Bestand
Heil- und Pflegeanstalt / Psychiatrisches Krankenhaus Weilmünster: Sachakten (Bestand)
Bestandsgeschichte: Bei Gründung
des LWV-Archivs (1986) war der größte Teil der Altakten der
Einrichtung in Weilmünster bereits vernichtet worden. Daher konnte nur
noch ein kleiner Teil der Verwaltungsakten (darunter
Hauptkrankenverzeichnisse aus der nationalsozialistischen Zeit und
Friedhofspläne) übernommen werden.
Geschichte des Bestandsbildners:
1897 wurde die "Irrenanstalt bei Weilmünster" eröffnet, die von Anfang
an auch den Namen "Heil- und Pflegeanstalt Weilmünster" trug. Träger
war der Bezirksverband des Regierungsbezirks Wiesbaden. Anlass für die
Gründung dieser zweiten psychiatrischen Anstalt des Bezirksverbandes
war der Bedarf an Anstaltsplätzen für Patientinnen und Patienten aus
der Stadt Frankfurt am Main. Im Ersten Weltkrieg wurden Anstaltsräume
1915-1916 als Lazarett genutzt. Die Zahl der Psychiatriepatienten sank
durch das Hungersterben im Ersten Weltkrieg drastisch. 1920 wurde ein
Teil der Anstalt zu einem Landesaufnahmeheim für Jungen. Die "Heil-
und Pflegeanstalt Weilmünster" wurde 1921 aufgelöst, an ihrer Stelle
wurde das "Volkssanatorium Weilmünster" eröffnet. 1923-1924 dienten
Anstaltsgebäude als Durchgangslager für Flüchtlinge aus dem besetzten
Ruhrgebiet. Das Sanatorium wurde ab 1924 umgewidmet und "Nassauisches
Kindersanatoriums Weilmünster" genannt.
1933 wurden das
Kindersanatorium aufgelöst und die psychiatrische Einrichtung unter
der Bezeichnung "Landesheilanstalt Weilmünster" wiedereröffnet. Ab
1934 wurden Patientinnen und Patienten Opfer von
Zwangssterilisationen. 1940 bis 1945 wurden Patientinnen und Patienten
der Anstalt im Rahmen der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Aktion
verlegt und anschließend ermordet. Ab 1941 diente Weilmünster auch als
Zwischenanstalt für die Verlegung auswärtiger Patientinnen und
Patienten auf dem Weg in die Mordanstalt Hadamar. 1939 bis 1945
starben Tausende Kranker in der Anstalt Weilmünster an Unterversorgung
im Rahmen der "Euthanasie"-Verbrechen. Von 1944 bis 1947 dienten große
Teile der Einrichtung als SS- bzw. Militär-Lazarett.
1946
wurde die Landesheilanstalt in ein "Kindersanatorium Weilmünster"
umgewandelt mit, das auch ein Altersheim und eine psychiatrischen
Abteilung unterhielt. 1953 übernahm der Landeswohlfahrtsverband die
Trägerschaft der Einrichtung. 1963 wurde die Einrichtung zum
"Psychiatrischen Krankenhaus Weilmünster". Dort erfolgte 1971 die
Einrichtung einer neurologischen Abteilung. 1989 wurde die
"Heilpädagogische Einrichtung Weilmünster" ausgegründet, die seit 1990
den Namen "Walter-Adlhoch-Heim" trägt. 1994 eröffnete das
Psychiatrische Krankenhaus Weilmünster eine Abteilung für
Schwerst-Schädel-Hirn-Verletzte und 1996 eine Abteilung für Stimm- und
Spracherkrankungen. Ab 1996 trug die Einrichtung den Namen
"Krankenhaus Weilmünster - Klinik für Neurologie, Psychiatrie und
Psychotherapie, Klinik für Stimm- und Spracherkrankungen". Seit 1998
bilden die bisherigen Einrichtungen in Weilmünster eine gemeinnützige
Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter dem Namen "Klinikum
Weilmünster gGmbH" und mit dem LWV Hessen als einzigem
Gesellschafter.
Findmittel:
Arcinsys-Datenbank
- Bestandssignatur
-
Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, B 19
- Umfang
-
2,3 lfm.
- Kontext
-
Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (Archivtektonik) >> Gliederung >> Psychiatrische Krankenhäuser >> Weilmünster
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Korrespondierende Archivalien: HHStAW Bestand 430/4 (Heil- und Pflegeanstalt Weilmünster)
Literatur: Vanja, Christina (Hg.): Heilanstalt - Sanatorium - Kliniken. 100 Jahre Krankenhaus Weilmünster 1897-1997 (= Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Quellen und Studien Band 4), Kassel 1997
- Bestandslaufzeit
-
1892-2007
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
14.11.2023, 10:28 MEZ
Datenpartner
Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1892-2007