Bestand | Urkunden
Kloster Seeon Urkunden (Bestand)
Vorwort: 1. Geschichte von Kloster Seeon Vermutlich zwischen den Jahren 991 und 994 gründete Pfalzgraf Aribo I. an einem Burgili genannten Ort am Ufer des Chiemsees ein Kloster, welches der Aribonenfamilie künftig als Hauskloster und Grablege dienen sollte. Schon bald verlagerte man die Gemeinschaft auf eine dem Ufer vorgelagerte Insel im See. Diese Lage gab dem Kloster die Bezeichnung Seua oder Sewa, was soviel wie 'bei den Seen' bedeutet. Die erste schriftliche Erwähnung Seeons datiert vom 15. April 999. Von Rom aus erhob Kaiser Otto III. das Kloster an diesem Tag in den Rang eines Reichsklosters (bis 1201) mit dem Recht auf freie Abt- und Vogtwahl. Mönche aus dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram in Regensburg besiedelten das Kloster und brachten die Buchmalerei an den Chiemsee, wo unter Abt Adalbert (vor 999 - nach 1001) ein für den gesamten süddeutschen Raum bedeutendes Skriptorium entstand. Gemeinsam mit Sankt Peter in Salzburg bildete Seeon schon bald ein Zentrum der cluniazenischen Reformbewegung. Unter Leitung von Abt Gerhard besiedelten Seeoner Mönche im Jahr 1019/1020 das freisingische Eigenkloster Weihenstephan. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts übernahm Seeon unter Abt Haimo (ca. 1159 - 1161) die Hirsauer Reformen und errichtete auf einer benachbarten Insel einen Frauenkonvent, der jedoch bereits im 13. Jahrhundert wieder aufgelöst wurde. Die im Kern noch erhaltene dreischiffige romanische Basilika ohne Querhaus spiegelt bis heute das typische Schema der Hirsauer Bauschule wider. Die Klosterkirche des Frauenkonvents Sankt Walburg diente seit dem Jahr 1481 als Pfarrkirche. Seelsorgerisch betreute Kloster Seeon die Pfarreien Seeon mit den Filialen Niederseeon und Ischl, Obing mit den Filialen Albertaich und Diepoldsberg, Pittenhart mit den Filialen Brunn und Lauterbach sowie die Wallfahrt Maria Eck. Bis zum Jahr 1248 stellten Seeoner Mönche zudem die Burgkapläne in Dießen und in Andechs. Wie viele andere Klöster des bayerischen Raums erlebte auch Seeon nach einer Phase des wirtschaftlichen wie disziplinarischen Niedergangs im 14. Jahrhundert einen umfassenden Wiederaufschwung im 15. Jahrhundert, der sich im geistigen Bereich unter anderem darin manifestierte, dass Abt Erhard Farcher (1411/14 - 1438) im Jahr 1412 das Recht erhielt, die Pontifikalien zu tragen. Das Zeitalter der Reformation löste einen neuerlichen Niedergang aus und die nur wenig auf Disziplin bedachten Äbte Hieronymus (1521 - 1529) und Wolfgang Finauer (1569 - 1575) führten das Kloster schließlich vollends in den Ruin. Auf Initiative von Herzog Albrecht V. berief Erzbischof Johann Jakob von Salzburg im Jahr 1576 den gebürtigen Nürnberger Martin Kötterlein (1576 - 1590) aus Kloster Tegernsee als neuen Abt, der dank seiner umfassenden geistlichen wie wirtschaftlichen Reformen allgemein als zweiter Gründer des Klosters gilt. Er ließ die Gewölbe des Kirchenschiffes mit den bis heute erhaltenen Renaissancefresken ausgestalten. Einer seiner Nachfolger, Abt Honorat Kolb (1634 - 1653), legte noch während des Dreißigjährigen Kriegs den Grundstock für die kulturelle Bedeutung Seeons in der Literatur und Musikpflege. In dieser Tradition musizierten dort unter anderen Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Michael Haydn. Bei seiner Säkularisation am 22. März 1803 zählte Seeon zu den wohlhabenden Klöstern in Altbayern. Während die Klosterkirche in Staatsbesitz überging, erlebten die Klostergebäude nach 1803 eine äußerst wechselvolle Geschichte. Zunächst als Brauerei, dann als Kurbad genutzt kamen sie im Jahr 1852 in den Besitz von Donna Amélie, Witwe von Kaiser Pedro I. von Brasilien und Enkelin von König Max I. Joseph, und gingen nach ihrem Tod 1873 durch Kauf an die Familie der Herzöge von Leuchtenberg über. 1934 erwarb der schlesische Großindustrielle Max Wiskott das Anwesen und vermietete es an die NSDAP, die dort eine Schule der SA einrichtete. Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten die Gebäude als Flüchtlingslager, Hotel und Polstermöbelfabrik und wurden vom Bundesgrenzschutz, von der Bayerischen Bereitschaftspolizei und von der Erzdiözese München und Freising genutzt. Seit 1986 steht Seeon im Besitz des Bezirks Oberbayern, der dort ein Kultur- und Bildungszentrum mit angegliedertem Tagungshotel betreibt. 