Bestand

Oberrat: Jüngere Ämterakten (Spezialakten) (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Schriftgut der "jüngeren", 1748 angelegten Ämterregistratur, gegliedert in dieselben Sachrubriken wie die Generalakten (A 211), aber innerhalb der Sachrubriken nach Ämtern in alphabetischer Reihenfolge geordnet.

Die in diesem Findbuch verzeichneten Akten sind als "Jüngere Akten" oder "Spezialakten" Teil der Überlieferung des Oberrats und wurden im Laufe einer 1827 erfolgten Ausscheidung des Stuttgarter Archivs des Innern zur weiteren Aufbewahrung bestimmt. Sie gelangten im Jahr 1921 an das damalige Staatsfilialarchiv Ludwigsburg und wurden infolge eines Beständeabgleichs im Jahre 1969 an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart übergeben und unter der Signatur A 213 zusammengefasst. Ein Teil der Rubriken des ursprünglichen Bestandes befindet sich heute bei den Allgemeinen Akten bzw. "Generalakten" im Bestand A 211.

Jüngere Ämterakten ("Spezialakten"): Der Bestand A 213 enthält Schriftgut der "jüngeren", 1748 angelegten Ämterregistratur des Oberrats zu verschiedenen rechtlichen Sachverhalten. Dokumentiert werden sowohl Rechte und Einnahmen, die den württembergischen Herrschern zustanden, als auch der Erlass neuer Gesetze und Verordnungen sowie die Klärung zahlreicher Rechtsfragen, bei der die landesherrliche Regierung vermittelnd eingriff. Chronologisch umfasst der Bestand die Jahre 1476-1817 (mit einem Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte des 18. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts) und gewährt damit in Ansätzen einen Einblick in die rechtlichen Verhältnisse Württembergs am Ende des Alten Reichs und zur Zeit der Koalitionskriege.

Die sachliche Zuständigkeit des Oberrats ergab sich hierbei aus seiner Aufsichtsfunktion als oberste Verwaltungs- und Gerichtsbehörde, die die Übersicht und Kontrolle über die allgemeinen Rechtsverhältnisse des württembergischen Territoriums einschloss. Die Bezeichnung "Spezialakten" macht dabei deutlich, dass der Bestand sich primär mit Einzelfällen beschäftigt, die nur ein einziges oder einige wenige der Oberämter betrafen. Bei den im Bestand verwahrten Unterlagen handelt es sich größtenteils um Berichte aus der Lokalverwaltung ([Ober-]Ämter), die als Vermittlungsgesuche bei vor Ort auftretenden Differenzen jeglicher Art an die Zentrale eingereicht wurden und deshalb unterschiedlichste und spezifische Sachverhalte behandeln. Ergänzt werden diese durch eine Auswahl von Berichten zu Verhandlungen mit außenpolitischem Bezug, wie z.B. zum Zollwesen. Inhaltlich spiegelt sich im Bestand A 213 das ganze Spektrum der umfassenden Zuständigkeit des Oberrats wider. Enthalten ist fallbezogenes, meist topographisch nach Ämtern gegliedertes Schriftgut, der "jüngeren", 1748 angelegten Ämterregistratur des Oberrats, der seit 1710 als "Regierungsrat" bezeichnet wurde. Dazu finden sich einzelne Vorakten ab dem Jahr 1476. Der Bestand gliederte sich in 139 alphabetisch geordnete Betreffgruppen oder "Rubriken" und 10.538 Büschel. In runden Klammern wurden den Titelaufnahmen die jeweils betroffenen (Ober-) Ämter und Orte beigefügt.

