Bestand
Nachlass der Familien von Villiez und Goebel von Harrant (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Ankauf Mai 2018.
Inhalt und
Bewertung
Edmund Goebel von Harrant, Rudolf
Goebel von Harrant, Philipp von Villiez und Clementine von Villiez,
geborene Meyer.
I. Vorbemerkung: Die
vorliegenden beiden Bände wurden vom Generallandesarchiv Karlsruhe
im Mai 2018 angekauft und von der Unterzeichnenden noch im selben
Monat verzeichnet und verpackt. Außerdem wurde ein Personen- und
Ortsindex angelegt. Sie stammen aus dem Familiennachlass des Thomas
von Villiez in Hamburg. Die beiden Stücke beziehen sich jedoch auch
auf die adelige Familie Goebel von Harrant und die bürgerliche
Bankiersfamilie Meyer in Rastatt. Karlsruhe, im Mai 2018 Sara
Diedrich
II. Erläuterungen zum Inhalt
und Bearbeitung: Beim ersten Band handelt es sich um das Tagebuch
bzw. die Beschreibung der v.a. privaten Reisen und Aktivitäten des
Hauptmanns Edmund Goebel von Harrant aus Rastatt (geb. 1.1.1836 in
Baden-Baden). Seit 1851 stand er im badischen Militärdienst und
nahm an den Feldzügen 1866 und 1870/71 teil. In der Zeit des
Reisetagebuchs war er Hauptmann im badischen
Fuß-Artillerie-Bataillon 14 und Major im Niederschlesischen
Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 5; seine Teilnahmen an Manövern werden
im Reisetagebuch erwähnt. Im Jahr 1860 heiratete er die Tochter des
Rastatter Bankiers Franz Meyer, Fanny/Franziska Meyer (geb.
24.2.1840). Edmund Goebel von Harrant unternahm alleine oder mit
Freunden/Bekannten (seltener mit der Familie) viele Wanderungen
durch die Natur oder besichtigte Städte. Hauptsächlich war er im
Oberrheingebiet, im Schwarzwald und Elsass unterwegs, daneben auch
in Norditalien, Norddeutschland, Berlin sowie Posen und Schlesien.
Seine Beschreibungen verraten ein Interesse an der Landschaft und
deren Topographie sowie an der Architektur (v.a. Brücken,
Schlösser, Kirchen, Bauernhäuser). Dazu fertigte er neben und
zwischen den Texten kleinere Skizzen an. Außerdem sind Fahrkarten
von Bahnen und Omnibussen, Hotel- und Restaurantrechnungen,
Programme seiner Theaterbesuche etc. enthalten. Neben den
Beschreibungen der durchwanderten oder durchfahrenen Landschaften
berichtet er von einzelnen Begegnungen mit einheimischen oder
mitreisenden Menschen und macht Bemerkungen zur Sprache und
Kleidung der jeweiligen Bevölkerung; Bemerkungen zu Politik und
Wirtschaft sind seltener. Das Tagebuch bietet einen Einblick in das
private Leben, in die Freizeitgestaltung eines Freiherrn und
Militärs in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und seiner
Interessen. Daneben verschafft es aber auch einen Einblick in die
damalige Beschaffenheit des Naturraums und die dort lebenden
Menschen, v.a. im Oberrheingebiet. Als interessant hervorzuheben
ist die detaillierte Schilderung seines Besuchs bei der
Weltausstellung in Wien 1873. Das Reisetagebuch ist chronologisch
aufgebaut und in einzelne Kapitel unterteilt. Seitenzahlen (ab S.
