Archivbestand

Volksmissionarisches Amt (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Volksmissionarisches Amt 1949 wurde Pfr. Fritz Schindelin (Duisburg-Wedau) zum Leiter des Amtes für Evangelisation und Volksmission ernannt. Zunächst stand die klassische Evangelisation im Mittelpunkt der Arbeit. 1959 beschloss die Landessynode eine Neuordnung des Amtes, das sich nunmehr u. a. auch neuer Formen des Gemeindeaufbaus, Fragen des Besuchsdienstes und der Arbeit in der Freizeitwelt annehmen soll. Der Volksmissionarische Ausschuss diente fortan als Leitungsgremium. Leiter des Volksmissionarischen Amtes waren in der Folge Pfr. Arthur Stephan (1960-1977), Pfr. Klaus Teschner (1977-1992) und Pfr. Wiland Wiemer (1992-1999). In Zusammenarbeit mit anderen Ämtern und Werken wurden sog. Gebietsmissionen durchgeführt. In der Amtszeit Teschners lag der Akzent eher auf evangelistischen Großveranstaltungen. Zum 1.1.2000 erfolgte die Teilung des bisherigen VMA in das "Amt für Gemeindeentwicklung und Missionarische Dienste" (GMD) und die "Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung" (GO). Das VMA war seit 1964 in Angermund ansässig, 1974 erfolgte der Umzug in das "Haus Landeskirchliche Dienste" in Düsseldorf. Inhalt: Bibelwochen; Missionale (1980, 1984); Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste; Kirchentag Düsseldorf 1973; Aktion 365; Volksmissionarischer Ausschuss; Unterricht für Gemeindemissionare; Gebietsmissionen in den Kirchenkreisen Birkenfeld, Koblenz, Leverkusen, St. Wendel, Wetzlar (1963-1971); Raumordnungs- und Strukturausschuss (1970-1975); Mobile Kirche; Korrespondenz mit Kirchenkreisen A-Z. 1. Beschreibung des Bestandes Das Aktenmaterial befand sich vor allem in Stehordnern, teilweise in Heftern, ein kleiner Teil ungeordnet (in Briefumschlägen) oder mit Kordel zusammengebunden (Sammlung der „Nachrichten", Mitteilungsblatt des VMA). Vor einigen Jahren hatte ein Mitarbeiter des landeskirchlichen Archivs bereits mit der Umbettung und Verzeichnung des Bestandes begonnen; es handelt sich dabei um die Akten-Nummern 1 bis 77. Die Enthältvermerke wurden überarbeitet und ins Findbuch übernommen. Insgesamt umfaßt der Bestand die Nummern 1 bis 576 in 109 Archivkartons. Die Akten-Nummern erscheinen im Findbuch nicht fortlaufend, sondern als Springnummern. Zum Auffinden einer bestimmten Akten-Nummer im ausgedruckten Findbuch müssen deswegen Inhaltsverzeichnis und Register zu Hilfe genommen werden. Bei den Aktentiteln handelt es sich durchweg um die vom Verzeichner vorgefundenen. Bemerkungen zu den Enthält-Vermerken erscheinen am Ende des Vermerks in eckigen Klammern. 2. Zeitliche Zuordnung und Gewichtung der Akten Der Bestand umfaßt bis auf wenige Ausnahmen die Jahre 1960 bis 1990. Das Aktenmaterial stammt vor allem aus der Zeit Pfr. Arthur Stephans, der von 1960 bis 1977 Leiter des VMA war, sowie zu einem kleineren Teil (23 % der Akten) aus den Jahren 1977 bis 1992, in denen Pfr. Klaus Teschner die Leitung innehatte. Viele Akten wurden nach 1977 nicht weitergeführt. Anders verhält es sich nur in wenigen Fällen, z.B. mit den Personalunterlagen und den Unterlagen des Volksmissionarischen Ausschusses, dem Leitungsgremium des VMA. Ein Grund dafür ist sicherlich die Setzung anderer Arbeitsschwerpunkte durch Teschner. Tatsächlich enthalten die Akten aus den Jahren ab 1977 neben Tageskopien sowie der Korrespondenz Teschners und Haarbecks v.a. Unterlagen der Missionale-Kongresse. Vor A. Stephan leitete Fritz Schindelin das VMA. Aus dieser Zeit, den Jahren 1949 bis 1960, ist nur wenig Aktenmaterial vorhanden, und zwar Bd. 1 des Volksmissionarischen Ausschusses (Akte Nr. 462, Abschn. 