lieber tull, heut zum sonnt dein brief...

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Transkription: 16.10.1927 lieber tull, heut zum sonnt dein brief. ich hab auch lang nicht geschrieben oder nur karte, die du wol hast. also mittenberg geht von der kasse aus, muss nur gemeldet werden: erholungshalber. d.h. gegebenenfalls, wenn artzt gebraucht wird. jetzt sitzt glücklichst der ofen von klees im atelier. raucht und brennt leidlich, d.h. er genügt jetzt, ein eimer voll kohlen reicht pro tag. aber viel dreck. auch meyers werden sich nun einen setzen ins grosse zimmer und die tür fürs ess offen lassen. denn: mit der dampfheizung könne es weihnachten werden!! oder doch 1-2 monate. ist unglaublich, meyer sagt dass er seit mai dahinter sei. andre sagen seit august. es bleibt also wol nichts andres übrig. meyer sehr pikiert auf bhs, hab den eindruck, dass er mit april abgeht. meinte (im vertrauen) auch ich.- werd mit wichert in frkfrt. reden. baumeister habe neuerdings chancen in stuttgart.- wichert erbat sich arbeiten von meyer-amden. sandte ihm was da hatte. gantner bedauerte sehr, mich nicht gesehen und gesprochen zu haben. ich werde wol bald von dort hören. heut kam clara bischoff an, für dem vorkurs. muss mich nun etwas um sie kümmern, obwol gar keine zeit habe. durch die heizerei geht immer zeit verloren. die stravinsky sache macht mir sehr zu schaffen. ich hab noch nicht die richtige farbtechnik, werds wol mit temprafarben machen, gross, direkt auf schwarzpapier. auch im ganzen sehr schwer für mich, das russische. brauche farben, papier, und kein geld. frau bienert habe noch immer das bild bei sich. habe zweifel, weil es abblättere. wird ihr vorschlagen, dass ichs neu male. gosebruch hat neun bilder zur ansicht. hoffen wir. da sehr nötig. grassow-kohlen schickte ultimatum. meyer zahlt mir miete voraus, in 2 raten bis 15. nov. dann ist das auch weg. singer schreibt unverschämte briefe. und so weiter.... „aber nicht klagen, mein schwänlein...“ lernte kürzlich im bartok-konzert bhs rother, den generalmusikdir. kennen, netter kerl, a la karl im typ, sagte er verstehe nicht, wie ich nicht längst am theater... altes lied... zank von frau bü-metste und frau lührs, wer schuld sei, dass ich nicht längst... hartmann? nein: „Ihr mann, frau bümeister!!! der ist zuguterletzt gekniffen,“ (was ich auch glaube). es kann also sein, obwol mir nichts an dessau liegt. lieber dresden (wo ich nichts weiss bis jetzt), frkft. schweigt. ich werde aber schreiben. freut mich dass ihr so schön wetter habt. hier doch kalt und feucht. auf wann denkst du denn abzufahren? - so du strickst! o! der nadeln wegen! kann karin seil stricken? hätt ein dings mitschicken können. bei moholys, hab nur flüchtig bildchen gesehen, es sind noch nette darunter. bald. das kinderbild in einem prachtbuch, sehr schön. hat sich sicher gut bezahlt gemacht - das rad! casca will wieder nach schönau, als das billigste und beste. werkstatt billiges leben wie nirgends sonst. ob er da alles machen kann was er will, ist fraglich. material! um den flügel ist man besorgt, frau meyer spielt öfters. sie ist scheints wieder obenauf. wollte in den vorkurs, als sie aber hörte auch nachmittags ganz besonders, wurde sie kühler. das mädchen schläft in einem braunen bett. werd fragen. das stühlchen? siedhoffs wegen gitter schuhe hab nun alles geschickt. auch weiss. und galoschen. wusste nicht. hoffentlich sind sie schon da. mit dem geld scheint es zu stimmen. morgen erstmals „figürliches zeichnen“ von 5-7. bühne ein neuer, begabt. dies in eile heut. herzlichst bestens euer dein Oskar Wer ist noch da in Asc? Die Grosmieliches? Wer noch?

Object Details

• Collection: Archiv Oskar Schlemmer
• Inventory number: AOS 2015/1540
• Material/Technique: Papier; maschinenschriftlich; Tinte

Contributors, Places and Time

• Event: Herstellung
• (who): Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943) ; Tut Schlemmer (12.11.1890 - 25.04.1987)
• Provenance: Abschrift vorhanden; Kasten 3 (unvollständig) und Ordner 1927-1933

Further information

• Rights: Staatsgalerie Stuttgart
• Last update: 28.03.2025, 12:10 PM CET