Bestand

Dragoner-Regiment 22 (Bestand)

Inhalt und Bewertung

Es handelt sich um die Akten des 3. Badischen Dragoner-Regiments Prinz Karl Nr. 22 sowie der Ersatz-Eskadron.
Das Regiment wurde am 6. Januar 1850 als 3. Reiter-Regiment aus den im Jahre 1849 aufgelösten Dragoner-Regimentern neu aufgestellt Am 10. Januar 1855 wurde es in 3. Dragoner-Regiment umbenannt; am 19. November 1859 erhielt es die Bezeichnung 3. Dragoner Regiment Prinz Karl. Am 1. Juli 1871 kam infolge der mit Preußen abgeschlossenen Militärkonvention und der damit verbundenen Durchnummerierung der Einheiten nach preußischem Vorbild der Zusatz Nr. 22 hinzu. In Friedenszeiten gehörte das Regiment zum Bereich der 29. Kavallerie-Brigade (29. Division). Infolge der Neugliederung der Kavallerie bei der Mobilmachung wurde das Regiment als Divisionskavallerie der 29. Infanterie-Division (XIV. Armeekorps) angegliedert. Am 27. März 1915 wurde der Regimentsstab aufgelöst und die Eskadrons auf zwei Halbregimenter aufgeteilt. Anfang August 1916 bildete sich der Regimentsstab infolge der Neuregelung der Kavallerie für das Westheer neu.
Für die Ausbildung des Ersatzes blieben bei der Mobilmachung der Kavallerie-Regimenter Ersatz-Eskadrons zurück. Die Ersatz-Eskadron des Dragoner-Regiments Nr. 22 war in Bruchsal stationiert.
Inhaltlich besteht der Bestand vor allem aus der Überlieferung der allgemeinen internen Verwaltung eines Kavallerie-Regiments, seinen Gefechten und Bewegungen und der Gewährleistung der permanenten Kampfbereitschaft sowie der Ausbildung in der Ersatz-Eskadron. Besonders nennenswert sind die Aktengruppen über die Regimentsmanöver, die Mobilmachung, die militärischen Stiftungen, die Personalangelegenheiten, die Kriegsgefangenen, die Militärgerichtsbarkeit, die Maschinengewehrzüge, die Dienstbeschädigungen, die Ausbildung in der Heimat, die ärztliche Versorgung und Untersuchungsbefunde, die Kriegstagebücher, die militärischen Befehle, die Gefechte und die Demobilmachung.

