Bestand
Familie von Wendt (Dep.), Gut Achtermberg / Urkunden (Bestand)
Bestandsgeschichte: In
Essen-Kray (Stadt Essen); 1421-1641 im Besitz der Familie von
Asbeck, 1674 durch Heirat an von Wendt zu Holtfeld, 1877 auf dem
Erbwege an die Grafen Marchant-Ansembourg.
Form und Inhalt: 1.
Vorbemerkung
Das Archiv des Hauses
Achtermberg bildet zusammen mit den Archiven Crassenstein und
Hardenberg das Wendtsche Archiv, das ursprünglich auf Haus
Crassenstein gelegen hat.
Crassenstein bei Diestedde
im Kreis Beckum, ehemals ein Rietbergisches Lehen der Burggrafen
von Stromberg, ist 1411 durch Pfandschaft und 1419 durch Kauf an
das weitverzweigte, hauptsächlich um Lemgo begüterte Geschlecht
von Wendt gelangt. Dieses hat in der Folgezeit seinen
Hauptwohnsitz auf Crassenstein genommen. Zur Wendtschen Erbmasse
gehörten seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts auch der
Güterkomplex Achtermberg (Essen-Kray) und die Höfe Hege
(Essen-Katernberg) und Kockeling (Essen-Borbeck). Diese Güter
hatte die Erbtochter Anna von Asbeck 1641 dem Johann Sigismund
von Bernsau in die Ehe eingebracht. Da aus der Ehe keine
männlichen Erbfolger hervorgingen, erbten die beiden Töchter:
Isabella Margaretha erhielt Hardenberg, Anna Katharina Walburg
Achtermberg mit Hege und Kockeling. Letztere heiratete etwa 1674
Jobst Dietrich von Wendt zu Holtfeld, und so gelangte
Achtermberg an die Wendts. Noch im Jahre 1674 kaufte der Herr
von Wendt den Rittersitz Horst a.d. Ruhr bei Steele, und 1697
erbte er von seinem Neffen die Herrschaft Hardenberg. Der
gesamte Crassensteinsche Besitz ging 1877 beim Tode des letzten
von Wendt der Linie Holtfeld-Crassenstein durch Erbschaft in den
Besitz des im niederländischen Limburg ansässigen und mit den
Wendts mehrfach verschwägerten Geschlechts von
Marchant-Ansembourg über.
2.
Die Familie von Asbeck und der Achtermbergsche
Güterkomplex
a) Haus und Hof
Achtermberg
Zu Anfang des 15.
Jahrhunderts erscheint Achtermberg im Besitz der Familie Heket.
1421 geht es an die Familie von Asbeck zu Goor über. Als im
Jahre 1549 zwischen den Brüdern Georg (Jürgen) und Dietrich von
Asbeck eine Erbteilung erfolgt, erhält Georg das Haus Goor mit
mehreren anderen Besitzungen, Dietrich aber Achtermberg, Hege
und Kockeling mit weiteren Gütern. Seit Anfang der neunziger
Jahre des 16. Jahrhunderts geraten die Asbecks in eine ständig
wachsende Verschuldung, die sie zu erheblichen
Güterveräußerungen und -verpfändungen zwingt. So muss Rutger von
Asbeck, Sohn Dietrichs, im Jahre 1598 u.a. auch die Korn- und
Ölmühle Achtermberg verpfänden, 1605 eine Immission in seine
Ländereien Achter dem Berge hinnehmen.
b)
Gut Hege
Im Jahre 1501 verkauft Berndt
van der Heige die Hälfte des Gutes Hege dem Gerhart van der
Ruhr. Vier Jahre später gelangt das gesamte Gut, ein Lehen des
Stiftes Essen, durch Kauf an Goddert von Asbeck gen. Pinsequat.
Bei der schon erwähnten Erbteilung von 1549 fällt Hege an die
Eheleute Dietrich von Asbeck und Anna von Hüchtebroich, 1602
verschuldet an die Münsterfabrik des Stifts Essen.
c) Gut Kockeling
Kockeling, ebenfalls ein Lehen des Stiftes Essen, ist
ursprünglich im Besitz der Familie von der Leiten, die es 1423
Dietrich von Asbeck zu Goor verkauft. 1549 fällt es dem Dietrich
von Asbeck zu.
