Bestand
Brot für die Welt in der DDR (Bestand)
Die Aktion Brot für die Welt
konzentrierte sich auf Sofort- und Katastrophenhilfe, die in enger
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz der DDR geleistet
wurde.
Vorwort: Die Aktion „Brot für die
Welt“ nimmt innerkirchlich wie auch ökumenisch einen besonderen Rang im
Leben der evangelischen Christenheit in Deutschland ein.
Die Entwicklung begann im Jahre 1959 in Berlin. Der
Leiter der Berliner Stelle des Werkes „Innere Mission und Hilfswerk der
Evangelischen Kirche in Deutschland“, Dr. Christian Berg, war zusätzlich
mit der Leitung der ökumenischen Abteilung der Hauptgeschäftsstelle
dieses Werkes betraut worden. Angeregt von der katholischen Hilfsaktion
„Misereor“, legte er dem Präsidenten des Werkes ein Memorandum mit dem
Vorschlag vor, sogleich an die Vorbereitung einer gleichgerichteten
Aktion im deutschen Protestantismus zu gehen. Der Rat der EKD und die
Freikirchen stimmen Ende Juli 1959 der geplanten Aktion zu, die damit die
oberste kirchliche Autorisierung erhielt. Die Hauptgeschäftsstelle des
Werkes „Innere Mission und Hilfswerk“ wurde um die Vorbereitung und
Durchführung dieser Aktion gebeten. Die Aktion, die auf Vorschlag Bergs
den Namen „Brot für die Welt“ erhielt, war ins Leben gerufen und begann
in der Weihnachtszeit 1959 ihre Tätigkeit (siehe dazu: Berg, Die
Entstehung der Aktion „Brot für die Welt“ in Berlin 1959, in: Jahrbuch
für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 53 [1981],173-184).
Entwicklung in der DDR
Durch
gemeinsame Verhandlungen autorisierte Vertreter der westlichen und
östlichen Gliedkirchen der EKD und Freikirchen gelang es von vornherein,
die Aktion „Brot für die Welt“ auch im Bereich der DDR durchzuführen. In
Vorbereitung der ersten Aktion im Jahre 1959 übertrug die
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens ihrem Oberkirchenrat Ulrich
von Brück den Vorsitz eines neu gebildeten landeskirchlichen Ausschusses
(von Brück an „Innere Mission und Hilfswerk“, Berliner Stelle,
11.09.1959, ADW, BfdW DDR 1).
Der Rat der EKD setzte einen
Verteilerausschuss ein, dem aus dem Bereich der DDR Präses Lothar
Kreyssig, Missionsdirektor Gerhard Brennecke und Oberkirchenrat von Brück
angehörten. Seit 1961 waren diese Ausschussmitglieder bevollmächtigt, im
Blick auf das Aufkommen der Aktion „Brot für die Welt“ im Bereich der DDR
zu handeln (von Brück an Bischof Johannes Jänicke, 04.04.1964, ADW, BfdW
DDR 5). Als Leiter dieses Teilausschusses, der sich allmählich immer mehr
verselbständigte, wurde von Brück zum Hauptverantwortlichen der Aktion
„Brot für die Welt“ im Bereich der DDR. Bei seinem Bemühen um eine
sinnvolle und gezielte Verwendung der Spendengelder musste er jedoch
starke Einschränkungen in Kauf nehmen. Der Staatssekretär für
Kirchenfragen, Werner Eggerath, erklärte in einem Brief vom 13.07.1960 an
den thüringischen Bischof Moritz Mitzenheim, dass das Deutsche Rote Kreuz
der DDR berufen sei, die gesammelten Gelder nach entsprechender
Vereinbarung mit autorisierten Vertretern der Evangelischen Kirchen in
der DDR ihrer Zweckbestimmung zuzuführen (ADW, BfdW DDR 1).
Die Schwerpunkte der Aktion „Brot für die Welt“
konzentrierten sich im wesentlichen auf Sofort- und Katastrophenhilfe,
medizinische Hilfe zur Selbsthilfe. In den ersten 20 Jahren (1959-1979)
konnten aus dem Bereich „Brot für die Welt“ DDR mehr als 450 Sendungen in
über 60 Länder gehen.
Mit Zustimmung der Konferenz der
Kirchenleitungen, des Präsidiums der Evangelischen Freikirchen in der DDR
und des Hauptausschusses des Diakonischen Werkes der Evangelischen
Kirchen in der DDR wurden 1978 Leitsätze für die Arbeit der Aktion „Brot
für die Welt“ der Evangelischen Landes- und Freikirchen in der DDR und
eine Geschäftsordnung für den Verteilerkreis der Aktion beschlossen. In
den Leitsätzen wurde unter anderem festgelegt, dass die Aktion „Brot für
die Welt“ vom Bund der Ev. Kirchen in der DDR und den Evangelischen
Freikirchen verantwortet und vom Diakonischen Werk der Evangelischen
Kirchen in der DDR durchgeführt werden sollte (ADW, BfdW DDR 8).
