Bestand
NL 126: Janecek, Friedel (Bestand)
Der Teilnachlass wurde vom Archiv des
Instituts für Zeitgeschichte in München an das Stadtarchiv Mainz
abgegeben und erhielt die Zugangsnummer 1991/23 sowie die
Bestandssignatur NL 126. Er besteht nur aus 6 Handakten für den Zeitraum
1952 bis 1956, welche Janecek für seine Tätigkeit im Stadtrat Mainz
angelegt hatte. Diese setzen sich vor allem aus den Anträgen aller
Fraktionen im Stadtrat, handschriftlich kommentierten Einladungen zu
Sitzungen, Notizen und den Stadtratsprotokollen zusammen. Des Weiteren
findet sich auch Korrespondenz Janeceks mit der Fraktion, Briefe an den
Oberbürgermeister und Dokumente zur Fraktionsarbeit darin. Besonders
erwähnenswert ist hierbei das Protokoll einer internen Sitzung der
KPD-Stadtratsfraktion vom 24.02.1953un. Obwohl Anträge aller Fraktionen
in den Handakten vorhanden sind, liegen nur die Anträge der KPD-Fraktion
in größerem Umfang vor. Durch diese Komprimierung ergibt sich ein
umfassendes Bild der Arbeit der KPD-Fraktion in Mainz.
Bei der
Verzeichnung wurde die aufgefundene Ordnung der Handakten, die durch die
Verteilung auf 6 verschiedene Mappen erkennbar war, beibehalten.
Büroklammern und andere metallischen Gegenstände wurden entfernt und der
Nachlass in sechs säurefreien Jurismappen verpackt. Zuletzt wurde eine
Klassifikation angelegt, welche sich aufgrund des geringen Umfangs und
der Gleichförmigkeit des Schriftguts nur in die zwei Punkte "Vorwort" und
"Handakten" unterteilt.
Josef Friedrich "Friedel" Janecek wurde
am 05.06.1905 als Sohn von Heinrich und Amalie Janecek in Mainz-Kastel
geboren. Von Beginn an wurde er von seinen Eltern, besonders dem Vater,
politisch geprägt. Nach seiner Schulzeit in der Volksschule Mainz-Kastel
begann er 1919 eine kaufmännische Lehre in einer Mainzer Eisenhandlung.
In dieser Zeit wurde er auch Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend
(SAJ). Nach seiner Lehre schloss er sich 1923 zunächst der SPD an und
trat ein Jahr später auch in das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold ein. Als
er 1924 seine Anstellung als Lagerist verlor, arbeite er unter anderem
kurzzeitig im Parteisekretariat der Mainzer SPD. Nach einer zweijährigen
Anstellung in einem Mainzer Kupferwerk berief ihn die SPD 1929 in die
Redaktion der "Mainzer Volkszeitung".
Janecek gehörte 1931 zu
den Mitbegründern des hessischen Ablegers der Sozialistischen
Arbeiter-Partei Deutschlands (SAPD), weswegen er auch aus seiner
Tätigkeit bei der "Mainzer Volkszeitung" entlassen wurde. Am 19. Dezember
desselben Jahres heiratete er Ella Pauline Will und eröffnete im Auftrag
der Partei einen Laden, in dem er neben Zigaretten auch Zeitungen und
Bücher der SAPD und KPD vertrieb. Daneben war er zudem für die
SAPD-Zeitungen "Mainzer Fackel" und "Arbeiter-Tribüne" tätig. Direkt nach
der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler arbeitete Janecek im Untergrund
politisch weiter, war aber bereits im März 1933 im Mainzer Gefängnis
wegen seiner politischen Gesinnung inhaftiert, von wo er im April 1933
entlassen wurde. Eine zweite "Schutzhaft" folgte wenige Monate später im
Konzentrationslager Osthofen, wo er von Mai bis Juni 1933 für den Besitz
einer kommunistischen Zeitung einsaß. Zwischen 1940 und 1941 war er als
Obmann für den Kanu-Rennsport im Gau Hessen tätig, was dem
sportbegeisterten auch dabei half, bei seinen Reisen durch den Gau
Kontakte zu alten Genossen zu halten. 1941 kam auch die einzige Tochter
des Ehepaares, Elfi, zur Welt. Von 1943 bis 1945 war Janecek als Soldat
einberufen.