2.2.5.1. (Laufzeit 1949-1957)) sowie mehrere Nummern des "Freundesbriefes des Volksmissionarischen Amtes" (Akte Nr. 525, Abschn. 4.2.1. (ab 1960: "Nachrichten aus der rheinischen Volksmission")); einige Personalakten ("ausgeschiedene Mitarbeiter") beginnen in den Jahren 1958/59. Nur wenige Unterlagen stammen aus der Zeit von 1990 bis 1992, also aus den letzten Jahren der Amtszeit Teschners; nur eine Akte ist vollständig dieser Zeit zuzuordnen. 3. Inhaltliche Zuordnung und Gewichtung der Akten Um den Bestand zu ordnen, versah der Verzeichner alle Akten mit einer Signatur, und zwar in Anlehnung an den vorhandenen Aktenplan (Akte Nr. 576), der vermutlich aus dem Anfang der 70er Jahre stammt (vgl. das Konzeptionspapier zur Neuorganisation des VMA von 1972 mit Einteilung in drei Abteilungen: Akte Nr. 414). Leider besaß ursprünglich nur ein geringer Teil (ca. 5 %) der Akten eine solche Signatur. Teilweise gestaltete sich die nachträgliche Zuordnung der Akten zu den Nummern des Aktenplans schwierig; Mischakten wurden aber nicht geteilt. Die Aktentitel wurden vom Verzeichner übernommen. Der Aktenbestand wird zunächst in drei große Abschnitte unterteilt, und zwar entsprechend der Einteilung der Aufgaben des Amtes in drei "Arbeitsgebiete" (lt. Aktenplan; entspricht den drei Abteilungen im VMA): Arbeitsgebiet I ("Missionarische Verkündigung"), Arbeitsgebiet II ("Missionarischer Gemeindeaufbau") und Arbeitsgebiet III ("Missionarische Seelsorge / Freizeit und Erholung"); hinzu kommt der Abschnitt 4 ("Volksmissionarisches Amt"). Gewichtung der Akten: Von seinem Umfang her verteilt sich der Bestand wie folgt auf die Arbeitsgebiete: Arbeitsgebiet I: 15,8 %; Arbeitsgebiet II: 56,3 %; Arbeitsgebiet III: 9,7 %; Teil 4 (VMA): 18,2 %. Der Schwerpunkt des Aktenbestandes liegt also im Teil II und umfaßt mehr als die Hälfte der Akten, die bis auf wenige aus der Zeit Stephans stammen; es handelt sich dabei v.a. um Unterlagen von Ausschüssen, um Kontakte zu Ämtern und Werken sowie zur Weltmission und um die Akten der Gebietsmission bzw. des ROSTA. Eine Besonderheit stellt der Abschnitt 4. (VMA) dar; nach Arbeitsgebiet II ist er der umfangreichste. Der Aktenplan untergliedert ihn in 4.1./"Kirchenkreise" (53 Akten-Nummern) und 4.2./"Diverses" ("Nachrichten aus der rheinischen Volksmission” [4 Akten-Nrn.]; Häuser und Tagungsstätten [3 Akten-Nrn.]; Datenverarbeitung [keine Unterlagen vorhanden]). Vom Verzeichner wurden Abschnitt 4.3./"Mitarbeiter" (Personalunterlagen ausgeschiedener Mitarbeiter [15 Akten-Nrn.], Dienstwohnungen [2 Akten-Nrn.] und Bezüge/Fortbildung [2 AktenNrn.]), Abschnitt 4.4./ "Verwaltung" (Miet- und Bauangelegenheiten, Aktenplan [5 AktenNrn.]) und Abschnitt 4.5. (Handakten [6 Akten-Nrn.] und Korrespondenz [13 Akten-Nrn.]) hinzugefügt. 