d) Weitere
Besitzungen
1489 werden das Garmans-Gut
(Gelsenkirchen), das Meibuschs-Gut, Johann Westens Gut
(Gelsenkirchen-Rotthausen), der Daerl (Buer) und Ländereien in
der Heßler Mark (Gelsenkirchen) im Besitz der Asbecks erwähnt,
im Jahre 1500 das Gut zum Smalenbroich (Gelsenkirchen). 1513
empfangen Rotger und Georg (Jürgen) von Asbeck den Essener
Stiftshof Brockhof (Gelsenkirchen) zu Lehen. 1533 verkaufen
Goddert von Asbeck und Cord vam Darle das Werdener Lehen Arbecke
im Kirchspiel Buer, 1563 wird Dietrich von Asbeck mit diesem
belehnt. Bei der Erbteilung von 1549 werden zum Haus Goor
folgende Besitzungen geschlagen:
Garmans-Gut, der
Mühlenhüls mit der Korn- und Ölmühle Achter dem Berg, Meibusch,
Stenhorst, Kleinenhüls, Stalberg (Gelsenkirchen), Wißmann,
Vechting, Alter Stalberg, Eggemann, Santfort, Lockhof, Palle,
Ridder, Dondelmann (Gelsenkirchen), Frischen, Brockhof
(Gelsenkirchen), Gerechtigkeiten in der Heßler Mark, Althof,
Heitkamp, Smalenbroich, Grüters.
Das Haus Achtermberg
erhält neben Hege und Kockeling:
Heitkamp, Ulenkamp,
Bücking, Ottenkamp, Stratmann, Hagenwiese, Volminghof
(Gelsenkirchen, Braubauerschaft), Therbaven (Gelsenkirchen,
Braubauerschaft), das Werdener Lehen Borchmanns-Gut
(Gelsenkirchen), Sunderkamp im Emscherbruch (Gelsenkirchen,
Braubauerschaft), Gerechtigkeiten in der Heßler Mark, den Hüls,
up der Maten und Schmidts Kotten (Wattenscheid?). Im selben Jahr
erwirbt Dietrich von Asbeck den Essener Stiftshof Lattenhof
(Essen-Kray, zum Oberhof Nünning gehörig), 1563 das stiftische
Lehen Kernemanns-Hof (Gelsenkirchen-Rotthausen). Sein Bruder
Georg kann 1565 den zum Stiftshof Nünning gehörigen Morhof
(Mormann-Hof) zu Gelsenkirchen-Rotthausen an sich bringen, der
zwischenzeitlich verpfändet werden muss, 1583 jedoch wieder
eingelöst werden kann. Dietrich von Asbeck kauft 1568 Bruchland
zu Schonnebek (Essen); 1575 wird er mit den im Kirchspiel Buer
gelegenen Gütern Hidding und zur Oven und mit dem Kotten up der
Eken vom Bischof von Münster belehnt. Schließlich gelingt
Dietrich von Asbeck und seinem Sohn Rutger 1577 der Erwerb des
Gutes Mechtenberg (Essen-Kray). 1578 tauschen beide das
Dickmanns-Gut (Essen-Altenessen) gegen das Eggebrechts-Gut
(Essen-Gerschede). 1580 wird das Gut Overhof
(Bochum-Kirchharpen), 1584 das Gut Kindsfeld (Stift und Gericht
Essen), 1592 das Natmanns-Gut (Essen-Kray-Leite) im Besitz der
Familie von Asbeck genannt.
Das Dickmanns-Gut wird
1595 wieder verkauft, 1611 der Morhof, 1614 der Kleine
Sunderkamp. Die Brüder Adolf und Johann von Asbeck, Domherren zu
Münster, versuchen seit den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts mit
Erfolg den Rückerwerb der veräußerten und verpfändeten
Güter.
3. Die Ordnung des Archivs von
Wendt
Seit 1854 hat sich der Arnsberger
Oberlehrer Franz Ignaz Pieler der Ordnung und Verzeichnung des
Wendtschen Archivs angenommen. Er vereinigte die drei
ursprünglich getrennten Archive ohne Rücksicht auf ihre
Provenienzen zu einem Fonds, dem Freiherrlich von Wendtschen
Archiv zu Crassenstein, und bildete zwei Abteilungen: das
Urkunden- und das Aktenarchiv. Abteilung I, das Urkundenarchiv
mit den Urkunden in chronologischer Reihenfolge, stellte Pieler
gegen 1860 fertig; während er zu einer Verzeichnung der
Abteilung II, des Aktenarchivs, nie gekommen ist. 1926 sollte
das Wendtsche Archiv im Auftrag der Vereinigten Westfälischen
Adelsarchive durch den damaligen Hilfsarchivar Heinrich
Pottmeyer von neuem gesichtet werden. Pottmeyer schuf eine
provisorische Übersicht über die Bestände des Hauses
Crassenstein und sah eine Gesamtverzeichnung vor, die eine
Wiederherstellung der alten Provenienzen zum Ziel haben sollte.
Eine solche Neuordnung und -verzeichnung ist aber nicht erfolgt.
Drei Jahre später stellte ein nicht näher bekannter Dr. Sturm
ein detailliertes "Inventar des Archivs auf Schloss
Crassenstein" auf, aber auch er ließ es bei dem Inventar und
theoretischen, zumeist unsachgemäßen Überlegungen bewenden.
