Bestand | Urkunden
Fürstentum Obere Pfalz, Kloster Walderbach Urkunden (Bestand)
Vorwort: 1. Geschichte Das Zisterzienserkloster Walderbach wurde ursprünglich von den Regensburger Burggrafen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Augustinerchorherrenstift gegründet, dann aber im Jahr 1143, mit Zisterziensermönchen besiedelt, möglicherweise aus dem Kloster Waldsassen, welches in den folgenden Jahrhunderten als Mutterkonvent fungierte. Der Walderbacher Konvent unterstand dem Bistum Bamberg. Neben dem Bamberger Bischof Otto I. sind 1249 Papst Innozenz IV. und 1277 König Rudolf von Habsburg als Schutzherren des Klosters nachzuweisen. Zu den erteilten Privilegien gehörten die Befreiung von der weltlichen Gerichtsbarkeit und die Abgabenfreiheit. Der Erwerb von Grundbesitz gestaltete sich angesichts der Nachbarschaft zum bereits 1118 gegründeten Kloster Reichenbach schwierig. Dennoch gelang es Walderbach, sich neben Gebieten in der unmittelbaren Nähe beispielsweise auch Besitzungen in Franken rund um Auernheim und Hofstetten und in Niederösterreich bei Untergrafendorf und Gottsdorf u erwerben. Gemäß der Fundatio gehörte die Hofmark Taimering südöstlich von Regensburg zur Gründungsausstattung des Klosters. Im Jahr 1466 tauschten Abt Philipp und der Konvent mit dem Kanonikerstift zur Alten Kapelle in Regensburg die Pfarrei Ramspau gegen die Hofmark und Kirchenvogtei Kirchenrohrbach, welche zu einem festen Bestandteil der Walderbacher Besitzungen wurde. Das 13. und 14. Jahrhundert gilt als die Blütezeit des Klosters, in welchem es auch eine umfangreiche Bibliothek aufbauen konnte. Die Einfälle der Hussiten von Böhmen aus trafen das Kloster schwer. In den Jahren 1428 und 1433 wurde es zweimal von einem hussitischen Heer gebrandschatzt und geplündert. Der Wiederaufbau gestaltete sich mühselig. Da im Laufe des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts die Klosterdisziplin nachließ, fielen die Ideen der Reformation auf fruchtbaren Boden. Nachdem 1556 Kurfürst Ottheinreich in der gesamten Kurpfalz und somit auch in der Oberpfalz das Luthertum eingeführt hatte, wurde das Kloster 1563 aufgehoben, nachdem es das letzte Ordensmitglied ein Jahr zuvor verlassen hatte. Der Besitzkomplex Walderbachs wurde jedoch als Klosterrichteramt fortgeführt und verwaltet. Nachdem die Oberpfalz 1628 Maximilian I. von Bayern als Entschädigung für seine Aufwendungen im Dreißigjährigen Krieg zugesprochen worden war, begann die Rekatholisierung des Fürstentums Obere Pfalz. Doch erst unter Kurfürst Ferdinand Maria wurden die oberpfälzischen Klöster 1669 wiederhergestellt und auch Walderbach mit seinem ehemaligen Besitzstand von der Zisterze Aldersbach aus wiederbesiedelt. 1691 erlangte Walderbach seine Selbständigkeit zurück, nachdem es bis dahin als Priorat Aldersbach verwaltet worden war. Der Neubau der Konventgebäude konnte allerdings erst 1732 vollendet werden. 1803 wurde das Kloster Walderbach säkularisiert und seine Hofmark aufgelöst. Bereits 1802 eine „Spezialkommission in Klostersachen“ dem Konvent verboten, nach dem Tod des Abts eine Neuwahl abzuhalten. Der Besitz des Klosters wurde beschlagnahmt, die Konventbauten wurden zum Tei privatisiert und als Brauerei verwendet, zum Teil dienten sie als Sitz von Behörden. 2. Bestandsgeschichte Der Bestand deckt die Jahre 1249 bis 1775 ab und besteht aus 87 Urkunden. Dabei handelt es sich bei mehr als 30 Urkunden um Kaufbriefe. Einen Anteil von jeweils etwa zehn Prozent bilden Vidimierungen und Belehnungen. Anhand von Einträgen in Kopialbüchern lässt sich feststellen, dass der Bestand des Klosters einst wesentlich größer gewesen sein muss. Für den Verlust an Archivalien gibt es vermutlich mehrere Gründe. Man darf davon ausgehen, dass schon im Jahr 1428, als Walderbach der Plünderung durch die Hussiten zum Opfer fiel, das Klosterarchiv in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aus der Zeit vor der Eroberung durch die Hussiten existieren 22 Urkunden. Der Ersteller des Findbuchs von 1925, Eugen Franz, vermutet zudem, dass es auch in der Zeit zwischen 1556/1563 und 1669, als das Kloster, bedingt durch die Einführung der Reformation in der Oberpfalz, aufgehoben worden war, zur Verringerung des Bestandes gekommen sein könnte, so wie in anderen oberpfälzischen Klöstern zu dieser Zeit auch. Im Zuge der Säkularisation 1803 kam es erneut zu Verlusten: Archivmaterial, das noch im Kloster gelagert worden war, soll von einem ehemaligen Angestellten des Klosters Reichenbach entwendet worden sein, welcher es an einen