4. Zur Geschichte des Volksmissionarischen Amtes (nach 1949): Vom „Amt für Evangelisation und Volksmission” zum „Amt für Gemeindeentwicklung und Missionarische Dienste” a) Die Entdeckung der „missionarischen Dimension” der Gemeindearbeit Zum 1. Februar 1977 wird Pfr. Arthur Stephan in den Ruhestand versetzt. Er leitete das VMA 17 Jahre lang. In einem Abschiedsbrief an die Empfänger der VMA-"Nachrichten" vom Januar 1977 blickt er auf seine Amtszeit zurück: "Als ich ... mit meiner Arbeit im Volksmissionarischen Amt begann, war Volksmission einer außerordentliche Bemühung kirchlichen Handelns, welche zusätzlich zur 'normalen' Gemeindearbeit geschah. Volksmission war identisch mit evangelistischer Verkündigung... In meiner 20jährigen Gemeindearbeit in Barmen-Wichlinghausen hatte ich aber die Entdeckung gemacht, daß die Gemeinde selbst als Trägerin des missionarischen Auftrages eine ... in der permanenten Sendung befindliche Gemeinde ist..." (Akte Nr. 525). Aus seiner Entdeckung der "missionarischen Dimension" der Gemeindearbeit entwickelt Stephan eine neue Konzeption für die Arbeit des VMA. Es soll die Gemeinden dazu befähigen, ihre missionarische Verantwortung wahrzunehmen; hier setzt das Arbeitsgebiet "missionarischer Gemeindeaufbau" (Abt. II) an. Dem entspricht auch die Änderung der Namensbezeichnung des Amtes: aus dem "Amt für Evangelisation und Volksmission" (ab 1949) wird nun das "Volksmissionarische Amt". Im einzelnen versucht man, dem neuen Ansatz mit Hilfe von „Gebietsmissionen” (in Kirchenkreisen), durch strukturelle Veränderungen (Kooperation verschiedener Gemeinden und Regionen zwecks Straffung der Arbeit; Stärkung der ehrenamtlichen Mitarbeiter) und durch die Einrichtung neuer Arbeitszweige (Besuchsdienstarbeit; Gemeindeaufbau in Neubaugebieten; Gemeindeberatung) Rechnung zu tragen. Daneben entwickelt sich die Arbeit der „Kirche unterwegs” (später „Mobile Kirche”) mit Camping- und Urlauberseelsorge („Autokirche” mit Kirchenbus, Zelten) als selbständiges Arbeitsgebiet des VMA (Abt. III: Missionarische Seelsorge / Freizeit und Erholung). b) Schindelin (1949): Evangelisation ist Hauptaufgabe des VMA Evangelisationen (Zelt- und Hausmission, Bibelwochen, Großveranstaltungen) als besondere Form der missionarischen Verkündigung werden in den 60er und 70er Jahren immer weniger durchgeführt. Dagegen hatte Pfr. Fritz Schindelin, Duisburg-Wedau, der 1949 zum Leiter des „Amtes für Evangelisation und Volksmission” ernannt wurde, die Evangelisation als "Ausrichtung des missionarischen Auftrags der Kirche durch außerordentliche Wortverkündigung” noch zur Hauptaufgabe des Amtes erklärt. (Akte Nr. 462, Abschn. 2.2.5.1. (hs. Konzept, 1949)) Die Evangelisation der Fernstehenden und des Kirchenvolks sollte durch die „Evangelisierung und volksmissionarische Ausrichtung der Pfarrer” (Akte Nr. 462, Abschn. 2.2.5.1. (hs. Konzept, 1949)) sowie durch Zurüstung von Mitarbeitern erreicht werden. c) Die Neuordnung der volksmissionarischen Arbeit im Jahr 1959 Die Landessynode beschließt 1959 eine Neuordnung des VMA sowie die Einrichtung der Volksmissionarischen Arbeitsgemeinschaft (theol. Grundlegung, Planung) und des Volksmissionarischen Ausschusses (Leitungsgremium des VMA) (Akte Nr. 109, Abschn. 2.2.5.1.). Als Aufgaben des VMA werden insbesondere neue Formen des Gemeindeaufbaus, die Arbeit in Neubausiedlungen, Besuchsdienst und Mischehenseelsorge genannt; evangelistische Veranstaltungen und Zeltmissionen kommen nur noch am Rande vor. Als sie 1960 Pfr. Stephan die Leitung des VMA überträgt, will die Kirchenleitung diesen Neuansatz ("bei gleichbleibendem Ziel") der volksmissionarischen Arbeit gewährleisten. Evangelisation müsse ergänzt werden "durch einen Neuansatz der Volksmission, der durch die lebendige Gemeinde selbst getragen wird": so äußert sich Oberkirchenrat Rößler in einem Schreiben an Pfr. G. Bergmann, Halver, dessen Bewerbung abgelehnt worden war (Akte Nr. 423, Abschn. 