Bestand

Nachlass Hartwig Egger (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Hartwig Egger
Hartwig Egger aus Hall in Tirol ist 1941 geboren. Er war zunächst als Physiker im Labor einer Glashütte beschäftigt, ehe er als Programmierer in den Dienst der Tiroler Landesregierung eintrat. Eine eigene Krankheitserfahrung brachte ihn mit den Schüßler-Salzen in Berührung. Nachdem eine Arbeitskollegin ihm das „Lehrbuch der Biochemie“ von Kurt Hickethier ausgeliehen hatte, befasste er sich intensiver mit der Heilmethode nach Wilhelm Schüßler. Er besuchte zahlreiche Kurse zur Ausübung der Biochemie bei Friedrich Depke und wurde später von diesem aufgefordert, sein erworbenes Wissen in eigenen Kursen weiterzugeben. Seit 1988 hat er etwa 80 Kurse und Vorträge gehalten und 133 Beiträge in Zeitschriften verfasst. Ab den 1980er Jahren entstand die umfangreiche Sammlung aus Lehrbüchern, Ratgebern sowie historischen Unterlagen zur Biochemie und Dokumenten zu den Herstellern biochemischer Arzneimittel.
Der Bestand
Im November 2018 übergab Hartwig Egger dem Institut für Geschichte der Medizin (IGM) seine umfangreiche Sammlung zur Biochemie. Egger begann in den 1980er Jahren, sich intensiv mit der Heilweise des Oldenburger Arztes Wilhelm Schüßler auseinanderzusetzen. Schüßler hatte seine biochemische Therapie ausgehend von der Homöopathie, beeinflusst von den wissenschaftlichen Überlegungen der Gewebechemie des deutschen Physiologen Jakob Moleschott und der Zellularpathologie Rudolf Virchows entwickelt. Seine Heilweise stellte er 1874 in dem Werk „Eine abgekürzte Therapie“ dar. Diese erlebte bis Schüßlers Tod 1898 25 Auflagen. Zwar lehnte Schüßler den Ähnlichkeitsgrundsatz Similia similibus als Grundlage seiner Therapie ab, doch verwendeter er seine Wirkstoffe in potenzierter Form und übernahm daher das homöopathische Verfahren für die Aufbereitung der Mittel.
Egger trug in großem Umfang Dokumente zur Biochemie, deren Begründer und den Herstellern der Schüßler-Salze zusammen. Sein Engagement brachte ihn mit zahlreichen biochemischen Vereinen und den Schüßler-Biographen Jürgen Ulpts und Günther Lindemann in Kontakt. Fachlich tauschte er sich mit namhaften biochemischen Praktikern, wie Friedrich Depke oder Fritz Meyer zu Berstenhorst aus. Seine Sammlung und sein Wissen stellte Egger bereits während des Projekts zur Selbstmedikation mit den Schüßler-Salzen, welches 2014/2015 am IGM bearbeitet wurde, zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass kaum eine Einrichtung systematisch Unterlagen zu dieser alternativen Heilweise gesammelt hat. Daher ist es ein großer Glücksfall für das Archiv und die Bibliothek, die Sammlung übernehmen zu können. Die Zeitschriften, Lehrbücher und Ratgeber sowie die zahlreichen Vereins- und Unternehmensschriften spiegeln die Entwicklung der Biochemie und ihre Verbreitung von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Damit steht künftig für die Erforschung der Heilweise nach Schüßler, der biochemischen Laienvereinsbewegung sowie der Produzenten biochemischer Arzneimittel ein nahezu einmaliger und reicher Quellenfundus zur Verfügung.
Zu der Sammlung zählt außerdem eine Reihe von Objekten, die in der Objektsammlung des IGM mit den Nummern 671 sowie 684 bis 724 (42 Objektnummern, teilweise mit mehreren Objekten) verzeichnet sind. Darunter sind eine Büste und ein gerahmtes Bild von Wilhelm Schüßler besonders hervorzuheben. Die Mehrheit der Objekte sind verschiedene Verpackungen und Behältnisse biochemischer Mittel sowie Werbegaben biochemischer Einrichtungen.
