Bestand

Generaladjutant von Dillen (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Nach 1816 in die Registratur der Geheimen Kriegskanzlei, mit ihr 1852 in die Registratur des Kriegsministeriums.
Inhalt und Bewertung
Enthält: Unterlagen aus folgenden Tätigkeiten v. Dillens: Generaladjutant König Friedrichs; Kommandeur der Leibjägereskadron, des Regiments Garde zu Pferd und der Garde du Corps; Mitglied der Remontierungskommission; Generalober(hof)intendant; Mitglied bzw. Präses der Konskriptionskommission für die Stadt Stuttgart; Chef bzw. Divisionär der Kavallerie Maison du Roi; Präses des Gewehrfabrik-Komitees; Generalinspekteur der Kavallerie; Interimskommandeur der Garde zu Fuß; Divisionär der Truppen Maison du Roi; Chef der Bürgermiliz Stuttgart; Divisionär der königlichen Garden.

1. Zur Person von Dillens: Über den Generaladjutanten Grafen von Dillen liegt keine ausführliche Biographie vor. Mit ihm befassten sich bislang nur Albrecht R i t z, Der Günstling des Königs. Sonntagsbeilage zum Schwäbischen Merkur Nr. 248 vom 28. 0ktober 1933, sowie Egid Fleck, Carl Graf von Dillen. Herr auf Dätzingen und Rübgarten. Ein Günstling. ln: Stadt Sindelfingen. Jahresbericht 1965, S. 271-279. Diese beide Arbeiten, den Archivalien des vorliegenden Bestandes sowie den württembergischen Offiziersstammrollen des 19. Jahrhunderts sind die folgenden Angaben entnommen, die sich auf das zum besseren Verständnis des Bestandes Notwendige beschränken. Carl Ludwig Immanuel Graf von Dillen wurde am 28. März 1777 in Stuttgart als Sohn des Kriegskassenbuchhalters David Immanuel Dillenius geboren und wuchs in Mannheim auf. Er tritt erstmals im April 1798 als Bereiter im Leibstall des Herzogs von Württemberg auf. Als solcher scheint er rasch die Aufmerksamkeit des Herzogs, späteren Kurfürsten bzw. Königs Friedrich von Württemberg auf sich gezogen zu haben, dessen Gunst er in der Folgezeit eine Aufsehen erregende Karriere verdankte. Friedrich machte ihn zu seinem Duzfreund, veranlasste 1801 seine Erhebung in den Reichsfreiherrenstand (mit der veränderten Namensform von Dillen), verlieh ihm 1806 die württembergische Freiherrenwürde, übernahm 1807 die Patenschaft für seinen Sohn, schenkte ihm 1810 das Schlossgut Dätzingen, erhob ihn 1811 in den erblichen Grafenstand des Königreichs Württemberg und belehnte ihn 1815 mit dem Rittergut Rübgarten. Vor allem aber betraute er ihn mit einer Fülle von Ämtern und Aufgaben, die von Dillen eine einflussreiche, vielfach angefeindete Stellung verschafften. Wie rasch seine Karriere und wie zahlreich seine Aufgaben allein im militärischen Bereich waren, zeigt folgende Liste, die durch eingehendere Untersuchungen sicher noch erweitert und präzisiert werden könnte: 1799 Februar 23 Secondelieutenant 1801 Juli 1 Stabsrittmeister und Kommandeur der 1802 April 20 Leibjäger-Eskadron 1802 September 29 Rittmeister 1804 November 6 Kavallerie und Reise-Obrist 1806 November 6 Flügeladjutant der Obristwachtmeisterstallmeister 1807 August 12 Obristlieutenant 1807 August 18 Obrist 1808 Mai 10 Generaladjutant des Königs 1808 August 24 (1809 Mai 9) Mitglied der Rekrutierungskommission für die Residenzstadt Stuttgart Generalmajor (1809 Mai 28) Ersterwähnung als Chef der Kavallerie Maison du Roi 1809 Juni 2 1809 November 23 (1810 Juli 23) Ersterwähnung als Interimskommandeur der Garde zu Fuß (1810 Dezember 23) 1811 Juni 29 Kommandeur des Regiments Garde zu Pferd Generallieutenant 1812 Januar 9 Ersterwähnung als Interimskommandeur der Kavallerie Maison du Roi 1812 Februar 9 Ersterwähnung als Erster Generaladjutant Mitglied der VII. (Remontierungs-)Sektion des Kriegsdepartements 1812 Februar 17 Präses der Konskriptionskommission für die Residenzstadt Stuttgart (1812 März 13) Divisionär der in der Heimat zurückbleibenden Kavallerie 1812 Dezember 23 Generalinspekteur der zum Ausmarsch bestimmten Kavallerie (1813 Januar 21) Ersterwähnung als Präses des Gewehrfabrik-Komitees 1813 November Generalinspekteur sämtlicher Kavallerie und reitenden Artillerie (1813 Dezember 18) Ersterwähnung als Interimskommandeur der Garde zu Fuß 1814 Februar 17 (1814 April 6 ) Inhaber des Kavallerie-Regiments Nr. 5 Jäger 1815 März 19 Ersterwähnung als Divisionär der Maison du Roi Oberkommando über die Maison du Roi Ersterwähnung als Chef der Bürgermiliz der Residenzstadt Stuttgart Divisionär sämtlicher Garden zu Pferd und zu Fuß. Hinzu kamen noch Ämter und Aufgaben im zivilen Bereich, vor allem bei der Hofverwaltung, die die eigentliche Domäne von Dillens gewesen zu sein scheint. Unter ihnen ist hier nur die Ernennung zum Oberintendanten aller königlichen Schlösser, Gärte_ und Anlagen (1809) zu erwähnen, da der vorliegende Bestand auch einiges Schriftgut enthält, das in dieser Eigenschaft bei von Dillen erwachsen ist. So sehr von Dillen das Vertrauen König Friedrichs besaß, so sehr stieß er auf die Abneigung des Kronprinzen. Der Regierungsantritt König Wilhelms I. am 30. 0ktober 1816 bedeutete daher das abrupte Ende der Karriere von Dillens, dem der König bereits am 4. November 1816 die "Entlassung von der Ober-Hof-Intendance und von allen bisher von ihm bekleideten Militär-Stellen zu erteilen geruhte". Dabei soll ihm sogar für die Zukunft das Betreten der Stadt Stuttgart untersagt worden sein. Bis zum Tode der Königin-Witwe Charlotte (1828) blieb von Dillen noch deren Hofmeister; dann lebte er bis zu seinem Tod am 1. 0ktober 1841 auf seinen Besitzungen.

