Bestand

Haus Benkhausen (Dep.) / Urkunden (Bestand)

Belehnungen, Verkäufe, Eheverträge.

Bestandsgeschichte: Adeliges Gut bei Alswede (Stadt Espelkamp, Kreis Minden-Lübbecke), im 15. Jh. im Besitz der Familie von Münch, 1773 auf dem Erbwege an die Familie von dem Bussche, gen. Münch. Nebenbesitzungen: Gut Werburg mit Osen bei Spenge (Kreis Herford), Auburg bei Wellingholzhausen (Kreis Osnabrück), Visbeck bei Dülmen, Gut Spenthof bei Minden, Güter bei Hoya (Kreis Nienburg), Anteile an Gut Dötzingen bei Hitzacker (Kreis Lüchow-Dannenberg), Gut Völksen bei Springe (Kreis Hannover). Seit ca. 1930 Zersplitterung des Gutes, 1962 schließlich Verkauf des Gutshauses Benkhausen.

Form und Inhalt: Das Archiv des Rittergutes Benkhausen gehört den Erben des Freiherrn Alhard v.d. Bussche-Münch, der als Letzter seines Stammes die Reste des Gutes 1962 verkauft hat. Seit 1972 sind die Archivalien im Staatsarchiv deponiert, wo sie zwischen 1975 und 1981 verzeichnet worden sind. Sie waren bis hinab auf die Einzelblattebene in größter Unordnung. Eine Neuordnung der Akten und Bände oder gar eine Zusammenlegung zusammengehöriger Aktenteile war wegen des großen Umfangs des Archivs nicht vertretbar. Zusammenhänge werden nun durch das Findbuch erschlossen. Reste einer früheren Ordnung oder ältere Findbücher waren nicht vorhanden. Das Jetzt vorgelegte Repertorium ist von Grund auf neu gegliedert und gruppiert. Einzelfonds sind dabei möglichst berücksichtigt worden. Der Index ist mit Hilfe der automatischen Datenverarbeitung in Zusammenarbeit mit Dr. Romeyk, Hauptstaatsarchiv, erstellt worden. Er weist alle Mängel dieses Bearbeitungsverfahrens auf.Das Archiv besteht aus zwei großen Teilen, Archiv Benkhausen und Archiv Werburg. Letzteres umfaßt etwa ein Drittel des Gesamtarchivs, ist auf dem zunächst nicht den Benkhauser Besitzerfamilien gehörenden Rittergut Werburg bei Spenge, später z.T. auch bei der in Benkhausen sitzenden Gesamtverwaltung entstanden. Zum Archivteil Benkhausen, wohin auch der größte Teil des im Findbuch so bezeichneten "Familienarchivs" gehört, sind außer den auf das Gut selbst sich beziehenen Archivalien diejenigen zweier Burgmannssitze in Lübbecke sowie des Besitzes bei Hoya und der Güter Dötzingen und Völksen zu rechnen, die während der Zeit ihrer Zugehörigkeit zu dem Benkhauser Besitzkomplex im Gegensatz zur Werburg ständig von dort aus verwaltet worden sind.Die Geschichte der Werburg und ihrer Besitzer mündet durch die Heirat einer Erbtochter im Jahre 1634 in die Benkhausens. Sie wird hier vorangestellt.Der Ursprung der Werbung geht auf eine 1468 stattgefundene Teilung zwischen den Söhnen Johann und Gerhard des Heinrich Ledebur zur Mühlenburg bei Spenge zurück (Urkunde im Staatsarchiv, Archiv Crollage). Etwa in dieser Zeit dürfte die "Wederborg" (Werburg) mit ihrem Wahrscheinlich auf die Mühlenburg hinweisenden Namen (wider 'gegen', 'gegenüber') erbaut worden sein. Der letzte männlicheLedebur zur Werburg, Johann, erwirbt mit seiner Frau, Anna v. Cappel zu Wallenbrück, das Osnabrücker Lehnsgut Auburg (Peingdorf, zu Wellingholzhausen). Beide Güter fallen nach dem Tode Johanns (1582/1585) durch seine Tochter Anna an Georg Ketteler aus der Linie zu Middelburg, der außerdem die restlichen Osnabrücker Lehngüter der Ledebur erbt, darunter der Osnabrücker Erbjägermeisterschaft, Zehnte und Bauernstätten. Ferner erbt er das Herforder Erbmarschallamt der Ledebur und dessen Annex, einen adligen Hof in Herford, Lehen von der Abtei. Er selbst bringt nur (Besitzansprüche auf) das Gut Visbeck bei Dülmen (Lehen von der Abtei Werden) in die Ehe. Es wird 1632 durch den Sohn Georgs, Johann Ledebur Kettler (Drost zum Limberg) an die Familie seiner Frau Margarethe v. Oer verkauft. Akten über dies Gut, die auf restliche Rechte der Kettler schließen lassen, liegen bis 1662 vor.Johann L. Kettler hat