Teil des Bestands ist zudem eine Dateisammlung, welche auf einem Stick übergeben wurde. Sie enthielt auf dem Stick 4,39 GB in 2.688 Dateien in 167 Ordnern. Diese digitale Dateisammlung wurde händisch erschlossen. Dabei wurden die zu verzeichnenden Dateien mit IngestList erfasst und ein Protokoll angelegt. Word-, Excel- und Powerpointdateien wurden in PDF-Format umgewandelt, ohne dass inhaltlich etwas verändert wurde. Manche Worddateien waren geschützt, so dass diese zunächst in eine neue Worddatei kopiert und dann in PDF gespeichert wurden. Die Originalformate wurden in den Verzeichnungseinheiten ebenfalls abgelegt. Für die Nutzung stehen die PDF zur Verfügung. Für eine systematische und archivgerechte digitale Langzeitarchivierung müssen die Einheiten gegebenenfalls noch einmal überarbeitet werden. Die Aufteilung der Dateien in die Verzeichnungseinheiten ist im Findbuch beschrieben. Ein Migrationsprotokoll liegt dem Bestand bei.
Die umfangreiche Bibliothek wird zudem in naher Zukunft in die Bestände der Homöopathie-Bibliothek eingearbeitet.
Die Sammlung wurde um Materialien, die im Zuge der Forschungen in den beiden Projekten zur Geschichte der Schüßler-Salze 2014/2015 sowie 2018/2019 entstanden sind, ergänzt. Diese Forschungen wurden am IGM von Marion Baschin durchgeführt. Unter den hinzugefügten Unterlagen befindet sich die Korrespondenz mit Herrn Egger sowie Dateien, die dieser Frau Baschin zur Verfügung gestellt hat. Ferner sind darin zahlreiche Dokumente aus Archivrecherchen und der Schriftwechsel im Rahmen der Untersuchung mit verschiedenen Archiven zusammengetragen.
Im Jahr 2020 kam aufgrund eines Vortrags im Landesarchiv Niedersachsen Standort Oldenburg der Kontakt zu Frau Elke Blohm, der Leiterin des Biochemischen Verein Clausthal-Zellerfeld e. V. 1893 zustande. Frau Blohm übergab dem Archiv die Scans eines "Mittheilungshefts", das in den Unterlagen des Vereins Clausthal-Zellerfeld erhalten geblieben war. Diese Scans durften mit ausdrücklicher Erlaubnis von Frau Blohm dem Bestand hinzugefügt werden und stehen der wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung (NEG 138). Das Original wurde, wie auch dasjenige der Stiftungsurkunde des Vereins (vergleiche dazu Scans in NEG 111) für eine fachgerechte Aufbewahrung durch Frau Blohm an das Archiv der Gemeinde Clausthal-Zellerfeld übergeben. Im Zuge der Korrespondenz wurde auch mitgeteilt, dass das Stadtarchiv Herfort die Überlieferung des dortigen biochemischen Vereins übernommen hat, nachdem dieser sich aufgelöst hat. Ebenfalls 2020 wurden Werbeschriften der Firma Pflüger (NEG 139) ergänzt. Am 19. November 2021 übersandte der Vorstand des Biochemischen Bundes Deutschland, Dierk Schildt, dem IGM Vortragsunterlagen von Hans-Heinrich Jörgensen, der seinerzeit lange dem Biochemischen Bund vorstand. Herr Schildt gestattete die Aufnahme der vormals online zugänglichen Manuskripte in das Archiv (NEG 140).
Der Bestand wurde zwischen November 2018 und Juni 2019 von Marion Baschin aufbauend auf der vorgefundenen Systematik gegliedert und in FileMaker verzeichnet. Nutzungsbeschränkungen bestehen im Allgemeinen nicht. Die Korrespondenzen und Ergänzung zur Sammlung unterliegen allerdings Nutzungseinschränkungen wie der Wahrung von Persönlichkeitsrechten und werden daher nur in Ausnahmefällen zugänglich gemacht. Ferner sind bei verschiedenen enthaltenen Unterlagen Urheber- und Bildrechte zu beachten.
Literatur:
Egger, Hartwig: Wesentliches zur Biochemie nach Dr. Schüßler, Dormagen 2013.
Baschin, Marion: Wilhelm Schüßler und seine biochemischen Arzneimittel, Essen 2019.
Heepen, Günther: Hartwig Egger. Der Lordsiegelbewahrer ist 80. In: Weg zur Gesundheit 117 (2021), Heft 6, S. 164-165.

Reference number of holding
NEG

Context
IGM-Archiv (Archivtektonik) >> Homöopathie-Archiv

Date of creation of holding
01.01.1855-31.12.2020

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Last update
22.04.2025, 11:01 AM CEST

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 01.01.1855-31.12.2020

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