Bild

Turm des Mailänder Doms

Johann Carl Schultz, Sohn eines Kaufmanns, wurde 1801 in Danzig geboren. Mit 17 begann er eine Ausbildung an der dortigen Kunstschule und ließ sich vom Direktor und Gründer dieser Kunstschule Johann Adam Breysig privat im Zeichnen unterrichten. 1820 ging Schultz nach Berlin und setzte sein Studium an der Kunstakademie bei Johann Erdmann Hummel, Professor für Perspektive, Optik und Architektur, fort. Schultz entwickelte ein besonderes Interesse an der Architekturmalerei. Eines seiner großen Vorbilder war der Berliner Maler und Architekt Karl Friedrich Schinkel. 1823 zeigte Schultz auf einer Danziger Debütanten-Ausstellung eine historische Landschaft mit einer Architektur nach Schinkel (Johann Carl Schultz, Ausst.-Kat., Malbork 2009, S. 39). Im gleichen Jahr ging er nach München, um sich bei dem damals namhaften Architekturmaler Domenico Quaglio weiterzubilden. 1824 brach er für vier Jahre nach Italien auf. Über Mailand, Mantua, Bologna, Florenz und Siena reiste er nach Rom. Während dieser Reise sammelte Schultz vielfältige Inspirationen für sein späteres Werk. 1828 kehrte der Maler nach Berlin zurück. 1830 wurde er Lehrer für Perspektive an der Bauakademie. Zwei Jahre später trat er als Nachfolger von Breysig das Amt des Direktors der Danziger Kunstschule an. Als Maler, Lehrer und als Denkmalpfleger erwarb er sich in seiner Heimatstadt große Verdienste. Während seiner Italienreise war für Schultz der Aufenthalt in Mailand einer der Höhepunkte. Der dortige Dom hinterließ bei ihm, wie bei anderen Künstlern auch, bleibende Eindrücke. Bereits Schinkel war zwei Jahrzehnte zuvor von dem Gebäude begeistert gewesen. Das damals für ihn großartigste gotische Architekturwerk hatte Schinkel in Berlin mit Diorama-Vorführungen populär gemacht. So präsentierte er 1808 in einer Weihnachtsausstellung die Außenansicht des Domes bei Mondbeleuchtung mit Fackelzug sowie ein Jahr später eine Innenansicht. Schultz hatte das Innere und Äußere des Doms in Mailand eingehend studiert und mehrfach gezeichnet. In Rom führte er nach diesen Skizzen zunächst zwei verschiedene Innenansichten in Öl aus. Er sandte die Werke 1826 auf die Berliner Akademieausstellung (Katalog zur Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste, Berlin 1826, S. 50, Kat. 483, 484). König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und der Kronprinz erwarben die beiden Bilder. Für den an einer solchen Darstellung ebenfalls interessierten Sammler Joachim Heinrich Wilhelm Wagener schuf der Künstler 1827 eine verkleinerte Fassung des vom Kronprinzen gekauften Bildes, das das sonnenbeschienene Innere nahe der Vierung mit Blick zum Chor zeigt. Eine Mönchsprozession ist im Gange, mehrere Andächtige und Pilger haben sich eingefunden (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 231).Als Pendant zu dieser Komposition malte Schultz für Wagener zwei Jahre später die formatgleiche, kühn angeschnittene Ansicht des begehbaren Daches des Mailänder Doms (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 232). Wagener bezahlte dafür 125 Taler (Verzeichniss der Gemälde-Sammlung des J.H.W. Wagener, Berlin 1850, S. 95, Kat. 192, 193, SMB-ZA, IV/NL Wagener). 1830 war das Bild auf der Akademieausstellung zu sehen. Mittelalterlich gekleidete Handwerker sind mit Arbeiten am Bau beschäftigt. Links überragt der Vierungsturm die Dachszene, rechts ist ein Ausblick auf die Stadt und schneebedeckte Alpengipfel gegeben. Der vom Sonnenlicht beschienene Marmor des filigran verzierten Gebäudes leuchtet hell vor dem strahlenden Blau des wolkenlosen Himmels. | Birgit Verwiebe

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

0
/
0

Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Rahmenmaß: 88,5 x 71,5 x 8,5 cm
Höhe x Breite: 69 x 51 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
W.S. 232

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1861 Vermächtnis des Bankiers Joachim Heinrich Wilhelm Wagener als Gründungssammlung der Nationalgalerie
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1829

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • 1829

Ähnliche Objekte (12)