Chamer Lebkuchenbäcker verkauft bzw. zur Erprobung der Herstellung von Papierdosen verwendet haben soll. Im Jahr 1812/13 gingen die klösterlichen Urkunden und Akten, welche zum Teil seit 1802 in der Amberger Regierungsregistratur unter ungünstigen Bedingungen gelagert worden waren, an das neueingerichtete Allgemeine Reichsarchiv in München über. Vergleicht man den aktuellen Bestand mit dem 1662/63 angelegten Urkundenverzeichnis des Regierungsadvokaten Valentin Schwaighauser (StAAm, Standbücher 1217/II) und dem 1715 erstellten, mit einigen Nachträgen versehenen Kopialbuch (StAAm, Kloster Walderbach Amtsbücher und Akten 28), so ist festzustellen, dass es sowohl vor als auch nach der Anlage jenes Kopialbuchs zu einer erkennbaren Ausdünnung gekommen ist: Deutlich mehr als die Hälfte der in den Jahren 1662/63 erfassten Urkunden ist nicht mehr Teil des heutigen Bestandes. Aus der Zeit von 1669 bis zum Ende des Konvents 1803 sind lediglich elf Archivalieneinheiten überliefert. Im Jahr 1925/1928 wurde der Bestand in einem Findbuch durch Eugen Franz erfasst, dessen Regesten als Grundlage für diese Repertorium dienten. Dabei nahm er auch im Staatsarchiv Amberg verbliebene Ausfertigungen und Kopien mit auf, welche, sofern sie nicht Teil des vorliegenden Bestands sind, untern den Signaturen StAAm, Geistliche Sachen 5571, 5572, 5578, 5594 und 5620 zu finden sind. 1995 wurden im Rahmen der Beständebereinigung die Voraussetzungen für die Übergabe der Archivalien der oberpfälzischen Klöster an das Staatsarchiv Amberg geschaffen. Die Transferierung nach Amberg erfolgte noch im selben Jahr. Auf vorhandene bzw. nicht vorhandene Siegel wird bei der Beschreibung der äußeren Merkmale – zusätzlich unter Nennung der Befestigungs- und Aufbewahrungsart (z.B. Pergamentstreifen, Holzkapsel) – hingewiesen. Sollten bei mehreren Sieglern nicht alle Siegel erhalten geblieben sein, werden entweder die fehlenden oder die vorhandenen einzeln benannt (z.B. „5 Siegel an Perg.streifen, Siegel 4 fehlt“). 3. Literatur - Batzl, Heribert, Walderbach. Aus der Geschichte eines oberpfälzischen Zisterzienserklosters, Cham 1988. - Daschner, Manuela, Das Kloster Walderbach und seine Besitzungen im Mittelalter, in: Appl, Tobias – Knedlik, Manfred (Hgg.), Oberpfälzer Klosterlandschaft. Die Klöster, Stifte und Kollegien der Oberen Pfalz (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Oberpfalz, Bd. 2), Regensburg 2016, S. 103-114. - Daschner, Manuela, Die Besitzungen des Zisterzienserklosters Walderbach 1669-1802. Grundherrschaft, Verwaltungssystem und Wirtschaftsführung eines Oberpfälzer Klosters (Regensburger Beiträge zur Regionalgeschichte, Bd. 15), Regensburg 2013. - Stoiber, Erwin, Die Überlieferungssituation der Klöster der Oberen Pfalz im Staatsarchiv Amberg, in: Appl, Tobias – Knedlik, Manfred (Hgg.), Oberpfälzer Klosterlandschaft. Die Klöster, Stifte und Kollegien der Oberen Pfalz (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Oberpfalz, Bd. 2), Regensburg 2016, S. 16-25. Zitierfähige Signatur: Staatsarchiv Amberg [StAAm], Kloster Walderbach Urkunden Kernlaufzeit des Findmittels: 1249-1775 Anzahl der Archivalieneinheiten: 87 7. Dezember 2017 Ferdinand Sturm Der Bestand wurde nachträglich durch eine Urkunde vom 19. Dezember 1511 aus der Abgabe des Bayerischen Hauptstaatsarchivs vom 12. November 2020 (2010-2/48/3) ergänzt: StAAm, Kloster Walderbach Urkunden 88 (Altsignatur: BayHStA, GU Bruck 6) Die Anzahl der Archivalieneinheiten beträgt damit 88. 25. März 2024 Maria Rita Sagstetter
- Bestandssignatur
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Fürstentum Obere Pfalz, Kloster Walderbach Urkunden
- Umfang
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88
- Sprache der Unterlagen
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Deutsch
- Kontext
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Staatsarchiv Amberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Amberg >> I. Altbestände (Territorien und Institutionen des Alten Reichs) >> A. Fürstentum Obere Pfalz >> 3. Klöster und Klosterrichterämter
- Vorprovenienz
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Fürstentum Obere Pfalz, Kloster Walderbach Urkunden
- Bestandslaufzeit
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1249-1775
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
2025-03-26T10:30:07+0100
Datenpartner
Staatsarchiv Amberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
- Urkunden
Beteiligte
- Fürstentum Obere Pfalz, Kloster Walderbach Urkunden
Entstanden
- 1249-1775