Bestand

Nachlass Stork, Johann Albert (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Geb. 27. September 1860 in Schallstadt, gest. 19. Februar 1929 ebd. 1875-1879 Lehre und Berufstätigkeit als Kaufmann in Vevey (Schweiz). Seit 1890 Besitzer eines Weinguts in Schallstadt. 1894-1913 Gemeinderechner in Schallstadt. 1912 Mitglied des Bezirksrats des Amtsbezirks Freiburg, Mitglied des Kreisrats des Großkreises Freiburg, 1913-1923 Bürgermeister von Schallstadt, 1913-1921 Mitglied des Badischen Landtags (Nationalliberale Partei bzw. DDP).

Inhalt und Bewertung

Materialien zum Liberalen Ortsverein Schallstadt, zur badischen Landtagswahl 1913 sowie zur Bezirksrats- und Kreisratstätigkeit; Mitgliedschaft in landwirtschaftlichen Verbänden; persönliche Unterlagen

Biographie: Johann Albert Stork wurde am 27. September 1860 in Schallstadt als Sohn des Johannes Stork und der Rößlewirtin Barbara Stork, verwitwete Burggraf, geborene Joos als Nachkomme einer alteingesessenen Weinbauernfamilie geboren. Der Vater Johannes Stork hatte in Freiburg die Höhere Bürgerschule besucht und sich dann zusammen mit seinen Mitschülern den Revolutionären um Hecker und Struve angeschlossen. Deren Niederlage zwang ihn jedoch zur Flucht in die Schweiz; erst nach einer Amnestie 1855 konnte er nach Baden zurückkehren. Mit seinem Engagement in Schallstadt als Gemeinderat hatte er sicherlich auch einen Einfluss auf die Hinwendung seines Sohnes zum Liberalismus. Das persönliche Leben Johann Albert Storks war immer wieder von Schicksalsschlägen betroffen: 1884 vermählte er sich mit Friederike Hanser, die jedoch bereits 1885 nach der Geburt des Sohnes Albert an Kindbettfieber starb; 1886 verehelichte er sich erneut, diesmal mit seiner Cousine Maria Barbara, geborene Stork, aus Leutersberg; aus der zweiten Ehe gingen drei Kinder hervor: 1887 Sohn Friedrich, 1888 Tochter Emma, die allerdings noch im selben Jahr wieder verstarb und 1901 Tochter Elsa Mina. Auch seine zweite Frau starb bereits 1913, 1915 fielen seine beiden Söhne Albert und Friedrich (geb. 1887) aus der ersten und der zweiten Ehe im 1. Weltkrieg in Frankreich. Von 1866 oder 1867 bis 1872 besuchte Johann Albert Stork die Volksschule in Schallstadt, dann bis 1875 die Höhere Bürgerschule in Freiburg.Trotz sehr guter Zeugnisse musste Johann Stork die Schule nach 3 Jahren jedoch abbrechen. Eine kaufmännische Lehre und die erste Zeit der Berufstätigkeit absolvierte Johann Albert Stork in Vevey in der französischen Schweiz, ehe er zwischen 1879 und 1881 seinen Militärdienst beim badischen Infanterieregiment 113 in Freiburg leistete. In dieser Zeit wurde er offenbar auch zu Erkundungsgängen in der Gegend von Belfort geschickt. Für seinen Halbbruder Martin Burggraf bewirtschaftete er ein landwirtschaftliches Gut in Schallstadt, das er 1890 erwarb, und übte von 1894 bis 1913 die Funktion eines Gemeinderechners in Schallstadt aus, daneben war er 1912 Mitglied des Bezirksrats in Freiburg sowie Kreisrat des Großkreises Freiburg. Zwischen 1913 und 1923 bekleidete er außerdem das Amt des Bürgermeisters in Schallstadt und war 1913 bis 1918 Abgeordneter der II. Kammer der badischen Landstände für die Nationalliberale Partei sowie 1919 bis 1921 Mitglied des badischen Landtags für die DDP. 1916 und 1918 wurde Johann Albert Stork mit dem Kriegsverdienstkreuz bzw. der badischen Verfassungsmedaille ausgezeichnet. Neben seinem politischen Engagement war Johann Albert Stork auch im Vereinsleben aktiv. So war er Mitglied des Männergesangvereins Eintracht, ebenso wie ab 1890 im Krieger- und Soldatenverein, später sogar als dessen Vorsitzender, zudem saß er im Präsidium des Breisgauer Kriegerverbandes. Daneben engagierte er sich im Oberbadischen Weinbauverein, seit 1888 als Rechner im Vorstand des Viehversicherungsvereins Schallstadt und wirkte außerdem bei der Gründung eines Frauenvereins des Roten Kreuzes in Schallstadt mit. Stork setzte sich während seiner Landtagstätigkeit v.a. für die Belange der badischen Winzer ein und erreichte so z.B. 1920 die Bewilligung der Mittel, um ein staatliches Weinbauinstitut in Freiburg unter der Leitung des Botanikers Karl Müller zu gründen, das u.a. auch die Verbesserung der Schädlingsbekämpfung, insbesondere der im März 1913 in Baden erstmals aufgetretenen Reblaus zum Ziel hatte. Auch als Bürgermeister in der Kriegs- und Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs leistete Stork Wichtiges. So ist ihm die Organisation der kriegswirtschaftlich bedingten Abgabe von Nahrungsmitteln ebenso wie die Durchführung von Sonderholzhieben im Gemeindewald zur Zeichnung von Kriegsanleihen und die Leitung des Arbeitseinsatzes der französischen Kriegsgefangenen in der Gemeinde zu verdanken. Am 19. Februar 1929 verstarb Johann Albert Stork in Schallstadt, sein 14-jähriger Enkel übernahm den von ihm hinterlassenen landwirtschaftlichen Betrieb mit Weinbau.

