Tagesklinische Behandlung von Essstörungen: Charakteristika und Prädiktoren des Symptomverlaufs

Abstract: Da Essstörungen oftmals einen schweren und chronischen Verlauf aufweisen, bleibt eine Exploration von Gründen dafür aktueller Gegenstand der Forschung.
Ziel dieser Arbeit war es, neben der Beschreibung von Symptomverläufen während und nach einer tagesklinischen Behandlung, Prädiktorvariablen für die Krankheitsverläufe zu finden, sowie den Symptomverlauf bei Essstörungen mit demjenigen von depressiven Störungen zu vergleichen. Dabei ergaben sich folgende Ergebnisse: Während der (teil-)stationären Behandlung konnte für die beiden Krankheitsbilder eine signifikante Reduktion der störungsspezifischen Symptomatik sowie der generellen psychischen Beeinträchtigung beobachtet werden. Im 3-Monats-Zeitraum nach der Entlassung blieb die Symptomatik weitestgehend stabil. Die allgemeine psychische Belastung der Patient*innen mit einer Essstörung nahm jedoch nach der Entlassung bis zu drei Monate später nochmals signifikant ab. Außerdem zeigten sich auf deskriptiver Ebene Tendenzen, dass die Patient*innen mit einer Anorexia nervosa während der tagesklinischen Behandlung eine geringere Reduktion der Essstörungssymptomatik aufwiesen als die anderen Patient*innen mit einer Essstörung. Beim Vergleich der beiden Krankheitsbilder fiel auf, dass die Patient*innen mit einer Depression im Verlauf der Behandlung signifikant mehr Symptomverbesserungen zeigten als Patient*innen mit einer Essstörung. Essstörungen scheinen damit eher schlechtere Behandlungsverläufe aufzuweisen.
Obwohl sich eine komorbide Persönlichkeitsstörung, weitere Achse-I-Diagnosen und eine strukturelle Beeinträchtigung der Patient*innen nicht als signifikante Prädiktoren für den Symptomverlauf bei Essstörungen und depressiven Störungen herausstellten, ließen sich Tendenzen dahingehend zeigen, dass sich die Essstörungssymptomatik bei Vorhandensein einer Persönlichkeitsstörung während der tagesklinischen Behandlung eher weniger reduzierte sowie im 3-Monats-Zeitraum nach der Entlassung eher verschlechterte. Zudem zeigten sich für die Depressionen bei Vorhandensein von zusätzlichen Achse-I-Diagnosen tendenziell mehr Verschlechterungen der depressiven Symptomatik nach der Entlassung bis zur Katamnese als bei Nicht-Vorhandensein einer derartigen Komorbidität.
Die Ergebnisse dieser Arbeit implizieren, dass die Behandlung einer komorbiden (Persönlichkeits-)Störung von Relevanz für einen positiveren Symptomverlauf von Essstörungen und depressiven Störungen sein könnte. In größeren Studien sollte die Bedeutung dieser möglichen Prädiktorvariablen nochmals überprüft werden. Die Kenntnis von Prädiktorvariablen könnte eine frühe Berücksichtigung von individuellen Problematiken in der Behandlung mit entsprechender Anpassung der Therapie ermöglichen

Location
Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
Extent
Online-Ressource
Language
Deutsch
Notes
Universität Freiburg, Dissertation, 2022

Keyword
Essstörung
Anorexia nervosa
Bulimie
Psychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie
Psychische Störung

Event
Veröffentlichung
(where)
Freiburg
(who)
Universität
(when)
2022
Creator
Contributor

DOI
10.6094/UNIFR/228308
URN
urn:nbn:de:bsz:25-freidok-2283088
Rights
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Last update
15.08.2025, 7:21 AM CEST

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Time of origin

  • 2022

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