Inhalt des Bestands und Benutzungshinweise: Bestand 456 F 77 enthält die Überlieferung des 3. Badischen Dragoner-Regiments Nr. 22, der dem Verband im Kriegsfall zugeordneten Ersatz-Eskadron sowie der nach 1918 mit der Demobilmachung des Regiments befassten Abwicklungsstelle. Die Laufzeit der Unterlagen erstreckt sich von 1869 bis 1920, wobei nur bei vier Akten die Laufzeit vor 1900 einsetzt. Der Bestand gliedert sich in die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs entstandenen Friedensakten, die zwischen 1914 und 1918 entstandenen Kriegsakten sowie die Unterlagen der danach tätig gewordenen Abwicklungsstelle. Als sehr fragmentarisch ist insbesondere die Überlieferung der vor 1914 entstandenen Friedensakten zu bezeichnen. Im Hinblick auf die Kriegsakten sind vor allem bei den Eskadronen größere Lücken vorhanden. Auch die überlieferten Akten des Regimentsstabs sind nicht als vollständig zu bezeichnen. Die Gründung des Verbands erfolgte im Zuge der grundlegenden Neuorganisation des badischen Militärs nach der Niederschlagung der Revolution 1848/49. Aus einigen wenigen beibehaltenen Einheiten der alten Armee und durch Aufstellung neuer Formationen wurden insgesamt drei Kavallerie-Regimenter gebildet. Als Stiftungstag des 3. Badischen Dragoner-Regiments gilt der 6. Januar 1850. Der Verband setzte sich von Beginn an aus vier Eskadronen zusammen. Erster Stationierungsort war Bruchsal, allerdings erfolgte bereits im Dezember 1850 die Verlegung nach Mannheim. 1859 wurde Markgraf Karl von Baden, der jüngste Sohn Großherzog Leopolds, zum Chef des Dragoner-Regiments bestimmt. Im preußisch-österreichischen Krieg 1866 wurde der Verband mobilisiert und zog Anfang Juli von Mannheim aus ins Feld. Es folgten Operationen in Mittelhessen, bei denen es aber nicht zu nennenswerter Teilnahme an Kampfhandlungen kam. Mit der auf den Krieg folgenden neuerlichen Umorganisation des badischen Militärs wurde das Regiment vergrößert und erhielt eine 5. Eskadron. 1870/71 folgte die Teilnahme des Verbands am deutsch-französischen Krieg. Nach Gründung des Deutschen Reiches endete die selbstständige badische Militärverwaltung. Am 1. Juli 1871 kam infolge der mit Preußen abgeschlossenen Militärkonvention und der damit verbundenen Einordnung der badischen Truppen ins preußische Heer eine laufende Nummer zum Formationsnamen hinzu. Ergänzt wurde zudem der Name des Regimentschefs, so dass 1871 die zuletzt gültige Bezeichnung als 3. Badisches Dragoner-Regiment "Prinz Karl" Nr. 22 etabliert war. Innerhalb der preußischen Armee wurde der Verband der 28. Division und dort der 28. Kavallerie-Brigade zugeordnet. Nach der Rückkehr aus Frankreich erfolgte die Stationierung des Dragoner-Regiments in Karlsruhe und Bruchsal. 1887 kam es erneut zu einem Garnisonswechsel und der Verlegung nach Mannheim und Schwetzingen, ehe 1890 die Stationierung im elsässischen Mülhausen folgte. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs rückte das Regiment ins Feld und war zunächst vor allem mit Aufklärungsmissionen im Grenzgebiet zu Frankreich befasst. Am daran anschließenden Vormarsch nach Westen nahm der Verband vor allem als Reserve und zur Sicherung des bei Lille hinter der Front befindlichen Gebiets teil. Nachdem schon 1914 damit begonnen wurde, die Eskadronen einzeln aus dem Regimentsverband herauszulösen und anderen Verbänden zuzuweisen, wurde der Regimentsstab Anfang April 1915 aufgelöst und das Personal auf das von der 1. und 2. Eskadron gebildete 1. Halbregiment verteilt. Die durch den Stellungskrieg stark veränderten Anforderungen an die Truppenteile wirkten sich insbesondere auf die Kavallerie-Formationen aus. Es kam zur Umorganisation der Eskadronen, deren Soldaten während des Stellungskriegs in aller Regel unberitten in den zunehmend weitläufigen Grabensystemen zum Einsatz kamen. Lediglich einzelne Abteilungen fanden noch als berittene Aufklärungspatrouillen oder Meldereiter Verwendung. Bei der 1. und 2. Eskadron des Dragoner-Regiments wurden zudem MG-Züge gebildet, die ebenfalls nicht mehr den klassischen Aufgaben der Kavallerie entsprachen. Im August 1915 wurden die 1. und 2. Eskadron auf den östlichen Kriegsschauplatz verlegt und in Litauen eingesetzt. Das 1. Halbregiment der Formation war dort zunächst mit Aufklärungsmissionen befasst, später fungierte der Teilverband wiederum als Reserve und wurde auch zeitweise in der Etappe stationiert. Der MG-Zug und die 1. Eskadron wurden im August 1917 zurück nach Westen verlegt und kamen an der Front in Flandern zum Einsatz. Nach der Teilnahme an den dortigen Kämpfen wurde der Zug im Januar 1918 aufgelöst. Die 2. Eskadron verblieb zunächst mitsamt dem MG-Zug im Osten und operierte dort zeitweise mit österreichischen Einheiten. Im Anschluss an die Verlegung nach Rumänien im Herbst 1916 kam folgten in Siebenbürgen Einsätze im Stellungskrieg sowie in der dortigen Etappe, ehe auch die 2. Eskadron im Mai 1918 wiederum in die Gegend von St. Quentin an die Westfront verlegt wurde. Das aus der 3. und 4. Eskadron bestehende 2. Halbregiment blieb unterdessen in Frankreich eingesetzt, vor allem in der Champagne und bei Verdun. Die im Westen verbliebenen Teile des Dragoner-Regiments waren vor allem in der Überwachung des hinteren Frontbereichs tätig, daneben fanden Aufklärungseinsätze statt sowie gelegentlich die Beteiligung an landwirtschaftlichen Arbeiten. Im Juli 1916 kam es bei der 111. Infanterie-Division zur neuerlichen Aufstellung des Stabs. Die Verteilung der Eskadronen auf verschiedene Infanterie-Verbände und auf die beiden Kriegsschauplätze in Ost und West blieb gleichwohl bestehen, bis gegen Kriegsende wieder alle vier Eskadronen wie auch der Stab an der Westfront stationiert waren. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs begann die Rückverlegung des Verbands nach Baden. Schon 1919 wurden große Teile des Regiments durch die zu diesem Zweck eingerichtete Abwicklungsstelle demobil gemacht. Im Lauf des Jahres 1920 erfolgte die vollständige Auflösung des Regiments.

