Bild

Die Mutter des Künstlers

In dem schmalen Werk von Louis Eysen gibt es nur wenige Bildnisse, darunter aber das ungewöhnliche, überraschend moderne seiner Mutter im Fauteuil. Das Bild atmet Schlichtheit und Ruhe, es ist von einer spröden Poesie. Am vertrauten Motiv erprobte der Maler neue künstlerische Mittel. Der Eindruck des Bildes wird bestimmt durch die schmale Farbpalette aus Gelb-, Braun- und Grautönen sowie durch den klaren Bildaufbau: das konstruktive Netz aus Senkrechten und Waagerechten, gebildet aus den Kanten von Bücherregal, Kommode und den braunen Eckstreifen. Im Vordergrund des Bildes sehen wir die mit einer Handarbeit beschäftigte Mutter. Der wie zufällig wirkende Bildausschnitt zeigt überraschende, aber wohl zufällige Ähnlichkeiten zur Kunst von Edgar Degas. Die in Aufsicht wiedergegebene Figur der Mutter wird vom unteren Bildrand angeschnitten, der Sessel vom rechten. Der Bildbetrachter wird so unmittelbar in die Szene hineingezogen, er wird zu einem hautnahen Zeugen. Auffallend an dieser Darstellung ist die tiefe Tonigkeit des Vordergrundes im Kontrast zum hellen Hintergrund, verwirrend das Verschwimmende, Silhouettenhafte der Kontur der Mutter im Gegensatz zu der Klarlinigkeit des Hintergrundes. Die grauschwarze Kleidung ist summarisch, in nuancenreichen, wolkigen Tönen erfaßt, die Bücher im Regal aber sind exakt zu erkennen. Wie von der noch jungen Fotografie beeinflußt, liegt der Fokus auf dem tiefenscharfen Bücherbord. | Angelika Wesenberg

Vorderseite | Fotograf*in: Bernd Kuhnert

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Rahmenmaß: 64 x 51,5 x 5 cm
Höhe x Breite: 54 x 42 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A I 707

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1901 Geschenk von Martin Levy, Berlin
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
um 1877

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • um 1877

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