nur eine Tochter, Anna Elisabeth, die 1634 Stats Hartke Münch aus Benkhausen heiratet und ihm die Aussicht auf die kettlersche Erbschaft eröffnet. Jedoch stirbt sowohl sie als auch ihr einziger Sohn Johann Kettler Münch, bevor der Erbfall mit dem Tode ihres Vaters 1643 eintritt. Erbin wird nun Johann Ledebur Kettlers einzige Schwester Margarethe Kettler, Frau des Hermann v. Oer zu Bruche (Eichen-Bruche bei Meile) und Warburg (Kr. Höxter), der seinerseits ein Bruder der Ehefrau Margarethe v. Oer des Johann Ledebur Kettler ist. Da sie vier Kinder hat, darunter zwei Söhne, sind so viele Nacherben vorhanden, daß Stats Hartke Münch keine Aussicht auf den zukünftigen Besitz der Werburg gehabt hätte, wäre er nicht 1644 -sicher mit dem Wohlwollen seiner noch bis 1651 lebenden Schwiegermutter Margarethe Kettler geb. v. Oer - zu einer zweiten Ehe mit Margarethe v. Oer, Tochter der Margarethe v. Oer geb. Kettler, geschritten. Sofort nach dem Tode Johann Ledebur Kettlers finden die entsprechenden Verhandlungen statt. 1644 ist die bischöfliche Dispens wegen zu naher Verwandtschaft der zweiten mit der ersten Frau erwirkt mit der Begründung, Münch habe so viel Geld in das Erbe seiner ersten Frau investiert, daß er es ohne langwierige Prozesse nicht zurückerhalten könne. Mit seiner zweiten Frau hat er einen Sohn Heinrich und eine Tochter Eva Margarethe, die Hans Philipp v. Cramm zu Ölber heiratet. Ihre Nachkommen erheben nach dem Aussterben der Münch 1773 Anspruch auf deren Besitz.Stats Hartke Münch muß zur Abtragung von Schulden das Gut Auburg 1662 verkaufen. Dafür kann er jedoch 1667 nach dem Tode seines Bruders Heinrich zu Benkhausen dessen Güter übernehmen. Der Gesamtbesitz bleibt bis auf eine kurze Unterbrechung 1729-1749 seitdem in einer Hand. Nur der Herforder Hof (Jüngstes Aktenstück 1779) scheint verloren zu gehen.Am Anfang der Geschichte Benkhausens steht ebenfalls eine Teilung. Die Familie v. Randen gehörte schon im 13. Jahrhundert in einem Zweige mit dem Namen Monachus, später Monneke/Mönnich/ . Münch (und Varianten) zu der vom Mindener Bischof mit adligen Burgmannshäusern in der Stadt ausgestatteten Burgmannschaft in Lübbecke. Von dort aus wird auf Allodial- und auf tecklenburgischern und mindenschem Lehnsbesitz das Gut Ellerburg bei Alswede gegründet. Um 1510 erfolgt die Teilung des Gutes in die Komplexe Ellerburg und Benkhausen, ebenfalls bei Alswede. Fortan gibt es zwei Linien Münch, von denen die zur Ellerburg bereits 1610 ausstirbt, jedoch durch eine Verwandtenheirat - Anna Roland, Nichte des Erblassers Johann Münch heiratet ihren Vetter Heinrich Münch aus Benkhausen - noch bis 1663 fortgesetzt wird. Ein Bruder des Ellerburger Erben Heinrich, Hartke Münch übernimmt Benkhausen. Von seinen zwei Söhnen stirbt der Oberstleutnant, dann Landdrost des Fürstentums Minden, Heinrich, Herr zu Benkhausen, verheiratet mit der ihm doppelt verwandten Gertrud Münch von der Ellerburg, im Jahre 1667, ohne Kinder zu hinterlassen. Der andere, Staats Hartke, erheiratet die Werburg und übernimmt 1667 zusätzlich den Benkhauser Besitz mit den beiden ihm von alters her verbundenen Burgmannssitzer in Lübbecke. Nach seinem Tode 1668/1669 erbt sein Sohn Heinrich den Gesamtbesitz. Er baut als brandenburgischer Kammerherr, Drost zu Randen und zum Limberg das heute noch stehende Gutshaus und stirbt 1714 unter Hinterlassung von 9 Söhnen und 3 Töchtern. Seine Frau Charlotte Luise Grote überlebt ihn um 15 Jahre und hält bis zu ihrem Tode 1729 die Söhne von dem väterlichen Erbe fern. Keins der Kinder heiratet standesgemäß. Der jüngste Sohn Philipp (1690-1773) übernimmt nach Auseinandersetzungen mit seinen drei noch lebenden Brüdern Benkhausen und Lübbecke. Die Werburg fällt ihm nach dem Tode seines Bruders Friedrich Joachim (bis 1739 Drost zum Limberg) 1749 zu.Philipp Münch (bis 1753 Oberschenk zu