Bestand
Landwirtschaftliche Rentenbank (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Die Landwirtschaftliche Rentenbank wurde am 11. Mai 1949 gegründet
(Funktionsnachfolger der 1923 gegründeten Deutschen Rentenbank und der
1925 gegründeten Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt). Ihre
Hauptaufgabe als zentrales Refinanzierungsinstitut ist seit diesem
Zeitpunkt bis heute die Förderung der Landwirtschaft und des
ländlichen Raums. Das Grundkapital im Jahr 1923 belief sich auf 3,2
Milliarden Rentenmark, zu in etwa gleichen Teilen aus der
Landwirtschaft wie der gewerblichen Wirtschaft stammend. In den 50er
und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte die Beschaffung von
Krediten größtenteils aus öffentlichen (staatlichen) Quellen, wie z.B.
dem ERP-Programm oder dem Arbeitsbeschaffungsprogramm der
Bundesregierung. Die Kredite dienten vielfältigen Zwecken.
Landeskulturkredite wurden ebenso vergeben wie Darlehen an die
Ernährungsindustrie; viele Förderungsmaßnahmen nach dem Krieg dienten
dem Aufbau zerstörter Gebäude, der Tätigung diverser Investitionen
etc. Siedlungskredite, Aussiedlungskredite, Hofkredite, Aufstockungen
sind weitere bedeutende Schlagworte. 1973 stellt eine wichtige Zäsur
in der Geschichte der Landwirtschaftlichen Rentenbank dar - sie war
nun nicht länger die zentrale Bewilligungsstelle staatlicher
Fördergelder für die Landwirtschaft - eine Folge des
Finanzreformgesetzes von 1969, dessen Bestimmungen in der Hinsicht ab
1973 umzusetzen waren. Diese Verantwortung fiel nun den Bundesländern
zu; die Landwirtschaftliche Rentenbank war fortan für ihre
Refinanzierung allein auf Kapitalmarktmittel angewiesen, wobei zu
erwähnen ist, dass eine Emission festverzinslicher Wertpapiere von
Seiten der Landwirtschaftlichen Rentenbank wie auch kleinere
Kreditgeschäfte mit anderen Banken bereits vor 1973 stattgefunden
hatten. Die Verwaltung der bis zu diesem Zeitpunkt gewährten
Förderungen für Aussiedlungen sowie für Maßnahmen an Altgehöften und
für Aufstockungen blieben in der Hand der Landwirtschaftlichen
Rentenbank. Im Laufe der Jahre dehnte sich der Bereich der Förderung
immer weiter aus und umfasste schließlich zusehends neben den
landwirtschaftlichen Erzeugern auch die landwirtschaftliche
Produktionsmittelherstellung, Handels- und Dienstleistungsunternehmen
und die Ernährungswirtschaft. Immer mehr förderungswürdige Aufgaben
wurden miteinbezogen, so auch z.B. agrargerechter Umwelt- und
Verbraucherschutz. Ein weiterer Fokus war die Verbesserung der
ländlichen Infrastrukturen.
Viele
Sonderkreditprogramme erlangten Bedeutung und erweiterten das Spektrum
des Förderauftrags über Jahrzehnte-bis heute. Letztkreditnehmer und
Verwendungszwecke, aber auch die Technik der Darlehensgewährung
änderten sich im Laufe der Zeit.
Im Jahre 2002
wurde das Gesetz über die Landwirtschaftliche Rentenbank
novelliert.
Dann führten erneut neue rechtliche
und institutionelle Rahmenbedingungen im Jahre 2008 zu wesentlichen
Änderungen, v.a. der Struktur der Sonderkreditprogramme. 2008 wurde
zum einen das Risikogerechte Zinssystem (RGSZ) eingeführt, mit dem die
deutschen Förderbanken die Eigenkapitalvorschriften des Basler
Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel II) umsetzen, zum andern wurden
die Kreditprogramme an das EU-Beihilferecht angepasst. Gleichzeitig
wurde die Förderung um weitere der Landwirtschaft vor- und
nachgelagerte Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft
erweitert. Die Förderung beinhaltet jetzt auch die Finanzierung von
Betriebsmitteln sowie Finanzierungsangebote für privates Engagement
zur Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen in ländlichen
Regionen. Es gibt eine neue Programmstruktur mit vier
Förderschwerpunkten: "Landwirtschaft", "Agrar- und
Ernährungswirtschaft", "Neue Energien" und "Ländliche Entwicklung".
Aus dem Zweckvermögen des Bundes bei der Landwirtschaftlichen
Rentenbank werden besonders zinsgünstige Kredite zur Verfügung
gestellt; das Zweckvermögen entstand 1952 durch das Gesetz zur
Abwicklung der landwirtschaftlichen Entschuldung. Seit 1962 führt die
Rentenbank jährlich die Hälfte ihres Bilanzgewinns an das
Zweckvermögen ab. Mit der Internationalisierung der Mittelaufnahme
eröffneten sich auch neue Möglichkeiten zur Verbreiterung der
Eigenkapitalbasis.