Bestandsgeschichte: Nach Ende des Ersten Weltkriegs verblieben die Akten der im Bereich des XIV. Armeekorps aufzulösenden Formationen bei den mit ihrer Demobilmachung befassten Abwicklungsstellen. Ab Januar 1920 wurde mit der Einrichtung eines Korpsarchivs begonnen, in dem die Unterlagen der Abwicklungsstellen zusammengeführt wurden. Auf diese Weise gelangte der vorliegende Bestand in das im Herbst 1920 eingerichtete Korpsarchiv nach Heilbronn, welches am 1. April 1921 dem Reichsarchiv in Potsdam als Zweigstelle eingegliedert wurde. Über einen Zwischenschritt im Heeresarchiv Stuttgart gelangten die Unterlagen in den Jahren 1947 bis 1949 zusammen mit der übrigen Überlieferung des XIV. Armeekorps an das Generallandesarchiv Karlsruhe. Eine ausführliche Bestandsgeschichte findet sich in der Einführung zu Bestand 456 F 8. Der Bestand 456 F 77 weist zum größeren Teil preußisch gebundene Akten auf. Zum überwiegenden Teil dürften die Akten bereits durch den Registraturbildner in die noch vorliegende Form gebracht worden sein, der Rest wurde wohl im Anschluss an die Demobilmachung im Rahmen der Erstbearbeitung durch die Reichsarchivzweigstelle Heilbronn formiert. Ein Zugriff auf die zur Überlieferung des XIV. Armeekorps gehörenden Archivalien musste zunächst über die in der Reichsarchivzweigstelle Heilbronn/Stuttgart oder dem Heeresarchiv Stuttgart angefertigten Verzeichnisse erfolgen. Als dauerhafte Findmittel waren diese unzureichend, so dass auf Grundlage der sehr summarisch angelegten Verzeichnisse schrittweise die Neuverzeichnung der Unterlagen stattfand. Der vorliegende Bestand wurde im Oktober 2012 für die Bereitstellung im Internet überarbeitet. Er umfasst 189 Faszikel mit einem Umfang von 4,2 laufenden Metern. Er ist unter der Signatur 456 F 77 Nr. ... zu bestellen.

Korrespondierende Bestände und Literatur: Bahls, Georg: Das 3. Badische Dragoner-Regiment Prinz Karl Nr. 22. Auf Grund der gedruckten Regimentsgeschichten und nach unveröffentlichten Quellen aus der Vorkriegszeit sowie den amtlichen Kriegsakten des Regiments, Berlin 1934. Cron, Hermann: Die Organisation des deutschen Heeres im Weltkriege. Dargestellt auf Grund der Kriegsakten, Berlin 1923. Deist, Wilhelm (Bearb.): Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, 2 Teile, Düsseldorf 1970. Fenske, Hans: Die Verwaltung im Ersten Weltkrieg, in: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1984, S. 866-908. Forstmeier, Friedrich u.a. (Hg.): Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, München 1983. Harder, Hans-Joachim: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Stuttgart 1987. Matuschka, Edgar Graf von: Organisationsgeschichte des Heeres 1890-1918, in: Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648-1939, hg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 3, München 1983, S. 157-282. Müller-Loebnitz, Wilhelm (Bearb.): Die Badener im Weltkrieg 1914/18, Karlsruhe 1935. Sostmann, Alfred: Geschichte des 3. Badischen Dragoner-Regiments Prinz Karl Nr. 22, Berlin 1898.

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 456 F 77
Umfang
189 Archivalieneinheiten

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Krieg >> XIV. (Badisches) Armeekorps >> Kavallerie-Formationen

Bestandslaufzeit
1869-1920

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1869-1920

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