Bestand
Forstbehörden (Bestand)
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Vorbemerkung
Behördengeschichte:
Die nach dem Wiener Kongress 1815 neu errichtete Provinz Westpreußen umfasste die in der Ersten und Zweiten Teilung Polens 1772 und 1793 an Preußen gelangten westlichen Teile des alten Preußenlandes mit den Städten Danzig und Thorn. In Folge der Stein-Hardenbergschen Verwaltungsreformen entstanden anstelle der aufgelösten Kriegs- und Domänenkammer zu Marienwerder sowie der entsprechenden Deputation zu Bromberg die Regierungen zu Marienwerder 1813 und Danzig 1816. Deren Aufgabenbereiche umfassten neben der inneren Verwaltung, die Kirchen- und Schulsachen sowie direkte Steuern, Domänen und Forsten.[1]
Die Grundlage für die Organisation der Forstverwaltung bildete die Einteilung der Forsten in Oberförstereien, die zu Inspektionsbezirken zusammengeführt wurden. Die Forstinspektionen hatten dabei die Rolle einer Zwischenbehörde zwischen Regierung beziehungsweise berufenen Oberforstmeistern und den Oberförstern. Letztere leiteten ein Forstrevier und standen unter Aufsicht der Oberforstmeister. Diese wiederum bearbeiteten neben technischen Fragestellungen der Forst- und Jagdverwaltung, die Forstbauplanung, Verwertung und Verkauf von Erzeugnissen der Forstwirtschaft sowie die Rechnungslegung.[2] Der Erlass vom 18. September 1850[3] änderte die Forstverwaltung bei den Regierungen dahingehend, dass die Oberforstmeister nunmehr selbst Mitglieder der Regierung wurden.
1851 waren im Regierungsbezirk Danzig kommissarisch ein Forstmeister in Preußisch Stargard und ein Forstinspektor in Danzig tätig. Daneben bestanden zwölf Oberförstereien und sieben Forstkassen. Im Regierungsbezirk Marienwerder existierten drei Forstinspektionen in Marienwerder, Neuenburg und Jastrow, die insgesamt für 18 Oberförstereien zuständig waren, sowie acht Forstkassen.[4]
Im weiteren Verlauf wurde die Anzahl der Forstinspektionen vergrößert. Die Forstverwaltungen in den Bezirken Danzig und Marienwerder waren im Jahre 1905 in folgende Forstinspektionsbezirke und Oberförstereien eingeteilt:
- Forstinspektionsbezirk Danzig-Danzig: Oberförsterei Steegen
- Forstinspektionsbezirk Danzig-Stargard: Oberförstereien Pelplin, Wilhelmswalde, Deutschheide, Wirthy, Hagenort, Okonin, Königswiese
- Forstinspektionsbezirk Danzig-Berent: Oberförstereien Lorenz, Lippusch, Buchberg, Sullenschin, Stangenwalde, Karthaus, Michau
- Forstinspektionsbezirk Danzig-Neustadt: Oberförstereien Sobbowitz, Oliva, Kielau, Gnewau, Neustadt, Gohra, Darslub
- Forstinspektionsbezirk Marienwerder-Strasburg: Oberförstereien Lautenburg, Ruda, Kosten, Golau, Drewenzwald, Wilhelmsberg, Lonkorsz, Friedrichsberg
- Forstinspektionsbezirk Marienwerder-Osche: Oberförstereien Jammi, Marienwerder, Rehhof, Osche, Charlottenthal, Krausenhof, Hagen, Bülowsheide, Neuenburg
- Forstinspektionsbezirk Marienwerder-Tuchel: Oberförstereien Rehberg, Lindenbusch, Junkerhof, Grünfelde, Sommersin, Schwiedt, Taubenfließ, Schüttenwalde, Königsbruch, Jägerthal
- Forstinspektionsbezirk Marienwerder-Flatow: Oberförstereien Lutau, Plietnitz, Schönthal, Döberitz, Schloppe, Rohrwiese, Landeck
- Forstinspektionsbezirk Marienwerder-Konitz: Oberförstereien Czersk, Rittel, Gildon, Laska, Chotzenmühl, Zwangshof
- Forstinspektionsbezirk Marienwerder-Hammerstein: Oberförstereien Lindenberg, Eisenbrück, Bäreneiche, Pflastermühl, Zanderbrück, Hammerstein.[5]
Die Forstkassenverwaltung war eine von der Forstrevierverwaltung getrennte Behörde, die u. a. von Forstkassenrendanten, Rentmeistern oder Kreiskassenrendanten geführt wurde. Sie zahlten oder vereinnahmten nach den Etats oder auf Anweisung der Revierverwalter und rechneten mit der Regierungshauptkasse ab.[6]
Die Bestimmungen des Versailler Vertrages führten am 28. Juni 1919 zur Auflösung der Provinz Westpreußen. Das Territorium fiel größtenteils an den polnischen Staat und die Oberförstereien wurden den Direktionen der Staatsforsten unterstellt.[7]
Bestandsgeschichte:
Die wechselnde staatliche Zugehörigkeit des Gebietes der Provinz Westpreußen spiegelt sich auch in der Geschichte des Schriftguts der dortigen Behörden und seiner archivalischen Quellen wider. Die sich bereits 1918 anbahnende und im Versailler Vertrag ein Jahr später beschlossene Eingliederung des Territoriums in den wiedererstandenen polnischen Staat bzw. die neubegründete Freie Stadt Danzig führte zu einer Verlagerung sowohl von archivischen (Teil-) Beständen als auch laufenden Behördenschriftgut auf preußisches Gebiet vor allem nach Königsberg und Berlin; ein Prozess, der sich zum Ende der erneuten Zugehörigkeit des Territoriums zum Deutschen Reich 1939 - 1944 wiederholen sollte.