2. Zur Geschichte und Ordnung des Bestandes: Die Vielzahl der Ämter, die von Dillen bekleidete, erklärt zum Teil den Zustand, in dem sich der Bestand vor seiner jetzigen Neuordnung befand. Zwar scheint sich von Dillen immer wieder bemüht zu haben, die bei ihm in verschiedener Funktion erwachsenden Akten getrennt zu halten. Gelungen ist ihm das jedoch umso weniger, als sich die Kompetenzen seiner Ämter oft eng berührten und als von Dillen wiederholt mit einer Angelegenheit in verschiedener Funktion befasst sein konnte. Hinzu kam, dass von Dillen - nach einer zu seiner Zeit mindestens im militärischen Bereich öfters zu beobachtenden Praxis - seine Akten nach drei, sich gegenwärtig ausschließenden Prinzipien formierte: 1. nach einem geschäftstechnischen Prinzip (d. h. Ablage der an von Dillen ergangenen Ordres bzw. Meldungen in zwei getrennten, jeweils jahrweise untergegliederten Serien), 2. nach dem Korrespondentenprinzip (hauptsächlich die Korrespondenz mit dem Kriegsdepartement), 3. nach dem Sach-Betreffprinzip. Aus den genannten Gründen dürfte die Registratur von Dillens schon während ihrer Laufzeit nicht immer einfach zu benutzen gewesen sein. Vielleicht um 1809, jedenfalls noch während der Laufzeit der Akten wurde anscheinend versucht, ihre Ordnung zu verbessern; in den Aufschriften "Ältere Akten" und in den Nummern-Signaturen, die sich bei einem Teil der Akten feststellen lassen, wird man die Spuren solcher Ordnungsversuche sehen dürfen. Zu den wenig günstigen Bedingungen, unter denen die Akten bei von Dillen erwuchsen, kam hinzu, dass später ihr ursprünglicher Zusammenhang wiederholt erheblich gestört wurde. Da sie in dem um 1850 gefertigten Verzeichnis der Akten der Geheimen Kriegskanzlei (E271 Bü 220) als Anhang verzeichnet sind, wird man annehmen dürfen, dass sie nach der Entlassung von Dillens zunächst von der Geheimen Kriegskanzlei in Verwahrung genommen wurden. Nach der Auflösung dieser Behörde (1848) kamen sie wahrscheinlich mit deren Registratur in die Altregistratur des Kriegsministeriums und von hier zum Teil 1900 in das Staatsarchiv Stuttgart, zum Teil 1907 in das Kriegsarchiv. Die vom Kriegsarchiv verwahrten Teile wurden nach dem Ersten Weltkriegs wie das Schriftgut anderer militärischer Provenienz stellen aus der Zeit vor 1871 als Eigentum des württembergischen Staates anerkannt. Sie blieben aber zunächst noch als Depositum in der Reichsarchivzweigstelle Stuttgart, von wo sie erst 1930 zurückgefordert und in das Staatsfilialarchiv Ludwigsburg überführt wurden. Noch um 1850 bildeten die Akten von Dillens einen geschlossenen Bestand von 21 Faszikeln, zu dem nach Ausweis des erwähnten Repertoriums der Geheimen Kriegskanzlei auch vor1807 erwachsen Schriftgut der Generaladjutantur des Kurfürsten bzw. Königs von Württemberg, Befehlsbücher des württembergischen Generalstabs aus den Jahren 1761-1805 sowie einige bei württembergischen Regenten in ihrer Eigenschaft als Inhaber des Dragoner-Regiments Württemberg in den Jahren 1772-1807 erwachsene Akten gehörten. Auch in dem zwischen 1877 und 1900 gefertigten Repertorium der im Kriegsministerium verwahrten älteren Akten (E 271 Bü 222) erscheinen die Akten von Dillens als eigene Gruppe, nun allerdings nur als Teil (Bund 1002-1005) eines größeren Mischfonds und noch summarischer verzeichnet als um 1850. Spätestens 1900 begann dann durch die mehrfachen Umlagerungen und die wiederholt