Nach Kriegsende arbeitete er zunächst beim "Neuen
Mainzer Anzeiger" und trat 1946 in die Kommunistische Partei Deutschlands
(KPD) ein. Für diese wurde er zunächst in den Kreistag Alzey gewählt. Ab
1948 war er außerdem Chefredakteur der KPD-Zeitungen "Neues Leben" und
"Unser Tag", nachdem er von der "Allgemeinen Zeitung" entlassen worden
war. Janecek war Mitglied der beratenden Landesversammlung des Landes
Rheinland-Pfalz und auch als ehrenamtlicher Richter am
Verfassungsgerichtshof Rheinland-Pfalz tätig. Von 1952 bis 1956 saß er
mit einer kleinen Fraktion der KPD im Mainzer Stadtrat. Außer ihm bestand
diese nur aus Josefine "Fina" Halein und Seppel Wittmann. Nach dem Verbot
der Partei im August 1956 verblieb Janecek bis Ende des Jahres als
parteiloses Ratsmitglied im Stadtrat. Janecek gehörte 1968 zu den
Mitgründern der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und engagierte
sich mit seiner Frau in der Friedensbewegung. Privat war er aktiver
Sportkegler und auch als Verbandsvertreter des Landesfachverbands Kegeln
tätig. Er starb am 08.09.1980 in Mainz-Kastel. 2009 wurde vor seinem
ehemaligen Wohnhaus in der Eisenbahnstraße 12 ein Stolperstein für
Janecek verlegt, um an seine Verfolgung in der NS-Zeit zu
erinnern.
Janecek, Friedel, KPD-Stadtrat (*
15.06.1905 Kastel)
Teilnachlass; Handakten aus den Jahren
1952-1956
Verzeichnet
Stolpersteine in Wiesbaden 2009-2010
Hrsg. Aktives Museum Spiegelgasse für deutsch-jüdische Geschichte in
Wiesbaden e.V. & Bündnis 90/Die Grünen Rathausfraktion Wiesbaden
(2011); Schriftenreihe des Landtags Heft 33, 60 Jahre Parlament in
Rheinland-Pfalz Hrsg. Der Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz (2007);
Gewerkschafter im Konzentrationslager Osthofen 1933/34 Hrsg. Angelika
Arenz-Morch & Stefan Heinz (2019)
Form und Inhalt: Janecek, Friedel,
KPD-Stadtrat (* 15.06.1905 Kastel)
Teilnachlass; Handakten aus
den Jahren 1952-1956
Der Teilnachlass wurde vom Archiv des
Instituts für Zeitgeschichte in München an das Stadtarchiv Mainz
abgegeben und erhielt die Zugangsnummer 1991/23 sowie die
Bestandssignatur NL 126. Er besteht nur aus 6 Handakten für den Zeitraum
1952 bis 1956, welche Janecek für seine Tätigkeit im Stadtrat Mainz
angelegt hatte. Diese setzen sich vor allem aus den Anträgen aller
Fraktionen im Stadtrat, handschriftlich kommentierten Einladungen zu
Sitzungen, Notizen und den Stadtratsprotokollen zusammen. Des Weiteren
findet sich auch Korrespondenz Janeceks mit der Fraktion, Briefe an den
Oberbürgermeister und Dokumente zur Fraktionsarbeit darin. Besonders
erwähnenswert ist hierbei das Protokoll einer internen Sitzung der
KPD-Stadtratsfraktion vom 24.02.1953un. Obwohl Anträge aller Fraktionen
in den Handakten vorhanden sind, liegen nur die Anträge der KPD-Fraktion
in größerem Umfang vor. Durch diese Komprimierung ergibt sich ein
umfassendes Bild der Arbeit der KPD-Fraktion in Mainz.
Bei der
Verzeichnung wurde die aufgefundene Ordnung der Handakten, die durch die
Verteilung auf 6 verschiedene Mappen erkennbar war, beibehalten.
Büroklammern und andere metallischen Gegenstände wurden entfernt und der
Nachlass in sechs säurefreien Jurismappen verpackt. Zuletzt wurde eine
Klassifikation angelegt, welche sich aufgrund des geringen Umfangs und
der Gleichförmigkeit des Schriftguts nur in die zwei Punkte "Vorwort" und
"Handakten" unterteilt.
Josef Friedrich "Friedel" Janecek
wurde am 05.06.1905 als Sohn von Heinrich und Amalie Janecek in
Mainz-Kastel geboren. Von Beginn an wurde er von seinen Eltern, besonders
dem Vater, politisch geprägt. Nach seiner Schulzeit in der Volksschule
Mainz-Kastel begann er 1919 eine kaufmännische Lehre in einer Mainzer
Eisenhandlung. In dieser Zeit wurde er auch Mitglied der Sozialistischen
Arbeiter-Jugend (SAJ). Nach seiner Lehre schloss er sich 1923 zunächst
der SPD an und trat ein Jahr später auch in das Reichsbanner
Schwarz-Rot-Gold ein. Als er 1924 seine Anstellung als Lagerist verlor,
arbeite er unter anderem kurzzeitig im Parteisekretariat der Mainzer SPD.