Im Laufe der Zeit wurden aus dem Ursprungsbestand einzelne Büschel ausgegliedert und als Grundstein neuer Bestände verwandt. So sind z.B. die Faszikel 4, 14-17, 21, 25, 30, 34, 36, 47, 49, 50, 54, 63, 69, 72, 73, 76, 79, 80, 81, 83, 92, 94, 96, 97-104 und 105 der ursprünglichen Rubrik "Auswahlen" mittlerweile Teil des Bestands A 239 c "Auswahldeputation" und die Faszikel Zimmer lit. D, Schrank/Kasten VI [eigentlich "6"], Fach 28, Fasz. 25; Fach 29, Fasz. 28; Fach 30, Fasz. 29, 30 und 30 ½; Fach 31, Fasz. 31 ½; Fach 34, Fasz. 62; Zimmer lit. D, Schrank/Kasten I, Fach 27, Fasz. 1-7, 9-48; Fach 28, Fasz. 49-75; Fach 29, Fasz. 76-111; Fach 30, Fasz. 112-160; Fach 31, Fasz. 161-174; Fach 32, Fasz. 175-214 und das ehemalige Bü 3624 der Rubrik "Feuersachen" heute Bestandteil von A 239 "Brandschadensversicherungs-Deputation" während die Akten des Abschnitts "III. Neuenstädtische Kanzleiakten, Ganerbentagsverhandlungen" der Rubrik "Zehntsachen" nun einen Teil des Bestands A 17 a "Fürstliche Kanzlei Neuenstadt" bilden. Auch anderweitig fanden im Laufe der Zeit Ausgliederungen einzelner Aktenstücke aus dem Ursprungsbestand statt, das eigentliche Bü 157 zum "Abzug" des Weimarer Hofrats [Friedrich] Schiller vom Nachlass seiner Mutter wurde z.B. als Auszug der gleichnamigen Rubrik an das Schiller-Nationalmuseum in Marbach am Neckar abgegeben. Zum Bestand existierte bereits ein handschriftliches, sechsbändiges Repertorium von G. Schwarzmann, H. Wagner u. a., aus der Zeit um 1830-1860, das von M. Miller ab dem Jahr 1947 überarbeitet wurde. Auch aus den folgenden Jahrzehnten finden sich zahlreiche Vermerke, Ergänzungen und Korrekturen. Es umfasst insgesamt 3325 Seiten und enthält ein Orts-, Personen- und Sachregister von A. Marquart.

Zwei Drittel des Bestands wurden, aufbauend auf dem ursprünglichen Findbuch, im Laufe eines Retrokonversionsprojekts von Torben Singer unter Anleitung von Prof. Dr. Peter Rückert in der Zeit von Juli 2013 bis Mai 2014 elektronisch erfasst und überarbeitet. Von Oktober 2014 bis April 2015 wurden die verbliebenen Büschel von Tobias Binkert unter Anleitung von Alexandra Haas und Prof. Dr. Peter Rückert erfasst. Dabei wurden unzureichende oder nicht vorhandene, bzw. nicht klar zum Ausdruck gebrachte Enthält-Vermerke und Titel teilweise neu erarbeitet und formuliert und die durch die Überarbeitungen des Findbuches mittlerweile sehr verworrene Ordnung aufgeschlüsselt und grafisch eindeutig dargestellt. Als Grundlage zur besseren Verständlichkeit wurden Sprache und Formulierungen dabei weitgehend modernisiert. Hierbei sei auch auf das unterstützende Glossar altertümlicher Begriffe verwiesen, das als Teil des neuen Findbuchs zu A 211 erstellt wurde. Bei bereits vor der Retrokonversion durch andere Bearbeiter durchgeführten Überarbeitungen wurden diese durch die Formulierung "Nachträglich ergänzt/korrigiert..." oder durch die Wiedergabe in Anführungszeichen gekennzeichnet, wohingegen neuere, im Laufe des Retrokonversionsprojektes vorgenommene Korrekturen und Ergänzungen durch die Bezeichnung [...während/bei Retrokonversion...] und eckige Klammern dargestellt wurden. Vor Beginn des Retrokonversionsprojekts wurde der gesamte Bestand mit seinen 125 laufenden Metern bereits von Frau Ursula Reibnitz in neue alterungsbeständige Pallien eingeschlagen und von Grund auf neu verpackt.

Literatur: Jeserich, Kurt G.A./Pohl, Hans/Unruh, Georg-Christoph v. (Hgg.): Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 1: Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Reiches, Stuttgart 1983. Maurer, Hans-Martin/Molitor, Stephan/Rückert, Peter (Hgg.): Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Altwürttembergisches Archiv (A-Bestände) (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg; 32), 2. erw. Auflage, Stuttgart 1999. Miller, Max: Die Organisation und Verwaltung von Neuwürttemberg unter Herzog und Kurfürst Friedrich, Stuttgart 1934.

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 213
Extent
Bü 1-10538

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Weltliche Zentralbehörden >> Oberrat (Regierungsrat)

Date of creation of holding
1476-1817

Other object pages
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Rights
Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1476-1817

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