Bestand

Sammlung von Elmendorff / Akten (Bestand)

Register ca. 1800 (1); Erbsachen 1392-1789 (8); Hausbücher 1567-1793 (4); Familiensachen 1541-1846 (20); Gutsverwaltung 1364-1880 (27); Rechtssachen 1471-1844 (29); Verbindlichkeiten (14. Jh.) 1602-1845 (17); Landtagssachen 1561, 1769-1794 (2); Varia 1677-1800 (4). Der Bestand umfasst die Verwaltung der Güter Grone (Grafschaft Lingen) und Berstenhorst (Grafschaft Tecklenburg) sowie der zugehörigen Höfe, ferner Nachrichten über die Familien von Ascheberg, von Dincklage, von Dorgelo, von Elmendorff, von Grothaus, von der Horst, von Kobrinck, von Lüninck und von Wrede, Aufzeichnungen des Otto von Dorgelo zu Brettberg (Amt Vechta), Dompropst zu Münster bzw. des Johann von Dorgelo über Angelegenheiten ihrer Eigenhörigen, des Johann von Elmendorff zu Füchtel (Amt Vechta) zur Wirtschaftsführung. Er enthält auch ein Stammbuch der Elisabeth von Schade zu Ihorst, geb. von Dorgelo, von 1620-1643.

Bestandsgeschichte: Der Bestand ist offensichtlich ein Teil der Archivaliensammlung des genealogisch interessierten Ludwig Moritz von Elmendorff, angereichert durch Unterlagen aus dem Nachlass des Historikers C.H. Nieberding. Die sogenannte ”von Elmendorffsche Sammlung“ war von 1890-1920 im Landesarchiv Oldenburg deponiert, wurde dann an den Freiherrn von Schorlemer auf Schlichthorst zurückgegeben und gelangte 1970 in den Handel.

Form und Inhalt: Bei dem Bestand (früher: "Haus Füchtel") handelt es sich um eine Archivaliensammlung, deren Genese auf verschiedenen Sammlungszusammenhängen beruht. Den Kern der Sammlung bildet das Guts- und Familienarchiv der Familie von Elmendorff, einem westfälischen Adelsgeschlecht aus der Region Vechta im sogenannten Niederstift des ehemaligen Fürstbistums Münster, das heute in etwa die niedersächsischen Landkreise Cloppenburg und Vechta umfasst.


Geschichte der Familie von Elmendorff und ihrer Besitzungen
Die Familie von Elmendorff stammt ursprünglich aus dem Ammerland, ist aber bereits seit 1323 als Burgmannsfamilie in Vechta nachgewiesen. Die von Elmendorffs blieben bis in das 18. Jahrhundert in ihrem Heiratsverhalten auf die südoldenburgischen Adelsgeschlechter hin ausgerichtet, so dass es weniger zu Verheiratungen mit dem westfälischen Adel des Oberstifts kam. Eine lange Tradition wies die Familie auch darin auf, dass die nachgeborenen Söhne geistliche Karrieren begannen und als Domherren in Lübeck, Paderborn, Hildesheim und Osnabrück wirkten. So z.B. Kaspar Andreas von Elmendorff (1658-1730), katholischer Domherr im überwiegend lutherischen Domkapitel in Lübeck, Johann Ferdinand von Elmendorff (1718-1788), Domherr in Lübeck und Hildesheim sowie Christoph von Elmendorff (1774-1834), Domherr in Lübeck und Paderborn. Die auf das Niederstift des Bistums Münster konzentrierte Heiratspolitik änderte sich erst im 19. Jahrhundert, etwa als Franz von Elmendorff Luise von Duisenberg-Spiegel heiratete oder sich die Freiin Cäcilie von Elmendorff mit dem Freiherrn Heinrich Droste zu Hülshoff vermählte, so dass die Familie im Jahr 1876 das Gut Füchtel übernahm.

