Bestand

Verlag Junge Welt (Bestand)

Bearbeitungshinweis: Bestandsgeschichte und archivische Bearbeitung

1974 erfolgte die Bildung eines Verwaltungsarchives im Verlag Junge Welt. Zwei Jahre später trat im April 1976 probeweise ein einheitlicher Aktenplan für ausgewählte Verlagsbereiche in Kraft. Die bis dahin in den einzelnen Organisationseinheiten und Redaktionen des Verlages entstandenen dienstlichen Unterlagen wurden bei Bedarf in Teilen vernichtet.

Am 27.09.1991 übernahm das Bundesarchiv aus dem Verlagsarchiv das dienstliche Schriftgut mit einem Umfang von 10 lfm und die Presseausschnittsammlung (sogenanntes Textarchiv) zu Politik, Wirtschaft und Kultur der DDR mit einem Umfang von 366 lfm. Letztere wurde 1995 im Bundesarchiv kassiert.

Das dienstliche Schriftgut des Verlages wurde mehrfach durch verschiedene Kollegen der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) gesichtet und teilweise vorläufig erschlossen. 2014 erfolgte dann die abschließende Bearbeitung des Bestandes.

Bestandsbeschreibung: Aufgaben und Organisation (1)

Kurz nach Kriegsende wurde im Februar 1946 auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone die Jugendorganisation „Freie Deutsche Jugend" (FDJ) gegründet. Der Jugendverband trug dem Wunsch nach einem eigenen Verlagshaus mit der Bildung des Verlages Neues Leben Rechnung. Ziel war die Herausgabe belletristischer Literatur sowie einschlägiger Zeitungen, Zeitschriften und anderer Druckerzeugnisse für Kinder und Jugendliche.

Wenige Jahre später vollzog die Jugendorganisation die Trennung von Buch- und Zeitungsverlag mit der am 29.12.1951 erfolgten Gründung des Verlages Junge Welt GmbH. Als Organ des Zentralrates der FDJ oblag dem Verlag Junge Welt die Herstellung von Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren und anderen Druckerzeugnissen zur Bildung und Schulung der Kinder und Jugendlichen und zur Herausbildung des sozialistischen Klassenbewusstseins.

Der Verlag Junge Welt publizierte zunächst folgende, bisher vom Verlag Neues Leben herausgegebene Zeitungen:

· Junge Welt, Zentralorgan der FDJ

· Der Junge Pionier (später: Trommel), Organ des Zentralrates der FDJ für die Jungen Pioniere

· Junge Generation, Zeitschrift für Fragen der Jugendbewegung

· Der Pionierleiter, Zeitschrift des Zentralrates der FDJ für Pionierleiter

· Forum, Zeitschrift für demokratische Studenten Deutschlands

· Weltjugend, Zeitschrift des Weltbundes der demokratischen Jugend

· Welt-Studenten-Nachrichten, Zeitschrift des Internationalen Studentenbundes

· Wissenschaft und Fortschritt, populärwissenschaftliche Jugendzeitschrift

· ABC-Zeitung, Zeitschrift des Zentralrates der FDJ für Junge Pioniere

· Schulpost (später: technikus), Zeitschrift des Zentralrates für Junge Pioniere

Im April 1954 änderte sich die Rechtsform des Verlages. Er wurde in das Handelsregister „C" der volkseigenen Wirtschaft eingetragen und in staatliches Eigentum umgewandelt.

Als Verlagsleiter fungierten

1951 bis 1961 Fritz Höhn

1961 bis 1965 Rudolf Barbarino

1965 bis 1973 Kurt Feitsch

1973 bis 1975 Hardy Sommerfeld

1975 bis 1976 Horst Petras

1976 bis 1990 Manfred Rucht

Das Statut des Verlages vom 01.11.1960 (2) regelte die rechtliche Stellung, Organisation und Aufgaben des Verlags. Demgemäß oblag ihm mit der Herausgabe der Zeitungen und Zeitschriften primär die Erziehung der Kinder und Jugendlichen im Sinne der Politik von Partei und Regierung. Sämtliche Druckerzeugnisse waren durch das Ministerium für Kultur oder das Presseamt beim Ministerrat lizensiert.

Die Anzahl der Ausgaben der Zeitungen und Zeitschriften betrug 1952 je Gesamtauflage 919854 Exemplare. Bis 1980 stieg die Anzahl der nunmehr 17 verlegten Zeitungen und Zeitschriften auf über 8 Millionen Exemplare.

Ab 1960 produzierte der Verlag auch Bastelbögen und Kinderbücher, wie z.B. die Berufe-Reihe, die Koffer-Reihe und den Bummi-Sammelband. Beliebtes Verlagserzeugnis war das MOSAIK von Hannes Hegen, das zunächst ab 1955 im Verlag Neues Leben und dann ab 1960 im Verlag Junge Welt erschien.

In den Folgejahren blieben die Kernaufgaben des Verlags konstant, Struktur und Arbeitsorganisation änderten sich häufiger. Dies spiegelt sich unter anderem in überlieferten Leitungsdokumenten wider, so beispielsweise in dem Statut vom 01.01.1968 (3), in den Dokumenten zur neuen Leitungsstruktur und Führungskonzeption des Verlagsdirektors (4) sowie in verschiedenen Vorlagen zu Leitungssitzungen (5) der 70er und 80er Jahre.

