Bestand

Sammlung Rauscher (Johann Martin Rauscher, Professor in Tübingen,*1592, +1655, Aufsätze und Notizen) (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Im Jahr 1702 wurde der Nachlass von Johann Martin Rauscher (Rauscheriana) durch das Archiv von Hofkammerrat Moser zum Preis von 400 Gulden erworben. Oberarchivar Johann Ulrich Pregitzer erstellte eine Übergabeliste, die im Bestand J 7 Bü 23 aufbewahrt wird. Teile des Nachlasses kamen in den Bestand J 1 (vgl. Die Handschriften der Sammlung J 1 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart beschrieben von Michael Klein, Wiesbaden 1980, S. 41)
Inhalt und Bewertung
Johann Martin Rauscher wurde im Jahr 1593 in der vorderösterreichischen Stadt Horb geboren. Sein Vater lebte dort als Bürger und Wirt des Gasthofs "Zum Goldenen Schaf". Seine Mutter, Christina geborene Gerber, wurde im Jahr 1606 vom Magistrat der Stadt als Hexe angeklagt und während des Verfahrens gefoltert. Im Oktober dieses Jahres geht Johann Martin Rauscher nach Tübingen und erscheint zum ersten Mal in der Matrikel der Universität. Im Zusammenhang mit dem Einschreiben an der Universität ist er wohl vom katholischen zum protestantischen Glauben konvertiert. Nachdem Grundstudium studierte er Jura, am 11. September 1613 verteidigte Rauscher in einer öffentlichen Disputation eine Dissertation unter dem Vorsitz von Professor Besold. Im gleichen Jahr begann er mit seiner Vorlesungstätigkeit, er unterrichtete vor allem Studenten des Collegium Illustre, denen er Privatunterricht erteilte. Seit 1615 war Rauscher Professor für lateinische Grammatik. Ein Jahr später heiratete er Ursula Gruppenbach, mit der er vier Kinder zeugte. In den folgenden Jahren weitete sich sein Lehrauftrag aus, ohne dass aber seine Naturalieneinkünfte stiegen, um deren Erhöhung er im Jahr 1621 bat. Im Jahr 1627 wurde er in den Senat der Universität trotz des entschiedenen Vetos des Herzogs gewählten, der lieber Wilhelm Schickhard dort gesehen hätte. Rauscheer starb nach langjähriger Lehrtätigkeit und dem Überstehen der gravierenden Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges in Württemberg am 30. März 1655 in Tübingen.

Der Bestand enthält vor allem Aufsätze und Notizen zur deutschen und württembergischen Geschichte, zur Geschichte der Universität Tübingen und zur Genealogie, vieler deutscher und europäischer Adelsfamilien, aber auch schwäbisch-fränkischer Adelsgeschlechter. Die meisten dieser Stammbäume und Genealogien stammen aus der Feder von Johann Martin Rauscher. Daneben finden sich eine Fülle von Reden und Gedichten, die er zu Ehren bedeutender Persönlichkeiten verfasste. Rauschers Nachlass enthält auch Materialien anderer Geschichtsschreiber Württembergs unter anderem von Johann Bernhard Unfried (1589-1635), der wichtige und vielfältige Nachrichten zur Landesgeschichte überliefert. Seine präzisen Angaben, das genaue Abwägen des Aussagewerts seiner Quellen, unterscheiden ihn von vielen Geschichtsschreibern seiner Zeit. Viele Informationen bezog Unfried von Friedrich Rüttel (1579-1634).

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 6
Umfang
65 Nummern

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Sammlungen >> Sammlungen zur Landesgeschichte und Landeskunde >> Allgemeines
Verwandte Bestände und Literatur
Ulrich Sieber, Professor Johann Martin Rauscher (1592-1655). Studien zur Geschichte der Universität Tübingen im Dreißigjährigen Krieg. Diss. Tübingen 1968.

Indexbegriff Person

Bestandslaufzeit
1607, 1623-1650

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1607, 1623-1650

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