Am 07.05.1980 wurde Pfarrer Günther Otto zum neuen
Bevollmächtigen der Aktion „Brot für die Welt“ ernannt. Durch
Verhandlungen mit den verantwortlichen staatlichen Stellen in der DDR
gelang es ihm, die Aktion stärker vom Deutschen Roten Kreuz zu lösen und
in Abstimmung mit staatlichen Bilanzorganen, Produktions- und
Transportbetrieben Kleidung, Medikamente, medizinische Ausrüstungen und
Nahrungsmittel für die von Katastrophen und Hunger betroffenen Länder
unmittelbar bereitzustellen. Pfarrer Otto nahm seine Aufgaben bis zur
Verabschiedung aus dem kirchlichen Dienst im Frühjahr 1991 wahr.
Mit der Zusammenführung der Gliedkirchen des Bundes der
Evangelischen Kirchen in der DDR mit der EKD und dem Beitritt der
gliedkirchlichen Diakonischen Werke zum Diakonischen Werk der EKD endete
die Tätigkeit des Verteilerkreises der Aktion „Brot für die Welt“ mit
Wirkung vom 01.04.1991.
Umfang des Bestandes
Der Bestand umfasst mit 277 Verzeichnungseinheiten die
Akten der Bevollmächtigten für die Aktion „Brot für die Welt“ von Brück
(1959-1980) und Otto (1980-1992).
Durch die starke
Einflussnahme des Deutschen Roten Kreuzes beinhalten die Akten der
Anfangsphase viele Grundsatz- und Koordinierungsfragen, während die ab
1980 gebildeten Akten erkennen lassen, dass sich die Aktion „Brot für die
Welt“ immer mehr aus dem Einflussbereich des DRK herauslösen und gezielt
Projekte und Hilfsaktionen in Eigenregie verwirklichen konnte.
Bei etwas mehr als der Hälfte der Verzeichnungseinheiten handelt es
sich um Projektakten, die nach geographischen Gesichtspunkten angelegt
wurden.
Ordnung und Zuordnung des Bestandes
Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirchen in der
DDR wurde von den Kirchenleitungen der Evangelischen Kirchen und
Freikirchen mit der praktischen Durchführung der Aktion „Brot für die
Welt“ beauftragt. Es erschien daher sinnvoll, nach Abstimmung mit dem
Bevollmächtigten Otto, den Aktenbestand als Depositum dem Archiv des
Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland zu
übergeben.
Der Bestand wurde 1994/95 von Herrn
Johannes Hofmann verzeichnet und geordnet, ohne dass dabei auf eine
vorgefundene Ordnung zurückgegriffen werden konnte. Kassationen wurden
nicht vorgenommen. Das Findbuch schrieb Frau Heidemarie Köppen. Im Zuge
der Retrokonversion wurde der Bestand 2006 in die Archivdatenbank Augias
eingegeben.
Literatur
Christian Berg: Brot für die Welt. Dokumente, Berichte, Rufe
(Schriften für Diakonie und Gemeindebildung, Bd. 7). Berlin / Stuttgart
1962.
Ulrich von Brück: 10 Jahre „Brot für die Welt“; in:
Fröhlich helfen 1970, 50-53.
Abkürzungen
CCPD Commission on the Churches' Participation in
Development
CDU Christlich-Demokratische Union
CICARWS Commission for Inter-Church Aid, Refugee and World
Service
CIMADE Comité inter-mouvements auprès des
evacués
CMC Christian Medical Commission (des Ökumenischen
Rates der Kirchen)
DDR Deutsche Demokratische Republik
DRK Deutsches Rotes Kreuz
EKD Evangelische Kirche
Deutschlands
ev. evangelisch
HEKS Hilfswerk der
Evangelischen Kirchen der Schweiz
HO Handelsorganisation
luth. lutherisch
LWB Lutherischer Weltbund
mbH
mit beschränkter Haftung
o.D. ohne Datum
ÖRK
Ökumenischer Rat der Kirchen
SGB Sozialistischer
Großhandelsbetrieb
u.a. unter anderem
UNICEF United
Nations International Children's Emergency Fund
UNO United
Nations Organization
v.a. vor allem
VEAHB
Volkseigener Außenhandelsbetrieb
VEB Volkseigener
Betrieb
VVB Vereinigung volkseigener Betriebe
WHO
World Health Organization
- Bestandssignatur
-
BfdW DDR
- Kontext
-
Archiv für Diakonie und Entwicklung (Archivtektonik) >> Zentrale und übergeordnete Organisationen >> Diakonisches Werk der Ev. Kirchen in der DDR
- Bestandslaufzeit
-
1958-1991
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
22.04.2025, 11:01 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1958-1991