrag: Durch die aus dem nachfolgenden Bestand geschöpfte Veröffentlichung des Unterzeichneten "Israel Hartmann, Lebensbild eines altwürttembergischen Pietisten" (Zeitschrift für Württ. Landesgeschichte 12, 1953, S. 250-270) wurde Pfarrer Heinrich Werner in Denkendorf, ein Nachkomme Hartmanns, im August 1955 veranlasst, die in seinem Besitz erhaltenen Hartmannschen Familienpapiere ebenfalls dem Staatsarchiv Ludwigsburg zu schenken. Diese Papiere waren zum größten Teil wohl anlässlich der biographischen Arbeiten des Pfarrers Friedrich Karl Werner (s. oben) von dem Hartmann-Nachlass abgesplittert. Sie wurden nunmehr als Büschel 37 a, 37 b, 47 a, 59 a, 62 a, 62 b, 74 a, 74 b, 74 c und 90 a in den Bestand eingefügt; weitere Einzelstücke wurden in die Büschel 32, 35, 36, 61, 67, 69, 92 und 126 eingereiht. In dem Neuzugang sind namentlich 40 weitere Briefe Lavaters an Israel Hartmann (in Büschel 74 c) von allgemeinem Interesse. Der Gesamtbestand umfasst jetzt 143 Büschel. Ludwigsburg, September 1955 Dr. Grube

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, PL 701
Umfang
143 Büschel (0,8 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Deposita, nichtstaatliche Archive und Nachlässe >> Nachlässe (ohne Deposita)

Indexbegriff Person

Bestandslaufzeit
1745-1842 (Vorakten von 1713, Nachakten von 1937)

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
18.04.2024, 10:40 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1745-1842 (Vorakten von 1713, Nachakten von 1937)

Ähnliche Objekte (12)