In der Zeit des politischen Umbruchs zu Beginn der 90er Jahre versuchte der Verlag, die von ihm herausgegebenen Erzeugnisse zu privatisieren. (6) Dies gelang bei der Tageszeitung Junge Welt zunächst unter Erhaltung von rund 70 Arbeitsplätzen sowie für die verlagseigene Buchredaktion mit 20 Arbeitsplätzen und für das Jugendmagazin Siehste mit 7 Arbeitsplätzen. Hinsichtlich der übrigen 11 Verlagsobjekte, die von der Rätsel-Zeitschrift bis zur Jugend-Illustrierten reichten, führte der Verlag Verhandlungen mit einem deutschen Großverlag. Ziel war insbesondere der Erhalt der restlichen 172 Arbeitsplätze. Die Verhandlungen scheiterten jedoch an dem Erlass des Bundesfinanzministeriums, der in diesem Berliner Areal keine Grundstücksverkäufe zuließ.

Auf Grund seiner wirtschaftlichen Situation befand sich der Verlag seit dem 24.06.1991 in Liquidation. Zum rechtlichen Vertreter des in treuhänderischer Verwaltung der Treuhandanstalt stehenden Verlages wurde der Rechtsanwalt Karl Tynek berufen.

Am 31.12.1991 beendete der Verlag Junge Welt GmbH i.L. seine Geschäftstätigkeit.

Bestandsgeschichte und archivische Bearbeitung

1974 erfolgte die Bildung eines Verwaltungsarchives im Verlag Junge Welt. (7) Zwei Jahre später trat im April 1976 probeweise ein einheitlicher Aktenplan (8) für ausgewählte Verlagsbereiche in Kraft. Die bis dahin in den einzelnen Organisationseinheiten und Redaktionen des Verlages entstandenen dienstlichen Unterlagen wurden bei Bedarf in Teilen vernichtet. (9)

Am 27.09.1991 übernahm das Bundesarchiv aus dem Verlagsarchiv das dienstliche Schriftgut mit einem Umfang von 10 lfm und die Presseausschnittsammlung (sogenanntes Textarchiv) zu Politik, Wirtschaft und Kultur der DDR mit einem Umfang von 366 lfm. Letztere wurde 1995 im Bundesarchiv kassiert.

Das dienstliche Schriftgut des Verlages wurde im Jahr 2014 abschließend bearbeitet.

Zitierweise

Unter Angabe der Bestandsbezeichnung (DY 26) und der Archivsignatur sind die Akten zu bestellen und zu zitieren. Die Quellenangabe lautet

in Kurzfassung: BArch DY 26 / 1 (Akte mit Nummer 1)

In der Langform: Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv DY 26 / 1

Anmerkungen:

(1) Siehe BArch DY 26/1. Einige Angaben zur Geschichte des Verlags Junge Welt sowie Material zur Begründung einer Auszeichnung des Verlages Junge Welt anlässlich des 20. Jahrestages seiner Gründung.

(2) Siehe BArch DY 26/97.

(3) Siehe BArch DY 26/67. Statut vom 01.01.1968 und Bericht über die Aufgabenstellung des Verlages Junge Welt.

(4) Siehe BArch DY 26/ 57, 76.

(5) Siehe u.a. BArch DY 26/57. Erläuterung zur Präzisierung der Verlagsstruktur, Nov. 1973 und DY 26/80, verschiedene Arbeitsordnungen und Geschäftsverteilungsplan vom 01.10.1989.

(6) Siehe BArch DY 26/267, u.a. Presseerklärung des Verlages.

(7) Siehe BArch DY 26/50. Zur Gründung und Tätigkeit des Verwaltungsarchivs.

(8) Siehe BArch DY 26/80. Aktenordnung des Verlages Junge Welt, hier ohne Datum.

(9) Siehe BArch DY 26/50. Bestandsanalyse zum Bestand des Verlagsarchivs, Herbst 1975. Als Begründung für die Vernichtung der Unterlagen führt die Analyse fehlende Sachkenntnis der Mitarbeiter sowie den Umzug in ein neues Verlagsgebäude auf.

Inhaltliche Charakterisierung: Die insgesamt 291 Akten umfassende archivische Überlieferung des Verlages Junge Welt ist sehr lückenhaft. Unterlagen einzelner Organisationsbereiche, wie beispielsweise verschiedener Redaktionen, fehlen gänzlich. Dennoch geben die vorhandenen Quellen einen fragmentarischen Einblick in die Organisation, Arbeitsweise und den politischen Auftrag des Verlages. Insbesondere die relativ geschlossene Überlieferung der Sitzungsunterlagen der Verlagsdirektion, Jahresbilanzen, einschlägige Jahresarbeitsberichte sowie Perspektivpläne belegen die Verlagstätigkeit ab ca. Mitte der 60er Jahre bis zur Auflösung des Verlages. Erwähnenswert sind auch die Archivalien zur aktiven Teilnahme der Verlagsmitarbeiter an nationalen und internationalen Veranstaltungen.

Für wissenschaftliche Recherchen ist auf Grund der umfangreichen Überlieferungslücken die Nutzung korrespondierender staatlicher und nichtstaatlicher Bestände unumgänglich.

Erschließungszustand: BASYS2-Datenbank

Zitierweise: BArch DY 26/...

Bestandssignatur
Bundesarchiv, BArch DY 26
Umfang
330 Aufbewahrungseinheiten; 8,0 laufende Meter
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Organisationen und Verbände >> Organisationen

Bestandslaufzeit
1949-1995
Provenienz
Verlag Junge Welt, 1945-1995

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Letzte Aktualisierung
16.01.2024, 08:43 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Beteiligte


  • Verlag Junge Welt, 1945-1995

Entstanden


  • 1949-1995

Ähnliche Objekte (12)