Bestand

Vorwerk Francke (Splitter) (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Das Vorwerk war ein landwirtschaftlicher Großbetrieb der Familie Francke in der Lebuser Vorstadt. Er befand sich in der damaligen Berliner Straße 50. Der Historiker Friedrich Schilling verortet dort den mittelalterlichen Schulzenhof. Auch das Archiv der Lebuser Vorstadt soll bis zum Jahr 1938 im Wohngebäude des Vorwerks untergebracht gewesen sein. Insofern muss sich in der Frühzeit der Stadtentwicklung Frankfurts dort ein herrschaftlich-administratives Zentrum sowie später ein Verwaltungsort der Lebuser Vorstadtgemeinde befunden haben. Von dieser zentralörtlichen Funktion ist jedoch nichts überliefert, so dass Karl Seilkopf diese Annahme bezweifelt und ablehnt.

Literatur dazu:
- Schilling, Friedrich: Ursprung und Frühzeit des Deutschtums in Schlesien und im Land, Posen/Leipzig 1938, Bd. 1, S. 406-415 sowie Anmerkungsteil S. 668
- Schirrmacher, Elfriede: Das Stadtarchiv Frankfurt (Oder) und seine Bestände, Frankfurt (Oder) 1971, S. 138
- Seilkopf, Karl: Streiflichter auf das Dunkel der Frankfurter Frühgeschichte", in: Mitteilungen des Historischen Vereins für Heimatkunde zu Frankfurt an der Oder, Heft 36 (1939), S. 50-60, hier S. 55-57

Die langjährige Bewohnerin des Grundstücks Friedel Pochert übergab am 28.02.1964 die im Gebäude aufgefundenen Unterlagen zur Verwaltung des Hauses und der zum Vorwerk gehörenden Grundstücke in der Lebuser Vorstadt als Splitterüberlieferung dem Stadtarchiv. Der Bestand enthält v. a. Kaufverträge, Grundbuchauszüge, Schuldverschreibungen, Erbvergleiche, Besteuerungen sowie Bauunterlagen u. a. zum Einbau von sanitären Anlagen mit Kartenwerk. Hervorzuheben ist das Erbbegräbnis der Geschwister Francke auf dem Alten Kirchhof in der Fürstenwalder Straße. Weil weitere Unterlagen zur landwirtschaftlichen Betriebsführung fehlen, ist der Bestand als lückenhaft zu betrachten. Überliefert sind lediglich die Rechtsverhältnisse und Hausverwaltung der Familie Francke. In der Überlieferung des Magistrats lassen sich die Eigentumsverhältnisse der Familie bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nachverfolgen, u. a. übergab im Jahr 1805 der 51jährige Vorwerksbesitzer Martin Fellmer aus gesundheitlichen Gründen den 4 ½ Hufen Ackerland umfassenden Betrieb seinem Wirtschafter Christian Francke, der seine jüngste Tochter Caroline Louise Fellmer heiratete und wegen Annahme des Betriebes vom Regiment als Soldat verabschiedet werden musste (vgl. StAFF 1-100 BA I Tit. 5 Nr. 56). Der Betrieb existiere nach 1945 nicht mehr. Die Gebäude in der Berliner Straße wurden abgerissen, an der Stelle befindet sich seit den 1970er Jahren ein Punkthochhaus.

Stadtarchivarin Elfriede Schirrmacher führte in den 1960er Jahren eine flache Erschließung des Bestandes auf Karteikarten durch. Die Verzeichnungseinheiten sind zu Beginn der 1990er Jahre durch ABM-Kräfte in die Archivdatenbank übertragen worden, dabei sind Eingabefehler gemacht worden. Im Jahr 2021 ist die Erschließung durch Dr. Denny Becker überarbeitet worden, Titel und Enthältvermerke wurden redaktionell überarbeitet bzw. neu erstellt.

Frankfurt (Oder), im August 2021



Dr. Denny Becker
(Wissenschaftlicher Archivar)

Zitierweise: Bestandsnummer zzgl. Archivaliensignatur, bspw.: StAFF 1-800 BA I Tit. 32 Nr. 1

Bestandssignatur
StAFF 1-800
Umfang
Schriftgut 0,2 lfd. Meter = 19 VZE

Kontext
Stadtarchiv Frankfurt (Oder) (Archivtektonik) >> Private und volkseigene Wirtschaftsbetriebe

Bestandslaufzeit
1850-1944

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Letzte Aktualisierung
17.06.2025, 10:21 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1850-1944

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