Das bisher in Dahlem verwendete undatierte Findmittel beinhaltet hauptsächlich Akzessionen aus den Jahren 1919, 1929 sowie 1977.[8] Zwei Aktenbände gelangten über das Staatsarchiv Danzig in das Geheime Staatsarchiv.[9]
Die originäre Überlieferung "Abteilung 229 Oberförstereien (Forstämter, Forstinspektionen) und Forstkassen, seit 1772" umfasste ca. 400 Verzeichnungseinheiten aus dem Zeitraum 1772 bis 1921.[10] Daraus sind offensichtlich nur zwei Akten bezüglich der Oberförstereien Czersk und Lonkorsk überliefert. Über das Schicksal der restlichen Archivalien ist nichts bekannt.
Der vorliegende Bestand wurde zunächst im Geheimen Staatsarchiv in die Abteilung "Ostarchiv" und ab 1929 in das neu gegründete Grenzmarkarchiv der Provinz Posen-Westpreußen eingegliedert, das im selben Gebäude wie das Geheime Staatsarchiv untergebracht war. Dort wurden die Akten der Abteilung "A - Aktenbestände der früheren Provinz Westpreußen" zugeordnet. Nach Auflösung des Grenzmarkarchivs im Jahre 1938 wurde das Archivgut in die neu eingerichtete "Ostabteilung" überführt.[11]
Wie insgesamt bei den ursprünglich aus dem Staatsarchiv Danzig bzw. aus dem Registraturgut der Behörden der Provinz Westpreußen stammenden Unterlagen wurde auch die Überlieferung der Forstbehörden im Geheimen Staatsarchiv später als XIV. Hauptabteilung unter Übernahme der Danziger Repositurnummer aufgestellt.
Das Staatsarchiv in Gdansk verwahrt heute Archivgut der Oberförstereien Berent, Gdingen Kielau, Gnewin, Groß Bartel, Hela, Neustadt, Sobbowitz sowie des Landesforstamtes Oliva.[12]
Für das vorliegende Findbuch wurde die bestehende Verzeichnung im Hinblick auf die Onlinestellung im Rahmen eines Studierendenpraktikums überarbeitet, neu signiert, klassifiziert und durch Indizes erschlossen. Gleichzeitig zu den Erschließungsarbeiten erfolgte eine bestandserhaltende und magazintechnische Bearbeitung; die Akten wurden gereinigt sowie in Mappen und Archivkartons verpackt.
Verweis auf weitere Bestände des GStA PK:
- XIV. HA Westpreußen, Rep. 180 Regierung zu Danzig
- XIV. HA Westpreußen, Rep. 181 Regierung zu Marienwerder
- XI. HA, PKM - Plankammer der Regierung zu Marienwerder
- I. HA Rep. 87 Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten
- I. HA Rep. 151 Finanzministerium.
Weiterführende Literatur:
- Bär, Max: Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der Ordenszeit. Mit einem Geleitwort von Bernhart Jähnig (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V., Nr. 62). Danzig 1912, Nachdruck Hamburg 1989.
- Bär, Max: Das Königliche Staatsarchiv zu Danzig, seine Begründung, seine Einrichtungen und seine Bestände. Leipzig 1912.
- Biernat, Czeslaw: Staatsarchiv Danzig - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945. Generaldirektion der Staatlichen Archive Polens, aus dem Polnischen übersetzt von Stephan Niedermeier (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, Band 16). München 2000.
- Bitter, Rudolf von: Handwörterbuch der Preußischen Verwaltung. Band 1: A - K. Leipzig 1906.