2.2.5.0.). Im Jahr 1962 kritisiert Pfr. Karl Immer, Duisburg, die Arbeit Schindelins als einseitig und mahnt bei Stephan an, "daß wir die ganze Breite der volksmissionarischen Arbeit im Griff behalten"; dabei sind ihm besonders die "Stillen Rüstzeiten" (Retraiten) ein Dorn im Auge (Akte Nr. 422, Abschn. 2.2.5.0.). d) Aufbau der „Volksmissionarischen Zentrale” in Angermund 1962 legt Stephan detaillierte Vorschläge für die Errichtung einer volksmissionarischen Zentrale vor (Akte Nr. 250, Abschn. 4.4.). Er fordert die Konzentration des VMA in Angermund (wo es schon ein Pfarrhaus für den zweiten Landespfr. des VMA gibt) und entwickelt ein Bauprogramm mit Pfarrhäusern, Büro- und Tagungshaus und Mitarbeiterwohnungen. Ein erster Bauabschnitt wird realisiert: Einweihung am 19.2.1964 (Akte Nr. 46 und Nr. 250 (Abschn. 4.4.); Akte Nr. 463 (Abschn. 2.2.5.1.)). e) Pläne zum weiteren Ausbau des VMA (1966) Ein Memorandum (Akte Nr. 250, Abschn. 4.4. (Verf.: Stephan?)), das für die Landessynode 1967 erarbeitet wird, beschreibt die Aufgabenstellung des VMA als "Beratung und Hilfe der Gemeinden zur Teilhabe an der Missio Dei" und stellt einen Organisationsplan mit genauer Aufgabenzuordnung vor, wie er sich seit 1960 entwickelt hatte: Hier werden außer (missionar.) Verkündigung und Gemeindeaufbau auch missionarisch-sozialdiakonische Aufgaben und Apologetik (Sekten) genannt. Als personell unterbesetzt sieht man vor allem die Arbeitsgebiete „Gebietsmission” und „Arbeit in der Freizeitwelt” (Kirche unterwegs). Besonderer Pflege bedürfe in Zukunft u.a. auch eine zeitgerechte Evangelisation (genauer: "weltlich von Gott reden" (vgl. dazu den Jahresbericht des VMA für die LS 1967: Akte Nr. 463, Abschn. 2.2.5.1.)). Das Papier schließt mit der Beantragung einer dritten Landespfarrstelle. Eine Besprechungsvorlage vom 24.6. desselben Jahres (Verf.: Stephan) zum weiteren personellen und räumlichen Ausbau des Amtes (Akte Nr. 250, Abschn. 4.4.) beschreibt zunächst die Notwendigkeit einer "missionarischen Durchdringung unserer Kirche"; das VMA brauche Multiplikatoren auf den unteren Ebenen (missionar. Dienstgruppen in Gemeinden; hauptamtl. Mitarbeiter in Kirchenkreisen). Außerdem sei die Einrichtung eines neuen Arbeitsgebiets "Mobile Kirche" geplant. Schließlich werden Überlegungen angestellt, das VMA wegen der Belastung des Begriffes"Volksmission" in "Missionarisches Werk" (entsprechend dem "Diakonischen Werk") umzubenennen. f) Auf zeitgemäße Evangelisation nicht verzichten! Auf Evangelisationsarbeit ist aber nie ganz verzichtet worden: 1966 beschließt der volksmissionarische Ausschuß ein neues Rahmenprogramm für diese Arbeit; die bisherige Methode der Evangelisation sei zwar "in unserer Zeit nicht ohne weiteres nachzuvollziehen", aber ihr "Anliegen, Menschen zur Entscheidung zu rufen, ... (könne) nicht aufgegeben werden" (Akte Nr. 464, Abschn. 2.2.5.1.). Als Formen der Arbeit werden Evangelisationswochen ("Konzentration") und Evangelische Wochen ("Expansion") genannt (die Zeltmission soll allerdings eingestellt werden) Alles in allem geht aber die Zahl der Evangelisations-Veranstaltungen so zurück, daß 1972 die Frage gestellt wird, ob es nicht besser wäre, die Rubrik "Evangelisation" aus der Statistik des VMA herauszunehmen. (Akte Nr. 528, Abschn. 