Bestand

Kartause Grünau (Bestand)

Zur Geschichte der Kartause: Grünau wurde 1328 von Gräfin Elisabeth v. Hohenlohe, einer Tochter des Grafen Poppo von Wertheim, in der Nähe einer schon 1216 geweihten Wallfahrtskapelle gegründet. Es war die erste Kartäuserniederlassung in Ostfranken und die Mönche kamen aus der ersten Niederlassung des Ordens in Deutschland, der Kartause auf dem Michaelsberg in Mainz. Bis zum 15. Jh. konnte die Kartause durch Stiftungen der Grafen von Wertheim und der Adeligen der Umgebung, aber auch durch Kauf einen stattlichen Besitz im Main-Tauber-Gebiet erwerben. Die Klostervogtei lag bei den Grafen von Wertheim. Das 16. Jh. brachte einen Niedergang des Klosters. 1525 wurde es durch aufrührerische Bauern aus Schollbrunn geplündert. Die Wirtschaft des Klosters und auch die Klosterzucht scheint zunehmend in Verfall geraten zu sein und 1557 wurde es endgültig aufgelöst und die Grafen von Wertheim zogen die in ihrem Herrschaftsbereich liegenden Besitzungen ein. Außerhalb liegende Besitzungen wurden durch andere fränkische Kartausen treuhänderisch verwaltet oder auch von anderen Landesherrschaften beschlagnahmt. Seit 1576 wurde von der Würzburger Kartause ein Prozeß beim Reichskammergericht gegen die Grafen von Wertheim auf Wiedereinsetzung der Kartause Grünau in ihre Rechte geführt. Erst im Verlauf des 30-jährigen Krieges (1635) kam es jedoch zur Wiederherstellung der Kartause, wobei allerdings die evangelische Linie der Grafen von Wertheim die ihr zugefallene Hälfte der Klosterbesitzungen behielt. Da das Kloster so in seiner wirtschaftlichen Grundlage stark geschmälert war und außerdem die Zahl der Mönche auf 4 beschränkt wurde, konnte es bis zur Säkularisierung keine Bedeutung mehr erlangen. 1803 fiel es an die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg.

Zur Geschichte des Bestandes: Bei Ausbruch des Bauernaufstandes hatten die Mönche ihre Zinsbriefe und ähnliche Dokumente bei der Kartause vergraben, während sie einige Wertsachen nach Wertheim mitnahmen, wo sie sich hinflüchteten. Die Bauern fanden jedoch bei der Plünderung die versteckten Dokumente, die sie wohl dann teilweise vernichteten. Einzelne Stücke konnten noch von Graf Georg von Wertheim bei der Niederschlagung des Aufstandes aus dem Besitz der Bauern gerettet werden. Diese Archivreste kamen, ebenso wie die nach Aufhebung der Kartause 1557 beschlagnahmten Schriftstücke nach Wertheim. Von 1634 an wurden sie mit dem Archiv der Grafen nach Frankfurt ausgelagert, wie daraus hervorgeht, daß Graf Johann Dietrich den Grünauer Mönchen 1640 versprach, ihnen ihre Akten zurückzugeben, sobald das Archiv aus Frankfurt zurück sei. Als dies 1699 geschah, blieben die Archivalien jedoch dennoch im gemeinschaftlichen Archiv in Wertheim. Nach der Säkularisation der Kartause wurde das seit der Wiedereinrichtung der Kartause neuentstandene Archiv im Frondienst von Schollbrunn nach Triefenstein in das spätere Rentamtsgebäude gebracht. Erst 1857 kam es nach Wertheim in das Archiv auf dem Schloß. In der Folgezeit fanden im freudenbergischen Archiv umfangreiche Aktenausscheidungen statt. Bei den Grünauer Archivbeständen dürfte dieser Maßnahme neben den meisten Rechnungen vor allem der größte Teil der Einzelfallakten der niederen Gerichtsbarkeit der Orte Schollbrunn und Oberaltenbuch (im Rep. 15/90 werden die "Schollbrunner Fornikationssachen" als ausscheidungswürdig bezeichnet) zum Opfer gefallen sein. Die eingangs erwähnten, von den Grafen von Wertheim beschlagnahmten Grünauer Archivalien sind heute Bestandteil des gemeinschaftlichen Archivs, während sich die bei der Säkularisation eingenommenen Akten des Klosters im freudenbergischen Archiv in den Abteilungen 73, 73 Anhang und 73a befinden.

Zur Neuverzeichnung: Der vorliegende Aktenbestand war in einem aus Abt. 66/5 entnommenen Verzeichnis von 1804 teilweise erfaßt. Allerdings waren nur noch zwei Akten nach den alten Nummern dieses Findbuches abgelegt, während die anderen fortlaufend durchnumeriert in einem von M. Sziele 1979 zusammengestellten Verzeichnis mit der Bezeichnung 73 Anhang katalogisiert waren. Außerdem befanden sich im Anschluß an diese Akten 65 durchnumerierte Faszikel, deren Aktendeckel von F. Wecken beschriftet waren, zu denen ein Verzeichnis jedoch nicht aufgefunden werden konnte. Nach Revision dieser drei Verzeichnisse wurde das vorliegende Gesamtverzeichnis erstellt, wobei die einzelnen Titel systematisch geordnet wurden. Außerdem wurden ein Orts- und Personenregister angefügt. Der Bestand, der mit Ausnahme der Nr. 73a/56 keine Akten Wertheimer Provenienz enthält, umfaßt 1,6 lfd. m, wobei 5 der Aktenhefte Schriftstücke des 15. Jh., 33 Schriftstücke des 16. Jh., 77 Schriftstücke des 17. Jh., 78 Schriftstücke des 18. Jh. und 4 Schriftstücke des 19. Jh. enthalten. Wertheim, den 30. September 1981 Reinhold Rupp, Archivamtmann

