Bestand

A Rep. 003-04-08 Städtisches Dr.-Heim-Hospital (Bestand)

Vorwort: A Rep. 003-04-08 Dr.-Heim-Hospital

1. Krankenhausgeschichte

Der Berliner Stadtverordnetenversammlung wurde am 1. April 1911 der Bau einer "Pflegestätte für Lungen- u. Kehlkopfkranke" vorgeschlagen. Die Projektierung übernahm Stadtbaurat Ludwig Hoffmann. Im September 1913 änderte sich der Name der geplanten Einrichtung in "Heilstätte". Mit der ersten Baustufe für 500 Betten begann am 12. Oktober 1914 die Errichtung der Heilstätte, aber durch den I. Weltkrieg wurden 1916 die Bauarbeiten eingestellt. Der Volksmund nannte daher die Rohbaukörper "Die Ruinen von Buch".
Erst 1925 nahm man den Bau wieder auf und das Krankenhaus wurde 1929 fertiggestellt. Die Bauleitung der letzten zwei Jahre übernahm dabei Ludwig Hoffmanns Amtsnachfolger Martin Wagner.
Ursprünglich war die Heil- und Pflegestätte für Brustkranke für 1.000 Patienten konzipiert und sollte ähnliche Ausmaße haben wie die anderen Heilanstalten in Buch. Vor dem kriegsbedingten Baustopp wurden allerdings nur das Direktorenwohnhaus und drei Patientenpavillons gebaut. Nach der Wiederaufnahme 1925 wurden diese Gebäude sehr einfach mit einer Putzfassade fertiggestellt, außerdem wurde die Anlage durch ein Verwaltungsgebäude und mehrere Wirtschaftshäuser ergänzt.
Nr. 77 Teil IVV vom 09.06.1927 Richtlinein zu einer Hausordnung für die Insassen der städtischen Hospitäler.

Am 14. September 1929 wurde die Einrichtung unter dem Namen "Hospital Buch-West" eröffnet. Die Tuberkulose-Abteilung verfügte über 450 Betten und die Innere Abteilung über 150 Betten. Zum Ärztlichen Direktor wurde Dr. Lazar Dünner berufen. Im Mai 1933 wurde Dr. Dünner im Rahmen der NS-Politik aus "rassischen" Gründen entlassen.
Dienstblatt Teil VII Nr. 110 vom 11.09.1929 "Das neu erbaute Hopsital Buch-West wird am 16.09.1929 eröffnet. Die Anstalt umfasst rund 500 betten, von denen rund 350 für Tuberkulöse bestimmt sind. Die Leitung besteht aus dem Ärztlichen Direktor Dr. Dünner und dem Verwaltungsdirektor Nörenberg. Die belegung erfolgt gemäß Dienstblatt VII/1925 Nr. 99 durch das Hauptgesundheitsamt. der Stadt berlin. Die Anstalt ist erreichbar für Fußgänger durch die Schönower Straße und Parkstraße, für Fuhrwerke über die Schönerlinder Chaussee und Hobrechtsfelder Chaussee."

Im September 1934 erhielt das Hospital den Namen "Dr.-Heim-Hospital" . Zum neuen Direktor wurde am 1. Februar 1935 Dr. Hermann Sommerkamp eingesetzt. 1941 hatte das Dr. Heim-Hospital als planmäßige Bettenzahl 525 Betten zur Verfügung, davon war 177 für Männer, 173 für Frauen und 175 für innerlich Kranke reserviert.
Nach 1941 wandelte man es in ein Tuberkulose-Hilfskrankenhaus um, dessen Direktor Dr. Gerhard Uflacker wurde.

1957 wurde eine Entbindungsstation für Tuberkulosekranke im Hause 505 eingerichtet. Das Krankenhaus ging im Januar 1963 in das Städtische Klinikum Buch ein, bezeichnet als "Verwaltungsbereich V (später Medizinischer Bereich V). Der Planbettenbestand mit Haus Lanke betrug 607 Betten. Die Aufnahme von Patienten mit Lungentuberkulose endete 1976. Die I. Lungenklinik wurde in eine Klinik für Lungen-, Herz- und Gefäßkrankheiten umgewandelt. 1974 wurde die "Abteilung für internistische Leistungsmedizin" in "Klinik für internistische Leistungs- und Verkehrsmedizin" und 1977 die II. Lungenklinik in "Kardiologische Klinik" umbenannt.
1990 werden die Klinik für internistische Leistungsmedizin und die Kardiologische Klinik aufgelöst.
Das Ziel der Nachnutzung des ehemaligen Klinikums "Dr. Heim" als Technologiepark wurde als nicht umsetzbar aufgegeben. Das denkmalgeschützte Ensemble (14,8 ha mit 10 Häusern) soll nun zu einem Wohnstandort entwickelt werden.

Die Akten wurden im Mai 2005 vom Helios-Klinikum dem Landesarchiv Berlin übergeben.


