Forschungsbericht | Research report

Entscheidungsregeln in multilateralen Konflikten

"Eine wichtige Komponente von Konfliktmanagement und Mediation besteht in der Verhandlung widerstreitender Interessen. Während sich die bisherige Forschung in diesem Bereich vor allem auf Situationen mit nur zwei Konfliktparteien konzentriert hat, behandelt dieser Beitrag einige Besonderheiten von multilateralen Verhandlungen. Das Aushandeln einer Einigung wird als das Aufstellen einer gemeinsamen Entscheidungsregel, der Lösungsstrategie, charakterisiert. Eine prominente Regel ist das 'log-rolling', bei dem ein Ausgleich zwischen verschiedenen Verhandlungsthemen angestrebt wird. In der einfachsten Form beinhaltet log-rolling, bei wichtigen Themen auf der eigenen Position zu beharren, dafür aber bei unwichtigen Themen nachzugeben. In multilateralen Verhandlungen kann jedoch eine andere Form von log-rolling notwendig sein, bei der gerade die wichtigen Themen aufgegeben werden müssen, um der Gruppe ein möglichst gutes Ergebnis zu ermöglichen. In diesem Fall steht eine schwer nachvollziehbare Regel im Widerspruch zu einer leicht nachvollziehbaren. Es liegt ein Regelkonflikt vor, der zu schlechteren Verhandlungsergebnissen führen sollte. Diese Überlegungen werden in drei experimentellen Studien mit formalisierten Verhandlungsaufgaben in Rollenspielen überprüft. In zwei unterschiedlichen Szenarien, einer Geschäftsverhandlung und einer Friedensverhandlung, werden Interessen so vorgegeben, dass Verhandlungen mit und ohne Regelkonflikt entstehen. Wie sich zeigt, führt ein Regelkonflikt zu deutlich schlechteren Verhandlungsergebnissen. Dieser Effekt ist sehr robust und kann auch durch eine Strukturierung der Diskussion und zusätzliche Hilfestellungen für die Verhandlungsparteien nur ansatzweise aufgehoben werden. Es wird deshalb empfohlen, in multilateralen Konflikten eine möglichst flexible Suche nach Lösungsansätzen anzuregen und auch bei Positionen, die den Parteien besonders wichtig sind, nach Alternativen zu suchen. Eine vermittelnde Partei sollte ihre Unterstützung nicht nur auf die Generierung von Ansätzen, sondern insbesondere auf die Umsetzung dieser Ansätze konzentrieren." (Autorenreferat)

Entscheidungsregeln in multilateralen Konflikten

Urheber*in: Binder, Jens; Diehl, Michael

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Decision schemes in multilateral conflicts
Umfang
Seite(n): 44
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion

Erschienen in
Forschung DSF (11)

Thema
Politikwissenschaft
Psychologie
Friedens- und Konfliktforschung, Sicherheitspolitik
Allgemeine Psychologie
Sozialpsychologie
Szenario
Interessenkonflikt
Mediation
Entscheidungsprozess
Multilateralität
Konfliktregelung
Konfliktlösung
Verhandlung
Rollenspiel
Theorieanwendung
anwendungsorientiert

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Binder, Jens
Diehl, Michael
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Deutsche Stiftung Friedensforschung
(wo)
Deutschland, Osnabrück
(wann)
2008

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-260359
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:26 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Forschungsbericht

Beteiligte

  • Binder, Jens
  • Diehl, Michael
  • Deutsche Stiftung Friedensforschung

Entstanden

  • 2008

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