Punktierstich

Portrait de Madame Huét

Gilles Demarteau schuf nach einer Porträt-Zeichnung von Jean-Baptiste Huët d. Ä (1745-1811), die seine Frau dargestellt hatte, eine Farbradierung in Kreidemanier (Crayonmanier). Das Blatt zeigt Madame Huët beim Lesen eines Briefes. Die junge Frau trägt einen mit roten Schleifen verzierten Hut und ein dazu passendes Kleid. Der hier gezeigte Druck ist leider auf ein Oval zurückgeschnitten. Deshalb fehlen die reliefartige Einrahmung und die unterhalb der Darstellung angebrachte Bildunterschrift der ursprünglichen Radierung. Die Inschrift lautet: „DÉDIÉ A Me. HUET“ / „Dessiné par J. B. Huet Peintre du Roi Par son très humble et très obéissant Serviteur Demarteau / A Paris chez Demarteau Graveur et Pensionnaire du Roi, rue de la Pelterie a la Cloche.“. Offensichtlich wurde das Blatt deshalb auf ein Oval gestutzt, um es als Kreidezeichnung veräußern zu können. Die frappierende Ähnlichkeit, die die Farbradierung zu einer echten Kreidezeichnung aufweist, war auch der Grund für die Entstehung und Beliebtheit der Crayonmanier im 18. Jahrhundert. Jean-Charles François (1717-1769) gilt als Erfinder dieses um 1750 entstandenen Radierverfahrens, bei dem die mit einem Ätzgrund beschichtete Kupferplatte mit gezähnten Rädchen (Roulette), einem Hämmerchen (Mattoir) und einer breiten Radiernadel (Echoppe) so bearbeitet wird, dass Spuren entstehen, die im Druck der körnig-rauen Struktur eines Kreidestrichs täuschend nahekommen. Neben Louis-Marin Bonnet (1736-1793), der zudem noch ein Verfahren erfand, mithilfe dessen auch Höhungen mit weißer Kreide durch den Druck mit weißer Farbe imitiert werden konnten, perfektionierte Gilles Demarteau diese Technik in besonderem Maße. Demarteau erlernte zunächst bei seinem Vater, einem Waffenschmied, die Metallgravur und das Goldschmiedehandwerk. 1755 gründete er in der Rue de la Pelleterie in Paris eine Stecherwerkstatt sowie einen Kunstverlag und publizierte Stiche in der neuen Crayonmanier. Zwischen 1757 und 1759 entwickelte er diese Technik fortlaufend weiter. In seiner Werkstatt entstanden mehr als 500 Blätter in Kreidemanier, die wegen ihrer technischen Brillanz und ihren niedrigen Preisen großen Anklang fanden. Der französische Schriftsteller Denis Diderot (1713-1784) erwähnt seine Arbeiten mehrfach in seinen Salonberichten. Im Dezember 1770 ernannte ihn König Ludwig XV. von Frankreich (1710-1774; reg. 1715-1774) zum Graveur du Roy und gewährte ihm eine Pension in Höhe von 600 Livres. - Das hier gezeigte Blatt unterstreicht die technische Perfektion der Crayonmanier, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte und so eine anspruchsvolle Käuferschicht mit perfekten Faksimiles von Kreidezeichnungen bediente.
Urheber / Quelle: Lars Berg

Urheber*in: Gilles Demarteau / Rechtewahrnehmung: Städtisches Museum Braunschweig | Digitalisierung: Dirk Scherer

Attribution - NonCommercial - NoDerivates 4.0 International

Location
Städtisches Museum Braunschweig
Inventory number
1601-0022-00
Measurements
Höhe: 263 mm (Blatt)
Breite: 211 mm (Blatt)
Material/Technique
Papier; Punktierstich (Farbradierung in Crayonmanier)

Related object and literature
Veröffentlicht in: Von Rembrandt bis Baselitz. Meisterwerke der Druckgraphik aus der Sammlung des Städtischen Museums Braunschweig, hrsg. v. Lars Berg und Peter Joch, Petersberg 2020, S. 57, Kat.-Nr. 10; S. 56 (Abb.).

Classification
Grafik (Objektgattung)
Subject (what)
elegant gekleidete Frau; belle
Brief, Briefumschlag
Kopfbedeckung

Period/Style
Rokoko
Event
Entstehung
(who)
(when)
1773
Event
Herstellung
(who)

Delivered via
Last update
09.09.2025, 8:22 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Punktierstich

Time of origin

  • 1773

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