2. Bestandsgeschichte Der Seeoner Urkundenbestand im Bayerischen Hauptstaatsarchiv umfasst 939 Urkunden mit einer Laufzeit von 999 bis 1791. Er war bisher lediglich über eine Aussteller/Sieglerliste (bis 1400) und über chronologische Datenzettel (ab 1400) erschlossen und damit nur schwer benutzbar. Der ursprünglich faszikelweise chronologisch geordnete Bestand ist um provenienzgemäß hierher zurückgeführte Urkunden aus den im 19. Jahrhundert gebildeten Gerichtsurkundenbestände mehrerer Landgerichte, darunter Kling, Rosenheim, Neumarkt/Rott und Erding ergänzt. Nur 65 Urkunden datieren dabei aus der Zeit vor 1400. Großen Raum nimmt mit über 100 Urkunden der Bestand der inkorporierten Pfarrei St. Lorenz in Obing ein. Die Urkunden der 1662 erworbenen Hofmark Obing reichen bis weit ins 16. Jahrhundert zurück. Für die im Jahr 1731 durch Schenkung von Franz Armand von Fossa erworbene Hofmark Halfing sind dagegen so gut wie keine Urkunden überliefert. 3. Ausgewählte Literatur Lothar ALTMANN: Kloster Seeon. Das Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern und seine Wurzeln. Lindenberg im Allgäu 2010. P. Korbinian BIRNBACHER: Seeon. In: Germania Benedictina [mit Bibliografie bis 2011] R. HADERSDORFER: Die Säkularisation der oberbayerischen Klöster Baumburg und Seeon. Die wirtschaftlichen und sozialen Wandlungen. Stuttgart 1967( = Forschungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 9). Josef HEMMERLE: Die Benediktinerklöster in Bayern (= Germania Benedictina Bd. 2 Bayern), München 1970, S. 286-291 [mit Bibliografie bis 1969] Josef KIRMEIER , Alois SCHÜTZ, Evamaria BROCKHOFF (Hg.): Schreibkunst. Mittelalterliche Buchmalerei aus dem Kloster Seeon. Katalog zur Ausstellung im Kloster Seeon 1994. Augsburg 1994 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 28/94). Hans von MALOTTKI (Hg.): Kloster Seeon. Beiträge zu Geschichte, Kunst und Kultur der ehemaligen Benediktinerabtei. Weißenhorn 1993. A. MITTERWIESER: Die Stift Seeoner Rosenkranzbruderschaft im 17. Jahrhundert. In: Studien und Mitteilungen des Benediktinerordens und seiner Zweige 41(1922), S. 106-115. Meinrad SCHROLL(Red.): 1000 Jahre Seeon: Sewa Seeon 994 - 1994. Ein Heimatbuch. Beiträge zur Kloster, Pfarr- und Ortsgeschichte. Seebruck 1994. A. SIGHARDT: Mozart in Seeon und Wasserburg (= Bayerische Heimat, Münchner Merkur 28./29. Juli 1951) Richard VAN DÜLMEN: Traunstein. München 1970 (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, H. 26). Dr. Monika Ofer
- Reference number of holding
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Kloster Seeon Urkunden
- Extent
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953
- Language of the material
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ger
- Context
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Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 1 Abteilung I: Ältere Bestände >> 1.7 Klöster >> Kloster Seeon
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Hinweise zum Bestand und zum Ortsregister: Die folgenden Nummern wurden entnommen und dem Amtsbücher und Aktenbestand zugeordnet: Kloster Seeon Urkunden 71 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 2 Kloster Seeon Urkunden 82 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 3 Kloster Seeon Urkunden 166 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 4 Kloster Seeon Urkunden 196 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 5 Kloster Seeon Urkunden 244 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 6 Kloster Seeon Urkunden 467 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 7 Kloster Seeon Urkunden 493 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 8 Kloster Seeon Urkunden 786 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 9 Kloster Seeon Urkunden 819 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 10 Kloster Seeon Urkunden 876 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 11 Kloster Seeon Urkunden 879 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 12 Kloster Seeon Urkunden 922 Jetzt: Kloster Seeon Archivalien 13. Die Nummer 804 wurde nicht vergeben. Hinweise zum Ortsregister: Rossersberg siehe Samerberg Flizhaim siehe Ilzham Innertegernbach siehe Grüntegernbach Kirchtegernbach siehe Grüntegernbach.
- Provenance
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Kloster Seeon Urkunden
- Former provenance
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Dr. Monika Ofer
- Date of creation of holding
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999-1791
- Other object pages
- Last update
-
03.04.2025, 11:04 AM CEST
Data provider
Bayerisches Hauptstaatsarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
- Urkunden
Associated
- Kloster Seeon Urkunden
- Dr. Monika Ofer
Time of origin
- 999-1791