Bestand

Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis (Bestand)

Chronologisch geordnete Kreistagsakten.

Bestandsgeschichte: Von Johann Ludwig Knoch 1776 zusammengestellter Pertinenzbestand.

Form und Inhalt: Vorwort
Die zehn Reichskreise - darunter der Niederrheinisch-westfälische Reichskreis - wurden im Zuge der Reichsreform unter Kaiser Maximilian I. ab 1500 gegründet und existierten bis zum Untergang des alten Reichs.
Lippe gehörte dem Reichskreis seit dessen Gründung als voll stimmberechtigtes Mitglied auf der Grafenbank an. Diese war eine von fünf Bänken neben den vier Bänken der Fürstbischöfe, Fürsten, Prälaten und Städten.
Den Reichskreisen oblag hauptsächlich:
1) die innere und äußere Sicherheit zu wahren (Schutz des Landfriedens und Stellung von Truppenkontigenten zur Reichsarmee, s. dazu auch Reichskriegsordnung von 1681),
2) die Rechtspflege und Rechtstsvollstreckung zu gewährleisten (Besetzung der Assessorenstellen am RKG und Durchführung von Kreisexekutionen, spätestens seit der Kreisexekutionsordnung von 1555),
3) Mitwirkung bei den Münzprobationen,
4) Durchführung und Beobachtung von Zollangelegenheiten.
Die führenden politischen Köpfe waren die beiden kreisausschreibenden Fürsten, der Herzog von Jülich-Kleve-Berg (später Brandenburg-Preußen) und der Münsteraner Fürstbischof. Das wichtigste Wahlamt war das des Kreisoberst, das Graf Simon VI. zur Lippe in den beiden Jahrzehnten um 1600 bekleidete. Er war damit in schwieriger Zeit der militärische Führer des Kreisaufgebots. Seinen politischen Einfluss im Kreis und im Reich musste er und die Grafschaft mit einem hohen Preis bezahlen. Um 1611 war Lippe zahlungsunfähig!
Bei L 41 handelt es sich um einen von Knoch 1776 tief verzeichneten Pertinenzbestand zumeist bestehend aus chronologisch geordneten, in dickleibigen Konvoluten zeitgenössisch gebundenen Aktenverfolgen, den so genannten Kreisakten (bis zu 800 Bl.! je Band; Laufzeit: 1537-1748; Nachträge ausgehendes 20. Jhrh. bis 1761, siehe auch Blatt 1-260 des Knochschen Repertoriums XLI.)
Zeitlicher und quantitativer Schwerpunkt der bisher wenig beachteten, aber für die äußeren Beziehungen Lippes umso interessantere Überlieferung bilden die Jahre um 1600 (v.a. der "Spanische Winter" 1598/99), als Graf Simon VI. zur Lippe als Kreisobrist der führende politische und militärische Kopf des Kreises war (s.o.), die Jahre des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) sowie des Siebenjährigen Krieges (1756-1763)
Inhaltlicher Schwerpunkt bilden die Schriftwechsel mit den adligen, geistlichen und städtischen Mitgliedern des Kreises (= Kreisstände, zeitweise über 60 Mitglieder, des weiteren nordwestdeutschen Raumes von der Eifel bis zur Weser) vornehmlich in Kreisangelegenheiten (Innere- und Äußere Sicherheit (Policey und Militär), Münzregelungen, Reichs- und Kreissteuern/Beiträge, Mitgliedschaft, Verwaltung, Bestallungen von zivilen und militärischen Funktionsträgern und Vorschläge für RKG-Assessoren, Streitigkeiten zw. Kreisständen und Direktorium, usw. ); ferner die Ausschreibungen, Protokolle, Abschiede etc. des zumeist einmal jährlich und teilweise wochenlang hauptsächlich in Köln (Rathaus) tagenden Kreistages sowie die dazugehörigen Berichte und Tagebücher der lippischen Gesandten und deren Instruktionen seitens der lipp. Regierung breiten Raum ein.
Über die Überlieferungslage des Bestandes bemerkt Knoch in einem Bericht an die Regierung vom 20. Dez. 1783 an anderer Stelle (L 41a Nr. 1734) "... daß die dem archiv beyhandene Crayß-acta nur biß in das Jahr 1740 und zwar sehr unvollständig reichen; ...".
Zahlreiche gedruckte kaiserliche Patente, Reskripte, Edikte und Mandate finden sich ebenfalls im Bestand.

Es ist nach Bestell-Nr. zu zitieren: L 41 a Nr. ...

W. Bender
Detmold, im Dez. 2021


Siehe v.a.. auch die Bestände L 40, L 41 a, L 42-L 49 und L 56-61.

Bestandssignatur
L 41
Umfang
59 Kartons = 67 Archivbände 1537-1761. - Findbuch: L 41.
Sprache der Unterlagen
German

Kontext
Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe (Archivtektonik) >> 1. Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe >> 1.1. Land Lippe (bis 1947) >> 1.1.2. Verwaltung, Justiz >> 1.1.2.1. Auswärtige Beziehungen
Verwandte Bestände und Literatur
Schneider, Andreas, Der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis im 16. Jahrhundert, Düsseldorf 1985; Arndt, Johannes, Die Grafschaft Lippe und die Institutionen des Heiligen Römischen Reiches im 17. und 18. Jahrhundert, in: ZHF 18 (1991), S. 149-176.

Andreas Schneider, Der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis im 16. Jh., Düsseldorf 1985.
Johannes Arndt, Die Grafschaft Lippe und die Institutionen des Heiligen Römischen Reiches im 17. und 18. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Historische Forschung Bd. 18 (1991), S. 149-176.
Heide Barmeier et al. (Hg.), Lippische Geschichte, 2 Bde., Petersberg 2019.
Erich Kittel, Heimatchronik des Kreises Lippe, Köln 2. Aufl. 1978.

Bestandslaufzeit
1537-1761

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Letzte Aktualisierung
06.03.2025, 18:28 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1537-1761

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