Bestand

Freiwilligenabteilung Haas (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Enthält die Unterlagen des Stabs der Freiwilligenabteilung Haas sowie die Unterlagen der unmittelbar unterstellten Formationen (Nachrichtenabteilung, Divisions-Kraftwagen-Kolonne, Flak-Geschütz, Fuhrpark-Kolonne, Fliegerabteilung und Ersatzdepot)

1. Zur Geschichte der "Württembergischen Freiwilligenabteilung Haas": Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Monarchie musste die Provisorische Regierung Württembergs an der Jahreswende 1918/19 Vorkehrungen zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung treffen. Dies betraf zunächst vorrangig die Gewährleistung der inneren Sicherheit gegenüber befürchteten revolutionären Bestrebungen. Darüber hinaus sollte aber auch ein Beitrag Württembergs zur Behauptung derjenigen Gebiete im Osten des Deutschen Reiches geleistet werden, welche zwischen Deutschen, Polen und Tschechen umstritten und zum Teil militärisch umkämpft waren. Ab Februar 1919 wurde auf dem Truppenübungsplatz in Münsingen eine Militärformation aufgestellt, deren Aufgabenbereich im Unterschied zu anderen württembergischen Nachkriegsformationen vorrangig die Teilnahme am sogenannten "Grenzschutz Ost" sein sollte. Das Oberkommando übernahm Generalmajor Otto Haas (1864-1930), nach ihm erhielt der Verband auch seine zeitgenössische Bezeichnung als "Württembergische Freiwilligenabteilung Haas". Untergliedert wurde die Abteilung in den Stab, zwei Regimenter, eine Nachrichtenabteilung, eine Fuhrparkkolonne sowie ein in Münsingen eingerichtetes Ersatz-Depot, zusätzlich trat eine in Böblingen stationierte Fliegerabteilung hinzu. Die Aufstellung der Freiwilligenabteilung, die über gezielte Werbungsmaßnahmen erfolgte, ging zwar zügig vonstatten, verlief mit Blick auf die Entwicklung der Verhältnisse an der deutschen Ostgrenze aber trotzdem zu langsam, so dass die geplante Komplettverlegung nach Osten nicht zustande kam. Stattdessen wurden Kontingente der Freiwilligenabteilung in den Monaten April bis Juni 1919 in Bayern eingesetzt und wirkten dort an der Zerschlagung der Münchener Räterepublik mit. Von der im Versailler Vertrag verlangten Reduzierung des deutschen Heeres war auch die Freiwilligenabteilung Haas betroffen. Unmittelbar nach Abschluss des Friedensvertrags am 28. Juni 1919 wurde die Auflösung der Formation, die im Juni 1919 ca. 3.000 Personen umfasste, in die Wege geleitet. Teile der Freiwilligenabteilung wurden im August 1919 in die im Aufbau befindliche Reichswehrbrigade 13 überführt. An die Spitze dieser Reichswehrbrigade trat wiederum Generalmajor Haas.

2. Überlieferung und Geschichte des Bestands: Die Unterlagen des Bestands M 356 kamen in den 1920er Jahren in die Reichsarchivzweigstelle Stuttgart und gelangten nach der Gründung der Heeresarchivverwaltung 1936/37 in die Obhut des Heeresarchivs Stuttgart. Nach 1945 wurden sie vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart übernommen. Eine erste Registrierung der Dokumente der württembergischen Freiwilligenformationen (heutige Bestände M 355-359) erfolgte im Jahr 1930 in der Reichsarchivzweigstelle. In den Jahren 1944 und 1946 wurden umfangreiche Teile der Fonds (v.a. Briefbücher und Kassenakten) vernichtet. Die heute noch erhaltenen Unterlagen des Bestands M 356 dokumentieren den Aufbau und die innere Verwaltung der Freiwilligenabteilung einschließlich ihrer Teilgliederungen. Darüber hinaus finden sich im Bestand Unterlagen zum Einsatz der Einheit in Bayern. Charakteristisch für die Überlieferung des Bestands M 356 ist die von der Freiwilligenformation Haas und ihren Teilgliederungen praktizierte Führung von Sammelakten. Diese bedingt unter anderem eine große Zahl redundanter Unterlagen. Die Neuverzeichnung des Bestands erfolgte im Juli/ August 2009 durch den Referendar Andreas Neuburger M.A. unter Anleitung von Dr. Wolfgang Mährle. Nach der Durchführung der Erschließungsarbeiten umfasst der Bestand nun 80 Nummern. Er weist einen Umfang von 1,5 lfd.m. auf.

3. Quellen- und Literaturhinweise: a) Quellenhinweise: Quellen zur Württembergischen Freiwilligenabteilung Haas finden sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart außer im vorliegenden Bestand M 356 insbesondere in folgenden Fonds: - M 355 Gruppenkommando West; - M 357 1. Württembergisches Freiwilligen-Regiment; - M 358 2. Württembergisches Freiwilligen-Regiment; - M 423 Kriegstagebücher württembergischer Freiwilligenformationen; - M 430/2, Bü 727 Personalakte Otto Haas; - M 557 Stammrollen württembergischer Freiwilligenformationen; - M 660/099 Militärischer Nachlass Otto Haas. b) Literaturhinweise: - Keller, Peter: Württembergische Freiwilligen- und Reichswehreinheiten 1918 - 1921. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Freikorps, Augsburg, Univ. Magisterarbeit, 2008. - Koch, Hannsjoachim W.: Der deutsche Bürgerkrieg. Eine Geschichte der deutschen und österreichischen Freikorps 1918 - 1923, Dresden 2002. - Tessin, Georg: Deutsche Verbände und Truppen 1918 - 1939. Altes Heer, Freiwilligenverbände, Reichswehr, Heer, Luftwaffe, Landespolizei, Osnabrück 1974. - Thoms, Robert / Pochanke, Stefan: Handbuch zur Geschichte der deutschen Freikorps, [Bad Soden- Salmünster] 2001. - Thoms, Robert: Bibliographie zur Geschichte der deutschen Freikorps 1918 - 1923, Berlin 1997. Stuttgart, im August 2009 Dr. Wolfgang Mährle Andreas Neuburger M.A.

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 356
Umfang
80 Bü (1,5 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Behörden und Formationen >> Nachkriegsformationen >> Freiwilligenformationen

Indexbegriff Sache
Demobilmachung

Bestandslaufzeit
1918-1921

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1918-1921

Ähnliche Objekte (12)