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Umweltprobleme, Risikobewußtsein und sozialstruktureller Wandel
"Sowohl die politischen Reaktionen auf die Auswirkungen globaler ökologischer Schäden und Belastungen wie auch die wissenschaftliche Forschung zu 'Umweltbewußtsein' und 'Umweltverhalten' suggerieren überwiegend die Möglichkeit verallgemeinerbarer gesellschaftlicher Lösungsansätze bei der Verursachung und der Beseitigung der damit verbundenen Probleme. Angesichts der andererseits beobachtbaren gesellschaftlichen Tendenzen zur Individualisierung und Pluralisierung erscheint dieses Bestreben wenig realistisch. Zahlreiche Indizien sprechen dagegen dafür, daß sich mit Prozessen der 'Herausbildung neuer Lebensstile', der 'Entstehung neuer sozialer Ungleichheit', der 'Erosion von Normalität(en)' auch die umweltrelevanten Einstellungen und Verhaltensweisen in der Gesellschaft ausdifferenzieren. Und es ist zu vermuten, daß diejenigen Motive und Antriebe, die sich dem 'ökologischen Diskurs' zuordnen lassen, sogar umgekehrt einen Anteil an der fortgesetzten Dynamik des sozialstrukturellen Wandels haben. Ein systematisches Bindeglied zwischen den bislang weitgehend unverbundenen Diskussionssträngen zum sozialstrukturellen Wandel und zu den ökologischen Bewußtseinsprozessen könnte das Konzept des 'Risikobewußtseins' darstellen, das zwei wichtige Verknüpfungen vornimmt: zum einen begreift es umweltrelevante Einstellungsmuster als Resultat individueller Abwägungsprozesse zwischen ökologischen und sozialen Risiken und Ansprüchen; zum anderen versucht es, diese Abwägungsprozesse vor dem Hintergrund sowohl kontextabhängiger, aktueller Wahrnehmungen und Erfahrungen als auch lebensgeschichtlich erworbener Interpretationsraster zu deuten und zu erklären. Mit der Einführung einer zeitlich-biographischen Perspektive wird Risikobewußtsein gleichsam zum Bestandteil eines 'personal-project' und indem sich die je individuellen Ergebnisse von biographischen Lernprozessen und aktuellen Abwägungsprozessen neu sortieren und erkennbare Strukturen bilden, kristallisieren sich auch neue Gemeinsamkeiten von 'personal-projects' heraus, die sich in den allgemeinen Prozeß des sozialstrukturellen Wandels einfügen. Im Lichte aktueller Forschungen und Debatten betrachtet, könnte dies durchaus bedeuten, daß eben auch ökologisch motivierte Bewußtseinsprozesse zur Herausbildung 'neuer Lebensstile' oder der Differenzierung und Neukonfiguration 'lebensweltlicher Sozialmilieus der pluralistischen Klassengesellschaft' (Vester 1993) beitragen." (Autorenreferat)
- Weitere Titel
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Environmental problems, risk consciousness and sociostructural change
- ISBN
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3-531-12836-1
- Umfang
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Seite(n): 807-812
- Sprache
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Deutsch
- Anmerkungen
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Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
27. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Gesellschaften im Umbruch". Halle, 1995
- Erschienen in
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27. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie - Gesellschaften im Umbruch: Sektionen und Arbeitsgruppen
- Thema
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Ökologie
Ökologie und Umwelt
Bewusstsein
Sozialstruktur
Risiko
sozialer Wandel
soziokulturelle Entwicklung
Lebensstil
Ökologie
Einstellung
deskriptive Studie
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Warsewa, Günter
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
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Sahner, Heinz
Schwendtner, Stefan
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Westdt. Verl.
- (wo)
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Deutschland, Opladen
- (wann)
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1995
- URN
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urn:nbn:de:0168-ssoar-140825
- Rechteinformation
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GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
- Letzte Aktualisierung
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21.06.2024, 16:27 MESZ
Datenpartner
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Sammelwerksbeitrag
- Konferenzbeitrag
Beteiligte
- Warsewa, Günter
- Sahner, Heinz
- Schwendtner, Stefan
- Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
- Westdt. Verl.
Entstanden
- 1995