2.2.9.) Allerdings gibt es immer wieder kritische bzw. mahnende Stimmen; so urteilt Pfr. Schindelin 1969 aus dem Ruhestand, der Gebietsmission fehle die geistliche Orientierung. (Akte Nr. 334, Abschn. 2.3.6.2) Pfr. Helmich, Wuppertal, vermißt das Thema "Volksmission - wie erreicht die Botschaft unseres Herrn die Menschen" und kritisiert die Arbeit des Volksmissionarischen Ausschusses als "Nabelschau". (Akte Nr. 109, Abschn. 2.2.5.1. (Brief an Stephan, 1976) g) Schwierigkeiten Neben den Unterlagen des Volksmissionarischen Ausschusses, aus denen hier häufig zitiert wird, sei auch auf die Jahres- bzw. Arbeitsberichte des VMA hingewiesen, welche die aktuellen Entwicklungen in der volksmissionarischen Arbeit darstellen; hier werden auch Schwierigkeiten angesprochen, so z.B. im Jahresbericht für die Landessynode 1967, in dem die Routine und Überforderung in den Gemeinden, aber auch die theologische Lage beklagt wird: "Besonders auf dem Gebiet der Evangelisation wird der Gegensatz zwischen den theologischen Positionen des Fundamentalismus und des Liberalismus schmerzhaft deutlich. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, Brücken zu schlagen, ohne die Gegensätze zu verharmlosen." (Akte Nr. 463, Abschn. 2.2.5.1.) Schon 15 Jahre früher klagt der volksmissionarische Ausschuß über die Sperrigkeit der Gemeinden den Bemühungen des VMA gegenüber: Bei der Evangelisation sei eine "Vorwärtsentwicklung kaum zu bemerken ... Die Gemeinden wagen fast nichts. Die Pfarrer bewegen sich auf ausgefahrenen Geleisen. Dazu hat sich an manchen Orten ein 'Antipietistenkomplex' festgesetzt." (Akte Nr. 462, Abschn. 2.2.5.1. (Protokoll vom 26.3.1952)) h) Konzeptionelle Weiterentwicklung 1972 1972 wird neue "Konzeption des Volksmissionarischen Amtes der Ev. Kirche im Rheinland" vorgestellt. In der Grundsatzerklärung geht es v.a. um das Verhältnis von Volksmission und Weltmission; außerdem werden ausführlich die Aufgaben des VM-Ausschusses, der VM-Arbeitsgemeinschaft, des Amtes und seiner neu eingerichteten Abteilungen beschrieben (mit Organisations- und Stellenplan); den Abteilungen werden Fachausschüsse zugeordnet, u.a. der Ausschuß für Weltanschauungs- und Sektenfragen sowie der ROSTA. Wieder wird eine Umbenennung des VMA vorgeschlagen, und zwar in „Amt für missionarische Dienste”. i) Umzug ins Haus Landeskirchliche Dienste (1974) Dem Geist der Zeit entspricht es, an Strukturen zu arbeiten (vgl. die Arbeit des ROSTA, Abschn. 2.4), mit anderen zu kooperieren und Arbeitsbereiche zu "vernetzen". Dies versucht man für Kirchenkreise und Gemeinden v.a. in der Folge der Gebietsmissionen zu realisieren; die intensive Aufgabe "Gebietsmission" mit vielen Besuchen von Mitarbeitern des VMA, von Mentoren und Referenten in den Gemeinden ist nur möglich durch die Zusammenarbeit des VMA mit anderen Ämtern und Werken der rheinischen Kirche (VMA, Amt für Sozialethik, Männerwerk, Amt für Jugendarbeit, Ev. Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung usw.). Es entsteht der „Arbeitskreis landeskirchlicher Ämter und Werke” (ALAW) (Akte Nr. 314, Abschn. 2.2.5.3.), schließlich wird ein gemeinsames Gebäude für deren Geschäftsstellen und Mitarbeiter errichtet: am 30.4.1974 wird das "Haus Landeskirchliche Dienste" in Düsseldorf eingeweiht. (Akte Nr. 364, Abschn. 