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Kirgistans Walnusswälder in der Transformation: politische Ökologie einer Naturressource

Mit dem Zusammenbruch der UdSSR und der anschließenden Transformationsphase ist meist die Hoffnung auf eine Verbesserung der Umweltsituation in den postsowjetischen Staaten verbunden. Am Beispiel der weltweit einmaligen Walnuss-Wildobst-Wälder Südkirgistans wird gezeigt, dass aktuelle Transformationsprozesse jedoch auch eine Gefahr für bestimmte Naturräume darstellen können. Unter Anwendung eines an die Politische Ökologie angelehnten Ansatzes wird der Wandel von Akteuren, Interessen sowie Mustern des Ressourcenmanagements und der Waldnutzung analysiert. Dabei kristallisieren sich folgende Faktoren als Bedrohung für die Wälder heraus: das Auftreten neuer Akteure, die unsichere wirtschaftliche Situation der lokalen Bevölkerung sowie die Erosion der Managementinstitutionen. Die Walnuss-Wildobst-Wälder sind gekennzeichnet durch eine große Gehölzdiversität mit einer Vielfalt hochwertiger nutzbarer Produkte. Die zentralistische sowjetische Forstpolitik entwickelte detaillierte Pläne und Forstmaßnahmen zur Nutzung der verschiedenen Waldprodukte sowie zur langfristigen Bestandssicherung der Wälder. Auf lokaler Ebene setzten staatliche Forstbetriebe (Leschoze) die Forstmaßnahmen um und bildeten als Hauptarbeitgeber gleichzeitig das gesellschaftliche Zentrum der entsprechenden Siedlungen. Seit dem Kollaps der Sowjetunion änderten sich die politischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen signifikant, was nicht nur einen Wandel des Forstmanagements sondern auch der Zugangsrechte und Interessen an den Waldressourcen mit sich brachte. Gegenwärtig leidet die Region unter einer hohen Arbeitslosigkeit mit der Folge, dass den Wäldern heute als Lieferant von Nahrungsmitteln, Viehfutter und Brennholz eine gewachsene Bedeutung innerhalb der Lebensunterhaltsstrategien der lokalen Bevölkerung zukommt. Die politische und wirtschaftliche Liberalisierung sowie die verbesserten Kommunikations- und Handelsbeziehungen öffneten zudem die Tore für Vertreter internationaler Konzerne, die an den wertvollen Waldprodukten interessiert sind. Heute werden Stammholz und Maserknollen von Walnussbäumen sowie Walnüsse, Wildäpfel und Morcheln in verschiedene Länder der Erde exportiert. Dagegen betonen Wissenschaftler und Mitglieder internationaler Organisationen die große ökologische Bedeutung und Schutzwürdigkeit der Wälder. Dennoch ist zu befürchten, dass die gegenwärtigen Transformations- und Globalisierungsprozesse dazu führen, dass eine intensivierte und zunehmend ungeregelte Nutzung und Ausbeutung der Wälder ihre Degradierung vorantreiben.

Kirgistans Walnusswälder in der Transformation: politische Ökologie einer Naturressource

Urheber*in: Schmidt, Matthias

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
The transformation of Kyrgyzstan's walnut forests: the political ecology of a natural resource
ISSN
0943-7142
Umfang
Seite(n): 27-37
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet

Erschienen in
Europa Regional, 13(1)

Thema
Ökologie
Städtebau, Raumplanung, Landschaftsgestaltung
Ökologie und Umwelt
Raumplanung und Regionalforschung
Kirgisistan
Forstwirtschaft
natürliche Ressourcen
Umweltpolitik
UdSSR-Nachfolgestaat
postsozialistisches Land
Transformation
politische Entwicklung
Wald
Akteur
sozioökonomische Lage
Globalisierung
sozioökonomische Entwicklung

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Schmidt, Matthias
Ereignis
Veröffentlichung
(wo)
Deutschland
(wann)
2005

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-48089-4
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:28 MESZ

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Objekttyp

  • Zeitschriftenartikel

Beteiligte

  • Schmidt, Matthias

Entstanden

  • 2005

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