Nach einer zweijährigen Anstellung in einem Mainzer Kupferwerk berief ihn
die SPD 1929 in die Redaktion der "Mainzer Volkszeitung".
Janecek gehörte 1931 zu den Mitbegründern des hessischen Ablegers
der Sozialistischen Arbeiter-Partei Deutschlands (SAPD), weswegen er auch
aus seiner Tätigkeit bei der "Mainzer Volkszeitung" entlassen wurde. Am
19. Dezember desselben Jahres heiratete er Ella Pauline Will und
eröffnete im Auftrag der Partei einen Laden, in dem er neben Zigaretten
auch Zeitungen und Bücher der SAPD und KPD vertrieb. Daneben war er zudem
für die SAPD-Zeitungen "Mainzer Fackel" und "Arbeiter-Tribüne" tätig.
Direkt nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler arbeitete Janecek im
Untergrund politisch weiter, war aber bereits im März 1933 im Mainzer
Gefängnis wegen seiner politischen Gesinnung inhaftiert, von wo er im
April 1933 entlassen wurde. Eine zweite "Schutzhaft" folgte wenige Monate
später im Konzentrationslager Osthofen, wo er von Mai bis Juni 1933 für
den Besitz einer kommunistischen Zeitung einsaß. Zwischen 1940 und 1941
war er als Obmann für den Kanu-Rennsport im Gau Hessen tätig, was dem
sportbegeisterten auch dabei half, bei seinen Reisen durch den Gau
Kontakte zu alten Genossen zu halten. 1941 kam auch die einzige Tochter
des Ehepaares, Elfi, zur Welt. Von 1943 bis 1945 war Janecek als Soldat
einberufen.
Nach Kriegsende arbeitete er zunächst beim "Neuen
Mainzer Anzeiger" und trat 1946 in die Kommunistische Partei Deutschlands
(KPD) ein. Für diese wurde er zunächst in den Kreistag Alzey gewählt. Ab
1948 war er außerdem Chefredakteur der KPD-Zeitungen "Neues Leben" und
"Unser Tag", nachdem er von der "Allgemeinen Zeitung" entlassen worden
war. Janecek war Mitglied der beratenden Landesversammlung des Landes
Rheinland-Pfalz und auch als ehrenamtlicher Richter am
Verfassungsgerichtshof Rheinland-Pfalz tätig. Von 1952 bis 1956 saß er
mit einer kleinen Fraktion der KPD im Mainzer Stadtrat. Außer ihm bestand
diese nur aus Josefine "Fina" Halein und Seppel Wittmann. Nach dem Verbot
der Partei im August 1956 verblieb Janecek bis Ende des Jahres als
parteiloses Ratsmitglied im Stadtrat. Janecek gehörte 1968 zu den
Mitgründern der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und engagierte
sich mit seiner Frau in der Friedensbewegung. Privat war er aktiver
Sportkegler und auch als Verbandsvertreter des Landesfachverbands Kegeln
tätig. Er starb am 08.09.1980 in Mainz-Kastel. 2009 wurde vor seinem
ehemaligen Wohnhaus in der Eisenbahnstraße 12 ein Stolperstein für
Janecek verlegt, um an seine Verfolgung in der NS-Zeit zu erinnern.
Stolpersteine in Wiesbaden 2009-2010 Hrsg. Aktives Museum
Spiegelgasse für deutsch-jüdische Geschichte in Wiesbaden e.V. &
Bündnis 90/Die Grünen Rathausfraktion Wiesbaden (2011); Schriftenreihe
des Landtags Heft 33, 60 Jahre Parlament in Rheinland-Pfalz Hrsg. Der
Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz (2007); Gewerkschafter im
Konzentrationslager Osthofen 1933/34 Hrsg. Angelika Arenz-Morch &
Stefan Heinz (2019)
- Bestandssignatur
-
NL 126
- Umfang
-
2 Kisten
- Kontext
-
Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Nachlässe >> Nachlässe nach Nummern, NL 101-150
- Indexbegriff Ort
-
Kastel
Mainz
Mainz
- Bestandslaufzeit
-
1948 - 1956
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.05.2025, 08:02 MESZ
Datenpartner
Stadtarchiv Mainz. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1948 - 1956