Bestand
Nachlass Alexander Kaufmann, fürstlicher Archivar (1817-1893) (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Aus dem wissenschaftlichen Nachlass Kaufmanns stammen auch die sog. Kaufmann-Regesten (Bestand StAWt-R S 29).
Einleitung: Alexander Kaufmann wurde am 14. Mai 1817 in Bonn geboren. Am 21. Mai 1838 immatrikulierte er sich an der juristischen Fakultät der noch jungen Universität in Bonn. Seine Neigungen gehörten allerdings der Geschichte und Literatur. Durch die Vermittlung seines akademischen Lehrers Joseph Aschbach, dem Verfasser des zweibändigen Werkes "Die Geschichte der Grafen von Wertheim", erhielt Kaufmann 1844 eine Anstellung zum Erzieher des 10jährigen Erbprinzen Karl Heinrich zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg in Kleinheubach. Nach eineinhalb Jahren gab Kaufmann diese Aufgabe aus Gesundheitsgründen jedoch wieder ab und kehrte nach Bonn zurück, um dort seine Studien fortzusetzen. Im Sommer 1850 folgte Alexander Kaufmann einer Einladung seines früheren Zöglings, des Fürsten Karl Heinrich auf dessen Besitz in Haid/Böhmen. Dieser unterbreitete ihm den Vorschlag, als Archivar und Bibliothekar mit Dienstsitz in Wertheim in die fürstlichen Dienste zu treten. Kaufmann nahm das Angebot an. Am 18. August 1850 erhielt er seine Ernennungsurkunde.Trotz seiner Dienstaufgaben als Archivar, die er sehr ernst nahm, blieb Alexander Kaufmann immer auch Dichter und Historiker. So stammen aus seiner Feder unter anderem die 1853 erschienenen Mainsagen. Im gleichen Jahr fanden durch die Vermittlung von Georg Friedrich Daumer erste Kontakte mit Mathilde Binder, einer Tochter des früheren Bürgermeisters von Nürnberg Friedrich Binder statt, die gerade damit begann, sich unter dem Pseudonym Amara George einen Namen in der deutschen Dichterwelt zu machen und in Kaufmann einen begeisterten Förderer fand. Am 20. Mai 1857 schlossen die beiden die Ehe, aus der sieben Kinder hervorgingen. Im gleichen Jahr wurde ihm von der Universität Tübingen der Doktortitel verliehen. Als Archivar machte er sich einen Namen über Wertheim hinaus. Im Jahr 1869 übernahm er die Ordnung des Dalbergschen Archivs in Aschaffenburg und 1876 widmete er sich mit Einverständnis seines Dienstherren dem bis dahin ungeordneten Gesamtarchiv der drei Erbacher Grafenlinien. Im Jahr 1884 bemühte er sich um die Gründung eines historischen Zweigvereins im Anschluß an den historischen Verein für Unterfranken und Aschaffenburg in Würzburg. Die Aktivitäten dieser Runde blieb jedoch auf einen kleinen, festen Mitgliederkreis beschränkt und fanden im öffentlichen Leben kaum einen Niederschlag. Die Vereinigung war stark an die Person Kaufmanns gebunden und fand mit seinem Tode ihr Ende. Am 1. Mai 1893 erlag der fast 76-jährige Alexander Kaufmann in Wertheim den Folgen eines Schlaganfalles. Kaufmann hinterließ einen ausgedehnten Briefwechsel mit ca. 500 Korrespondenzpartnern in rund 3260 Schreiben auf rund 9170 Seiten aus der Zeit von 1836 bis 1869. Die Briefe waren von Kaufmann selber jahrgangsweise geordnet und mit Inhaltsverzeichnissen versehen gebunden worden. Der größte Teil davon konnte im Jahr 1956 vom damaligen fürstlichen Archivar Dr. Alfred Friese aus privater Hand für das Löwenstein-Wertheim-Rosenbergsche Archiv erworben werden. Nach glaubwürdigen Unterlagen hatte der Bestand ursprünglich 22 Bände, 1 Faszikel lose Korrespondenz und tagebuchartige Aufzeichnungen des Schwiegervaters von Kaufmann umfasst. Bei der Sichtung der Bände durch Alfred Friese stellte dieser fest, dass nur noch 18 Bände vorhanden waren und diese bereits um eine Anzahl leicht verkäuflicher Briefe von Dichtern der Spätromantik dezimiert worden waren. Mit Genehmigung des Fürsten Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg konnte Friese diesen Restbestand sichern.
Einleitung: In den Jahren 2000 und 2002 wurden durch das Staatsarchiv Wertheim zwei weitere Bände und einzelne Briefe im Antiquariatshandel gekauft. Aus konservatorischen Gründen wurden die Briefbände aufgelöst. Die Bindung erschwerte die Benutzung und die Einzelstücke, die teilweise bis dicht an den Rand beschrieben sind, hatten bereits durch das Kleben Textverlust erlitten. Die ursprüngliche Formierung drückt sich aber bis heute in der Signatur des Bestandes aus. Der Gesamtbestand, also nicht nur die Briefe, umfasst 3,5 lfd.m. Auf die Erstellung eines Index wurde verzichtet und dafür die Korrespondenzpartner mit Angabe der Bestellsignaturen alphabetisch geordnet. Für Volltextrecherchen steht die elektronischeTextdatei zur Verfügung. Wertheim-Bronnbach, Juni 2006 Martina Heine
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, R-NL 22
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Rosenbergisches Archiv >> Nachlässe
- Related materials
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Literatur: Martina Heine: Ein Rheinländer in Franken. Nachlass des Dichters und Archivars Alexander Kaufmann im Staatsarchiv Wertheim erschlossen, in: Archivnachrichten Nr. 33 Dezember 2006, Rubrik Landesgeschichte(n), S. 33-36.
- Indexentry person
- Date of creation of holding
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1829-1894
- Other object pages
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- Rights
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
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25.03.2024, 1:33 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1829-1894