Malerei
Vergnügungen im Garten des Pinsels
Das in kostbarem Einband gefasste Faltalbum enthält 56 Miniaturkopien (jap. shukuzu) von Bildern alter Meister. Etwa die Hälfte der Skizzen kann dem bedeutenden Maler Kano Tan’yū (1602–1674) zugeschrieben werden. Die übrigen stammen wohl von Malern in seinem Umkreis. Sie zeigen unter anderem Miniaturskizzen von Drachen und Tigern, Figuren der chinesischen Mythologie sowie Blumen und Vögel nach chinesischen und japanischen Malern des 14. bis 16. Jahrhunderts. Neben den kopierten Bildern tradieren die einzelnen Blätter weitere wichtige Angaben wie das Datum der Skizze, sowie den Namen, die gesellschaftliche Position und den Wohnort des Besitzers des Originals. Ferner sind stets das Bildformat, Material und Technik, der Erhaltungszustand, sowie Tan’yūs Meinung zu Datierung und Herkunftsland der Vorlage vermerkt. Grundlage für Tan’yūs Bewertung bei Begutachtungen waren stets die penibel dokumentierte Signatur, Siegel, Aufschriften und (sofern vorhanden) Gutachten anderer Maler. Der Brauch, Miniaturkopien von Bildern und Skulpturen herzustellen, blickt in Japan auf eine lange Tradition zurück. Vor allem im esoterischen Buddhismus wurden seit dem 9. Jahrhundert Skizzensammlungen von Skulpturen und Bildern angelegt, die als Referenz und Vorlagen dienten. Im Falle Tan’yūs war die Kopiertätigkeit eng mit seiner Funktion und dem besonderen Status als wichtigster Maler und Vorsteher einer großen Werkstatt im Dienst der Militärherrscher (Shogune) aus dem Hause Tokugawa verbunden, die diese Position zwischen 1603 und 1868 innehatten. Tan‘yūs Position verschaffte ihm nicht nur Zugang zu bedeutenden Kunstsammlungen, sein Status beförderte auch die Nachfrage nach seinen Diensten als Gutachter. Zahlreiche Werke gingen so durch seine Hände und wurden als Miniaturkopien festgehalten. Diese Kopien wurden wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt in Gruppen aufgeteilt und in Alben oder Handrollen montiert. Andere Beispiele finden sich unter anderem in der Sammlung des Nationalmuseums in Kyoto. Im Falle des vorliegenden Albums wurden die Skizzen thematisch und nicht chronologisch geordnet. Sie dienten Tan’yū als Nachschlagewerk und Quelle für die Erweiterung seines eigenen Stil- und Motivrepertoires, Vergleichsmaterial bei Begutachtungen sowie als didaktisches Mittel bei der Ausbildung von Schülern und Gehilfen. Der Informationsreichtum macht das vorliegende Kompendium zu einer herausragenden Quelle für die Stil- und Sozialgeschichte der ostasiatischen Malerei in Japan bis zum 17. Jahrhundert. Die Systematik mit der das Material zusammengestellt wurde, nimmt darüber hinaus sogar die vergleichende kunsthistorische Praxis späterer Jahrhunderte vorweg.
- Originaltitel
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Shukuzu gajô: hitsuen itsuyû
- Standort
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Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
- Inventarnummer
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Jap 792
- Maße
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Außenmaß: 58,6 x 39,6 cm
- Material/Technik
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Malereialbum mit 56 Miniaturbildern, Tusche und Farben auf Papier
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
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Kano Tan'yū 狩野探幽 (1602 - 1674), Maler*in
- (wo)
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Japan
- (wann)
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Edo (Tokugawa)-Zeit
- Rechteinformation
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Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
- Letzte Aktualisierung
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13.06.2023, 14:07 MESZ
Datenpartner
Museum für Asiatische Kunst. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Malerei
Beteiligte
- Kano Tan'yū 狩野探幽 (1602 - 1674), Maler*in
Entstanden
- Edo (Tokugawa)-Zeit