519) und Kapitelnummern (ab Nr. 82) lassen darauf schließen, dass
ursprünglich vorhergehende Reisebeschreibungen existierten. Bei der
Verzeichnung wurde für jedes Kapitel ein eigener Datensatz angelegt
und die jeweilige Kapitelüberschrift - teilweise ergänzt -
übernommen. Die Inhaltsangaben zu den Kapiteln heben nur einzelne
Inhalte hervor oder zählen diese grob auf: nicht alle genannten
Orte werden in der Verzeichnung erwähnt, jedoch sofern möglich
identifiziert; mitreisende Personen - die Namen sind zumeist
abgekürzt - wurden i.d.R. nicht aufgenommen. Beim zweiten Band aus
dem vorliegenden Nachlass handelt es sich hauptsächlich um eine
Vermögensaufstellung der Clementine Meyer (geb. 15.04.1849 in
Rastatt) zu ihrer Vermählung mit Leutnant Philipp von Villiez
(30.10.1842 in Mannheim - 14.5.1917) am 15.6.1868, angefertigt von
ihrem Vater Franz Meyer. Clementine war eine jüngere Schwester der
Fanny/Franziska Meyer. Auch Clementines Ehemann Philipp von Villiez
stand seit 1862 in badischen Militärdiensten und nahm an den
Feldzügen 1866 und 1870/71 teil; zum Zeitpunkt der Vermählung war
er Leutnant im 3. Dragoner-Regiment Prinz Carl von Baden; sein
Vater Theodor von Villiez (8.11.1813 in Käfertal - 3.9.1878 in
Baden-Baden) war großherzoglich badischer Generalmajor in Rastatt.
Aus dem Inhalt des Bandes hervorzuheben sind die detaillierte
Auflistung der Aussteuer Clementines und der Sitzplan bei ihrem
Hochzeits-Diner. Neben den Vermögensangelegenheiten befinden sich
darin auch Familiengeschichten zur Familie Meyer und von Villiez
sowie eine Wappenzeichnung und -beschreibung der von Villiez'. Es
handelt sich um eine sozialhistorisch und gesellschaftlich
interessante Quelle. Sowohl Philipp von Villiez als auch Edmund
Goebel von Harrant heirateten, nicht untypisch für diese Zeit, eine
nichtadelige Frau aus dem besitzenden Bürgertum.
III. Sachverwandtes und
Literaturhinweise: Personalakte des Edmund Goebel von Harrant im
Generallandesarchiv: 238 Nr. 1100. Akten zu dessen Sohn Rudolf
Goebel von Harrant (geb. 31.10.1861 in Rastatt, gest. 31.3.1929 in
Berlin): 234 Nr. 16128 und 16129, 233 Nr. 43353
(Kriegsverdienstkreuz). Personalakten des Philipp von Villiez im
Generallandesarchiv: 238 Nr. 820 und 456 E Nr. 13207; Personalakte
seines Vaters Generalmajor Theodor von Villiez: 238 Nr. 659.
Außerdem gibt es weitere Unterlagen zu Mitgliedern der Familie von
Villiez und deren Besitztümern in Mannheim-Käfertal im
Generallandesarchiv. Meyer, Franz Simon: Die ganze Geschichte
meines gleichgültigen Lebens, Bd. 1: 1816 - 1828. Die Jugendjahre
des Franz Simon Meyer, hg. von Sebastian Diziol, Kiel 2016. Siehe
außerdem die Bände 2 und 3. Eintrag "Villiez" im Stadtwiki
Karlsruhe. Online unter: https://ka.stadtwiki.net/Villiez (Stand
14.05.2018).
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 von Villiez
- Umfang
-
2 Bände
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Familien- und Herrschaftsarchive >> Adel >> von Villiez
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Personalakte des Edmund Goebel von Harrant im Generallandesarchiv: 238 Nr. 1100.
Akten zu dessen Sohn Rudolf Goebel von Harrant (geb. 31.10.1861 in Rastatt, gest. 31.3.1929 in Berlin): 234 Nr. 16128 und 16129, 233 Nr. 43353 (Kriegsverdienstkreuz).
Personalakten des Philipp von Villiez im Generallandesarchiv: 238 Nr. 820 und 456 E Nr. 13207; Personalakte seines Vaters Generalmajor Theodor von Villiez: 238 Nr. 659. Außerdem gibt es weitere Unterlagen zu Mitgliedern der Familie von Villiez und deren Besitztümern in Mannheim-Käfertal im Generallandesarchiv.
Meyer, Franz Simon: Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens, Bd. 1: 1816 - 1828. Die Jugendjahre des Franz Simon Meyer, hg. von Sebastian Diziol, Kiel 2016. Siehe außerdem die Bände 2 und 3.
Eintrag "Villiez" im Stadtwiki Karlsruhe. Online unter: https://ka.stadtwiki.net/Villiez (Stand 14.05.2018).
- Bestandslaufzeit
-
(1862) 1868 - 1895 (1903)
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1862) 1868 - 1895 (1903)