2. Bestandsgeschichte

Der Bestand umfasst sieben Akten (0,15 lfm) mit der Laufzeit 1928 - 1937. Er beinhaltet Verwaltungsakten betr. die bauliche Errichtung des Städtischen Hospitals Buch-West, die Hausordnung für das Personal und die Geschäftsverteilung des Dr. Heim-Hospital 1937 und zwei Patientenakten. Drucksachen zur Produktion der Blindenanstalt der Reichshauptstadt Berlin und ein Katalog für Krankenhausküchengeräte runden den Bestand ab.

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.

Weitere Patientenakten könnten sich noch bei der Bearbeitung des Bestandes "Städtische Heil- und Pflegeanstalt Buch" (A Rep. 003-04-01) anfinden.

Der Bestand wird wie folgt zitiert: Landesarchiv Berlin, A Rep. 003-04-08 Nr. ... .

3. Korrespondierende Bestände

A Rep. 000-02-01 Stadtverordnetenversammlung zu Berlin
A Rep. 001-06 Magistrat der Stadt Berlin, Personalbüro
A Rep. 003-04-01 Städtische Heil- und Pflegeanstalt Buch
F Rep. 270 Kartensammlung - Baupläne


4. Literatur

Wolff, Horst-Peter; Kalinich, Arno: Zur Geschichte der Krankenhausstadt Berlin-Buch (Frankfurt am Main, 2006).




Berlin, Januar/August 2011- Juni 2017 Kerstin Bötticher

Fußnote zu
Ernst Ludwig Heim (* 22. Juli 1747 in Solz, heute zu Rippershausen, Thüringen; † 15.September 1834 in Berlin) war ein Berliner Arzt und Ehrenbürger.
Heim wurde als Sohn des Pfarrers Johann Ludwig Heim (1704-1785), der unter anderem die "Hennbergische Chronik" verfasste, geboren. Nach seinem Studium promovierte Heim 1772 zum Doktor der Medizin. Ab 1775 lebte er in Spandau bei Berlin, wurde 1776 zum Stadtphysikus und später zum Kreisphysikus des Havellandes ernannt. Am Haus Reformationsplatz 2 in der Altstadt Spandau, dem ehemalige Offiziantenhaus, erinnert eine Gedenktafel an Ernst Ludwig Heim, der hier seine Amtswohnung hatte.
1783 zog er nach Berlin an den Gendarmenmarkt und eröffnete eine Praxis in der Markgrafenstraße. Er erwarb sich dort große Anerkennung und Popularität. Jährlich behandelte er drei- bis viertausend Patienten, wobei er als Armenarzt viele der armen Patienten kostenlos behandelte und nicht selten auch die Arzneikosten übernahm. Bei der Behandlung der Patienten machte Heim keine Unterschiede, fiel aber durch witzige oder zuweilen auch grobe Bemerkungen auf, die als Beispiele für seine Beliebtheit beim einfachen Volk gelten. Dadurch wurde Heim zu seiner Zeit als "Original" angesehen, wofür folgende Beispiele genannt seien: Zum Kurfürsten von Hessen bemerkte er beiläufig "Durchlaucht sind genau so steifpetrig, wie ich mir einen richtigen Kurfürsten immer vorgestellt habe" oder zu einem Leutnant "Husten kommt entweder aus der Lunge oder er kommt vom Saufen. Aus der Lunge kommt Ihr Husten aber nicht."
Heim führte als erster Arzt die Pockenschutzimpfung ein. Seit einem Arztbesuch bei den Humboldts in Tegel unterrichtete er den achtjährigen Alexander von Humboldt in der Pflanzenkunde. Er war der letzte behandelnde Arzt der preußischen Königin Luise.
Heim wurde 1822 anlässlich seines 50-jährigen Doktor-Jubiläums aufgrund seiner jahrzehntelangen Uneigennützigkeit Ehrenbürger von Berlin. Sein Grab, das auf dem Friedhof II der Jerusalemer und Neuen Kirche in Berlin-Kreuzberg liegt, wurde in die Liste der Ehrengräber des Landes Berlin aufgenommen.

Bestandssignatur
A Rep. 003-04-08

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 2 Magistrat der Stadt Berlin >> A 2.4 Nachgeordnete städtische Behörden und Einrichtungen >> A Rep. 003-04-ff. Städtische Krankenhäuser sowie Heil- und Pflegeanstalten
Verwandte Bestände und Literatur
Verwandte Verzeichnungseinheiten: LAB A Rep. 000-02-01 Stadtverordnetenversammlung zu Berlin
LAB A Rep. 001-06 Magistrat der Stadt Berlin, Personalbüro
LAB A Rep. 003-04-01 Städtische Heil- und Pflegeanstalt Buch
LAB F Rep. 270 Kartensammlung - Baupläne

Bestandslaufzeit
1929-1934

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Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1929-1934

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