Gut Füchtel
Gut Füchtel war bereits seit 1421 den Stammsitz der Familie von Elmendorff. Aus diesem Grund hieß der Bestand zunächst ”Haus Füchtel“, was insofern richtig ist, als dass das Gutsarchiv einen Kern des Bestandes ausmacht. Seit Johann Otto von Elmendorff, der 1671 Stammherr auf Füchtel war, konzentrierten sich die Herren auf Füchtel auf den Ausbau und die Pflege des Gutes und der Festigung der dazugehörigen Rechte und Besitzungen. So gelang es im 18. Jahrhundert, durch eine geschickte Heiratspolitik die Besitzungen zu halten und weiter auszubauen. Weitere bedeutende Besitzungen der Familie stellten das Gut Welpe und die Elmendorffburg (seit 1472) in Vechta, Haus Arkenstede, heute Gemeinde Essen i.O. (seit 1716), sowie der Elmendorffhof und Gut Vehr (beide [?] seit 1783) in Quakenbrück dar.

Gut Vehr
Bereits im 13. Jahrhundert erwähnt, diente Gut Vehr zunächst als Burg- und Wehranlage und wurde später als wehrhafte, mit einem Graben umgebene Hofanlage genutzt. 1522 besaß die Familie von Schmerten das Gut, 1540 gelangte es durch Heirat an von Grothaus. Um 1650 kam es über die Familien von Kobrinck (Daren) und von Schade (Ihorst) an das Adelsgeschlecht von Frydag (Daren). 1783 kaufte es von Elmendorff.

Elmendorffhof (auch Burgmannshof Vosshagen)
Der Elmendorffhof gehört zunächst der Familie Voss zu Mundelnburg, wovon eine Inschrift 1754 an die Familie von Elmendorff überging, deren Wappen sich heute noch am Zwerchgiebel befindet.

Haus Arkenstedde (heute im Museumsdorf Cloppenburg)
Errichtet wurde das Haus in der Gemeinde Brokstreek (heute Essen i.O. und Quakenbrück) als Frauenwohnsitz für Witwen und unverheiratete Töchter der adligen Familie Kobrinck aus Daren im Kirchspiel Bakum. Durch einen Erbvergleich gelangte das Haus dann 1716 an die Familie von Elmendorff auf Füchtel bei Vechta, die es schließlich 1927 an den Generaldirektor eines Duisburger Montan-Konzerns verkaufte.

Elmendorffburg
Ehemaliger Burgmannshof, seit 1472 im Besitz der Familie Elmendorff. Der Burgmannshof war der letzte von ehemals 22 Burgmannshöfen in Vechta.


Bestandsgeschichte
Der Übergang der bisher genannten Güter an die Familie von Elmendorff bedeutete auch einen Übergang der dazugehörigen Familien-und Gutsarchive. Wie bei vielen Adelsarchiven üblich, ist die Provenienz der vorhandenen Unterlagen nicht einfach nachzuvollziehen und das Archivgut stammt aus unterschiedlichen ererbten oder erworbenen Guts- und Familienarchiven. Darüber hinaus erfuhr der vorliegende Bestand im 19. Jahrhundert durch Moritz von Elmendorff, den Bruder des letzten von Elmendorffschen Erben von Haus Füchtel, eine Erweiterung. Er war genealogisch interessiert und kaufte weitere Archivalien zu. Hier lässt sich etwa der Nachlass des Historikers Christian Heinrich Nieberding, der sich für die Geschichte des Oldenburger Münsterlandes, d.h. des Niederstifts, besonders interessierte, ausmachen. Diese sogenannte ”von Elmendorffsche Sammlung“ war von 1890-1920 im damaligen Landesarchiv Oldenburg deponiert und wurde an den Freiherrn von Schorlemer auf Schlichthorst übergeben. In den Jahren 1970 und 1971 wurde der Bestand dann von dem Freiherrn Reinhard von Schorlemer auf Lonne zum Verkauf angeboten. Hierbei wurde der Bestand getrennt, indem der weitaus größere Umfang an Urkunden und Akten vom Staatsarchiv Oldenburg erworben wurde (vgl. NLA OL Dep 102 Gut Füchtel), während ca. zwei laufende Meter Akten und ca. ins damalige Staatsarchiv Münster gelangten (Zgge 53/1970 u. 20/1971). In welcher Art und Weise und nach welchen Kriterien der Bestand getrennt wurde, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen, da der Bestand im Staatsarchiv Oldenburg Güter und Regionen umfasst, die im Sprengel der Abteilung Westfalen liegen, sowie umgekehrt.


