Sammelwerksbeitrag

Von Gipfeln und Tälern: Bemerkungen zu einigen Gefahren, die den objektiven Hermeneuten erwarten

Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich Anspruch und Wirklichkeit der objektiven Hermeneutik zueinander verhalten. Zu diesem Zweck betrachtet der Autor einige heikle Punkte des Gesamtkonzepts von U. Oevermann. So sagt Oevermann zur prominenten Stellung des objektiven Hermeneuten: Zu Recht kann der Hermeneut davon ausgehen, dass er sich auf dem Gipfel befindet, denn seine Überlegenheit wird durch zwei Dinge gesichert - durch sein erworbenes Interpretationswissen und durch sein Interpretationsverfahren. Anmaßen würde sich der Interpret die Überlegenheit lediglich dann, wenn diese in der Tat nicht gegeben wäre, wenn also der Hermeneut für seinen Anspruch keine begründbaren und akzeptierbaren Argumente vorbringen könnte und stattdessen allein den Anspruch auf Überlegenheit reklamieren würde. Beleuchtet werden sodann folgende Aspekte: (1) das Selbstverständnis der objektiven Hermeneutik als Kunstlehre, (2) eine Variante dieser Kunstlehre - nämlich die Interpretation von so genannten, objektiven Daten, und (3) die Forschungslogik dieser Hermeneutik. Es geht hier nicht darum, die Unbrauchbarkeit der objektiven Hermeneutik zu demonstrieren, sondern darum, hermeneutische Deutungen zu verbessern, auch indem auf mögliche Gefahren bei der Deutung hingewiesen wird, denn: 'Wer über die Akte der Deutung nichts weiß und sich über ihre Prämissen und Ablaufstrukturen keine Rechenschaft auferlegt, interpretiert - aus der Sicht wissenschaftlicher Überprüfungspflicht - einfältig, das heißt auf der Grundlage impliziter alltäglicher Deutungsroutinen und Plausibilitätskriterien (Soeffner, 1985). Der objektive Hermeneut strebt - glaubt man den Worten Oevermanns - nach positivem Wissen, mit dem ganz allgemein vergangenes Handeln erklärt und zukünftiges berechnet werden kann. Doch um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist nach Ansicht des Verfassers in Zukunft noch viel zu tun - nicht nur von der objektiven Hermeneutik. (ICG2)

Von Gipfeln und Tälern: Bemerkungen zu einigen Gefahren, die den objektiven Hermeneuten erwarten

GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln

Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International

0
/
0

Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
Sprache
Deutsch
Umfang
Seite(n): 125-152
ISBN
3-518-28631-5

Erschienen in
Die Welt als Text : Theorie, Kritik und Praxis der objektiven HermeneutikSuhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft (1031)
Die Welt als Text : Theorie, Kritik und Praxis der objektiven HermeneutikSuhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft (1031)

Bezug (was)
Philosophie
Soziologie, Anthropologie
Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie
Philosophie, Theologie
Wissenssoziologie
soziale Wirklichkeit
Deutung
Wahrheit
Objektivität
Forschungsergebnis
Erkenntnis
Analyseverfahren
Hermeneutik
Wissenschaftler
Forschungsansatz
Interpretation
Wissen
Datenaufbereitung
deskriptive Studie
Theorieanwendung

Beteiligte Personen und Organisationen
Garz, Detlef
Kraimer, Klaus
Reichertz, Jo
Suhrkamp
Erschienen
Deutschland, Frankfurt am Main
Suhrkamp
1994

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-17554
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
24.01.2023, 06:48 MEZ

Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag

Beteiligte

  • Garz, Detlef
  • Kraimer, Klaus
  • Reichertz, Jo
  • Suhrkamp

Entstanden

  • Deutschland, Frankfurt am Main

Ähnliche Objekte (12)