Schließlich gelangte das Wendtsche Archiv als Depositum des
Grafen Marchant-Ansembourg in das Staatsarchiv Münster.
4. Der Bestand des Archivs Achtermberg
Der vorliegende Urkundenbestand umfasst 266
Nummern, von denen zur Zeit 8 nicht auffindbar sind (die Zahl
der fehlenden Stücke hat sich bis 2010 auf zwei, nämlich die
Nummern 60 und 130, reduziert). Diese wurden mit einem
entsprechenden Vermerk versehen. Ihre Regesten mussten nach dem
Pielerschen Verzeichnis übernommen werden. Es ist nicht
auszuschließen, dass bei der Gesamtneuverzeichnung des
Wendtschen Archivs weitere Achtermberger Stücke zutage gefördert
werden, so vor allem in den Akten liegende
Urkundenabschriften.
Das Achtermberger Archiv hat
zuerst im 16. Jahrhundert eine Ordnung erfahren. Die ältesten
Signaturen beziehen sich auf ein nicht erklärbares
Literierungssystem (Beispiel: lit. A = Asbeck?). Noch im 16.
Jahrhundert ist eine zweite Ordnung erfolgt, die ebenfalls nach
einem nicht deutbaren arabischen Ziffernsystem vorgegangen ist
(Beispiel: n. 2). Eine größere Anzahl Urkunden enthält dorsal
eigenhändige Vermerke oder Bemerkungen Dietrichs von Asbeck
(geb. 1519/22, 1605 tot). Im 17. Jahrhundert ist der Bestand
wiederum mindestens zweimal umsigniert worden, einmal im
Literierungsverfahren (Beispiel: W lit. g), dem ein sachliches
Prinzip zugrunde zu liegen scheint, zum anderen in einem
gemischten Literierungs- und Ziffernsystem (Beispiel: D no. 37),
bei dem sich der Buchstabe entweder auf den Ausstellernamen oder
den Namen des Kaufs- oder Verkaufsobjekts beziehen muss. Auch
das 18. Jahrhundert hat zweimal neue Signaturen eingeführt: ein
gemischtes Literierungs- und Ziffernsystem, das auf den
Ausstellernamen Bezug nimmt (Beispiel: Lit. H n. 2), und ein
einfaches Ziffernsystem, das nach Materien vorzugehen scheint.
Eine Reihe Urkunden trägt den Vermerk vom 6. August 1749, sie
seien in das Hypothekenbuch des Stiftes Essen eingetragen
worden. Zuletzt hat Nikolaus Kindlinger, 1793-1802 Essener
Stifsarchivar, das Archiv Achtermberg durchgesehen und die auf
die Münsterfabrik bezüglichen Stücke gekennzeichnet (Beispiel:
fabrica num. 1).
5) Zur Bearbeitung
Die in den Urkunden vorkommenden bekannten
Namen wurden weitgehend normalisiert. Die Siegel sind stets,
wenn nicht anders vermerkt, von runder Form. Folgende
Abkürzungen wurden gewählt:
abgef. = abgefallen
abh. = abhängend
a.d. = anno domini
anh. = anhängend
B = (Siegel-)Bild
besch. = beschädigt
gen. = genannt
got. = gotisch
l. besch. = leicht
beschädigt
oberländ. = oberländisch
rhein.
= rheinisch(e)
R = Rückvermerk(e)
s. =
siehe
Sg. = Siegel
st. besch. = stark
beschädigt
U = Urkunde; (Siegel-)Umschrift
Münster, im Dezember 1971
gez. Müller
Druck: Beiträge zur
Geschichte von Stadt und Stift Essen 87 (1972), S.
145-286.
Münster im September 1983,
Müller
- Bestandssignatur
-
U 219u
- Umfang
-
277 Urkunden.; 277 Urkunden, Findbuch U 219u mit Index.
- Sprache der Unterlagen
-
German
- Kontext
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 4. Nichtstaatliches Schriftgut / Archivische Sammlungen >> 4.3. Gewerbebetriebe, Adlige Häuser, Familien, Höfe (U) >> 4.3.2. Adelige Häuser, Familien, Höfe >> Familie von Wendt (Dep.) >> Familie von Wendt (Dep.), Gut Achtermberg
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Helmut Müller, Der Urkundenbestand des Archivs Achtermberg im Gesamtarchiv von Wendt, in: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 37 (1972), S. 147-286; Franz Ignaz Pieler, Nachrichten über die ritterliche Familie von Wendt im Mittelalter und im Anfange der neueren Zeit, in: Westfälisches Adelsblatt 4 (1927), S. 115-168 und 191-222; August Meininghaus, Zur Geschichte der Familie von Wendt, in: Westfälisches Adelsblatt. Monatsblatt der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive 4 (1927), S. 305.
- Bestandslaufzeit
-
1326-1791
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1326-1791