Nachtrag 2001: Nach Auffinden von etwa 60 cm Schriftgut der Provenienz Kartause Grünau in einem von Dr. Meier bearbeiteten Restbestand des Freudenbergischen Archivs wurde dieses in den bestehenden Bestand aufgenommen. Insbesondere das Schriftgut zu den Prozessen mit den Grafen von Wertheim in Abschnitt II konnte vervollständigt werden. Das alte Findbuch wurde digitalisiert. Klassifikation, Vorwort und vorhandene Titelaufnahmen blieben unverändert. Wegen der umständlich nach drei verschiedenen Systemen organisierten Altsignaturen wurden neue Signaturen vergeben; eine Konkordanz findet sich am Schluss des Findbuchs. Der Bestand umfaßt etwa 2,9 lfd. m in 162 Einheiten. Bronnbach, im Januar 2001 Dr. Robert Meier

Konkordanz der Altsignaturen zu Rep. 73: (die x-Signaturen gehören den 2001 neu hinzugekommenen Einheiten) 73a/1 1 73a/3 2 73a/65 3 x3 4 73 Anhang 14 5 73a/47 6 73a/69 7 73a/74 8 73 Anhang 32 9 73 Anhang 39 10 73 Anhang 40 11 73 Anhang ad 40 (1) 12 x10 13 73 Anhang ad 40 (2) 14 x11 15 x12 16 x13 17 73 Anhang 41 18 x14 19 x15 20 x16 21 x17 22 x18 23 x19 24 x20 25 x21 26 x22 27 x23 28 x25 29 73a/31 30 x2 31 73a/54 32 73a/59 33 73a/2 34 73a/4 35 73a/6 36 73a/72 37 73 Anhang 31 38 73a/75 39 x9 40 73 Anhang 25 41 73a/53 42 73a/36 43 73a/56 44 73a/32 45 73a/71 46 73a/28 47 73a/40 48 73a/39 49 x6 50 73a/57 51 73 Anhang53 52 73a/5a 53 73a/76 54 73a/77 55 73a/78 56 73a/68 57 73a/73 58 73 Anhang 45 59 73a/45 60 73a/49 61 73a/60 62 73a/14 63 73 Anhang 51 64 73 Anhang 50 65 73a/35 66 73a/46 67 x1 68 73/54 69 73 Anhang 6 70 73a/66 71 73a/55 72 73a/19 73 73a/18 74 73 Anhang 2 75 73 Anhang 4a 76 73 Anhang 3 77 73 Anhang 4 78 73 Anhang 16.1 79 73 Anhang 16.2 80 73 Anhang 16.3 81 73 Anhang 19 82 73a/30 83 73 Anhang 1 84 73 Anhang 24 85 73 Anhang 9 86 73a/23 87 73a/42 88 73a/27 89 73a/24 90 73a/10 91 73a/22 92 73a/21 93 73a/20 94 73a/26 95 73a/43 96 /38 97 /41 98 /25 99 /29 100 73 Anhang 7 101 73a/46 102 [gestrichen, = Nr. 67] /51 103 /12 104 x8 105 73a/44 106 /11 107 /16 108 /8 109 73 Nr. 32/12 110 73 Anhang 42 111 73a/17 112 73 Anhang 21 113 73 Anhang 18 114 73 Anhang 10 115 73 Anhang 38 116 73 Anhang /48 117 73 Anhang 22 118 73a/50 119 73a/15 120 73a/37 121 73 Anhang 20 122 73 Anhang 15 123 73 Anhang 47 124 73 Anhang 13 125 73 Anhang 33 126 73 Anhang 34 127 73 Anhang 46 128 73 Anhang 8 129 73a/33 130 /61 131 /62 132 /63 133 /70 134 /52 135 73 Anhang 11 136 73a/34 137 73a/13 138 73 Anhang 12 139 73a/7 140 x7 141 73 Anhang 52 142 73 Anhang 36 143 73 Anhang 5 144 x 4 145 73 Anhang 37 146 73 Anhang 35 147 73a/48 148 73a/58 149 73a/5 150 73a/67 151 73 Anhang 30 152 73 Anhang 49 153 73a/64 154 x 5 155 73 Anhang 54 156 73 Anhang 55 157 73 Anhang 27 158 73 Anhang 28 159 73 Anhang 23 160 x 24 161 x26 162 x27 163

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, F-Rep. 73

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Freudenbergisches Archiv >> Altes Archiv >> Säkularisierte Herrschaften

Bestandslaufzeit
(1356) 1440-1817

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Letzte Aktualisierung
25.03.2024, 13:33 MEZ

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  • Bestand

Entstanden

  • (1356) 1440-1817

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