4.4.; vgl. Anmerkung 29) j) Neue Schwerpunktverschiebung nach 1977: Evangelisation (Missionale) Nach der Verabschiedung Stephans in den Ruhestand und der Berufung Pfr. Klaus Teschners (Kurzlebenslauf Teschners: Akte Nr. 536, Abschn. 2.2.16.) zum Leiter des VMA im Jahr 1977 verändern sich die Schwerpunkte der Arbeit hin zu einer neuen Betonung der "außerordentlichen Verkündigung" (dem entspricht auch die Aktenlage: s. Kap. 2 dieses Vorworts). Dies geschieht vor allem in der Durchführung von evangelistischen Großveranstaltungen ("Missionale", Evangelisationswochen und Aktionen (z.B. die "Aktion in jedes Haus": Akte Nr. 79, Abschn. 4.5.1.)), die jedoch von Mitarbeiterkreisen aus vielen Gemeinden getragen werden. Ab 1992 gibt es wieder einen Landespfarrer für Evangelisation. (Pfr. Busch, Abt. I) Daneben werden die Arbeitsbereiche missionarischer Gemeindeaufbau (vgl. die Vorlage Teschners dazu aus dem Jahr 1982 (Akte Nr. 86, Abschn. 2.2.5.1.) sowie die Unterlagen zum Proponendum "Einladende Gemeinde" 38) und Besuchsdienst (Errichtung einer Landespfarrstelle 1982 (Akte Nr. 87, Abschn. 2.2.5.1.)) intensiviert. k) Ergänzung: Teilung bzw. Umbenennung des VMA im Jahr 2000 Die Akten dieses Bestandes reichen lediglich bis zum Jahr 1992, vollständigkeitshalber soll aber die weitere Entwicklung nicht unerwähnt bleiben: Am 29.10.1999 beschließt die Kirchenleitung, daß „aus dem bisherigen Volksmissionarischen Amt ... zum 1.1.2000 zwei voneinander unabhängige, im Verwaltungs- und Bürobereich jedoch kooperierende, unselbständige landeskirchliche Einrichtungen” („Eckpunkte”, Nachrichtenblatt der Rhein. Arbeitsgemeinschaft für Gemeindeberatung, Nr. 17, 3/1999) hervorgehen, und zwar das "Amt für Gemeindeentwicklung und Missionarische Dienste" (GMD) (Arbeitsfelder: Besuchsdienst, Arbeit mit der Bibel, Kirchliche Dienste in der Freizeitwelt, Evangelistische Verkündigung, Einkehr und Stille) und die "Gemeindeberatung / Organisationsentwicklung" (GO). "Während sich die GO als eine Art 'Unternehmensberatung in der Kirche' (Pohl) versteht, berät und unterstützt das GMD Gemeinden und Einrichtungen 'bei der Entfaltung ihrer missionarischen Dimension'." ("Der Weg", Nr. 51/1999; zur Arbeit des GMD vgl. „Der Weg” Nr. 12/2001) Namen sind immer auch Programm! Zu den Namensbezeichnungen der Ämter, in denen volksmissionarische Arbeitsgebiete in anderen Landeskirchen angesiedelt waren vgl. die Akten-Nrn. 226ff und 551ff; sie reichen vom "Amt für Mission und Evangelisation" (Kassel) und dem "Amt für Volksmission und Gemeindeaufbau" (Karlsruhe) bis zum "Amt für Gemeindedienst" (Nürnberg, Hannover) und dem "Amt für Volksmission und Sozialarbeit" (Braunschweig). 5. Wichtige Daten im Überblick: ··1949: Pfr. F. Schindelin, Duisburg-Wedau, wird vorläufiger Leiter (Vors.) des "Amtes für Evangelisation und Volksmission"; 1955 geht Schindelin in den Ruhestand, übt aber weiterhin die kommissarische Leitung aus; ·1955/56: als Bibel- und Hausmissionare arbeiten: H. Hilger und W. Högner; ·1959 Beschluß der Landessynode zur Neukonzeption des Amtes, sowie zur Einrichtung der Volksmissionarischen Arbeitsgemeinschaft und des Volksmissionarischen Ausschusses (Leitungsgremium); ·1960 Pfr. A. Stephan wird Leiter des Amtes; Büro: Trinkausstr. 7, Düsseldorf; ·1962 mit Pfr. H.