Überlieferungsgeschichte und Erschließung des Bestandes: Der vorliegende Bestand gelangte als Schenkung Günther Storks und Teil des Nachlasses des Enkels von Johann Albert Stork, des Landtagsabgeordneten Friedrich Konrad Stork, ins Staatsarchiv Freiburg. Mit diesem waren bereits im Jahr 1980 erste Vereinbarungen wegen einer späteren Übernahme seines Nachlasses getroffen worden. Endgültig kamen die Unterlagen jedoch erst im Jahr 1996 ins Staatsarchiv Freiburg, dabei wurde der Nachlass von Johann Albert Stork mit einer Laufzeit von 1888 bis 1935 von Oberarchivrätin Eva Gießler-Wirsig zu einem eigenen Archivbestand Johann Albert Stork formiert und vorläufig verzeichnet. Im Rahmen eines Erschließungsprojekts der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg wurde der Bestand im August 2011 durch Stefanie Albus-Kötz abschließend konservatorisch bearbeitet, verpackt und neu erschlossen. Der Bestand wurde dabei in drei inhaltliche Abschnitte gegliedert: 1. Landes- und kommunalpolitisches Engagement, 2. Kirchliches und berufsständisches Engagement, 3. Wirtschaftliche Verwaltung des landwirtschaftlichen Betriebs. Anzumerken ist noch, dass Johann Albert Stork offenbar als Rufname Albert verwendete. Dies lässt sich aus einigen Briefen erschließen. Wenn also auf dem Deckblatt der Kassen- und Haushaltungsbücher der Name Albert Stork auftaucht, dürfte Johann Albert Stork selbst und nicht sein erstgeborener Sohn Albert gemeint sein. Der Bestand ist unter der Signatur T 1 (Zugang 1996/0047) nach Maßgabe des Archivgesetzes des Landes Baden-Württemberg und der Archivbenutzungsordnung einsehbar und umfasst nun 28 Archivalieneinheiten mit 0,2 lfd. m. Freiburg im August 2011 Dr. des. Stefanie Albus-Kötz

Literatur und Sachverwandtes: Renate Liessem-Breinlinger, Johann Albert Stork, in: Bernd Ottnad (Hg.), Badische Biographien, NF Bd. 3, S. 265f.

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, T 1 (Zugang 1996/0047)
Umfang
1-28

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Nachlässe und Familienarchive >> Nachlässe und Vorlässe

Indexbegriff Sache
DDP; Stork, Johann Albert
Nationalliberale Partei; Stork, Johann Albert
Indexbegriff Person
Stork, Johann Albert - Nachlass
Stork, Johann Albert

Bestandslaufzeit
1888-1935

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
24.04.2024, 14:36 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1888-1935

Ähnliche Objekte (12)