Bestandsinhalt
Das alte Findbuch wurde im Oktober 2009 von Joachim Rüffer abgeschrieben. Die Titelaufnahmen zu den Akten wurde von Florian Dorn, Kevin Dubout, Julian Freche, Franziska Klein, Benedikt Nientied und Constanze Sieger überprüft, durch Laufzeiten ergänzt und tiefergehend erschlossen. Die nachfolgenden zusammenfassenden Ausführungen beziehen sich auf die Verzeichnung und Inhalte der Akten und berücksichtigen nicht die Urkunden (vgl. dazu den Bestannd V 020u/Sammlung von Elmendorff-Urkunden). Die schwerpunktmäßig im 16., 17. und 18. Jahrhundert (Gesamtlaufzeit: 1300-1900) entstandenen Akten sind in sich nicht immer konsistent. Aufgrund der Diversität der in den Akten enthaltenen Unterlagen wurden teilweise umfangreiche Enthält-Vermerke angelegt. In bestimmten Fällen war eine Einzelblattverzeichnung notwendig, da sich die einzelnen Dokumente nur schwer zu Vorgängen zusammenfassen ließen. Berücksichtigt wurden Überlieferungsart, Entstehungszusammenhang, Entstehungsdaten sowie Korrespondenten und Beteiligte. Entsprechend der Bestandsgeschichte ist davon auszugehen, dass es wiederholt zu Umsortierungen gekommen ist und die Akten bei der Benutzung, der Übergabe und dem Verkauf nicht gänzlich in ihrem Originalentstehungszusammenhang belassen wurden. Eine Erstellung der Klassifikation nach dem Provenienzprinzip oder nach den zu Elmendorff gehörigen Gütern bot sich aus diesem Grund nicht an. Stattdessen wurde eine Gliederung nach Pertinenzen vorgezogen, die den Entstehungszusammenhang mitberücksichtigt. Dies gilt beispielsweise für diejenigen Akten, die im Kontext von Rechtssachen (bspw. Erbstreitigkeiten) entstanden sind oder die Gutsverwaltung betrafen. Die übrigen Klassifikationsebenen wurden nach inhaltlichen Kriterien gebildet (Erbsachen, Verbindlichkeiten, Familiensachen, Landtagssachen), lediglich die Klassifikationsebene der Hausbücher ist einer Orientierung am Quellentypus geschuldet.
Inhaltlich umfasst der Bestand zahlreiche Informationen zu Lage, Größe und Umfang von Hofstellen, Gütern und verschiedenen Familien des westfälischen Adels. Gerade in der regionalen Verortung weist der Bestand eine breite Vielfalt auf: So finden sich neben den Gütern der von Elmendorffs Informationen zu den Gütern Berstenhorst und Grone sowie zu zahlreichen Hofstellen im Niederstift des Fürstbistums Münster (z.B. Bakum, Vechta, Dinklage), des Fürstbistums Osnabrück (z.B. Quakenbrück) sowie der Grafschaften Lingen und Tecklenburg (z.B. Mettingen, Westerkappeln).
Bezüglich der Familiensachen konzentriert sich nur ein kleiner Teil allein auf Informationen zur Familie von Elmendorff. Der weitaus größere Teil bezieht sich auf regional und standesmäßig heterogene Familien, deren Unterlagen über komplizierte Erb-und Heiratsvorgänge in den Besitz der Familie von Elmendorff gelangten. Neben Informationen zu hofbesitzenden Familien aus der Grafschaft Tecklenburg sind hier vor allem die Familien Grothaus zum Grone, Voss zu Mundelnburg, von der Horst, von Steding, von Kratz, von Lüninck und von Dincklage zu nennen. Insbesondere zu den Familien Grothaus zum Grone - einer tecklenburgischen Linie des westfälischen Adelsgeschlechtes Grothaus - und den südoldenburgischen von Steding und von Dincklage finden sich im Bestand Informationen über mehrere Generationen und eigens angelegte Akten. Über die Voss zu Mundelnburg und Voss zu Bakum sind vor allem Besitzverhältnisse, d.h. Hofstellen, Schuldverschreibungen und Testamente zu finden. Da der letzte Erbe der Voss zu Mundelnburg (Andreas Hilmar von Voss) Anfang des 18. Jahrhunderts in erster Ehe mit einer Angehörigen der Familie von Elmendorff (Sophie Mette von Verdegants geb. von Elmendorff) verheiratet war und in zweiter Ehe mit einer Angehörigen der Familie von Dumstorf (Antoinette Marie Theodora von Dumstorf zu Halstenbeck), die wiederum in zweiter Ehe einen von der Horst heiratete (Maximilian Ferdinand Anton von der Horst zu Cappeln) gelangten Archivalien dieser Familien in das Archiv. Die Familie von der Horst (v.a. Mauritz Karl Theodor von der Horst) tritt vor allem im Kontext von Rechtsstreitigkeiten um Erbgüter oder nicht bezahlte Verbindlichkeiten in Erscheinung. Entsprechend der Zugehörigkeit der Familie zum traditionsreichen Adel des Oberstifts gehören ebenso einflussreiche Familien wie die von Boeselager zu den Prozessgegnern.