Bemerkenswert ist, dass in
all den Jahren ihres Bestehens die Kapitalaufbringung der
Landwirtschaftlichen Rentenbank durch das "Selbsthilfeprinzip"
zustande kam, also durch die deutschen Wirtschaftsstände bzw. durch
die deutsche Landwirtschaft. Die öffentliche Rechtsform, die
Anstaltslast und die Steuerbefreiung sind Grundvoraussetzung für die
erfolgreiche Wahrnehmung des Förderauftrags.
Quelle:
Format PDF, Zeit 16.10.2009,
Adresse:
http://www.rentenbank.de/cms/dokumente/10011459_262579/eba57451/Historie%202009.pdf
Bestandsbeschreibung: a)
Bestandsgeschichte
Der Bestand besteht derzeit
aus 211 archivwürdigen Einheiten. 2001, 2002 und 2006 fanden bereits
Unterlagen Eingang in das Bundesarchiv. Die letzte große Aussonderung
fand im Februar 2009 in einem Aktenlager der Landwirtschaftlichen
Rentenbank in Rodgau/Niederroden statt. Die Landwirtschaftliche
Rentenbank verwahrt andernorts noch Schriftgut mit vermutlich
abgelaufenen Fristen. Es handelt sich dabei offenbar einerseits um
Schriftgut von allgemeiner Bedeutung, andererseits um Personalakten.
Eine Anbietung dieser Unterlagen wird derzeit angestrebt.
Für den Bestand ist eine Klassifikation noch zu
erarbeiten. Im Vordergrund der archivarischen Tätigkeit der letzten
Jahre stand eine sorgfältige, schnelle Übernahme des archivwürdigen
Schriftguts, nachdem lange Jahre kein Kontakt der Landwirtschaftlichen
Rentenbank zum Bundesarchiv bestanden hatte.
b)
Archivische Bewertung und Bearbeitung
Der erste
Kontakt des Bundesarchivs zur Landwirtschaftlichen Rentenbank kam 1989
zustande. Damals wurden die ersten grundsätzlichen
Bewertungsentscheidungen getroffen. Demnach sind folgende Unterlagen
der Landwirtschaftlichen Rentenbank als kassabel einzustufen:
- Kontoblätter, Buchungsbelege, routinemäßiger
Handelsschriftwechsel
- Akten über
Landtauschaktionen
In die
Amtsdruckschriftensammlung des Bundesarchivs übernommen wurden
hingegen die Geschäftsberichte der Landwirtschaftlichen
Rentenbank.
Im Jahre 2000 ergab sich die
Gelegenheit, durch einen Besuch bei der landwirtschaftlichen
Rentenbank in Frankfurt eine genauere Analyse des anfallenden
Schriftguts vorzunehmen:
- Unterlagen des
Leitungsbereichs/Gremienunterlagen: Die Protokollserie des
Verwaltungsrats der Bank wäre archivwürdig und vollständig in das
Bundesarchiv zu übernehmen. Gleiches gilt wahrscheinlich für die
Beschluss-Protokolle des Vorstands. Eine Abgabe dieser Unterlagen war
von seiten der Landwirtschaftlichen Rentenbank damals aber (noch)
nicht vorgesehen. Die potentielle Archivwürdigkeit weiterer
Gremienunterlagen (jährliche Anstaltsversammlung,
Verwaltungsausschuss, verschiedene Teilausschüsse) wäre zu
prüfen
- Prüfungsberichte: Die jährlichen
Berichte des Wirtschaftsprüfers werden einem bankinternen
Verwaltungsausschuss (Bilanzausschuss), dem Bundesrechnungshof und den
Aufsichtsministerien (BMF und BMELF) zur Kenntnis gegeben. Seit 1986
prüft der Bundesrechnungshof neben dem unabhängigen Wirtschaftsprüfer
die Rentenbank auch selbst, bis dahin wurde dem BRH das Ergebnis des
Wirtschaftsprüfers zur Nachprüfung vorgelegt. Eine vollständige
Sammlung der Prüfungsberichte liegt der Rentenbank vor; ihre
Archivwürdigkeit wäre bei einer Aussonderung zu prüfen.
- allgemeines Hausverwaltungsschriftgut: nicht
archivwürdig
- so genannte "Beteiligungsakten":
Verwaltungs- und Wirtschaftsprüfungsunterlagen (Bilanzen,
Geschäftsberichte, Verwaltungsprotokolle usw.) und Materialsammlungen
zu Wirtschaftsunternehmen, in deren Aufsichtsrat Mitglieder des
Rentenbank-Vorstandes sitzen: nicht archivwürdig
- so genannte "Händlerzettel", Finanz-, Wirtschafts- und
Börsen-Informationen über Kapitalverwendung und -einsätze: nicht
archivwürdig
- Einzelsachakten zum
Kreditwesengesetz, Großkreditanträge: nicht archivwürdig
- Härtefallregelungen bei notleidenden Krediten:
nicht archivwürdig
- Deutsche Finanzwirtschaft
für die DDR: nicht archivwürdig
-
Einzelsachakten zur Erstellung von Richtlinien für die Förderung &
Maßnahmen zur bäuerlichen Förderung der Aussiedlung von Altgehöften:
archivwürdig
- Fallakten zu verschiedenen
Kreditprogrammen: Übernahme von max. 20 Anträgen pro Richtlinienstand
zur Modellarchivierung
- so genannte
"Zinsverbilligung für Thüringen" (eingestelltes Sonderprogramm):
Auswahlarchivierung
- Programme "Förderung von
Junglandwirten", "Dorferneuerung" (seit 2007 "Ländliche Entwicklung"):
ggf. Auswahlarchivierung
-
Wertpapierabrechnungen der 1950er bis 1970er Jahre: ggf.