-H. von Goessel wird eine zweite Pfarrstelle im VMA besetzt (Wohnsitz: Pfarrhaus Angermunder Str. 75); ·1963 neue offizielle Bezeichnung: "Volksmissionarisches Amt"; Stephan ist "Landespfarrer für Evangelisation und Volksmission"; Gemeindemissionar G. Gruska ·wird 1962 eingestellt (Wohnsitz: Kalkumer [früher: Angermunder] Str. 71); ·1964 19.2.: Einweihung der "Volksmissionarischen Zentrale" in Angermund (Kalkumer Str. 69); ·1966 personeller Ausbau des Amtes: Beantragung einer dritten Pfarrstelle, Einrichtung des Arbeitsgebiets "Kirche unterwegs" (Kirchenbus ab 1962) mit Diakon A. Lürmann und Jugendwart E. Bücken (ab 1967); Einstellung der Zeltmission; ·1967 Änderung der Pfarrstellenbezeichnung in "Landespfarrer für Volksmission"; als Volksmissionare arbeiten U. Seidel (ab 1963), D. Beste (ab 1964) und R. Scheu (ab 1969); Erweiterung des Arbeitsgebiets "Kirche unterwegs" zur "Mobilen Kirche" (Urlauberseelsorge, Naherholung, Freizeitarbeit; später Abt. III); ·1971 Pfr. Th. Haarbeck übernimmt die zweite Pfarrstelle als "Landespfarrer für Gemeindeaufbau"; Diakon W. Tiemann übernimmt die Besuchsdienstarbeit; ·1972 Einrichtung von drei Arbeitsgebieten (Abteilungen) mit Pfr. H. Demmer (Abt. I), Pfr. Haarbeck (Abt. II) und Pastor Gruska (Abt. III); Fachausschüsse (z.B. A. für Weltanschauungs- und Sektenfragen; ROSTA) werden den Abt. zugeordnet; ·1974 30.4.: Einweihung des "Hauses Landeskirchliche Dienste" in Düsseldorf (mit VMA und anderen Ämtern); ·1977 Pfr. K. Teschner übernimmt die Leitung des VMA; Pfr. P.-M. Preis leitet die Abt. I; in der Abt. II arbeitet seit 1976 Dipl.-Volkswirt F. Hungar; ·1983 Pfr. Dr. R. Sommer wird Landespfarrer für Besuchsdienst; ·1985 in der Abt. I wird eine Landespfarrstelle für Weltanschauungs- und Sektenfragen, besetzt mit Pastor J. Keden, eingerichtet; ·1992 Pfr. W. Wiemer wird Leiter des Amtes; es gibt wieder einen "Landespfarrer für Evangelisation" (A. Busch, Abt. I); H.-D. Pohl leitet als "Landespfarrer für Gemeindeaufbau und Gemeindeberatung" die Abt. II; ·2000 Aufteilung des VMA in GMD (Amt für Gemeindeentwicklung und Missionarische Dienste; Leitung: Pfr. Pompe) und GO (Gemeindeberatung / Organisationsentwicklung; Leitung: Pfr. Pohl) 6. Die Leiter des Volksmissionarischen Amtes: ··bis 1949: Pfr. Dr. Friedrich Linz (VMA der Ev. Kirche der Rheinprovinz) ·1949: Pfr. Fritz Schindelin (zunächst vorläufig; ab 1955 kommissarisch, i. R.) ·1960: Pfr. Arthur Stephan (ab 1.5.60) ·1977: Pfr. Klaus Teschner (ab 1.8.77) ·[1992: Pfr. Wiland Wiemer, ab 1.7.92] ·[2000: Pfr. Hans-Hermann Pompe] 7. Übersicht über die vorhandenen Jahres- bzw. Arbeitsberichte des VMA ··Jahre 1966/67: Akten-Nr. 210, Seite 53 ·Jahr 1967: Akten-Nr. 236; 463, Seiten 75; 83 ·Jahre 1973/74: Akten-Nr. 551, Seite 64 ·Jahre 1973-79: Akten-Nr. 408, Seite 77 ·Jahre 1974/75: Akten-Nr. 87, Seite 86 ·Jahr 1975: Akten-Nr. 82; 548; 336, Seiten 57; 81; 85 ·Jahr 1976: Akten-Nr. 109, Seite 85 ·Jahr 1977: Akten-Nr. 253, Seite 125 ·Jahr 1978: Akten-Nr. 253, Seite 125 ·Jahr 1980: Akten-Nr. 78, Seite 200 ·Jahr 1981: Akten-Nr. 572, Seite 57 ·Jahr 1983: Akten-Nr. 78, Seite 200 ·Jahr 1986: Akten-Nr. 544, Seite 87 Hinzu kommen: Rechenschaftsbericht mit statistischen Angaben zu den Jahren 1960-1967: Akte Nr. 463 (S. 83); Kurzberichte (in Beantwortung von Fragebögen der AMD /AG für Volksmission): 1960-62 Akte Nr. 206, S. 51 1968 Akte Nr. 209, S. 53 1963-64 Akte Nr. 205, S. 52 1969 Akte Nr. 433, S. 54 1964-65 Akte Nr. 207, S. 52 ABKÜRZUNGEN A. Ausschuß Abschn. Abschnitt ADAC Allgemeiner Deutscher Automobilclub AG Arbeitsgemeinschaft AK Arbeitskreis