Journal article | Zeitschriftenartikel
Schwierige Verhältnisse: Menschenhandelsopfer und Geschlecht in Gerichtsverfahren
"Das deutsche Strafrecht unterscheidet Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Unsere Untersuchungen zeigen, dass das soziale Objekt 'Opfer von Menschenhandel' trotz geschlechtsneutraler Gesetzgebung in popkulturellen Narrativen aber auch in Praktiken der Rechtsprechung stark vergeschlechtlicht ist. An die Zeuginnen bzw. Zeugen werden geschlechtlich codierte Erwartungen herangetragen. Dies ist nicht einfach in einem Sexismus der RichterInnen begründet, sondern ein struktureller Effekt der Logik von Rechtsprechung und institutioneller Pfadabhängigkeiten. So werden Standardnarrative zum weiblichen, unschuldigen Opfer sexueller Ausbeutung in der Prostitution zum Deutungshorizont in Gerichtsverfahren, an dem die realen Personen, die als Geschädigte aussagen, gemessen werden. Zur Arbeitsausbeutung fehlen dagegen verfestigte Narrative, und die Unterstützung von Betroffenen ist weit weniger institutionell verankert. Fälle von Arbeitsausbeutung werden deutlich seltener angeklagt, und die Betroffenen erscheinen vorrangig als ökonomische Subjekte und häufiger als Mitschuldige. In beiden Fällen resultiert dies in einem Verschwinden von Opfern: Im einen Fall aufgrund der Überdeterminierung, im anderen Fall aufgrund von Unterbestimmung." (Autorenreferat)
- Weitere Titel
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Difficult relations: how the gender of victims of trafficking in human beings affect
- ISSN
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1433-6359
- Umfang
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Seite(n): 24-38
- Sprache
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Deutsch
- Anmerkungen
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Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet (peer reviewed)
- Erschienen in
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Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25(1)
- Thema
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Recht
Soziologie, Anthropologie
Sozialwissenschaften, Soziologie
Justiz
Kriminalsoziologie, Rechtssoziologie, Kriminologie
Frauen- und Geschlechterforschung
Menschenhandel
Ausbeutung
Zwangsarbeit
Prostitution
Strafrecht
Bundesrepublik Deutschland
Rechtsprechung
Geschlecht
Strafverfolgung
Migration
Opfer
Subjektivierung
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Pates, Rebecca
Dölemeyer, Anne
Leser, Julia
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wo)
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Deutschland
- (wann)
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2016
- URN
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urn:nbn:de:0168-ssoar-50956-7
- Rechteinformation
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GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
- Letzte Aktualisierung
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21.06.2024, 16:26 MESZ
Datenpartner
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Zeitschriftenartikel
Beteiligte
- Pates, Rebecca
- Dölemeyer, Anne
- Leser, Julia
Entstanden
- 2016