Bestand
Gutsarchiv von Tessin zu Hochdorf: Urkunden, Akten und Amtsbücher (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Die Herren von Tessin, ursprünglich in der Herschaft Grubenhaben in der Nähe von Braunschweig beheimatet, erwarben 1709 durch Kauf das Gut Hochdorf (Lkr. Ludwigsburg).
Das Gutsarchiv von Tessin zu Hochdorf wurde 1967 unter Eigentumsvorbehalt im Staatsarchiv Ludwigsburg deponiert. Im Jahr 2023 wurden dem Bestand 42 Karten und Pläne angefügt (als Depositum des neuen Eigentümers des Schlosses).
Inhalt und Bewertung
Schwerpunkt der Überlieferung, die von 1537 bis 1922 reicht, ist das 18. und 19. Jahrhundert. Nur wenige Akten weisen in die "vortessinische" Zeit zurück und betreffen vor allem Familienangelegenheiten der Herren von Münchingen sowie den Übergang Hochdorfs von diesen an die Freiherren von Tessin.
Vorwort: Bereits der Lorscher Codex führt um 800 Besitzungen in Hochdorf auf, wo auch Kloster Fulda im 9. Jahrhundert begütert war. Das Dorf gehörte im Mittelalter zum Komplex des Lehens Hohenscheid, das von der Grafschaft Vaihingen herrührte und mit dieser im 14. Jahrhundert an Württemberg fiel. Nach dem Aussterben eines auf der Burg beheimateten gleichnamigen Adelsgeschlechts belehnte Graf Eberhard von Württemberg 1390 Reinhard von Remchingen mit der Burg Hohenscheid und dem Dorf Hochdorf. Bereits 1397/98 wurde das Lehen je zur Hälfte an Wilhelm und Hug von Münchingen ausgegeben. Ihre Familie sollte das Lehen, das auch die hohe und niedere Gerichtsbarkeit umfasste, bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts im Besitz behalten. Wegen ihrer hohen Verschuldung infolge der Kriege des 17. Jahrhunderts verkauften Franz Karl von Münchingen und seine beiden Brüder Wolfgang Ludwig und Eberhard Friedrich mit herzoglichem Einverständnis ihren Hochdorfer Besitz im Jahr 1709 um 20.000 Gulden an Philipp Heinrich von Tessin, der seit 1708 als Kammermeister der herzoglichen Rentkammer in Diensten Herzog Eberhard Ludwigs von Württemberg stand. Philipp Heinrich stammt aus der ursprünglich in Grubenhagen, Vorpommern, ansässigen Familie von Tessin. 1710 erbaute er das Hochdorfer Schloss, das bis ins 20. Jahrhundert von Mitgliedern der Familie bewohnt wurde. Als er 1728 als württembergischer Kammerpräsident starb, vererbte er seinen Besitz an seine drei Söhne Magnus, Heinrich Gottfried und Johann Ferdinand von Tessin. Durch die Ehe des letzteren mit Eleonore von Leutrum-Ertingen kam 1766 Kilchberg hinzu, das aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einer Erbteilung abgetrennt und einem anderen Zweig der Familie zugeschlagen wurde, der dort heute noch blüht. Der ritterschaftliche Ort Hochdorf, der dem Kanton Neckar-Schwarzwald inkorporiert war, kam 1806 unter württembergische Landeshoheit und wurde 1809 dem Oberamt Vaihingen zugeteilt. Auch das Patronatsrecht an der seit 1468 selbständigen Pfarrkirche, das vom Deutschen Orden über die Herren von Münchingen 1709 an die Tessin gekommen war, fiel 1806 an die Krone Württemberg. Der vorliegende Archivbestand wurde 1967 unter Eigentumsvorbehalt im Staatsarchiv Ludwigsburg deponiert. Schwerpunkt der Überlieferung, die von 1537 bis 1922 reicht, ist das 18. und 19. Jahrhundert. Nur wenige Akten weisen in die "vortessinische" Zeit zurück und betreffen vor allem Familienangelegenheiten der Herren von Münchingen sowie den Übergang Hochdorfs von diesen an die Freiherren von Tessin. Vierzehn bei der Deponierung der Akten und Amtsbücher auf Schloss Hochdorf verbliebene Pergamenturkunden aus der Zeit von 1559 bis 1730 müssen heute als verschollen gelten. Davon erstellte Xerokopien werden im Bü 686 aufbewahrt. Der Bestand B 139 d I umfasst heute eine Pergamenturkunde und 770 Akten, Amtsbücher und Karten mit einem Gesamtumfang von 11,2 laufenden Regalmetern. Er wurde 1999 bis 2001 von Frau Birgit Schäfer erschlossen. Die Eingabe in die EDV erfolgte 2005 durch Frau Hildegard Aufderklamm. Die Unterzeichnete übernahm die Endredaktion und die Abgrenzung der Rechnungen, die separat im Bestand B 139 d II aufgestellt wurden. Ludwigsburg, im Dezember 2005 Maria Magdalena Rückert
Nachtrag: 14 Urkunden (U 2-15) eingekommen als Zugang 2018/53, Bearbeitung: Dr. Maria Magdalena Rückert und Neda Tadjalli Mehr 42 Karten und Pläne (Bü 729-770), eingekommen als Zugang 2023/27, Bearbeitung: Dr. Peter Müller
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, B 139 d I
- Umfang
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15 Urkunden, 770 Büschel (11,8 lfd. m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Bestände vor 1803 bzw. vor 1806/10 >> Weltliche Herrschaften >> Sonstige weltliche Herrschaften
- Bestandslaufzeit
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1537-1922
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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18.04.2024, 10:40 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1537-1922