Auswahlarchivierung
- so genannte
"Zweckvermögen-Projekte": Übernahme der aussonderungsreifen
Fall-Akten
- Unterlagen zur Abwicklung der
Rentenbank Kreditanstalt (RKA): ggf. Übernahme nach Berlin
Grundsätzlich archivwürdig sind natürlich
Organisationsunterlagen wie Aktenpläne, Geschäftsverteilungspläne u.ä.
sowie Personalakten (letztere werden gemäß dem
Bundesarchiv-Auswahlmodell übernommen).
Die
Übernahmen der Jahre 2001 und 2002 beinhalteten hauptsächlich
Handakten (Rundschreiben, Verordnungen und allgemeiner
Schriftverkehr), Akten zu Amerika-Anleihen, Flüchtlingssiedlungen,
Aufbaudarlehen, Umschuldung, Bundesmitteln (Mustervorgänge,
Richtlinien etc. ), Zweckvermögen (Gesetze, Richtlinien, Einzelfälle,
Entschuldung), Konsortialkrediten (Einzelfälle), die Laufzeit umfasste
etwa 1949-1978. 2006 wurden einige Akten "Härtefälle DDR" übernommen.
Aus angebotenen Anmeldungen zur Wertpapierbereinigung und
entsprechendem Schriftwechsel der Central Landschafts-Bank (CLB) bzw.
der Central-Landschaft für die Preußischen Staaten (CL) mit Kunden
(auch Altsparerentschädigung und Depotabwicklung) wurde jeweils ein
Sample gebildet, das sich an einer möglichst breiten Streuung und
einigen prominenten Namen orientierte. Die Anbietung des Jahres 2009
betraf überwiegend Einzelfallakten (Entschuldung landwirtschaftlicher
Betriebe, Fälle von Vertriebenenschäden und Opferausgleichsabgaben)
und wurde bis auf einen gewissen Anteil ("Musterfälle") kassiert;
ebenso verfahren wurde mit Akten, die Schriftwechsel zur Abwicklung
mit einzelnen Banken betrafen. Komplett übernommen wurden Ordner mit
allgemeinem Schriftwechsel oder Rundschreiben der Landwirtschaftlichen
Rentenbank. Die Laufzeit umfasste ca. 1933-1975.
Stand: März 2009
Inhaltliche Charakterisierung:
Liquidation der Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt;
Verwaltungsausschuss der Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt; Diverse
Darlehens- und Kreditbewilligungen; Amerika-Anleihen;
Flüchtlingssiedlungsgesetz; Wertpapierbereinigung;
Altsparerentschädigung; Depotabwicklung; Ausgleichsforderungen der
Central-Landschaft für die Preußischen Staaten gegen die Bundesländer;
Ankauf von Ostquoten von Auslandsschuldverschreibungen.- Kreditvergabe
der Central-Landschaft; Entschuldungen, Feststellung von
Verbindlichkeiten, Schadensfeststellungen; Rundschreiben der
Landwirtschaftlichen Rentenbank; Schriftwechsel (mit
Banken)
Umfang, Erläuterung: 228
VE
Zitierweise: BArch B
400/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch B 400
- Umfang
-
329 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Landwirtschaft, Umwelt
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: R 8137 Deutsche Rentenbank; B 116 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; B 126 Bundesministerium der Finanzen
Amtliche Druckschriften: Landwirtschaftliche Rentenbank: Vierzig Jahre Landwirtschaftliche Rentenbank 1949-1989. Vorgeschichte, Gründungsjahre, Entwicklungen. Bonn, Mai 1989;
Landwirtschaftliche Rentenbank: 50 Jahre Landwirtschaftliche Rentenbank 1949 bis 1999. Frankfurt/Main, Dezember 1999.
Literatur: Pohl, Manfred und Schneider, Andrea H.: Die Rentenbank - Von der Rentenmark zur Förderung der Landwirtschaft. München, Zürich, 1999.
Allgemeiner Hinweis: Es gibt veröffentlichte Berichte der Landwirtschaftlichen Rentenbank; die Landwirtschaftliche Rentenbank hat seit 1989 eine eigene Schriftenreihe (z. Tl. in Kooperation mit der Edmund-Rehwinkel-Stiftung).
- Provenienz
-
Landwirtschaftliche Rentenbank, 1949-
- Bestandslaufzeit
-
ca. 1934-1992
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Landwirtschaftliche Rentenbank, 1949-
Entstanden
- ca. 1934-1992