Archivalie

Lieber Schlemmer, Meine Tage in Hülle und Fülle...

Transkription: Lieber Schlemmer, Meine Tage in Hülle und Fülle, viel Zeit, denn ich bin auf dem Büro, nur Gedanken an Ihre nette Art/etwas zurückhaltende, zu wenig vertrauensvolle doch verstehe ich gut die Disziplin des richtigen Lebens, den Sinn des Haushaltens, der sich spannenden Kraft anstatt des Überlaufens. Ich bedaure so selten mit Ihnen zusammen sein zu können. Und die Nebengeräusche im Klang unserer Beziehungen. Sie waren mir unverständlich. Ich liebe an Menschen die Güte und Ehrlichkeit. Es gibt viele Sorten von beiden, Gefühle, die sich nicht zeigen, Ehrlichkeit, die nicht voraussetzungslos machen kann. Bollmann hat eine excentrische, nach aussen gewandte . Sie eine konzentrische, nach innen gewandte, Bollmann eine umfassende, Sie eine vertiefte. Noch- aber vielleicht ein Schlemmer im ... , Organisches des Empfindsamen, Vehikel.der Gesänge, Tänze, Launen, der Hitze des Lächelns und Weinens. Hellblau geht eine Sonne auf, weiss ist das Chaos und rein gemacht, langsam verlässt es eine alte Frau. Über die neue Schöpfung deckt sich Rasch ein schwarzer Flor. 1) Sie war der Herbst- Wintertag 2) Seufzen in den Bäumen 3) Schwaches Ofenfeuer 4) Kalte Füße, neue spitze Regentropfen 5) Sturz des Liebesbarometers Ich nummerierte, weil ein Chef nahte, 5tens sollte kurz A über der Haupteingangstüre aus Eisenbeton sein. Schöne Worte können so abscheulich sein, dass man alles hasst, sogar die abscheulichen - gelb und rot plötzlich draußen in den sichtlichen Schlemmerfarben, ein vager Apfel. Ein Brief aus Zufälligkeiten, launisch, spielerisch und doch scheinend vom Kristall Ihres Ichs, nicht des meinen, dagegen: Zwei Seelen durchdringen sich in der vierten Dimension, neu ist das Bild, straff sind die Linien, kaum geahnt in den Gemälden der Kubisten, unauflöslich scheint die Komposition dieser Seelen. Dreieckig sind die neuen Seelen, nicht sechseckig, denn sie müssen sich verbinden. Nur auseinanderrutschen. Ernstes Lachen. Reflex Ihres Kristalls. Auf mich werde ich gewiesen, wenn ich unter Bäumen bin, wenn die Sonne »zauberisch« glänzt, wenn ich allein zwischen Menschen, Kaffee und Zeitungen sitze. Ich glaube an das einfache goethesche Recept: Denken und Tun, Tun und Denken. Das übrige muss man haben. Unraubbar sind meine Jugend, meine Erlebnisse, meine guten Vorsätze und sogar meine Zukunft, auch wenn ich unter die Wölfe des Weltlebens falle. Man ist nur, was man alleine ist, es handelt sich nur darum, dies zu wissen. Allein ist man als Mann bald aktiv. Ihr Richard Herre

Sammlung
Archiv Oskar Schlemmer
Inventarnummer
AOS 2011/GVL 1,3
Material/Technik
Papier; Tinte

Ereignis
Herstellung
(wer)
Richard Herre (02.08.1885 - 26.02.1959)
Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
Provenienz
Abschrift vorhanden; Imdas

Rechteinformation
Staatsgalerie Stuttgart
Letzte Aktualisierung
28.03.2025, 12:10 MEZ

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Objekttyp

  • Archivalie

Beteiligte

  • Richard Herre (02.08.1885 - 26.02.1959)
  • Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)

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