Bestand
Nachlass Rudolf Kusel (1809-1890), Rechtsanwalt, Fiskalanwalt, bad. Landtagsabgeordneter (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Schriftgut aus seiner Tätigkeit als Fiskalanwalt
und Landtagsabgeordneter.
1. Vorwort: Rudolf Kusel
wurde am 9. Mai 1809 als Sohn des Bankiers Jakob Kusel in Karlsruhe
geboren. Nach dem Besuch des Karlsruher Lyzeums studierte er ab
1827 Rechtswissenschaften in Heidelberg und München. 1832 wurde
Kusel Rechtspraktikant und arbeitete während seiner Ausbildung in
den Ämtern Durlach und Oberkirch. Da Juden der Eintritt in den
badischen Staatsdienst zur damaligen Zeit noch verwehrt war, wurde
Kusel 1835 Advokat und Prokurator beim Hofgericht in Rastatt, wo er
sich schnell einen Namen machte. Mit der Verlegung des Gerichts
nach Bruchsal übersiedelte Kusel dorthin. Nach dem Scheitern der
Badischen Revolution verteidigte er 1849 mehrere Revolutionäre. Für
den vor dem Militärgericht in Rastatt angeklagten Chef des
Generalstabs der Aufständischen Otto von Corvin erreichte er die
Umwandlung des Todesurteils in eine zehnjährige Zuchthausstrafe.
Kusel war in Karlsruhe, wohin er 1864 Kanzlei und Wohnsitz
verlegte, sowohl in der jüdischen Gemeinde wie im
gesellschaftlichen Leben engagiert. Als die jüdischen Bürger 1862
in Baden volle staatsbürgerliche Rechte (Judenemanzipation)
erhielten, wurde er für den Wahlkreis Karlsruhe Stadt I als erster
jüdischer Abgeordneter in die Zweite Kammer des badischen Landtags
gewählt und übte das Mandat bis 1870 aus. Seine politische Arbeit
konzentrierte sich dabei vor allem auf die Beratung bürgerlicher
und verfassungsrechtlicher Fragen. Zudem war er für die zweite
Kammer Berichterstatter für Entwürfe zur Änderung der Verfassung.
1867 trat er der Nationalliberalen Partei bei. 1865 wurde Kusel
Mitglied der Kreisversammlung und amtierte 1868-1871 als
Vorsitzender des Kreisausschusses. 1871-1875 war er Mitglied im
Bürgerausschuss. Danach zog er sich altershalber aus dem
öffentlichen Leben zurück, wirkte aber weiter als Anwalt. Kusel war
verheiratet mit Karoline Traumann, mit der er fünf Kinder hatte.
Die Familie lebte im ehemaligen Bankhaus Kusel in der
Karl-Friedrich-Straße 8 (heute Filiale der Sparkasse am
Marktplatz). 1872 erhielt er das Ritterkreuz 1. Klasse des
Zähringer Löwen-Ordens. Rudolf Kusel starb am 26. Januar 1890 in
Karlsruhe.
2. Zur Ordnung: Der Nachlass
besteht aus elf Faszikeln, darunter ein Faszikel zu Kusels
Tätigkeit als Fiskalanwalt, drei Faszikel zu seiner Tätigkeit als
Vetreter der jüdischen Gemeinde sowie sieben Faszikeln zu seiner
Arbeit als Abgeordneter der zweiten Kammer des badischen Landtags.
Die Erschließung des Nachlasses erfolgte 2017 durch René Gilbert im
Rahmen eines von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg
finanzierten Projekts. Zusätzlich versah Gilbert den Bestand mit
einem Ortsindex.
3. Quellen und Literatur:
Quellen: Foto des Abgeordneten Rudolf Kusel in: GLA 231 Nr. 2937
(402) Literatur: Heinsheimer, Max: Rudolf Kusel, in: Badische
Biographien, Band 4 , hrsg. von Friedrich von Weech, Heidelberg
1891, S. 241 f. Kaller, Gerhard: Jüdische Abgeordnete im badischen
Landtag, in: Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis
zur nationalsozialistischen Machtergreifung, hrsg. von Bräunche,
Ernst Otto/Koch, Manfred/Schmitt, Heinz, Karlsruhe 1988, 2. Aufl.
1990, S. 413-416 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs,
Band 8)
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, N Kusel
- Umfang
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11 Akten
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Nachlässe >> Andere Nachlässe >> Kusel
- Indexbegriff Person
- Bestandslaufzeit
-
1831-1881
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1831-1881