Wolfenbüttel), scheint sich frühzeitig seinen Erben, den Osnabrücker Domherrn Philipp Clamor v.d. Bussche (1728-1808), ausersehen zu haben. Er arbeitet zielstrebig an der Ablösung der noch im Lehnsnexus stehenden Besitzteile, um über den - somit allodialen - Gesamtbesitz testamentarisch zugunsten des Erben verfügen zu können. Außer bei einigen Werburger Besitzsplittern, die 1773 an die v. Cramm übergehen, gelingt die Allodifizierung. Philipp Clamor übernimmt das Erbe und den Namen Münch als v.d. Bussche genannt Münch, kurz v.d. Bussche Münch. Aus seiner 1774 im Alter von 46 Jahren mit einer 22-jährigen Nichte geschlossenen Ehe gehen bis 1793 noch 8 Kinder hervor. Sein Sohn und Erbe Carl Friedrich Georg, Landrat des Kreises Rahden, stirbt 1874, dessen Sohn 1875 und die 3 Enkel 1874-1878. Die Linie stirbt damit aus. Gut und Name fallen an einen entfernten Verwandten, Carl v.d. Bussche (1861-1900). Dessen einziger Sohn Alhard (geb. 1897) bleibt ohne leibliche Nachkommen und verkauft nach und nach den Besitz, zuletzt 1962 das Gutshaus Benkhausen.Zu den alten Gütern aus dem Erbe Münch von 1773 hatte schon Philipp Clamor v.d. Bussche Münch das kleine Gut Spenthoff bei Minden erworben. Seinem Sohn, dem Landrat Carl Fr. G., gelingen auf dem Erbwege und durch Kauf weitere umfangreiche Erwerbungen, u.a. die Rittergüter Hoya, Andertenburg und Hämelsee (bei Hoya) sowie Anteile oder nutzbare Rechte an den Rittergütern Dötzingenfbei Hitzacker) und Völksen (bei Springe). Als besonders weitblickend, wenn auch wegen der frühen Todesfälle in der Familie in negativem Sinne zukunftsträchtig, ist seine Politik des systematischen Aufkaufens riesiger Waldgebiete in der Nähe von Benkhausen südlich von Rahden nach den Markenteilungen des 19. Jahrhunderts anzusehen. Seine Nachkommen und Erben haben die trotz der durch die Ablösung der guts-herrlichen Rechte dem Carl Fr.G. v.d. Bussche Münch zufließenden Gelder aufgehäuften Schulden bei der wegen der Todesfälle nicht kontinuierlichen Wirtschaftsführung und Verwaltung nicht in den Griff bekommen bzw. gar nicht übersehen. Dem letzten Besitzer kommt durch den Verkauf der Wälder südlich von Rahden an die "Aufbaugemeinschaft Espelkamp" bzw. ihre finanziellen Träger ein Verdienst an dem Entstehen der Flüchtlingssiedlung Espelkamp nach 1947 zu.Literatur: Karl Adolf v.d. Horst, Die Rittersitze der Grafschaft Ravensberg, und des Fürstentums Minden. Osnabrück (2. Neudruck der Ausgabe 1894/1898) 1979. - Hans Nordsiek, Grundherrschaft und bäuerlicher Grundbesitz im Amt Reineberg. Mindener Beiträge 11. Minden 1966. - Hans Mahrenholtz, Ein Testament als Heiratsstifter. Der Herold, neue Folge 7 (1969-1971), S. 34ff. -Leopold Schütte, Zur Geschichte des Rittergutes Benkhausen. In: An Weser und Wiehen. Mindener Beiträge 20. Minden 1983, S. 189ff.

Münster 1983
Schütte

Bestandssignatur
U 102u
Umfang
66 Urkunden.
Sprache der Unterlagen
German

Kontext
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 4. Nichtstaatliches Schriftgut / Archivische Sammlungen >> 4.3. Gewerbebetriebe, Adlige Häuser, Familien, Höfe (U) >> 4.3.2. Adelige Häuser, Familien, Höfe >> Haus Benkhausen (Dep.)
Verwandte Bestände und Literatur
Karl Adolf von der Horst, Die Rittersitze der Grafschaft Ravensberg und des Fürstentums Minden, 2. Neudruck der Auflage 1894-1898, Osnabrück 1979; Leopold Schütte, Zur Geschichte des Rittergutes Benkhausen, in: An Weser und Wiehen. Beiträge zur Geschichte und Kultur einer Landschaft. Festschrift für W. Brepohl, Minden 1983, S. 198-208. Rainer Pöppinghege, Schloss Benkhausen. Vom Rittersitz zum Ort der Bildung 1463-2017, Mainz 2017.

Bestandslaufzeit
1412-1838

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Letzte Aktualisierung
06.03.2025, 18:28 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1412-1838

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