neu einsetzenden, nie zu Ende geführten Ordnungs- und Verzeichnungsversuche des Kriegsarchivs, der Reichsarchivzweigstelle Stuttgart und der staatlichen Archive in Stuttgart und Ludwigsburg die Zersplitterung des Bestandes, dessen Archivalien bei seiner jetzigen Rekonstruktion und Neuverzeichnung aus sechs Beständen des Hauptstaatsarchivs zusammengeführt werden mussten. Zum Bestand D 58 (Kriegsdepartement mit Kriegskollegium) gehörten bisher die Büschel 5, 36, 68, 76, 83, 84, 97, 98, 100, 105, 106, 109, 114, 117, 118, 120, 123, 135 138; zum Bestand D 63 (Feldzugsakten) die Büschel 11, 15, 16, 17, 25, 66, 67, 126; zum Bestand E 271 (Kriegsministerium) die Büschel 59, 61, 62, 65, 69, 70, 94; zum Bestand E 279 (Registraturbücher der obersten Militärbehörden) Büschel 1; zu dem in der Gesamtübersicht von K. O. Müller nicht erwähnten Bestand IIKriegsakten 111/1 11 die Büschel 44, 50, 77, 99; zu dem in der Gesamtübersicht ebenfalls fehlenden Bestand "Aufbau und Organisation" die Büschel 2-4, 6-10, 12-14, 18-24, 26-35, 37-43, 45-49, 51-58, 60, 63, 64, 71-75, 78 -82, 85-93, 95, 96, 101-104, 107, 108, 110-113, 115, 116, 119, 121, 122, 124, 125, 127-134, 139-148. Hauptziel der jetzigen Neuordnung war die Wiedervereinigung dieses Schriftguts. Seine Gliederung nach den von von Dillen innegehabten Ämtern empfahl sich umso mehr, als aus den alten Signaturen, da sie nur bei einem Teil der Büschel überliefert sind, weder Art noch Qualität der ursprünglichen Ordnung erschlossen werden konnten. Der Überlegung, für das in Ausübung eines jeden Amtes erwachsene Schriftgut jeweils einen eigenen Bestand zu formieren, standen die Bedenken entgegen, dass die Akten sich nicht in jedem Fall funktionsgerecht scheiden lassen und dass eine Reihe für die Benutzung und Verwahrung ungünstiger Klein- und Kleinstbestände entstehen würde. Lediglich die im Repertorium der Geheimen Kriegskanzlei aufgeführten und oben erwähnten Befehlsbücher des Generalstabs und die das Dragoner-Regiment Württemberg betreffenden Akten wurden, soweit sie nicht überhaupt nach 1850 aus unbekannten Gründen verlorengegangen sind, mit dem Bestand nicht wieder vereinigt, da sie keine Beziehung zur Person von Dillen haben. Während das Schriftgut von Dillens früher, vor allem in dem erwähnten Repertorium der Geheimen Kriegskanzlei, den Bestandstitel uGeneralinspektion der Kavallerie" hatte, erhielt der nun wieder hergestellte Bestand die Bezeichnung "Generaladjutant von Dillenll, da die Generaladjutantur eine der frühesten und wohl die wichtigste der militärischen Chargen von Dillens war. Der Bestand umfasst 148 Büschel ( 1 lfd. m. ). Er wurde verzeichnet im Sommer 1974 durch die damalige Archivinspektoranwärterin Kemptner unter der Aufsicht von Oberstaatsarchivrat Dr. Fischer, dem auch die Trennung des Schriftguts von Dillens nach dessen Ämtern, die daraus sich ergebende Überarbeitung der meisten Titelaufnahmen und die Ausarbeitung des Repertoriums oblag. Stuttgart, im Juli 1977 (Fischer)

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 270 c
Extent
151 Büschel

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium >> Kgl. Kabinett, militärisches Gefolge des Königs, Orden

Date of creation of holding
1805-1816

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Rights
Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1805-1816

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