- Fink, Friedrich Walter: Die Organisation der preußischen Staatsforstverwaltung in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Hannover 1933.
- Letkemann, Peter: Archivalien zur Geschichte Westpreußens im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens. Zeitschrift der Copernicus-Vereinigung zur Pflege der Heimatkunde und Geschichte Westpreußens e. V. Nr. 3, 1970, Seite 138 - Seite 147.
- Wagner, Ursula: Die Preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Marienwerder 1871 - 1920. Köln 1982 (Studien zur Geschichte Preußens, Band 35).
- Wien, Albrecht: Die preussische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig (1870 - 1920). Köln und Berlin 1974 (Studien zur Geschichte Preußens, Band 21).
Formalangaben:
Letzte vergebene Nummer*: 20
(* bei Signierung nach nc)
Umfang (in laufenden Metern): 0,6
Lagerungsort: Dahlem
Die Akten sind auf rosafarbenen/weißen Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
XIV. HA, Rep. 229 Nr. #
Zitierweise:
XIV. HA Westpreußen, Rep. 229 Forstbehörden, Nr. #
Berlin, 21. Februar 2023 (Constanze Krause M.A.; Archivamtsrätin)
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Endnoten:
[1] Vgl. Bär, Max: Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der Ordenszeit. Mit einem Geleitwort von Bernhart Jähnig (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V., Nr. 62). Danzig 1912, Nachdruck Hamburg 1989), Seite 176 ff.
[2] Vgl. Wien, Albrecht: Die preussische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig (1870 - 1920). Köln und Berlin 1974 (Studien zur Geschichte Preußens, Band 21), Seite 48.
[3] Vgl. Gesetzsammlung für die Königlichen Preußischen Staaten 1850, Nr. 38, Seite 489; Internet: http://opacplus.bsb-muenchen.de/title/3337673/ft/bsb10509555?page=509 (abgerufen am 27.01.2023).
[4] Vgl. Königlich Preussischer Staats-Kalender für das Jahr 1851, Seiten 295, 301.
[5] Vgl. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1905, Seiten 271 f., 276 f.
[6] Vgl. Bitter, Rudolf von: Handwörterbuch der Preußischen Verwaltung. Band 1: A - K. Leipzig 1906, Seite 546.
Die hier überlieferte Forstkasse Skurz war für die Oberförstereien Wilhelmswalde, Wildungen, Deutschheide und Hagenort zuständig.
[7] Vgl. Biernat, Czeslaw: Staatsarchiv Danzig - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945. Generaldirektion der Staatlichen Archive Polens, aus dem Polnischen übersetzt von Stephan Niedermeier (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, Band 16). München 2000, Seite 264.
[8] Im Einzelnen: 1919 (8 Verzeichnungseinheiten (VE)); 1929 (8 VE); 1977 (2 VE) durch Abgabe aus dem Bundesarchiv in Koblenz.
[9] XIV. HA, Rep. 229, Nr. 9 (Altsignatur: Staatsarchiv Danzig, Abteilung 229 Czersk, Nr. 8) sowie XIV. HA, Rep. 229, Nr. 10 (Altsignatur: Staatsarchiv Danzig, Abteilung 229 Lonkorsz, Nr. 1).
[10] Vgl. Bestandsverzeichnis des Staatsarchivs Danzig aus der Zeit vor 1945: Abt. 228 - 229 (Signatur: GStA PK, Altfindmittel, Varia, Nr. 65).
[11] Vgl. Stojanowski, Jozef: Das Schicksal der ehemaligen preußischen Provinz "Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen". Warszawa1957, Seite 5 ff.
[12] 620 VE aus den Jahren 1868 - 1945. Vgl. Biernat, Czeslaw: Staatsarchiv Danzig - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945. Generaldirektion der Staatlichen Archive Polens, aus dem Polnischen übersetzt von Stephan Niedermeier (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, Band 16). München 2000, Seite 263 - Seite 266.
Zitierweise: GStA PK, XIV. HA, Rep. 229
- Bestandssignatur
-
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XIV. HA, Rep. 229
- Umfang
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Umfang: 0,6 lfm (20 VE); 0,6 lfm (20 VE)
- Sprache der Unterlagen
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deutsch
- Kontext
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Tektonik >> TERRITORIALÜBERLIEFERUNGEN, PROVINZIAL- UND LOKALBEHÖRDEN >> Westpreußen >> Die preußische Provinz bis 1920 >> Landwirtschafts- und Forstverwaltung
- Bestandslaufzeit
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Laufzeit: 1819 - 1918
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
28.03.2023, 08:52 MESZ
Datenpartner
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- Laufzeit: 1819 - 1918