ALAW Arbeitskreis landeskirchlicher Ämter und Werke alph. alphabetisch AMD Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste betr. betreffend Bd. Band BfA Bundesversicherungsanstalt für Angestellte BKD Bank für Kirche und Diakonie BRD Bundesrepublik Deutschland BSD Besuchsdienst CSSR Tschechoslowakische Sozialistische Republik CVJM Christlicher Verein Junger Männer DAS Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt DCC Deutscher Camping-Club DDR Deutsche Demokratische Republik DEKT Deutscher Evangelischer Kirchentag ders. derselbe DKP Deutsche Kommunistische Partei Ds. Druckschrift DSB Deutscher Sportbund DW Diakonisches Werk EAB Evangelische Arbeitnehmer-Bewegung EAF Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen EDV Elektronische Datenverarbeitung EKD Evangelische Kirche in Deutschland EKdR Evangelische Kirche der Rheinprovinz EKHN Evangelische Kirche in Hessen und Nassau EKG Evangelisches Kirchengesangbuch EKiR Evangelische Kirche im Rheinland EKU Evangelische Kirche der Union EKvW Evangelische Kirche von Westfalen epd (ZA) Evangelischer Pressedienst (Zentralausgabe) EPK Evangelische Pressestelle Köln ESG Evangelische Studentengemeinde ev.-luth. evangelisch-lutherisch Faltbl. Faltblatt FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung FB Fragebogen FDP Freie Demokratische Partei Deutschlands Gal Galaterbrief Gd. Gottesdienst GEE Gemeinschaft Evangelischer Erzieher GMD Amt für Gemeindeentwicklung und Missionarische Dienste GO Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung halbs. halbseitig Hekt., hekt. Hektographie (hektographiert) Hg. Herausgeber hg. herausgegeben HH Haushalt HJ Halbjahr HLD Haus Landeskirchliche Dienste hs. handschriftlich idea Informationsdienst der Evangelischen Allianz inl. inliegend IFK Institut für Kommunikationsforschung Jg. Jahrgang Joh Johannesevangelium KABl Kirchliches Amtsblatt kath. katholisch Kigem Kirchengemeinde Kikr Kirchenkreis KL Kirchenleitung KO Kirchenordnung Kor Korintherbrief KS Kreissynode KSV Kreissynodalvorstand LKA Landeskirchenamt LS Landessynode luther. lutherisch LWB Lutherischer Weltbund MAV Mitarbeitervertretung MBK Mädchenbibelkreis MHV Missions-Hauptversammlung MJ Missionarisches Jahr Ms. (ms.) Maschinenschrift (maschinenschriftlich) Msgr. Monsignore Mskr. Manuskript Mt Matthäusevangelium MV Mitgliederversammlung NRW Nordrhein-Westfalen NRZ Neue Rheinzeitung o.D. ohne Datum ÖRK Ökumenischer Rat der Kirchen o.J. ohne Jahr OKR Oberkirchenrat o.Verf. ohne Verfasser PfDG Pfarrerdienstgesetz Pfr. Pfarrer PS Predigerseminar PTI Pädagogisch-Theologisches Institut PWO Presbyterwahlordnung Red. Redaktion rhein. rheinisch Rhld. Rheinland RJ Rechnungsjahr RMK Rheinische Missionskonferenz ROSTA Raumordnungs- und Strukturausschuß RP Rheinische Post rücks. rückseitig Rundschr. Rundschreiben SJ Societas Jesu Skr. Skript SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands StVO Straßenverkehrsordnung Sup. Superintendent syn. synodal TS Telefonseelsorge u.a. unter anderem u.a.m. und andere(s) mehr u.g. unten genannt v.a. vor allem VELKD Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands VEM Vereinigte Evangelische Mission VHS Volkshochschule VM Volksmission VMA Volksmissionarisches Amt WDR Westdeutscher Rundfunk WMK Weltmissionskonferenz ZDF Zweites Deutsches Fernsehen ZdL Zivildienstleistender

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