Literatur
Harald Schieckel: Die Gutsarchive des Oldenburger Münsterlandes und ihre Bedeutung für die Heimatforschung. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland, 1970, S. 120-126.
Ders.: Neues aus Guts- und Adelsarchiven des Oldenburger Münsterlandes. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland, 1973, S.191-195.
Heike Düselder: Ländlicher Adel in geistlichen und weltlichen Territorien. Die Familien von Elmendorff auf Füchtel im Niederstift Münster und zu Inn-und Knyphausen auf Lütetsburg in der Grafschaft Ostfriesland, in: Michael Hirschfeld (Hrsg.): Das Niederstift Münster an der Schwelle zum 19. Jahrhundert, Cloppenburg 2004, S. 75-88.
Josef Bröker: Genealogische Forschungen zur Familie von Grothaus unter besonderer Berücksichtigung ihrer Beziehungen zum Gut Grone bei Ibbenbüren. In: Beiträge zur westfälischen Familienforschung, 41, 1983, S. 308-325.


Ergänzungsüberlieferung:
Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Oldenburg, Dep 102 Gut Füchtel.
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen, V 020u/Sammlung von Elmendorff - Urkunden

Zitierweise:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen (kurz: LAV NRW W), V020 Sammlung von Elmendorff-Akten, Nr.

Bestandssignatur
V 020
Umfang
114 Akten.; 114 Akten (18 Kartons), Findbuch V 020 (Abgabeliste).
Sprache der Unterlagen
German

Kontext
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 4. Nichtstaatliches Schriftgut / Archivische Sammlungen >> 4.4. Nachlässe und Sammlungen (V) >> 4.4.1. Nachlässe und Sammlungen von einzelnen Personen >> Sammlung von Elmendorff
Verwandte Bestände und Literatur
Harald Schieckel, Die Gutsarchive des Oldenburger Münsterlandes und ihre Bedeutung für die Heimatforschung; ders., Neues aus Guts- und Adelsarchiven des Oldenburger Münsterlandes, in: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland, Jgg. 1970 u. 1973.

Bestandslaufzeit
1566-1810

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1566-1810

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